Die Silvester-Gala

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Am frühen Morgen bekam ich den Anruf vom Hotel, mit der Info, dass Sven Richter bald antreffen würde und ich am besten mein Interview schon vor der Gala machen sollte.

Ich rief in der Gemeindeverwaltung an und erfuhr nach meiner Nachfrage, dass die Autobahn wieder offen sei. Erfreut darüber packte ich schnell meine Sachen zusammen, in den Koffer, den Dario für mich repariert hatte.

Sollte ich ihn wecken?

Ich schob den Gedanken beiseite, denn seine Dienste als Fotograf wurden erst heute Abend gebraucht und man wird ihn sicherlich ebenfalls angerufen.

Ohne mich nochmals umzudrehen verließ ich diese gemütliche Berghütte, die meine Welt durcheinander brachte.

Am Hotel angekommen ließ ich, wie in meinen Träumen, mein Auto von dem Parkwächter parken, indem ich ihm den Schlüssel in die Hand drückte, und stolzierte mit meinen Absatzstiefeln den Eingang herein.

Komischerweise fühlte es sich gar nicht so gut an, wie ich dachte. Ich war kurz davor zurück zu laufen und mein verdammtes Auto selbst zu parken. Die paar Schritte bis zum Eingang hätte ich auch geschafft.

Das hochmoderne Zimmer sah einfach nur kalt und ungemütlich aus. Die Freundlichkeit der Mitarbeiter übertrieben schleimig. Und Sven Richter? Ja, der war ein Arsch! Ein abgehobener Schnösel im Höhenflug.

Nichtsdestotrotz brachte ich mein Interview mit Bravour hinter mich und lächelte ihn freundlich an, bei jedem Mist, dass er mir erzählte.

Meine Laune besserte sich allmählich, als ich dabei war, mich für die anstehende Silvester-Gala zurecht zu machen. Ich trug meine dunklen Haare in großen Wellen, das Make-up ausdrucksvoll mit knallrotem Lippenstift, das die Farbe meines bodenlanges Kleides hatte. Dieses funkelte mit seinen vielen kleinen Glitzersteinchen und schmiegte sich hervorragend an meinen Körper. Der tiefe Ausschnitt zeigte ein wenig mehr Haut als beabsichtigt, aber es sah zu dem Schlitz am rechten Bein, grandios aus. Die dezenten Kristalohringe und die hohen Sandaletten rundeten meinen Look ab.

Es war bereits einundzwanzig Uhr, als ich mich zum Festsaal bewegte. Die meisten Gäste waren bereits da und ich unterhielt mich mal hier, mal da, mit den Prominenten. Die Storyline mit Sven hatte ich bereits im Kopf und einiges sogar schon zu Papier gebracht, aber ich brauchte noch ein paar Eindrücke von der Gala und den Gästen, um dieses Erlebnis bestmöglich zu beschreiben.

Alles war pompös hergemacht für die Silvesternacht. Gold und Glitzer dominierten den Look. Die Gäste waren elegant bis mega auffällig gekleidet. Es war, als wäre ich in einer anderen Welt. Einer Welt voller Luxus-Uhren, gemachten Lippen und teurem Champagner.

Ich lief gerade die paar Stufen zu der unteren Ebene runter, als ich ein bekanntes Gesicht entdeckte.

In einem dunkelblauen, perfekt sitzenden Anzug, einem weißen Hemd und einer schwarzen Fliege, stand Dario unten und starrte mich mit seinen weit aufgerissenen Augen an. Ich könnte schwören ihn schwer schlucken gesehen zu haben, als ich meine Fassung wiederfand und die letzten paar Stufen runter stieg, mich am goldenen Geländer haltend. 

Er ließ mich dabei nicht aus den Augen, richtete seine Kamera auf mich und drückte ab.

„Du sollst die Gäste fotografieren und nicht mich", neckte ich ihn strahlend.

Eigendlich wollte ich ihm so gut es geht aus dem Weg gehen - war aber schwierig, wenn wir beide hier arbeiteten.

„Die Journalistin sollte doch auch mal ins Rampenlicht gesetzt werden. Vorallem, wenn sie mal ausnahmsweise passend angezogen ist", neckte er mich zurück und mir entwich ein Lächeln. „Liana, wieso warst du heute so schnell weg?"

Ich war heilfroh, als mich eine Mitarbeiterin ansprach. „Da vorne ist Lorenzo, den sollten Sie auch ansprechen."

Ich bedankte mich bei ihr und wendete mich zum Gehen um, erleichtert über die Ablenkung, doch ich spürte, wie Dario's Hand sich auf meine legte. Ein Stromschlag durchzuckte meinen Körper dank seiner Berührung.

„Ich würde gerne später mir dit reden. Bitte renne nicht weg."

Verdutzt nickte ich und machte mich wieder an die Arbeit.

Stunden später versammelten sich alle auf der Terrasse, um in einigen Minuten das Feuerwerk zu betrachten. Alle außer mir. Gedankenverloren lief ich zu dem Balkon, eine Etage höher, und schnappte nach Luft, als mich die Kälte traf. Ich hielt mich am Geländer fest und betrachte die feiernde Gesellschaft von oben herab.

„War doch klar, dass du hier bist."

Ich zuckte zusammen und hilt mir mechanisch die Hand an die Brust. „Dario, du hast mich erschrocken!"

„Entschuldige. Ich habe nach dir gesucht und wusste, dass du hier bist."

„Woher wusstest du das?"

„Das hast du früher immer so gemacht. Immer weg von den Menschenmassen, aber sich nichts entgehen lassen."

Ich stützte mich wieder mit den Ellenbogen am Geländer ab. „Ich war halt schon immer anders."

„Jap, das warst du."

Die Röte stieg mir wieder ins Gesicht.

Wieso musste er mir das auch noch bestätigen, dass ich komisch war.

„Aber genau das habe ich immer so an dir gemocht", fügte er noch hinzu.

Daraufhin prustete ich los. „Klar! Ganz sicher!" Ich schüttelte meinen Kopf.

Überrascht beobachtete Dario meine Reaktion. „Liana, du weißt schon, dass ich voll in dich verknallt war?"

Mein Kinn schellte schlagartig nach unten. Ich versuchte krampfhaft ein Zeichen dafür zu finden, dass es ein Scherz war. Ein ganz blöder Scherz!

„Mach das nicht Dario! Erfinde nicht einfach irgendwas, damit ich mich besser fühle! Ich weiß doch, wie schräg ich war." Ich senkte den Kopf, weil es mir so peinlich war.

„Schräg? Aber genau das war doch unser Ding. Ich war doch genauso schräg. Deswegen waren wir ja auch Besties." Bei dem Satz lächelte er so süß, dass es mir einen weiteren Stich in der Brust versetzte.

Ich hatte es erfolgreich verdrängt, dass es auch mal für eine kurze Weile solche Zeiten zwischen uns gab. Es war einfacher daran festzuhalten, dass er ein Arsch sei.

Meine Finger krallen sich fester um das Metall. „Du warst nicht schräg. Ich habe es nie verstanden, wieso du dich mit mir abgegeben hast."

„Naja, weil ich insgeheim die ganze Zeit in dich voll vernarrt war. Und du hattest schon immer ein so schlechtes Bild von dir, was kein Mensch verstehen konnte."

„Hör auf Dario. Ich weiß wie du mich wirklich fandest. Ich brauche dein Mitleid nicht. Wenn das so gewesen wäre, dann ... Ach egal! Lass es gut sein. Es ist schon Ewigkeiten her."

„Das stimmt nicht."

Jetzt war ich nur noch sauer! „Ach ja? Komm schon! Wenn ich dir was bedeutet hätte, hättest du mich nie so behandelt. Ich weiß, es ist kindisch alte Wunden aufzureißen, aber weißt du eigentlich, wie lange ich gelitten habe? Du und deine Kumpels habt mich jede Pause fertiggemacht! Ständig beschimpft, ausgelacht! Ihr habt Gerüchte verbreitet, nur um mich bloß zu stellen! Ich verbrachte Monatelang meine Pausen heulend auf dem Klo, nur um euch nicht über den Weg zu laufen! Ihr hattet kein Recht mir das anzutun! Und all das nur weil ich dich geküsst habe ..."

Ich merkte, wie einige Tränen unweigerlich meine Wangen runterrollten.

Nervös fuhr Dario mit der Hand durch seine Haare. „Liana, du glaubst gar nicht, wie leid es mir tut, was wir dir angetan haben. Ich wollte schon die ganze Zeit mit dir reden, war dafür aber zu feige. Darf ich es dir bitte einmal erklären? Es soll keine Entschuldigung sein für mein Verhalten ... Ich wahr wirklich über beide Ohren in dich verknallt. Und unseren Kuss damals ... Es war mein Erster ... Der war für mich was ganz besonderes. Aber als ich es gleich danach meinen Kumpels erzählte, meinten sie, dass sie auch schon mal das Vergnügen mit dir hatten und du das ständig machen würdest. Es hieß, dass du bereits ein Auge auf Alex geworden hast. Ich habe es nicht geglaubt, bis ich dich in der Pause mit ihm in einer Umarmung gesehen habe."

Meine Kinnlade fiel wieder runter. „Aber das stimmt doch nicht. Ich war nur da, weil du mir diese Nachricht geschrieben hast, dass ich hinkommen soll. Und dann ist Alex aufgetaucht und gesagt, dass du überall rumerzählt hast, ich hätte mich dir an den Hals geworfen und dass du mich entjungfert hättest. Ich habe angefangen zu weinen und Alex hat mich getröstet."

Dario atmete ziemlich schwer. „Ich weiß ...", gab er kleinlaut zu. „Die Jungs haben es mir Jahre später nach zu viel Bier mal erzählt. Sie hatten uns wohl eine Falle gestellt, weil sie es lustig fanden. Ich wusste eigendlich schon immer, dass das miese Arschlöcher waren, aber ich war ja neu auf der Schule und hatte niemanden ..."

„Du hattest mich." Zum ersten Mal hatte ich eine logische Erklärung bekommen und glaubte ihm sogar.

„Nach der Aktion war meine Welt zusammengebrochen und die Jungs meinten, wir sollten uns an dir rechen. Ich war so blöd und habe mitgemacht beim auslachen. Aber ich wusste nicht, dass sie dieses Gerücht in die Welt gesetzt hatten."

Ich blieb eine Weile stum. Meine ganzen Gefühle waren ganz durcheinander nach der Erkenntnis.

Also mochte er mich doch?

„Liana, es tut mir so unglaublich leid, was damals passiert ist. Aber ich will, dass du weißt, dass ich dich wirklich mochte. Du warst meine erste Liebe."

Mein Blick huschte zu seinen Augen und diese funkelten unglaublich schön. Es war wieder um mich geschehen und ich war machtlos dagegen anzukämpfen. Zärtlich legte sich seine Handfläche an meine Wange und diesmal ließ ich zu, dass seine seidigen Lippen meine berührten. Die Schmetterlinge flattern in meinem Bauch auf und ich ließ es geschehen.

Im Hintergrund hörte ich die lauten Stimmen der Gäste, die von zehn abwärts runterzählten, doch es hatte keine Wichtigheit für uns.

Als das Feuerwerk den Himmel in den schönsten Farben erhellte, lösten wir uns lächelnd von einander und betrachten eng umschlungen das Spektakel, dass sich uns bot.

„Du warst auch meine erste und einzige Liebe", flüssterte ich.

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