Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

... ein Student ... 

Detektiv Brooks rieb sich das Kinn und blickte den etwa gleichaltrigen Mann vor sich in die Augen. »Genau. Mister Harold ist Student und verbringt seine Semesterferien bei seiner Verwandtschaft auf dem Land. Das Buch, das er sich in Ihrem Laden angesehen hat, ist eines seiner Studienbücher, das seine Tante bei einer Entrümpelungsaktion aussortiert und gespendet hat. Problem war, dass Harold einige Notizen in dem Buch verfasst hatte, die er für zukünftige Arbeiten brauchte.« 

Bevor der Mann vor ihm etwas einwenden konnte, hob der Beamte beschwichtigend eine Hand. »Ich weiß, was Sie fragen wollen: Warum hat er Sie nicht angesprochen oder das Buch zurückgekauft?«

 Brooks zuckte mit den Achseln. »Das habe ich Mister Harold gefragt und die Antwort ist einfach - aber dumm. Es war ihm peinlich, Sie direkt anzusprechen und da er das Buch für seinen nächsten Studiengang nicht mehr benötigte, dachte er, es wäre clever, wenn er sich die Notizen unauffällig abfotografiert. Das Problem war, dass Sie ständig am Tresen standen und er so keine Fotos machen konnte. Deshalb kam er jeden Tag wieder, in der Hoffnung, dass Sie irgendwann abgelenkt sein würden.« 

Daniel Foster war Anfang fünfzig, hatte lichtes braunes Haar und ein freundliches Gesicht. Auf seiner hohen Stirn zeichnete sich eine deutliche Beule ab, die von dem Buch stammte, das er wenige Stunden zuvor an den Kopf bekommen hatte. Während Brooks Ausführungen hatte der Antiquar geschwiegen, nun lehnte er sich vor und lächelte. 

»Ich weiß«, ließ er den verblüfften Beamten vor sich wissen. 

»Sie wissen es?« Brooks klang empört. »Woher?« 

»Ich habe Nikolas gefragt«, gestand Foster.  »Sie haben uns zusammen in den Warteraum gesteckt, da habe ich die Möglichkeit ergriffen und eine Unterhaltung begonnen. Nikolas ist ein netter Kerl. Schüchtern, aber fein. Schrecklich, wie das eskaliert ist ... mir war klar, dass Betsys Humor für Ärger sorgen würde ... Sie ist unverbesserlich.«

Foster seufzte, bevor er den Kopf schüttelte, wie es manchmal enttäuschte Väter taten, wenn ihre Kinder Mist gebaut hatten. »Dass sie Lukas Leichtgläubigkeit ausnutzt ... das war sogar für ihre Verhältnisse überzogen. Und Mia ... das Mädchen hat zu viel Fantasie. Das mag in der Kunst vorteilhaft sein, doch in diesem Fall war mehr schädlich als nützlich.« 

Brooks klappte der Mund auf.  Er hatte vier Verhöre über sich ergehen lassen und dieser Kerl fasste alles in wenigen Worten zusammen.

 »Geht es Ihnen gut? Sie ziehen ein Gesicht, als wäre Ihnen übel.« 

»Nein, alles gut«, presste Brooks hervor und schob den Drang, seinen Kopf auf die Tischplatte zu schlagen, zur Seite. Er war ein Profi - fein, ein genervter Profi ... aber er würde das hier zu Ende bringen. Also setzte er seine beste - ich weiß, was ich tue - Miene auf und fragte ruhig: »Ich darf also davon ausgehen, dass Sie keine Anzeige erstatten wollen?« 

Foster lachte laut. »Oh Gott, natürlich nicht. Im Grunde hatte die ganze Sache ja auch etwas Gutes, nicht wahr?« 

Der Detektiv blinzelte. »Etwas Gutes?« 

Was sollte an diesem Schlamassel gut sein? Am Ende war das alles eine Verschwendung von Zeit und Ressourcen. Nein, daran konnte er nichts Erfreuliches finden. Als hätte Foster seine Gedanken gelesen, warf er ihm einen erstaunten Blick zu.

»Hat Nikolas es Ihnen nicht erzählt?«

 »Was?«, antwortete Brooks kurz angebunden. 

»Na, was er studiert.«

»Nein, hat er nicht, und ich wüsste auch nicht, was das für eine Rolle spielt.«, sagte Brooks und verschränkte die Arme vor der Brust. 

»Soziologie«, antwortete Foster in einem Ton, als wäre damit alles wie von Zauberhand geklärt. War es natürlich nicht! 

Der Beamte brummte mehr, als dass er die Worte wirklich aussprach. »Na und?« 

»Naja, das ist ja gerade das Gute. Nikolas schreibt aktuell an einer Hausarbeit zum Thema Gruppendynamiken im Hinblick auf Verschwörungstheorien. Wir haben ihm also praktisch ein perfektes Beispiel geliefert.«

 »Sie machen Witze, oder?« 

»Nein, warum sollte ich darüber scherzen?«

 »Sie wollen mir also allen Ernstes erzählen, dass dieser ganze Schwachsinn eigentlich gut war, weil er einem Studenten bei den Hausaufgaben hilft?« 

Mister Foster nickte feierlich. »Aber klar, es war das perfekte Beispiel für das Eskalationspotenzial von Verschwörungstheorien.« 

»Ich bitte Sie, das war keine Verschwörungstheorie, das war Blödsinn!«, platzte es aus Brooks heraus. 

»Möglich«, räumte Foster ein und zuckte mit den Achseln. Seine Mundwinkel umspielte ein amüsierter Ausdruck, während er Brooks kritischem Blick standhielt. »Aber ist es im Grunde nicht genau das? Gefährlicher Blödsinn?« 

Brooks schnaubte, es war deutlich, dass Fosters Worte ihn nicht überzeugten. 

»Wir alle meinen zu wissen, was Verschwörungstheorien sind und wie wir ihnen entgehen können ...«, sagte dieser nun ernst. »Wir schütteln den Kopf über diejenigen, die sich von solchem Unsinn einfangen lassen, ohne zu merken, dass wir selbst nicht davor sicher sind. Es fängt meist harmlos an, wirkt vielleicht sogar belanglos, aber wenn genug Menschen an dasselbe glauben, egal wie absurd es auch sein mag, dann kann es ernste Konsequenzen haben. Verschwörungstheorien nähren sich nicht von ihrer Plausibilität Detektiv, sondern von dem Glauben ihrer Anhänger.«

»Und Glauben ist bekanntlich schwer zu erschüttern, selbst mit Fakten und Logik«, schloss Brooks, der beinahe nachdenklich klang. 

»Exakt«, lobte Foster grinsend.  Auf seinem Stuhl nach hinten gelehnt sah er dem Ermittler in die Augen. Seine ganze Haltung erinnerte an eine Lehrkraft, die soeben ihrer Schülerschaft etwas Wichtiges beigebracht hatte. 

»Fein.« Brooks hob in einer kapitulierenden Geste die Hände. »Sie haben gewonnen, dann hatte das Ganze also wenigstens einen lehrreichen Aspekt, wenn es schon sonst nichts gebracht hat. Und jetzt unterschreiben Sie bitte endlich die Unterlagen!« 

Foster machte große Augen. »Oh ... das hab ich glatt vergessen«, meinte er mit einem verlegenen Kichern. Brooks nickte stumm. 

Tatsächlich tat Foster endlich, worum er gebeten wurde. Kaum dass der Ermittler die Unterlagen wieder in den Händen hatte, schob er sich auch schon von seinem Platz. Foster tat es ihm gleich. 

Beide Männer sahen sich über die Länge des Tischs hinweg in die Augen.

 »Wissen Sie, Mister Foster, auch ich habe heute etwas gelernt«, gab Brooks zu und trat einen Schritt zurück. 

»Ach wirklich?« Foster klang neugierig. 

»Jawohl, ich werde in Zukunft nur noch Online-Bücher bestellen.«

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro