Ausgelassenheit - Lillys Sicht

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Mein Herz schlägt mir fest gegen meine Rippen, als ich gemeinsam mit Noah vor Louis Haus stehe. Ich wollte eigentlich nicht mitkommen, doch er hat so lange auf mich eingeredet, dass ich mich bereiterklärt habe, ihn zu begleiten. Er hat mir versprochen, dass wir gehen werden, wenn es mir auf der Grillparty gar nicht gefallen sollte. Ich weiß, was sein Plan ist: Er möchte mich aus meiner Komfortzone locken. Und das ist gut. Manchmal muss man eben Dinge tun, die einem Angst machen, man muss über seinen eigenen Schatten springen. Nachdem Noah geklingelt hat, wird die Tür von Louis geöffnet. Er will schon Noah zur Begrüßung abklatschen, doch er hält in seiner Bewegung inne, als er mich sieht.

,,Wieso bringst du die Streberin mit?'', fragt Louis vorwurfsvoll, wobei er mich argwöhnisch ansieht.

,,Lilly ist meine Freundin, Louis. Und deshalb werde ich nicht mehr akzeptieren, dass du sie so schlecht behandelst. Ansonsten werden wir nicht mehr miteinander befreundet sein können'', stellt Noah Louis vor die Wahl.

Seine Hand liegt auf meiner. Er steht zu mir und das auch vor seinen Freunden. Diese meinen, dass ich jemanden wie Noah nicht verdient hätte. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, doch ich habe in ihm tatsächlich jemanden gefunden, dem ich wichtig bin. Louis wirkt überrascht, sein Gesichtsausdruck verbirgt es nicht. Und dann tut er das, womit ich am wenigsten gerechnet habe. Er geht auf mich zu und streckt mir zur Begrüßung seine Hand hin.

,,Lass uns von vorne starten, Lilly. Ich bin Louis. Es freut mich, dass du heute bei der Grillparty dabei bist.''

Ich erwidere die Geste. Die Freundschaft zu Noah scheint Louis durchaus wichtig zu sein. Und wer weiß, vielleicht merken wir ja, dass wir uns gut verstehen. Wir treten ins Haus ein und gehen durch den Flur zum Garten. Noah scheint sich hier bestens auszukennen, denn er deutet mir an, wohin wir sollen. Von draußen ist schon laute Musik zu hören. Als wir näherkommen, haben wir einen guten Überblick auf die ganze Party. Viele Leute, die ich als Personen meiner Jahrgangsstufe zuordnen kann, sitzen zusammen in Kreisen, essen, unteralten sich oder sind am Tanzen. In einer Ecke des Gartens steht ein Grill, wo jemand fleißig dabei ist, Würstchen und Burger zu braten. Die Terrasse ist mit schönen roten Girlanden verziert. Es herrscht eine ausgelassene Stimmung, die ansteckend ist. Ein paar Blicke fallen auf uns, weil es für viele merkwürdig sein muss, dass Noah Baumgartner hier zusammen mit Lilly Schilling aufgetaucht ist. Das ist mir aber egal. Sollen sie doch denken, was sie wollen. Ich werde heute meinen Spaß haben.

,,Möchtest du etwas trinken?'', erkundigt sich Noah bei mir.

Ich nicke.

,,Okay, ich bin gleich wieder da. Ich bring dir und mir ein Bier mit.''

Es dauert nicht lang bis Noah wieder zurück ist. Er reicht mir eine Bierflaschen und wir stoßen an. Ich bin noch nie auf einer Party gewesen und weiß daher nicht, wie man sich entsprechend zu verhalten hat.

,,Hey.''

Noah scheint zu bemerken, dass ich in Gedanken versunken bin. Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und sorgt dafür, dass ich ihn ansehe.

,,Mache dir mal nicht so viele Sorgen. Genieße einfach den Abend, Lilly.''

Ich versuche mich etwas locker zu machen und konzentriere mich auf die Musik, die im Hintergrund läuft. Ich stelle meine Flasche rechts von mir auf dem Tisch ab und bewege leicht meine Hüften zum Beat. Dabei versuche ich mir vorzustellen, wie ich meine Kopfhörer aufhabe und nur für mich selbst tanze. Meinem Körper die Oberhand gebend, lasse ich mich vollkommen fallen. Ich spüre, wie Noah seine Hände auf meine Taille legt, mich zu sich zieht und verstehe, was er damit andeuten möchte.

,,Ich kann überhaupt nicht tanzen'', warne ich ihn.

,,Das sah gerade eben aber anders aus.''

Noah lässt sich nicht beirren und gibt für uns beide einen eher langsamen Rhythmus als Start vor.

,,Du siehst heute wunderschön aus'', sage ich nach einer Weile und spüre, wie sein Körper vor Lachen vibriert.

Das meine ich ernst. Noah trägt ein schwarzes Poloshirt und verwaschene Jeans. Die Haare hat er mit etwas Gel fixiert. Seine eisblauen Augen kommen dadurch richtig zur Geltung. Ich finde der Look steht ihm.

,,Wäre das nicht mein Text?'', fragt er mich lächelnd.

,,Auch Männer sollten so etwas zu hören bekommen'', beharre ich.

,,Das hat noch nie jemand zu mir gesagt. Danke, Lilly.''

Wie kann das sein?

Noah ist für mich das wunderschönste Geschöpf auf Erden. Schöner als der gewaltige Grand Canyon oder die mit Schnee bedeckten Alpen.

Moment.

Warum vergleiche ich Noah mit Gebirgen?!

Mit der Zeit werden unsere Bewegungen geschmeidiger und stimmen sich mit den Klängen der Musik ab. Eventuell kann jeder mit dem richtigen Partner tanzen, denke ich lächelnd und streiche sanft über Noahs Nacken. Ich kann seine Gänsehaut fühlen, was mich augenblicklich erschaudern lässt.

Habe ich dieselbe Wirkung auf Noah wie er auf mich?

Obwohl Noah und ich bereits eng umschlungen tanzen, ist es, als wolle man unsere Körper zu einem verschmelzen. Ein Teil von mir will sich von ihm lösen und ein bisschen Distanz zwischen uns schaffen. Der andere will sich noch näher an ihn pressen. Meine ganze Haut prickelt, und mir wird so heiß, dass ich von innen zu schmelzen drohe. Und dennoch will und brauche ich mehr. Ich werfe meinen Kopf in den Nacken, um Noah ansehen zu können. Er erwidert meinen Blick. In seinen Augen blitzt etwas auf.

Ist das Begehren?

Ich versuche, ruhig zu atmen, aber das ist gerade wirklich nicht leicht. Noah beugt sich langsam vor und lehnt seine Stirn gegen meine, bis sich unsere Nasenspitzen berühren.

,,Buh.''

Erschreckt lassen wir voneinander ab. Es ist Basti, der neben uns steht.

,,Hey Noah und Lilly'', begrüßt er uns. ,,Entschuldigung, ich wollte euch zwei nicht stören, aber es gibt etwas, dass ich dringend loswerden möchte. Louis hat mir vorhin erzählt, dass ihr beide ein Paar seid, herzlichen Glückwunsch.''

Bastis Augen liegen nun genau auf meinen.

,,Es tut mir leid, wie wir dich behandelt haben, Lilly. Das hattest du nicht verdient. Als die besten Freunde von Noah würden wir dich gerne besser kennenlernen. Du scheinst ihm sehr gut zu tun. Vielleicht hast du ja Lust, mit uns Karten zu spielen?''

Louis und Basti sind keine schlechten Menschen. Sie haben wahrscheinlich genauso wie ich einen Menschen bereits wegen Kleinigkeiten verurteilt, obgleich sie mit ihm noch nie wirklich ein Wort gewechselt haben. Wir alle machen mal Fehler, wenn wir uns allein von unseren Gefühlen leiten lassen.

,,Sehr gerne'', nehme ich das Friedensangebot an.

,,Dann kommt mit, ihr zwei.''

Wir greifen nach unseren Bierflaschen und laufen Basti hinterher. Und in diesem Augenblick spüre ich es. Es liegt etwas in der Luft. Sie riecht nach Veränderung. Ich bin das erste Mal auf einer Party und fühle mich dort bis jetzt ziemlich wohl. Einer der beliebtesten Jungs unserer Schule nennt sich mein Freund und scheut sich nicht davor, dies die Öffentlichkeit wissen zu lassen. Vielleicht werde ich in Basti und Louis zwei neue Freunde finden. Lilly Schilling strahlt nach so einer langen Zeit endlich wieder. Und das alles hat sie nur einem Projekt zu verdanken, bei dem sie mit einem Jungen zusammenarbeiten musste, den sie völlig falsch eingeschätzt hat.

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