Ich mache das nicht allein! - Lillys Sicht

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,,Herr Hartkamp'', versuche ich es auf die freundliche Tour. ,,Ich würde gerne meinen Projektpartner tauschen. Ich und Noah in einer Gruppe ... das wird nicht funktionieren.''

Herr Hartkamp blickt mich nur gleichgültig durch seine runden Brillengläser an.

,,Warum glaubst du, dass es nicht funktionieren wird, Lilly?''

,,Weil wir beide zu unterschiedlich sind. Wir kennen uns außerdem so gut wie kaum'', werfe ich ein und hoffe dabei so sehr, dass ich etwas an der Gruppeneinteilung ändern kann.

Ich kann nicht mit Noah in einer Gruppe sein! Geschichte ist sowieso schon nicht mein bestes Fach und ich kann es nicht riskieren, eine schlechte Note zu bekommen, weil mein Projektpartner und ich nicht miteinander klar gekommen sind. Ich stand letztes Jahr auf einer 1-, daraus kann auf gar keinen Fall eine 2 oder sogar schlechter werden!

,,Dann ist es doch umso besser, dass ihr beide eine Gruppe bildet, Lilly. Weißt du, auch im Berufsleben wirst du später auf Personen treffen, die sehr anders als du sind und die du eventuell nicht leiden kannst. Gerade in solchen Fällen ist eine Zusammenarbeit eine enorme Herausforderung. Aber das heißt nicht, dass man es nicht hinbekommen kann, etwas Großartiges auf die Beine zu stellen. Und wenn Noah sich nicht genauso stark wie du anstrengen sollte, dann sag es mir und ich werde ein ernstes Wort mit ihm reden.''

Ich merke schon: Herr Hartkamps Entscheidung steht fest!

Ich werde also mit Noah arbeiten müssen!

Schicksal, was hast du dir nur dabei gedacht, uns beide in eine Gruppe zu packen!?!

Ich bringe nicht mehr als ein Nicken zustande und setzte mich an meinen Platz. Noah sitzt bereits links von mir und hat den gleichen begeisterten Gesichtsausdruck wie ich. Herr Hartkamp hat sich bereits einer anderen Gruppe zugewendet, mit der er sich angeregt zu unterhalten scheint.

,,Sieht wohl so aus, dass wir miteinander an diesem Projekt arbeiten werden, Lilly'', gibt er von sich.

,,Ja, scheint so'', antworte ich ihm und versuche mich zusammenzureißen, nicht zu unfreundlich ihm gegenüber zu sein.

,,Ich habe so wenig Lust wie du auf dieses Projekt. Wie wäre es also, wenn du allein beide Texte schreibst und mir meinen kurz vorher gibst, damit ich ihn mir durchlesen kann, wenn wir diese vor der Klasse vorstellen? Daraus ergeben sich nur Vorteile für uns: Ich kriege so wie du eine gute Note und wir müssen keine Zeit miteinander verbringen.''

Bei Noahs Worten schnappe ich empört nach Luft. 

Er glaubt also, dass ich ganz alleine machen werde!!! Wenn er so denkt, dann hat er sich kräftig getäuscht! Lilly Schilling lässt vieles mit sich machen, aber das nicht!

,,Das kannst du schön vergessen, Noah. Ich werde nicht die ganze Arbeit machen, nur weil du keine Lust hast, auch nur einen Finger zu rühren! Du wirst sehr wohl etwas zu dem Projekt beitragen. Punkt.'' Ich habe gar nicht gewusst, dass ich so bestimmend sein kann. Aber in diesem Fall bin ich es, weil es hier um meine Zukunft geht. Nur weil ich mir meinen Projektpartner nicht aussuchen konnte, werde ich deshalb nicht eine schlechte Note mit nach Hause bringen. Meine Mama wird überschnappen, wenn ich das tun würde und ich möchte nicht, dass die ganze Mühe und Arbeit, die ich in meine Schulnoten gesteckt habe, umsonst ist. ,,Wir werden uns am Wochenende bei dir zuhause treffen und die Fragen abarbeiten. Du wirst sie vorher alle durchgehen und schon mal Antworten vorbereiten.''

,,Vergiss es, wir werden uns am Wochenende nicht bei mir treffen.''

Noah hat die Fäuste zusammengeballt und sieht angespannt aus.

,,Warum nicht?'', frage ich ihn verständnislos.

,,Weil ich das nicht möchte, okay? Außerdem habe ich am Samstag Basketballtrainig und damit sowieso keine Zeit. Wenn wir uns treffen, dann bei dir.''

Was!?!

Zu mir nach Hause?

Damit bin aber ich absolut nicht einverstanden!

Ich schüttle sofort den Kopf.

,,Das geht nicht. Du wirst nicht zu mir nach Hause kommen.''

Wie soll ich meiner Mutter erklären, warum ein Junge bei uns vor der Fußmatte steht?

,,Wieso? Hast du solche Geheimnisse, dass man nicht zu dir nach Hause darf, Lilly Schilling?'', fordert mich Noah heraus.

,,Das gleiche könnte ich dich fragen, Noah Baumgartner'', kontere ich frustriert.

Wie soll denn überhaupt zu einem Treffen kommen, wenn wir beide so stur sind?

Und wie soll eine gute Arbeit entstehen, wenn schon bei solchen Kleinigkeiten keine Einigung erzielt werden kann?

Aber eines ist sicher: Lilly Schilling wird das Projekt nicht allein machen!

***

Es ist nicht einfach, Noah Baumgartner alleine vorzufinden. Dauernd ist er umringt von irgendwelchen Mädchen oder seinen beiden besten Freunden. In der Kantine traue ich mich nicht, ihn anzusprechen und im Klassenzimmer genauso wenig.

In dieser Woche suche ich jeden Tag eine passende Gelegenheit, doch irgendwie klappt es nie. Am Donnerstag habe ich genug davon und fasse mir ein Herz. Nachdem die Schule zu Ende ist, warte ich vor Noahs Wagen, weil ich unbedingt geklärt haben möchte, wie wir denn nun weitermachen.

Einige Mädchen mustern mich mit einem komischen Blick, doch das ist mir egal. Und als der Inhaber dieses Wagens endlich vor mir steht, atme ich tief durch.

Du kannst das, Lilly!

Du weißt wofür du das hier tust!

,,Wir haben unsere begonnene Konversation noch nicht zu Ende geführt'', erinnere ich ihn, worauf er mich genervt ansieht.

,,Doch haben wir. Ich wollte nicht, dass du zu mir gehst und du wolltest nicht, dass ich bei dir auftauche. Und wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss los.''

Und mit diesen Worten steigt er lässig ins Auto und lässt mich völlig wütend zurück.

***

,,Vergiss es. Dieses Mal wirst du mir nicht die Autotür vor der Nase zuknallen'', warne ich Noah am Montag und stelle gerade noch rechtzeitig meinen Fuß dazwischen, als er sie schließen möchte. Ich habe mir in der letzten Zeit sehr viel Gedanken gemacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass wir uns bei mir zuhause treffen werden. So ganz wohl ist mir bei dieser Sache nicht, aber ansonsten werden wir niemals mit dem Projekt anfangen. Ich sehe nicht ein, dass ich die ganze Arbeit machen werde und wenn Noah mir die ganze Zeit aus dem Weg geht, dann muss ich eben zu härteren Mitteln greifen. ,,Wir werden uns am Samstagnachmittag um 15 Uhr bei mir treffen und du wirst pünktlich sein.'' Noah öffnet den Mund, als ob er etwas sagen möchte, doch ich komme ihm zuvor. ,,Ich weiß, dass du nur von 10-12 Uhr Basketballtraining hast, die Ausrede, dass du keine Zeit hast, gilt also nicht mehr. Und wenn du dich weigern solltest, diesen Termin wahrzunehmen, dann werde ich Herrn Hartkamp davon erzählen, so etwas lasse ich mir nicht bieten. Du bist mein Projektpartner, also wirst du genauso wie ich mit meiner Art klar kommen müssen. Das hier ist mein letztes Angebot.''

Mein Herz pocht heftig in meiner Brust, nachdem ich diese Worte ausgesprochen habe. Ich bin sehr stolz auf mich, dass ich sie aussprechen konnte, ohne auch nur zu stottern. Die selbstbewusste Lilly gefällt mir, auch wenn diese nur durch meine Verzweiflung entstanden ist.

,,Also gut, ich werde da sein'', gibt dieser sich geschlagen und ich klopfe mir gedanklich lobend auf die Schulter.

Manchmal muss man eben hartnäckig bleiben und bereit sein, einen Kompromiss zu finden, um das zu bekommen, was man sich wünscht.

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