Reflexion - Lillys Sicht

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,,Wo um Himmels Willen bist du gewesen, Lilly Schilling?!'', werde ich von meiner Mama wütend im Wohnzimmer empfangen.

Fieberhaft suche ich nach einer Möglichkeit, wie ich vor ihr verbergen kann, dass ich heute zusammen mit Noah die Schule geschwänzt habe. Ich bin ziemlich schlecht im Lügen. Man sieht es an meinen Gesichtszügen und hört es an meiner viel zu unsicheren Stimme.

,,Ich ... ich war ganz normal im Unterricht. Nach der Schule bin ich zu Noah gegangen, weil wir an unserem Projekt weiterarbeiten mussten.''

Das ist noch nicht einmal komplett gelogen. Wir haben heute etwas für das Projekt getan. Noah hat sich mir anvertraut und hat mir von seiner Vergangenheit erzählt. Wir sind uns nähergekommen. Wenn ich zurück an den Kuss denke, macht sich ein kribbeliges Gefühl in meinem Bauch breit.

,,Lüg mich nicht an, Lilly! Deine Chemielehrerin hat mich heute angerufen, weil du nicht in ihrem Unterricht erschienen bist. Du hast die Schule geschwänzt!'', fährt sie mich an. Ihre Augenbrauen sind zusammengekniffen und ihre Arme hat sie vor der Brust verschränkt. Ich kann ihr gerade nicht einmal vernünftig in die Augen schauen. Mist! Sie weiß es längst schon. Ich bin aufgeflogen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als zuzugeben, dass ich nach der Frühstückspause nicht mehr in der Schule war.

,,Es tut mir leid, Mama. Ich habe heute tatsächlich die Schule geschwänzt. Noah wollte mir einen Ort zeigen, der ihm wirklich wichtig ist. Mit ihm Zeit zu verbringen, hat mir gutgetan. Du weißt doch, dass mir Schule auch weiterhin sehr wichtig ist. Ich verspreche dir, dass es eine einmalige Sache bleibt, dass ich heute nicht im Unterricht war'', versuche ich auf sie einzureden. Inständig hoffe ich, dass sie nun nicht schlechter von Noah denkt, bloß weil er mich ein einziges Mal dazu animiert hat, die Schule zu schwänzen.

,,Ich habe doch schon gerochen, als dieser Junge mein Haus betreten hat, dass er einen schlechten Einfluss auf dich hat! Ich will, dass du diesem Jungen aus dem Weg gehst. Mit so jemanden sollten du auf keinen Fall Kontakt haben. Von nun an arbeitest du allein an eurem Projekt. Ihn brauchst du dafür nicht. Du hast Hausarrest, junge Dame!''

Nein! Ich blicke sie flehend an. Den Hausarrest nehme ich im Kauf. Das ist für mich kein Problem. Doch den Kontakt zu Noah abzubrechen, fühlt sich so an, als würde man mir mein Herz eigenhändig aus der Brust reißen. Wir beide haben uns doch gerade erst gefunden! Ich habe mich in diesen Jungen Hals über Kopf verliebt!

Und damit meine ich nicht die Version des Noah Baumgartner, den ich vor dem Projekt nur aus der Schule gekannt habe. Ich meine den Noah Baumgartner, der mich tröstet, wenn es mir schlecht geht.

Der mir zuhört und mich auf eine Weise versteht, wie sonst kein anderer Mensch auf dieser Welt. Der sich viel zu früh von seiner geliebten Schwester verabschieden musste. Dem es nicht peinlich ist, vor einer anderen Person zusammenzubrechen.

,,Du kannst mir gerne Hausarrest geben, solange du möchtest, Mama. Aber bitte, verbiete mir nicht den Kontakt zu Noah. Er ist mir wichtig. Du glaubst vielleicht, dass er einen schlechten Einfluss auf mich hat, aber das stimmt nicht. Im Gegenteil. Ich glaube, mir ging es schon seit Jahren nicht mehr so gut wie in der letzten Zeit. Und das allein liegt nur an ihm.''

Ich weiß, dass es zwecklos ist, jemanden von etwas zu überzeugen, wovon er sich schon eine eigene Meinung gebildet hat. Aber so schnell gebe ich nicht auf. Dafür bedeutet mir Noah zu viel. Ich bin nicht bereit, uns zu verlieren!

,,Geh auf dein Zimmer, Lilly! Ich höre mir das nicht mehr weiter an. Du wirst dich nicht mehr mit ihm treffen. Punkt. Und die Schule schwänzt du auch nie wieder. Damit wäre das letzte Wort gesprochen.''

Mir kommen längst die Tränen, als ich mit gesenktem Kopf die Treppe in mein Zimmer hinaufgehe. Als ich die Tür hinter mir schließe, hole ich tief Luft. Dann werfe ich mich auf mein Bett und vergrabe den Kopf in meinem Kissen.

Wie wäre wohl das ganze Gespräch zwischen mir und meiner Mama verlaufen, wenn Papa noch hier wäre?

Hätte er sie beruhigen können?

Mama war nicht immer so streng. Erst nach Papas Tod hat sich diese Seite an ihr deutlicher gezeigt. Ich weiß, dass sie es gut meint und sie alles nur erdenklich Gute für mich tun will, damit ich eine tolle Zukunft habe. Auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind, weiß ich, dass sie mich lieb hat. Irgendwo hinter ihrer harten Schalle befindet sich ein weicher Kern.

Den Schutzpanzer hat sie sich durch den Tod meines Vaters auferlegt. Es ist seltsam. Auch wenn der Tag am See mit Noah mehr als emotional war, war er unglaublich schön. Wenn ich die Augen schließe, kann ich noch die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut fühlen, das erfrischende Wasser an meinem Körper spüren und das Gefühl zurückholen, als Noahs Lippen die meinen berührt haben.

All diese wundervollen Momente wurden zerstört durch meine Mutter, die von mir verlangt, dass ich und er erneut getrennte Wege gehen. Wenn ich vorhin noch so unheimlich glücklich war, bin ich nun tief betrübt. Ohne Frage, ich kann das Projekt allein zu Ende machen. Mittlerweile weiß ich genügend über Noah, dass ich einen Text über ihn schreiben könnte.

Über ihn habe ich auch sehr viel über mich selbst herausfinden dürfen. Es fühlt sich verdammt falsch an, ohne ihn das Projekt endlich anzufangen. Aber da ich keine andere Wahl habe, beschließe ich wenigstens den Text über ihn vorzubereiten. Ich hole mir meinen Notizblock und einen Kuli und beginne zu schreiben.

Wer ist Noah Baumgartner?

Viele von euch kennen ihn als den Typen, der sich auf jeder Party blicken lässt und immer einen Bierkasten dabeihat. Er ist auch dafür bekannt, dass er im Basketball die Körbe für unser Team wirft. Die Mädchen unter euch kennen ihn als den Frauenschwarm schlechthin. In der Schule strengt er sich nicht viel an, aber das nimmt ihm keiner übel. Anfangs wollte ich mit ihm nicht zusammenarbeiten, weil ich geglaubt haben, dass wir beide einfach viel zu unterschiedliche Persönlichkeiten sind. Noah hat sich anfangs sogar stark gedrückt, überhaupt irgendetwas für unser Projekt zu machen. Doch ich bin hartnäckig geblieben und habe dafür gesorgt, dass er zu mir nach Hause kommt und mit mir am Projekt arbeitet. Ab da haben wir uns beide erst richtig kennengelernt. Kaum zu glauben, aber mittlerweile bin ich verdammt froh, dass ich ihn als Projektpartner bekommen habe.

1.Wie würdest du deinen Projektpartner beschreiben?

Noah ist tiefgründiger, als ihr alle vermutlich denkt. Ihm sind die Leute, die er liebhat, sehr wichtig. Er verurteilt niemanden voreilig und ist sehr empathisch. Er hört einem zu und ist sehr verständnisvoll. Er hat das Herz am rechten Fleck. Er gibt einem das Gefühl, dass man so in Ordnung ist, wie man ist. Daran glaubt er sicherlich nicht, aber in ihm stecken so viel mehr Fähigkeiten, als ihm bewusst sind. 

2.Gibt es ein Ereignis im Leben deines Projektpartners, welches ihn stark geprägt hat?

Es gibt ein Ereignis, das Noah charakterlich sehr stark geprägt hat. Ich werde hier nicht genauer erläutern, was passiert ist, da das zu persönlich ist. Ich möchte stattdessen davon schreiben, inwiefern ihn das geprägt hat. Er ist nicht mehr der sorgenlose Junge, welcher er vermutlich davor gewesen ist. Das Ereignis hat dafür gesorgt, dass er seine inneren Gefühle vor anderen versteckt.

3.Was wünschst du deinem Projektpartner für seine Zukunft?

Ich wünsche mir für Noah, dass er erkennt, was für ein wundervoller Mensch er ist. Dass er keine Angst davor haben soll, der Welt den wahren Noah Baumgartner zu zeigen. Er soll glücklich sein und nicht das Scheitern fürchten. Er kann alles in seinem Leben erreichen, was er sich vornimmt.

4.Welche Ziele sollte dein Projektpartner noch erreichen?

Wir alle haben Angst davor, erwachsen zu werden. Es gibt so viele mögliche Routen, die wir einschlagen können und trotzdem fällt es uns schwer, uns für einen Weg zu entschieden. Das ist vollkommen okay. Wir sind noch jung und dürfen eine Weile auf der Stelle stehen. Wir müssen nicht mit 16-17 Jahren schon alle Fragen bezüglich unseres Lebens beantwortet haben. Es reicht schon aus, dass wir jeden Tag unser Bestes geben. Wir alle werden irgendwann erkennen, was unsere Lebensaufgabe ist. Habe etwas Geduld mit dir, Noah. Du siehst vielleicht jetzt gerade nicht, zu was du bestimmt bist, aber eines Tages wirst du es wissen.

5.Hat dein Projektpartner schon mal jemand anderen inspiriert?

Ja, mich. Du hast mich dazu inspiriert, mich meinen Ängsten und Gefühlen zu stellen, die ich schon viel zu lange verborgen gehalten habe. Ich weiß nicht, wie du das machst, aber du gibst mir das Gefühl, dass so viel mehr in mir steckt, als ich mir selbst zutraue. Du hast mir gezeigt, dass es einem sehr guttun kann, sich einem anderen Menschen anzuvertrauen. Durch dich habe ich gelernt, dass ich nicht alleine mit meiner Geschichte bin. Durch dich weiß ich, wie es sich anfühlt, für einen Moment vollkommen glücklich zu sein.

6.Gibt es eine Botschaft im Zusammenhang mit deinem Projektpartner, die du an andere vermitteln möchtest?

Packt keinen Menschen voreilig in eine Schublade. Du kennst nicht seine Vergangenheit und auch nicht die wahre Persönlichkeit, die in ihm steckt. Du musst dich nicht immer der Welt gegenüber als taff präsentieren. Du darfst deine Maske ablegen und anderen dein Innerstes zeigen. Es ist egal, wie zerbrochen die Scherben in uns sind. Solange wir sie wieder zusammenkleben können, können wir mit einem guten Gewissen auf eine schöne Zukunft blicken. Ohne dich hätte ich all das nicht gelernt. Ich danke dir, Noah Baumgartner.

Ich fühle mich etwas besser, nachdem ich alle Gedanken bezüglich Noah aufgeschrieben habe. Wenn ich schon nicht mit ihm zusammen sein kann, dann möchte ich ihm wenigsten durch meine Worte zeigen, was er in mir bewirkt hat.

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