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Jimin

An diesem Tag hatte ich mit größter Mühe und einzig durch Yoongis Hilfe meine Aussage bei der Polizei gemacht. An die Stunden danach konnte ich mich nicht wirklich erinnern, alles war so wirr und weit weg gewesen. Ich wusste nur, dass wir noch schnell zu meinem Elternhaus gefahren waren, um ein paar Sachen für mich zu packen, doch der Rest waren einzig unscharfe Bilder.

Seitdem waren gute zwei Wochen vergangen und ich hatte mich bei Yoongi soweit eingelebt. Sonderlich schwer fiel mir das mit all der auferlegten Freizeit durch die Krankschreibung nicht, zudem hatte ich in den letzten Wochen wohl mehr Zeit hier als in meinem eigentlichem Haus verbracht.

Doch das machte es nur leichter für mich, leichter diese erste drastische Veränderung zu akzeptieren. Zudem war Yoongi auch ein sehr angenehmer Lebenspartner. Er erwartete nicht viel, war aufmerksam und zuvorkommend. Das machte alles wirklich um einiges leichter.

Dennoch verschwanden die Spuren, die das alles hinterlassen hatte, nie wirklich ganz. Es gab gute Tage, an denen ich unbeschwert leben konnte- von Hausaufgaben, die mir natürlich trotzdem auferlegt wurden bis einzelne kleine Dinge im Haushalt. An diesen Tagen fühlte es sich fast an wie vorher, als würden Yoongi und ich einfach nur unsere Zeit im Beisein des anderen genießen.

Doch nicht immer blieben meine Gedanken so unbeschwert. Oft fand ich mich an dunklen Orten wieder, Fragen nach was wäre, wenn es so gekommen wäre füllten meinen Kopf, ließen mich nicht in Ruhe, ließen mich hinterfragen, ob ich wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Grade heute wollten diese Fragen mich nicht in Ruhe lassen.

Was wäre, wenn ich nicht ausgesagt hätte? Würde mein Vater dann vielleicht nicht mehr in Untersuchungshaft sitzen? Würde ich es vielleicht trotzdem irgendwann wieder schaffen ihm ins Gesicht sehen zu können?

Was wäre, wenn ich den Bilderrahmen nicht aus Versehen draußen liegen gelassen hätte? Wäre dann alles so wie vorher? Würde ich vielleicht trotzdem noch leiden?

Was wäre, wenn ich Yoongi gar nicht erst getroffen hätte? Würde meine Welt dann jetzt völlig anders aussehen?

Geschafft seufzte ich auf, bevor ich meinen eigenen Augen im Badezimmerspiegel begegnete. Dunkel starrten sie mir entgegen, müde und trüb. Schon die Nacht über hatten mich meine Träume wachgehalten, mich verwirrt und einfach nicht zur Ruhe kommen lassen, dass ich selbst noch vor Yoongi das Bett verlassen hatte, obwohl dieser bereits vor sechs aufstehen musste, um zur Schule zu gehen.

Ich hatte jedoch eingesehen in dieser Nacht keinen erholsamen Schlaf mehr zu bekommen, also hatte ich mir schlicht einen von Yoongis dicken Hoodies übergezogen und war leise in die Küche getapst, um dort ein kleines Frühstück für Yoongi vorbereiten zu können.

Als auch er dann etwa eine Stunde später aufgestanden war, hatte er sich natürlich über die leckere Aufmerksamkeit meinerseits gefreut, jedoch ist mir der Glimmer der Sorge in seinen Augen nicht entgangen.

Zu meinem Glück ließ er es allerdings dabei, bedankte sich mit einem dicken Schmatzer für das Frühstück und machte sich keine halbe Stunde später los.

Seitdem hockte ich in der Wohnung, rastlos und trotzdem müde. Ich hatte versucht mich abzulenken, hatte meinen eigenen Schulkram erledigt und war sogar einkaufen gegangen, doch nichts hatte es bisher geschafft diesen stetigen Gedankenstrudel zu unterbrechen.

Nun lag meine einzige Hoffnung in einer heißen und, wenn es nach mir ginge, entspannenden Dusche.

Noch bevor ich allerdings anfangen konnte mich aus meinen Sachen zu schälen, traf mein Blick zum ersten Mal seit langer Zeit wieder den Spiegel, anstatt diesen nur zu streifen.

Ich trat näher, betrachtete meine eigenen müden Augen, deren sonstiger lebendiger Glanz heute gänzlich fehlte. Dann schweiften sie über mein Gesicht, über die dunklen Augenringe, meine fahle Haut und eingefallenen Wangen. Ich sah erschöpft aus. Als würden meine eigenen Gedanken das Leben langsam aus mir heraus saugen.

Ich seufzte, sah kurz an mir herab und griff dann ohne Umschweife nach dem Saum von Yoongis Hoodie, in den ich heute morgen noch geschlüpft war und zog ihn mir über den Kopf. Zur Erscheinung kam blasse Haut, straff und sonst makellos, wäre da nicht die langsam verheilende Wunde mitten auf meiner Brust.

Es ähnelte einer brutalen Kluft, das sanfte Rot der Hautränder, welche bis vor kurzem noch durch die dunkle Naht zusammengehalten wurden, ein starker Kontrast zu meiner derzeitigen Blässe. Der Arzt hatte gesagt es heile gut, auch mein Arm, obwohl diese Wunde etwas tiefer gewesen war, dennoch hatte ich Probleme diese Veränderung an meinem eigenem Körper richtig hinzunehmen.

Es sah brutal aus, unnatürlich, manchmal stellte ich mir gerne vor, dass es nur extrem realistisches Make-up war und meine Haut nach der nächsten Dusche wieder makellos glänzen würde, doch so sehr ich auch versuchte zu reiben, es wieder loszuwerden..... es blieb immer gleich.

Demnach war die Enttäuschung danach jedes Mal groß. In diesem Moment würde ich wahrscheinlich alles dafür geben, um diese Spuren für immer zu beseitigen, doch die Worte von Dr Choi ließen alle Hoffnungen im Keim ersticken.


Kühle Finger umhüllt von glattem Latex fuhren über meine Haut, tasteten an dem nun feuerroten Schnitt quer über meine Brust entlang, den kurz zuvor noch dunkle Nähte geziert hatten. Es brannte und es war mehr als nur druckempfindlich, dennoch ließ ich mir dergleichen nicht anmerken. Stattdessen lag mein Blick auf meinem erneut frisch verbundenem Arm.

„Dr Choi?" Der Mann vor mir ließ einen kleinen Laut über seine Lippen, seine Konzentration jedoch noch immer auf seiner Arbeit, die ich so weit es ging versuchte zu ignorieren.

„Werden sie irgendwann ganz verschwinden?" Diesmal sah Dr Choi fragend auf.

„Was verschwinden?"

„Die Wunden, die Spuren, der Schmerz... wird es mich ab jetzt mein Leben lang begleiten?"

Kaum hatte ich gesprochen wurde seine Mimik traurig, voller..... Mitleid. Ich mochte es nicht.

Er wandte seine Aufmerksamkeit endgültig von dem Schnitt ab und griff stattdessen nach einem neuen Verband, den er nun sorgfältig über dem Schnitt platzierte.

„Die Wunden werden heilen, ja, aber es werden Narben bleiben. Wenn du dich gut um sie kümmerst, werden sie in ein paar Jahren vielleicht kaum noch zu sehen sein, aber dein Körper wird sich wahrscheinlich immer erinnern, tut mir leid."

Betrübt senkte ich den Kopf, nicht gewillt dem Mann vor mir zu zeigen wie schwach ich war nur wegen solch Worten weinen zu wollen.

„Aber Jimin..." Langsam hob ich meinen Blick, meine Sicht schwammig, doch es reichte, um das kleine aufmunternde Lächeln auf den Lippen des Arztes zu erkennen.

„Der Schmerz...", begann er und trat näher, bevor sich das verhaltene Gewicht seiner Hand auf meine Schulter legte und sie behutsam drückte. „....egal ob jetzt physisch oder psychisch, er wird vergehen. Wie alles im Leben wird es Zeit brauchen, doch wenn du dich nicht vor dir selbst und anderen verschließt, wird dieser irgendwann verschwinden."


Grade die letzten Worte hatten mir in den letzten Tagen Kraft gegeben, hatten mich hoffen lassen, heute allerdings waren sie nichts weiter als eine untragbare Bürde. Vielleicht würde der Schmerz irgendwann vergehen, aber wie lange musste ich darauf warten? Wie lange musste ich noch solche Tage wie heute durchleben, bis es endlich vorbei war? Wie lange könnte ich das noch durchhalten, bis ich es einfach nicht mehr schaffte?

Entmutigt wandte ich den Blick von meinem eigenem Spiegelbild ab und schritt ein paar Meter davon weg, bevor ich mich auch aus meiner Hose sowie Boxer schälte. Danach schlich ich fast schon energielos bis zur Dusche und stellte mich kurzerhand unter den zunächst kühlen Strahl, der jedoch mit jeder weiteren Sekunde die gewünschte Temperatur erreichte.

Eine Zeit lang rührte ich mich keinen Zentimeter, ließ still das Wasser auf mich herab prasseln, während die Gedanken wieder zu kreisen anfingen.

Ich war es müde, dass sich derzeit so viel in meinem Kopf abspielte- er fühlte sich einfach so voll an, zu schwer, als dass ich ihn noch viel länger auf meinem eigenem Hals tragen könnte.

Ich wusste nicht wohin mit mir, ob ich stark sein sollte, um die vom Arzt prophezeite Dauer durchzustehen bis es endlich besser werden würde oder ob ich einfach nur darauf hoffen sollte, dass morgen keiner dieser schlechten Tage sein würde, dass wenn ich mich heute Abend in die Kissen fallen ließ, ich erst den nächsten Morgen ausgeruht und mit leerem Kopf aufwachen würde.

Ich wusste es einfach nicht.

Eine weitere Weile blieb ich so regungslos stehen, der Körper beinahe taub und ohne jegliches Zeitgefühl. Bis es schließlich ein mir sehr vertrautes Geräusch schaffte mich erstmals aus meiner Trance zu reißen. Kurz darauf waren schlürfende Schritte im Flur zu hören und ein deutliches Rums- wahrscheinlich all die Bücher, die Yoongi heute mit sich geschleppt hatte.

„Minnie? Ich bin wieder zu Hause.", konnte ich seine Stimme durch die Wohnung rufen hören, allerdings nicht laut genug als dass sich die Nachbarn darüber beschweren konnten.

„Bad!", rief ich zurück, doch im Gegensatz zu ihm war meine Stimme schwach und brüchig. Er schien es dennoch gehört zu haben, denn keine drei Sekunden später öffnete sich die Badtür und ich konnte deutlich spüren, dass ich nicht mehr allein war.

„Macht's dir was aus, wenn ich mit drunter hüpfe?", fragte er und kam ein Stückchen näher, was ich eigentlich nur daran erkannte, dass der Schemen seiner Figur durch das milchige Glas etwas größer wurde.

Ich schüttelte abwesend den Kopf, fügte dann aber noch schnell ein „Nein, komm ruhig." dazu als ich mich daran erinnerte, dass er selbst nur meinen Schatten durch das Glas sehen konnte. Während ich dabei zuhörte wie Yoongi wohl langsam seine Klamotten loswurde, dachte ich darüber nach wie natürlich es mittlerweile geworden war mit Yoongi unter einer Dusche zu stehen oder zusammen zu baden. Ich hätte vermutet, dass es mich viel mehr Zeit kostete, um mich daran zu gewöhnen, doch da es vor allem kurz nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus etwas schwierig gewesen war sich richtig zu säubern, ohne dabei die Wunden mit Wasser in Kontakt kommen zu lassen, war es von ganz alleine passiert.

Mittlerweile mochte ich diese Momente sogar mit am liebsten, mochte wie sich seine warme, nasse Haut an meine schmiegte, wie unsere Finger immer über den Körper des anderen wanderten, wie wir uns gegenseitig innige Küsse stahlen oder einfach nur ein paar Minuten in den Armen des anderen ausharrten.

Es war beruhigend für meinen aufgewühlten Verstand.

Still folgte ich den raschelnden Lauten, die von den gekachelten Wänden des Badezimmers zurückgeworfen wurden und mir zeigten, dass Yoongi wohl ebenfalls seine Sachen loswurde, bevor nach einigen tapsigen Schritten die Tür zur Dusche geöffnet wurde und keine Sekunde später ein warmer Körper hinter mich glitt.

Beinahe sofort schlangen sich seine sehnigen Arme um meine Taille, während ich nicht weiter darüber nachdachte und mich erschöpft gegen seine nun ebenfalls nasse Statur lehnte.

„Hey.", raunte Yoongi leise von hinten, platzierte einige zarte Küsse direkt in meinen empfindlichen Nacken. Währenddessen glitten meine eigenen Hände etwas höher, legten sich über die von Yoongi, die er an meinem Bauch verschränkt hielt.

„Hey.", erwiderte ich ebenso leise, machte kein Geheimnis daraus wie ausgelaugt und einfach nur fertig ich war. Müde aufgrund des vielen Denkens und des unfreiwilligen Schlafentzugs.

Ein paar wenige Minuten standen wir so da- fest aneinander gepresst, doch in solch einer angenehmen Ruhe, dass ich meine Augen schloss und meinen Kopf auf seiner Schulter ablegte.

„Wie war die Schule?", fragte ich dann schließlich in die Stille hinein, fand es traumhaft beruhigend wie sicher ich mich in diesem Moment fühlte, auch wenn der Tumult in meinem Kopf noch keineswegs abgeflaut war. Doch allein durch Yoongis Anwesenheit war es so viel aushaltbarer. Die Gedanken wurden etwas leiser, das Chaos geordneter, der Druck geringer.

Er war meine Heilung.

„So ziemlich wie immer. Die anderen haben aber nach dir gefragt, wollten wissen wie es dir so geht..." Und da war sie wieder........ diese eine Frage, die ich absolut nicht beantworten konnte, beziehungsweise konnte ich meinen Freunden nicht die Antwort geben, die sie gerne zu hören bekommen würden.

Dass es mir gut ginge.

Dass meine Wunden gut verheilten und der Abstand zu allem mir half alles zu verarbeiten.

Dass ich vielleicht ganz bald wieder der alte, sorglose Jimin wäre.

Aber so schwer es mir auch fiel, ich hatte das Gefühl diese sorglose Seite an mir nie wieder finden zu können. Wie könnte ich auch? Es war einfach unmöglich....

Und egal, wie sehr mir die guten Tage Hoffnung auf eine Zukunft schenkten, in der mich die dunklen Stunden nicht mehr begleiteten, ich wusste sie lagen noch in weiter Ferne. Zu weit als dass meine Hoffnung diese Zeit überdauern konnte.

Es war einfach zu lang, zu viel, als dass ich es derzeit verkraften könnte.

„Heute ist kein guter Tag, mh?", hakte Yoongi dann nach einiger Zeit nach, in der ich keinen Mucks von mir gegeben hatte, seine Hände nun in Bewegung, um mich an den Schultern vorsichtig in seinem Halt umzudrehen.

Ich schüttelte den Kopf, bettete ihn gleich darauf wieder in seinen Nacken und schlang meine Arme haltsuchend um seinen Oberkörper.

„Warst du deshalb heute Morgen schon vor mir auf? Weil die dunklen Gedanken dich wieder nicht schlafen lassen haben?", fragte er betrübt, während seine Finger sich gleichzeitig in beruhigenden Kreisen über meine Kopfhaut bewegten.

Ich nickte nur, suchte weiterhin Trost in seinen Armen, suchte nach diesem einem Gefühl der Sicherheit, das sich wie ein Netz über meinem finsteren Abgrund spannte, um mich aufzufangen, mich abzuhalten noch so viel tiefer zu stürzen.

„Was kann ich tun, damit es dir besser geht?"

Anders als sonst, als mich diese Frage starr und ohne jegliche Antwort zurückgelassen hatte, wusste ich nun genau, was ich in diesem Moment benötigte. Und ich wusste, dass Yoongi es mir geben konnte.

„Halt mich einfach fest, bleib bei mir.", bat ich leise. „Lass mich nicht allein und sag mir, dass es bald besser gehen wird, dass wir zusammen weitermachen, bis all das endlich vorbei ist."

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