[2] 𝑹𝒆𝒊𝒕𝒂

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Reita zupfte ein wenig an seinem fast schwarzen Bass, den er mitgeschleppt hatte und stimmte nebenher die Saiten. Wirklich zufrieden war er bisher nicht. Aber er hatte die Zeit genutzt, während sein Partner irgendwelche Gespräche führte.
»Das klingt nicht so, wie es sollte«, tauchte sein Kumpel Kai endlich wieder auf und strahlte ihn mit seinem Eine-Million-Dollar-Lächeln an. Die Art, wie sich sein ganzes Gesicht dabei aufhellte, war es auch, was sämtliche Gören im Alter zwischen 12 und 40 ein entzücktes Seufzen entlockte und Reita dafür zum Augenrollen.
»Das ist mir bewusst«, murmelte er ebenso verstimmt wie sein Instrument. Warum sonst drehte er an den Wirbeln seines Basses? Aus Spaß an der Freude sicher nicht. Kai schien dafür über die geistige Reife des Pausenclowns wohl nicht hinausgekommen zu sein.

»Welche Laus ist dir denn heute über die Leber gelaufen?«, fragte Kai und schaute ihn erwartungsvoll an wie ein Hund, der nicht wusste, was er ausgefressen hatte.
»Sie hat sich mir nicht namentlich vorgestellt«, brummte Reita, während er sich tiefer in die Sofalehne lümmelte, in der Hoffnung, dass sie ihn direkt verschlingen würde. Dann könnte er wenigstens diesem unnützen Gespräch aus dem Wege gehen. Natürlich tat ihm die Couch diesen Gefallen nicht. So hart, wie sie sich gegen seinen Rücken presste, würde er höchstens Verspannungen davon tragen.
»Bist du bereit für heute Abend?«, wechselte Kai das Thema, der genau wusste, dass er mit einem miesepetrigen Reita nicht diskutieren sollte. Das war immerhin ein Vorteil bei diesem Kerl. Er war schlauer als er aussah.
»Für Koks und Nutten?«, fragte Reita mit gerunzelter Stirn, was Kai zum Lachen brachte. »Es ist eine Party für Mode. Keine Playboy-Veranstaltung«, belehrte ihn dieser neunmalklug.

»Ist das nicht dasselbe?« Für Reita gab es dahingehend kaum einen Unterschied. Die Modepüppchen schnieften die Lines auf den Toiletten, als wäre es Brausepulver und wurden hinterher von irgendwelchen Typen, die ihnen das Blaue vom Himmel versprachen, gefickt. Einmal die Beine breit machen für den schnellen Aufstieg - von wegen. Reita hatte genug verheulte Gesichter gesehen und herzerweichende Storys während seiner Laufbahn als Model gehört, um es besser zu wissen. Die Realität war bitter wie Medizin, von der die meisten noch nicht genug geschluckt hatten. Im Gegensatz zu gewissen anderen Flüssigkeiten - widerlich.
Normalerweise hielt sich Reita von solchen Veranstaltungen meilenweit fern, wäre es nicht Kai gewesen, der ihn unter Androhung von allerei Folter und Prügel schaffte davon zu überzeugen. Kai besaß eine blühende Fantasie und dazu starke Oberarme. Denen wollte sich Reita lieber nicht in den Weg stellen, sonst wäre er am Ende einen Kopf kürzer und ohne lebte es sich verdammt schlecht. Außerdem war er zu hübsch zum Sterben, sah man von seinem Desaster namens Nase einmal ab. Aber die verdeckte er ohnehin die meiste Zeit mit einem Stoffband, damit er das Elend nicht permanent sah.

Seit seinem Unfall vor Jahren war dies zu seinem Markenzeichen geworden. Er mochte im Zuge dessen sein Gedächtnis und seine Identität verloren haben. Doch er hatte eine zweite Chance im Leben erhalten, die er auch nutzen wollte. Aber er war der festen Überzeugung, dass die heutige Party Zeitverschwendung war.
»Warum gehen wir nochmal hin?«, fragte Reita, als er den Bass neben sich auf die Couch legte und aufstand. Nicht, dass er diese Frage nicht bereits zum Erbrechen gestellt hatte, in der Hoffnung, Kai doch noch umzustimmen, aber er verstand es tatsächlich nicht.
»Die wichtigsten Vertreter von Magazinen und viele Fotografen sind anwesend, denen wir uns vorstellen können«, erklärte sein Kumpel geduldig, als würde er das zum ersten Mal von sich geben.
»Wozu der ganze Aufriss? Wir haben jetzt schon mehr Angebote, als wir imstande sind, anzunehmen«, äußerte Reita seine Gedanken darüber abermals.
»Es kann nie schaden, sein Gesicht auf solchen Partys zu zeigen und präsent zu bleiben.« Schwachsinn. Ging etwas auf solchen Feiern schief und die Presse erfuhr davon, dass sie beide auf der Gästeliste gestanden hatten, konnte das ganz schnell mal negative Schlagzeilen für sie bedeuten. Reita hatte es lieber, wenn er diesbezüglich eine weiße Weste vorweisen konnte.
»Na komm, suchen wir uns was hübsches zum Anziehen raus«, versuchte ihn Kai zu locken. Denn der Penner wusste ganz genau, dass Reita beim Stichwort Klamotten angelockt wurde wie die Bienen vom Honig. Grummelnd trottete er Kai hinterher, selbst wenn er innerlich bereits frohlockte.
»Was darf es sein?«, fragte Kai, während er den Fundus des Modelabels, bei dem sie bis eben noch einen Termin gehabt hatten, durchsuchte.
»Dürfen wir uns hier so einfach bedienen?«, fragte Reita skeptisch, nahm dann aber die Kleiderstange näher in Augenschein.
»Ach klar, solange wir morgen wieder alles zurückbringen, fällt denen das gar nicht auf. Also was darf's sein?«
»Jetzt sag nicht, dass du die Alte von vorhin geknallt hast?« So rot, wie Kai jedoch anlief, reichte das Reita als Antwort. Dieser Kerl war manchmal unmöglich.
»Ich hoffe, dein Ständer war weit weg von diesem Ständer hier«, erwiderte Reita und zum ersten Mal schob sich ein fieses Grinsen auf sein Gesicht, während er gleichzeitig auf die Kleiderstange deutete. Kai nahm dies allerdings sogleich als Anlass, mit einem Fausthieb auf seinen Oberarm zu antworten. Der Armleuchter hätte nicht gleich so fest zuschlagen müssen. Wahrscheinlich bekam Reita morgen einen blauen Fleck an der Stelle.
»Könntest du mir jetzt endlich die Frage beantworten?«, fragte Kai schon etwas genervt.
»Nein«, sagte Reita und machte sich selbst daran, sich etwas Nettes herauszusuchen. Als ob er Kai dafür nötig hatte - lächerlich. Hauptsache es war etwas mit Nieten und möglichst schwarz.
»Gruftie-Look?«, kommentierte Kai seine Auswahl grinsend.
»Dein bunt gemustertes Seidenhemd reißt es jetzt, oder wie?«, konterte Reita schließlich unbeeindruckt.

Später schleifte Kai sie auf dieser beknackten Party von Grüppchen zu Grüppchen und konnte es nicht lassen, ihre Visitenkarte an jeden zu verteilen. Ob derjenige sie nun haben wollte oder nicht. Sein scheiß freundliches Grinsen ließ den Leuten sowieso keine andere Wahl. Unhöflichkeit gehörte weder zu Amerikas noch Japans Kultur. Das war es dann aber auch schon weitestgehend mit den Gemeinsamkeiten. Hier war alles eine Nummer kleiner, als er es gewohnt war. Die einzige Ausnahme bildeten jedoch die Egos dieser ganzen Schwachmaten. Wenn Reita noch länger so tun musste, als hätte er Spaß, würde er im Strahl kotzen. Ganz sicher.
»Ich brauche was neues zu trinken«, murmelte Reita zu Kai und hatte dabei nach wie vor sein falsches Lächeln im Gesicht, sodass ihm dieses bereits weh tat von dieser ungewohnten Muskelbeanspruchung.
»Schon wieder?«, fragte Kai mit hochgezogenen Brauen.
»Bei den anwesenden Hässletten kann man sich nur volllaufen lassen«, erwiderte Reita trocken und stiefelte dann zur Bar.
Dort traf er auf ein Goldlöckchen, welches mindestens so gut gelaunt aussah wie er selbst. Wenigstens hatte der Kerl ein hübsches Gesicht, was eine Wohltat zu den ganzen Mongos darstellte. Unfassbar, dass diese Leute hier alle etwas mit Mode zu tun haben sollten. Aber wer hinter den Kulissen agierte, musste nicht hübsch sein.
»Nochmal dasselbe, bitte«, wies Reita den Barkeeper an, der ihm vorhin irgendwas zusammengeschüttet hatte. War im Grunde auch egal. Hauptsache es war mit Rum und knallte.
Er konnte den Blick von Goldlöckchen auf seinem Gesicht spüren und drehte seinen Kopf daher zu ihm. Tatsächlich starrte ihn der etwas kleinere Kerl unverhohlen an.
»Ist was?«, fragte Reita unfreundlich. Er konnte es überhaupt nicht ab, wenn man ihn wie einen Affen im Zoo angaffte.
»Bisschen zugig um die Nase, hm? Oder warum trägst du den Schal im Gesicht?« Wortgewandt war die kleine Kröte, so viel musste ihm Reita zugestehen.
»Das trage ich, damit sich die Dummen darüber wundern.« Reita konnte den Hauch eines Lächelns auf dem rundlichen Gesicht des anderen ausmachen und er war mit einem Schlag daran interessiert, mehr davon zu sehen.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro