-~23~- Noch nicht öffnen

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Am Abend bereitete ich mich auf das Essen vor. Es war kein Date, es war einfach nur ein Essen unter Freunden. Das wusste ich. Er hatte es schließlich gesagt: nicht romantisch.
Dazu hatte er wirklich keinen Grund, an mir interessiert zu sein. Schließlich war er das ansehnliche Genie mit einer weltweiten Reputation und ich war höchstens durchschnittlich. Durchschnittlich intelligent, durchschnittlich einflussreich und höchstens durchschnittlich hübsch. Und er war nur ein Schwarm, interessant wegen seiner außergewöhnlichen Art, seiner Intelligenz und irgendwo unabstreitbar auch wegen seinem Aussehen. Er war einfach aufregend - in zweierlei Hinsicht: Nervenaufregend und Aufmerksamkeitserregend. Niemals würde es etwas Ernstes werden können. Und ich wollte ihn sowieso nur als Freund, nicht als Freund Freund.

Ich wählte ein apfelgraues, knielanges Kleid und darüber eine leichte weiße Jacke, da es heute Abend recht kühl war.
Mein Makeup beließ ich zart, da der Abend nichts besonderes werden würde und ich ließ meine Haare offen.

Fast pünktlich - nur etwas zehn Minuten zu spät, in denen ich davon ausgegangen war, dass er nicht mehr kommen würde - stand Sherlock vor meiner Tür.
,,Was machen Sie hier?", fragte ich ungelenk, als ich ihm dann die Tür öffnete. Er hatte Blumen dabei und trug eine Krawatte. Misstrauisch verfolgte ich jede seiner Bewegungen, als er eintrat.
,,Ich... Wir wollten essen gehen", erwiderte er.
,,Ich hatte nicht erwartet, dass Sie daran denken", antwortete ich.
,,Doch, das hast du", stellte er jedoch nur trocken fest und sah an mir herunter. Natürlich bemerkte ich die persönliche Ansprache und stieg auf seine Wortwahl ein.
,,Habe ich das?", neckte ich deshalb. Das war das mindeste, was ich tun konnte, um ihm sein Verhalten von den letzten Tagen heimzuzahlen.
,,Du trägst ein Kleid", sagte er.
,,Ja, Mycroft hat angerufen. Er will mit mir essen gehen." Ich sah auf mein Handgelenk und obwohl ich keine Uhr trug, fuhr ich fort: ,,Er wird mich in genau 23 Minuten abholen."
Sherlock gab mir einen irritieren Blick und ich rollte mit den Augen.
,,Natürlich nicht. Und du nennst dich Consulting Detective."

Ich sah ihm an, dass er nicht wusste, was er sagen sollte, also hielt er mir einfach mit einem unsicheren Lächeln den Strauß entgegen, den ich ihm abnahm.
,,Danke", sagte ich sanft. ,,Ich stelle ihn schnell in eine Vase, dann können wir los."
Ich tat, was ich sagte und brachte die Blumen in die Küche.

Nachdem wir mein Wohnhaus verlassen hatten, rief uns Sherlock ein Taxi.
Wir fuhren einige Minuten und schließlich hielt das Cab vor einem recht teuren griechischen Restaurant.
,,Sherlock, das..." Ich wusste nicht was ich sagen sollte, also lächelte ich ihn einfach an, als er mir eine Hand anbot, um mir aus dem Taxi zu helfen.

Das Restaurant war wirklich wunderschön. Viele, blütenweiß eingedeckte Tische mit dezenter Deko reihten sich in einem großen Saal, mit hohen Decken aneinander.

,,Ich habe Reserviert. Für Holmes", erklärte Sherlock dem Mitarbeiter am Empfang, welcher uns freundlich lächelnd zu unserem Platz geleitete.
Wir setzten uns und der Ganymed wartete geduldig.

,,Heute kann ich Ihnen den zweitausendfünfer Mas Martinet Clos Martinet empfehlen, Mr. Holmes. Er versprüht ein opulentes Bouquet das vielfältige Sinneseindrücke offeriert: dunkle, reife Beerenfrucht, Röstnoten wie Toast, Zedernholz und Kakao und natürlich die mineralische Frische, die dem einmaligen Llicorella-Schiefer zu verdanken ist. Am Gaumen dicht und zupackend, dabei stets elegant und aristokratisch. Der Nachhall scheint kaum nachzulassen und zeugt von dem großen Potenzial-"
,,Danke, heute kein Wein", unterbrach der Detektiv seinen Redefluss.
,,In Ordnung Mr. Holmes. Möchten Sie stattdessen ein anderes alkoholisches oder alkoholfreies Getränk zu sich nehmen?"
,,Wir verzichten heute auf Alkohol. Wir brauchen beide einen klaren Verstand. Bringen Sie uns doch bitte einfach ein Wasser", antwortete Sherlock und der Ganymed verschwand wieder mit einem Nicken.

,,Wozu brauchen wir einen klaren Kopf?", wollte ich wissen.
,,Ich möchte dich über den Stand meiner Ermittlungen aufklären", erwiderte der Detektiv und ich zog überrascht die Augenbrauen nach oben.
,,Hast du den Corgi zurückgebracht?", fiel mir als erstes ein.
,,Habe ich", erwiderte er und kramte in der Tasche seines Jacketts. Er holte einen Briefumschlag heraus und schob ihn über den Tisch zu mir herüber. Ich sah ihn fragend an und griff nach dem schönen, dicken und bestanzten Papier.
,,Noch nicht öffnen", kommentierte der Detektiv, also steckte ich den Briefumschlag einfach in meine Tasche.
Der Kellner brachte die Karten und das Wasser und schenkte uns beiden ein Glas ein, bevor er die Flasche nach Sherlocks Anweisung auf dem Tisch stehen ließ und wieder ging.
,,Ich möchte, dass du den Briefumschlag an deinem Geburtstag öffnest", sagte der Detektiv. ,,Alle Formalitäten habe ich schon geklärt."
Ich zog die Augenbrauen nach oben. Mein Geburtstag war erst in etwas weniger als fünf Monaten.
,,Versprich mir, dass du es nicht vorher tust", sprach Sherlock mit Nachdruck weiter.
,,Okay, versprochen", antwortete ich, trotzdem noch skeptisch.

,,Was hast du bei deinem Experiment herausgefunden?", wollte ich wissen, während ich in die Karte sah. Heute war mir nach Fisch, weswegen ich weit nach hinten blättern musste.
,,Der Corgi hat starke aggressive Züge an den Tag gelegt, etwa eine halbe Stunde nach der Einnahme der Droge. Es kam zu erhöhter Schreckhaftigkeit, kurzhafter Blindheit auf einem Auge und Orientierungslosigkeit. Nachdem die Droge abgeklungen war, schien es zu einer längerfristigen Beeinträchtigungen des Hippocampus und des motorischen Sprachzentrums gekommen zu sein. Vier Stunden nach Abklingen der Droge benahm sich der Hund wieder normal, ohne weitere bleibende Schäden", erklärte Sherlock faktisch.
,,Dir wurde auf der Gala auch Cylen verabreicht. Warum hast du nicht so reagiert?", überlegte ich.
,,Zum einen war es höchstwahrscheinlich die Mischung aus verschiedenen Drogen, die die Wirkung des Cylens beeinflusst hat und zum anderen vertrage ich einiges mehr an Chemikalien, als ein 12,3 Kilo schwerer Corgi."
Ich warf ihm einen scharfen Blick zu und er blickte eher alibimäßig in die Speisekarte. Natürlich wusste ich, dass er sie schon auswendig konnte und nur versuchte, meinem brennenden Blick auszuweichen.
Oder?
Wusste er noch, was in der Karte stand?

Nachdem er bemerkt hatte, dass ich mich wieder etwas beruhigt hatte, legte er die Karte zur Seite und tippte mit der Linken Hand einen Rhythmus auf den Tisch, als würde er auf seiner Geige spielen.
Nur wenige Sekunden später stand der Ganymed wieder neben uns und nahm unsere Bestellungen auf. Sherlock erinnerte sich an die Gerichte in der Karte. Skeptisch kniff ich meine Augen zusammen und musterte ihn.

,,Also... Du erinnerst dich an dieses Restaurant?", wollte ich wissen. Er begann wieder, mit den Fingern auf der Tischplatte herumzutippen.
,,Ja", war seine einfache Antwort.
,,Die Erinnerungen kommen langsam zurück. Es fehlen aber immer noch der Großteil der Informationen, die ich gesammelt habe", fuhr er dann fort.
Ich nickte.
,,Warum willst du gerade alle Erinnerungen mit mir als erstes zurückbekommen?", wollte ich dann wissen. ,,Ich bin nicht davon ausgegangen, dass irgendein freundschaftliches Interesse von deiner Seite aus bestand. Du warst weder ein guter Kumpel, noch ein guter Arbeitskollege", stellte ich dann fest und verschränkte die Arme vor der Brust. Diese Frage brannte schon lange in mir und jetzt war der perfekte Zeitpunkt für eine Antwort.

,,Das habe ich bereits gesagt", erwiderte der Detektiv abweisend.
,,Ich habe es vergessen", antwortete ich genauso scharf. Natürlich hatte ich es nicht vergessen.
Er kniff die Augen zusammen und musterte mich.
,,Hast du nicht. Aber ich wiederhole meine exakte Wortwahl, um deinen Test an meinem Gedächtnis zu bestehen: Sie sind eine sehr faszinierende Persönlichkeit. Damit meine ich nicht einfach auf romantische Weise, ich meine Ihre Ansichten. Ich hätte gerne alle Erinnerungen an Sie wieder."

Da war es wieder. Die Tatsache, dass er tatsächlich nur an meiner Person aus Forschungsgründen gebunden war, störte mich ungemein mehr, als ich selbst zugeben wollte. Freunde, das sollte mein Ziel verbleiben. Da war vielleicht auch besser so. Letztendlich bedeutete eine Beziehung doch nur Vertrauensverlust und Schmerz... Besonders bei Sherlock Holmes. Das hatte er ja bereits erwiesen. Trotzdem würde ich wohl etwas Abstand nehmen müssen, um auch meinem Unterbewusstsein diese Tatsache klar zu machen.

Ich löste meine Arme wieder aus ihrer verschränkten Haltung und nahm einen Schluck aus meinem Wasserglas.
,,Gut. Und der Fall?", sagte ich dann.
,,Brian Owens manipuliert seine Gewinnzahlen auf seinem Wettcomputer. Zwar betrifft das nur die Ausgabe für den Nutzer und er bekommt seine angepasste Zahl nicht ausgezahlt, aber hohe Gewinne, ob sie nun auf dem Bildschirm oder auf dem Konto sind, ziehen andere interessierte Spieler an", begann er und ich merkte, wie er sich entspannte.
,,Er zeigt also anderen Spielern seine falschen Zahlen und die fragen ihn, ob er an einer Zusammenarbeit interessiert ist. Und natürlich ist er das, solange er einen Festbetrag von seinen Opfern bekommt, ohne Garantie. Die Zusammenarbeit hält aus offenkundigen Gründen meistens nicht länger als ein Rennen an, manchmal auch länger, wenn er mit eher besesseneren Kunden umgeht."
,,Das bedeutet aber, dass es unglaublich viele unzufriedene Kunden geben muss, Zeugen", stellte ich damit fest.
,,Niemand gibt freiwillig zu, bei einem Rennen betrogen haben zu wollen. Und dabei nicht mal erfolgreich zu betrügen. Sie sind in einer rechtlichen Falle, also redet keiner", erwiderte der Detektiv und ich nickte verstehend.
,,Aber was hat das alles mit Glorious Vision zu tun?", fragte ich dann.
,,Mr. Gardener ist bekannterweise ein langwieriger Gegner von Owens. Er ist wohl hinter die Masche gekommen, aber der Stolz der Wettbranche lässt nicht zu, den eigenen Feind einfach an die Ordnungsmacht zu verraten. Stattdessen setzt er Owens unter Druck, was dieser nicht sonderlich begrüßt, verständlicherweise."
,,Ich habe über die Drogen nachgedacht, die Vision vor dem Opioidantagonisten verabreicht bekommen hat. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es ein Dopingmittel war. Vision hat bei diesem Rennen den vorletzten Platz belegt. Was denkst du?", erklärte ich.
,,Owens sendete aus Rache eine Verbündete, von denen er offenbar einige hat, um Vision, Gardeners liebstes Pferd, zu töten. Der Unfall der dem Pferd vorher zugestoßen war, spielte den beiden geradezu in die Karten, um Gardener eine Lektion zu erteilen", übergang Sherlock meine Frage. ,,Das Naloxon tötete das Pferd schnell und effektiv. Wann ihm allerdings die erstere Droge gespritzt wurde, weiß ich noch nicht, aber ich nehme an, dass es etwas mit diesem... Wie hieß er noch? Kaden? Zu tun hatte", sprach er dann weiter.
Vom Zeitpunkt der Drogenverabreichung hing auch die Vermutung ab, um welchen Opioiden es sich handelte.
,,Eine private Fede führte zum tragischen Tod eines Rennpferdes", seufzte Sherlock theatralisch und in diesem Moment tauchte der Kellner neben uns mit den Vorspeisen auf.

Er hatte wohl die letzten Sätze des Detektivs gehört und wunderte sich offensichtlich nicht mehr viel über unsere Gespächsthemen, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, seit er Sherlock kannte.
Freundlich lächelnd servierte er die perfektiös angeordneten Speisen und verabschiedete sich dann wieder mit einem ,,Guten Appetit."

,,Wir haben also Owens Konstrukt durchschaut, aber keine Beweise dafür", stellte ich frustriert fest. ,,Aber", fügte ich hinzu, ,,Es gilt ja noch herauszufinden, wer den Anschlag auf dich verübt hat."
Der Detektiv schob kommentarlos einen Löffel seiner Vorsuppe in seinem Mund.
,,Mein Bruder wird darauf ganz versessen sein", sagte er dann.
,,Also lassen wir ihn das Rätsel lösen und konzentrieren uns auf die restlichen Beweise?", wollte ich wissen.
,,Richtig."
,,Ich habe das Gefühl, dass uns das in ungeahnte Schwierigkeiten bringt", merkte ich an und stocherte gedankenverloren in meinem Salat herum.
,,Unsere Spielregeln gelten noch immer. Wenn du der Meinung bist, wir sollten aufhören, dann hören wir auf", erwiderte Sherlock und ich nickte.

Trotzdem war der Gedanke, dass die Lösung des Falls vollkommen auf meinen Schultern lag erdrückend. Wenn etwas aus dem Ruder laufen sollte und jemand verletzt werden würde oder schlimmeres, lag es in meiner Verantwortung. Andererseits lag es auch an mir den Fortschritt der Ermittlungen voranzutreiben. Ich musste also wissen, welches Risiko wir eingehen konnten und welches nicht. Und das konnte ich nur, wenn ich wirklich alles über den Fall wusste.

,,Was ist mit deinem Spiel mit Owens?", fragte ich dann weiter.
,,Das Spiel sorgt dafür, dass er an mich gebunden ist. Er hat ein ebensogroßes Interesse an mir, wie ich es an ihm habe. Nur dass wir uns jeweils für einen anderen Teil des Lebens des Anderen interessieren", erklärte er. ,,Das weiß er aber nicht."

Plötzlich begann etwas zu piepen und er griff blitzschnell in seine Hosentasche. Er zog den Wettcomputer heraus und platzierte ihn vor sich auf dem Tisch, bevor er eine Taste drückte, die das nervtötend Geräusch abstellte. ,,Tut mir leid, aber der Fall verlangt eben auch von mir, immer dabei präsent zu sein", murmelte er abwesend und tippte angestrengt auf der Tastatur herum.
,,Ich habe die Anzeige manipuliert. Du musst nicht mehr mitwetten, um eine hohe Summe zu haben", sagte ich, während ich skeptisch die Augenbrauen hoch zog.
,,Vorbereitung ist alles. Ich muss mich trotzdem mit dem Thema auskennen, sonst glaubt mir Owens nicht", murmelte er zur Antwort.
Hoffentlich meinte er es auch so, wie er es sagte.

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Hallo liebe Reader :)

Das war der erste Teil des "freundschaftlichen" Essens. Heute oder morgen kommt gleich der zweite, also seid gespannt ;)
Bis jetzt war die ganze Story sicherlich etwas verwirrend, aber ich hoffe, dass ich mit diesem Kapitel etwas aufräumen konnte. Es wird allerdings noch viel dazukommen, also immer schön aufpassen!

Und was wird wohl in dem Briefumschlag sein, den Sherlock Liv geschenkt hat? Da müsst ihr wohl noch bis zu ihrem Geburtstag warten ;)

Einen schönen Tag euch noch♡

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