-~41~- Er meditiert

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,,Es sieht schlecht für Sie aus", verkündete meine Anwältin besorgt.
Nervös spielte ich mit der Kette der Handschelle, durch die meine linke Hand an das Krankenhausbett gefesselt war.
,,Die Polizei hatte in den letzten zwei Tagen viel Zeit, um Beweise zu sammeln. Möchten Sie sie hören?"
Zögerlich nickte ich.
,,Sie hatten das letzte halbe Jahr Kontakt zu dem Opfer."
Bei der Erwähnung des Wortes schloss ich fest die Augen, als würde es so verschwinden.
,,So viel ich weiß, erst nur beruflich, dann privat. Sie haben mit Sherlock Holmes zusammengearbeitet." Ich öffnete wieder die Augen und sah in das erstaunte Gesicht der Anwältin.
,,Ja, er ging dem selben Fall nach, wie ich. Wir hatten beschlossen, uns gegenseitig zu helfen", erklärte ich dann mit rauer Stimme.
Die Anwältin nickte und sah dann  auf ihr Klemmbrett, das sie in den Händen hielt.
,,Aber es ist über die geschäftliche Verbindung hinausgegangen."
Ich sah seitlich zu Boden. ,,Ja, für mich zumindest", flüsterte ich dann.

Die Anwältin nickte und schrieb etwas in die Akte.
,,Sie waren anwesend, als der Anschlag auf Mr. Holmes begangen wurde, dessen Täter immer noch nicht feststeht, in Ascot wurde unter Ihrer Aufsicht ein Rennpferd getötet und ein Mitarbeiter ist verschwunden,
Sie haben Hausfriedenbruch in Mr. Owens Hotelzimmer und Mr. Holmes Wohnung begangen", zählte sie weiter auf. ,,Es gab einen falschen Bombenanschlag auf Ascot. Einige Zeit später sind Sie tagelang verschwunden. Laut Ihrer Blutprobe hatten Sie Kontakt mit mehreren illegalen Drogen."

Ich wollte Sie unterbrechen, etwas sagen, jedoch wusste ich nicht, was.

,,Einen Tag vor der Mordnacht haben Sie sich von Sherlock Holmes getrennt. Ihre Trennung wurde öffentlich bekannt. Gestern kam ein Zeitungsartikel heraus, der über Sie berichtet. Ich habe Ihnen die Zeitung mitgebracht. Seite 34."
Ich musterte kritisch den Stapel Papier auf meinem Nachtschrank.
,,Am Abend vor dem Mord waren Sie auf einer illegalen Coronaparty anwesend, wo Sie unter Zeugen Alkohol zu sich genommen haben und mit einem Mann gesprochen haben, dessen Beschreibung auf Mr. Owens passt. Anschließend sind Sie aus der Bar verschwunden.
Am Tatort wurden überall Ihre Fingerabdrücke gefunden, auch auf der Leiche. Die Tatwaffe war Ihr Taschenmesser und Sie haben versucht, nach der Tat Ihre Kleidung zu säubern."

Sie hob ihren Blick wieder und ich atmete schwer aus.
,,Mrs. Carter, wenn ich ehrlich sein darf, würde ich Ihnen empfehlen zu gestehen. Auf diese Art und Weise würden wir die Strafe so gering wie möglich halten."

Entrüstet sah ich sie an. Ich war tatsächlich sprachlos. Die Beweislage sprach gegen mich, natürlich. Ich hatte mich dank Sherlock auf jede Menge illegale Dinge eingelassen, die ich nicht begründen konnte. Es gab keine weiteren Zeugen, außer dem Detektiv und seinem besten Freund.

,,Haben Sie mit Sherlock und John gesprochen?", wollte ich wissen.
,,Mr. Watson arbeitet mit dem Scotland Yard zusammen. Mr. Holmes dagegen verweigert die Aussage", erwiderte die Anwältin.
,,Was?", fragte ich perplex.
,,Ihre Gerichtsverhandlung wird am 17. Dezember sein. Haben Sie noch irgendwelche Fragen?"

In über einem Monat wird es erst zur Gerichtsverhandlung kommen. Bis dahin war ich wahrscheinlich in Untersuchungshaft gefangen. Niemand würde meine Kaution bezahlen.

,,Ihre Kautionsanhörung ist in drei Tagen", erzählte die Anwältin weiter.
,,Warten Sie, ich habe noch eine Frage", sagte ich ihr und sie sah mich gespannt an. ,,Kann ich einen anderen Anwalt bekommen?"
,,Ich bin Ihre Pflichtverteidigerin, Mrs. Carter. Ihr Kontostand wird einen anderen Anwalt kaum zulassen", erwiderte sie schnippisch.
Ich seufzte und legte meinen Kopf in den Nacken.

Schon wieder war ich in einem Krankenhaus, schon wieder ans Bett gefesselt, schon wieder hatte ich wegen Sherlock Holmes Probleme.  Ich hätte nie mit ihm zusammen arbeiten sollen.

,,Da Sie Ihre Stimme nun zurück haben, wird die Polizei mit Ihnen sprechen wollen. Wollen Sie, dass ich dabei bin?", fragte sie mich.
,,Nein Danke, Mrs. Walker. Da Sie der Meinung sind, dass ich die Wahrheit sagen soll, brauche ich sie nicht mehr", erwiderte ich und gab mir Mühe, mir ein kleines Lächeln abzuringen. Ohne den Versuch der Widerrede nickte die Anwältin und verschwand aus der Tür des Krankenzimmers.
Frustriert ließ ich mich zurück in mein Kissen fallen.

Hätte Mycroft die Entführung nicht unter Verschluss gehalten, wäre ich schon längst hier raus.

Ich sah zu der Zeitung, die immer noch neben mir auf dem Nachttisch lag. Ich nahm sie hoch und las die Überschrift: ,,Der Detektiv mit dem Eisherz - Ein Artikel von Kitty Riley".
Auf dem Foto standen Sherlock uns ich uns gegenüber, es wurde durch die gläserne Eingangstür von Ascot aufgenommen. Wir waren beide im Profil zu sehen und während ich deutlich gereizt aussah, hatte Sherlock seinen üblichen, neutralen Gesichtsausdruck aufgesetzt.

Ich warf die Zeitung zurück auf den Nachtschrank und schnaubte abwertend. ,,Detektiv mit dem Eisherz", wiederholte ich immer und immer wieder in meinem Kopf. Nein, Sherlock hatte kein Herz aus Eis. Mycroft hatte es. Sherlock war einfach nur ein Arschloch.

______

Einige Stunden später kam Lestrade in mein Zimmer. Er hatte tiefe Sorgenfalten auf der Stirn und sah müde aus.
,,Hallo Mrs. Carter. Schön Sie doch nochmal wiederzusehen. Die Umstände sind allerdings eher wenig erfreulich."
Ich seufzte. ,,Hallo Mr. Lestrade."

Er setzte sich auf den Besucherstuhl neben das Bett und stützte seine Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln ab, um sich zu mir zu lehnen.
,,Dann erzählen Sie mal, was passiert ist."
,,Freitag Abend bin ich mit ein paar Leuten aus dem Orchester feiern gegangen..."
Lestrade zog eine Augenbraue hoch.
,,Jetzt schauen Sie doch nicht so. Erstens war es nicht meine Idee und zweitens war ich die letzte, die sich noch dagegen gesträubt hat. Ja, es war ein Fehler, ich weiß", erwiderte ich und ich merkte, wie verzweifelt ich inzwischen schon klang.
,,Also gut", erwiderte Lestrade geduldig und lehnte sich auf dem Stuhl ein Stück zurück.
,,Ich habe einiges getrunken", fuhr ich fort, ,,und irgendwann habe ich dann Owens getroffen. Er saß mit mir an der Bar."
,,Er ist zu Ihnen gekommen?", fragte Lestrade überrascht. ,,Nachdem Sie ihn vor Gericht gebracht haben, hätte ich eher erwartet, dass er Sie umbringt", witzelte er dann, jedoch war ich nicht wirklich amüsiert.
,,Lestrade!", rief ich, doch ich spürte, wie meine Stimme brach, als ich sie anhob. Ich faste mir etwas an meinen schmerzenden Hals.
,,In Ordnung. Erzählen Sie weiter. So genau wie möglich. Was hat er gesagt?"
,,Ich kann mich nicht mehr wirklich erinnern", gab ich zu. ,,Ich glaube, wir haben nicht viel miteinander geredet. Aber er hat mir einen Drink ausgegeben."
,,Wissen Sie noch, was es war?", fragte Lestrade.
,,Es war... Ich glaube es war nur ein Wasser", überlegte ich.
,,Könnte er etwas hineingetan haben?", wollte er dann wissen.
,,Ja natürlich", sagte ich dann, ,,ich war stockbetrunken. Er hätte alles mit mir machen können, wenn meine Freunde nicht dagewesen wären. Seit meinem... Kontakt mit dem Cylen, reagiere ich recht empfindlich auf Alkohol."
Lestrade nickte. ,,Und danach?"
,,Keine Ahnung. Ich erinnere mich an gar nichts mehr." Ich massierte angespannt mit meiner freien rechten Hand meine Nasenwurzel. ,,Ich bin am nächsten Morgen einfach in diesem Hotelzimmer aufgewacht."
,,Und sonst wissen Sie gar nichts, was Sie entlasten könnte?"
,,Sherlock. Er weiß alles. Und Mycroft... Ach und die Queen kann auch bezeugen, dass ich... Naja, sie weiß, wo ich war, als ich verschwunden bin. Zumindest teilweise."

Ungläubig sah mich Lestrade an. ,,Ich hoffe Sie wissen, in welchen Schwierigkeiten Sie stecken und das Sie die Wahrheit sagen sollten."
,,Natürlich weiß ich das! Und ich weiß auch, dass das alles absurd klingt, aber Sie kennen doch Sherlock. Bitte glauben Sie mir", erwiderte ich und versuchte dabei, möglichst ruhig zu klingen.
Lestrade seufzte. ,,In Ordnung. Was ist noch bei Ihren Ermittlungen mit Sherlock herausgekommen?"
,,Okay, das ist ziemlich viel. Zu aller erst muss ich sagen, dass ich keinen Hausfriedensbruch bei Sherlock begangen habe. Sherlock selbst ist eingebrochen, weil weder er, noch John einen Schlüssel mit hatten. Sherlock hat uns dann die Tür von innen geöffnet. Dabei hat uns ein Passant beobachtet", erklärte ich und Lestrade zog einen Notizblock aus seiner Jackentasche und machte sich Notizen.
,,Außerdem haben wir herausgefunden, dass Owens nur ein Teil eines Netzwerkes ist und dass er Komplizen hatte. Einer von Ihnen muss auch Glorious Vision getötet haben. Das Netzwerk scheint gegen bestimmte finanzielle oder dienstleisterische Leistungen Gefallen zu erweisen. Wir sind dort noch nicht viel weiter gekommen, aber der Kopf der Verschwörung besitzt eine Holding in Spanien und die ein Hotel in Cardiff."

Ich atmete tief ein, um kurz zurück zu denken. ,,Ich habe einen Drohbrief erhalten", fiel mir noch ein.
,,Wo ist der?", fragte der DI.
,,Sherlock hat ihn", antwortete ich. ,,Da wir uns nicht an die Forderungen aus dem Brief gehalten haben, legten die Leute aus dem Netzwerk eine falsche Bombe, um mich nach Ascot zu locken." Ich atmete noch einmal tief ein und entschloss dann, die komplette Wahrheit zu sagen: ,,Von dort aus wurde ich entführt, unter Drogen gesetzt und wurde erst zwei Tage später in Cardiff gefunden. Sherlock, John und ich waren dort in dem Hotel des spanischen Gesellschafters. Dort haben wir Mycroft und die Queen getroffen. Er hat alles vertuscht und sie hat uns die Hilfe der britischen Regierung zugesprochen. Wenn ich darf, würde ich sie gerne anrufen."
,,Sie dürfen später telefonieren", sicherte mir Lestrade zu. Er hatte einen Gesichtsausdruck, der zwischen Unglauben und Schock lag und ich sah, dass er mit seinem Kuli zu fest auf das Papier aufdrückte, sodass Kerben entstanden.
,,Danke. Sie kennen ja den Teil, als wir wieder zurück in London waren, bis wir Owens geschnappt haben. Ein paar Tage später haben Sherlock und ich uns ziemlich heftig gestritten, weil sich herausgestellt hat, dass er alles inszeniert und sich die Drogen selbst verabreicht hatte." Ich deutete auf die Zeitung.

Lestrade lachte leise auf. ,,Verzeihung, aber das sieht ihm ähnlich", entschuldigte er sich.
,,Ja, das stimmt... Etwas weiß ich noch: Meine Tasche wurde am Abend in der Bar geklaut und im Hotelzimmer war der Fernseher kaputt und die Tür von außen abgeschlossen. Ich hatte versucht, das Schloss mit dem Taschenmesser aufzubrechen, aber es hat nicht funktioniert. Außerdem war jegliche Möglichkeiten nach außen zu kommunizieren entfernt", sagte ich und senkte den Kopf. Meine gesamte Geschichte war das unglaubwürdigste, was ich jemals gehört hatte.
,,Deswegen also das blutbeschmierte Laken", begriff Lestrade. ,,Sie glauben gar nicht, wie sich Sherlock über dieses Kommunikationsmittel gefreut hat, bis er herausgefunden hat, von wem die Nachricht kommt."
,,Wie hat er reagiert?", fragte ich leise.
,,Für die ersten drei Minuten war er euphorisiert, dann hat er es herausgefunden und hat uns nur das Hotel und das Zimmer verraten, wo das Laken herkam. Seitdem hat er sich in seiner Wohnung eingeschlossen. Selbst John hat die letzten Tage nicht mehr mit ihm gesprochen."

,,Er meditiert", erklärte ich. ,,Manchmal hat er das tagelang gemacht und hat nur gegessen oder ist rausgegangen, wenn alle im Bett waren. Ich habe es aber mitbekommen, weil ich nie schlafen konnte, wenn er nicht bei mir war." Ich schmunzelte und schüttelte den Kopf. ,,Ich saß dann immer an der Innenseite der Schlafzimmertür und habe zugehört, wie er die Mikrowelle bedient hat."

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