🔸️15: Blumen

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Die Stimmen, die gedämpft an sein Ohr drangen, weckten Taehyung aus seinem Schlaf auf.

Er fühlte sich schwach und ihm war kalt. Und obwohl er so lange geschlafen hatte, war er unglaublich müde.

Zu schwach um seine Augen richtig zu öffnen, blinzelte er ein paar Mal gegen das grelle Licht, doch er konnte nur schemenhaft seine Umgebung durch die halb geschlossenen Lider erkennen. Als er seinen Kopf drehte, sah er die verschwommenen Umrisse zweier Personen, die in der Tür standen und sich unterhielten.

"Was soll das heißen, Sie wollen ihn entlassen? Sehen Sie ihn sich doch an..."

Tae kannte diese Stimme.

Sie war warm und weich.

Er hörte sie gern.

Er wollte seinen Mund öffnen und etwas sagen, aber er schafft es nicht. Sein Körper gehorchte ihm noch nicht.

"Ich weiß, aber wir haben keine Krankenkassenkarte in seinen Sachen gefunden. Wir nehmen also an, dass er nicht versichert ist. Das heißt wir bekommen seinen Aufenthalt nicht bezahlt und—"

Taehyung vernahm ein verächtliches Schnauben. "Sie wollen ihn also in diesem Zustand vor die Tür setzen?"

"Wir würden noch warten, bis er wach ist, aber dann..." Taehyung hörte die fremde Stimme seufzen. „Hören Sie, mir sind die Hände gebunden." Der Mann klang entschuldigend. „Ich kann ihn nicht länger hier lassen, so gerne ich es auch wollte. Aber das habe ich nicht zu entschei—"

"Ich zahle für ihn."

"Was? Nein, Sie müssen nicht—"

"Ich zahle seinen Aufenthalt und jegliche Kosten für seine Behandlung."

Das war das letzte, was Taehyung hörte, bis sein geschwächter Körper nachgab, seine schweren Lider zufielen und er erneut in einen tiefen, schweren Schlaf fiel.

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Das nächste Mal, als Taehyung erwachte, war er alleine in einem sterilen, weißen Raum. Aber diesmal konnte er die Kraft aufbringen seinen Augen zu öffnen und sich aufzusetzen. Er zischte und hielt sich die schmerzende rechte Flanke — die Stelle, an die er die heftigen Tritte einstecken musste. Nachdem der Schmerz verebbt war, wurde ihm erst richtig bewusst, wo er sich befand.

Mit großen Augen befühlte Taehyung das einfache Patientenhemd an seinem Körper und warf einen fragenden Blick zu der Infusion an seinem Arm, die langsam vor sich hin tropfte. Dann schaute er sich im Krankenzimmer um, doch außer einem kleinen Tisch, zwei Stühle und seinem Nachtschränkchen konnte er nicht viel ausmachen.

Dann fiel ihm etwas anderes ins Auge.
Er blinzelte ein paar Mal, als er die Blumen auf seinem Tisch sah.

Jemand hatte ihm Blumen gebracht?

Er riss seinen Blick erst von dem kleinen Strauß los, als die Tür zum Zimmer geöffnet wurde.

„Ah, wie ich sehe sind Sie wach, Mr. Kim." Der junge Arzt mit den mintgrünen Haaren trat an sein Bett und streckte ihm seine Hand entgegen. „Ich bin Dr. Min, Ihr zuständiger Arzt."

Taehyung schluckte und nahm zögernd die Hand des Arztes. „K-Kim... Kim Taehyung. Was ist passiert? Warum bin ich hier?"

Dr. Min seufzte und schob seine Brille mit dem Zeigefinger zurecht. „Sie wurden vor sieben Tagen zu uns gebracht, als man Sie ohne Bewusstsein draußen auf der Straße aufgelesen hatte. Man könnte sagen es war Rettung in letzter Sekunde."

Der junge Internist gab Taehyung die Zeit, diese Information zu verarbeiten.
Die Augen des Jüngeren wurden groß und er senkte seinen Blick auf seine Hände, die sich um die Bettdecke in seinem Schoß krallten.

Taehyung erinnerte sich an Nichts. Sieben Tage waren einfach so an ihm vorbeigezogen...

„Mr. Kim", setzte der Arzt wieder an. „Ich werde ehrlich zu Ihnen sein. Sie kamen völlig unterernährt und im schlechten Allgemeinzustand zu uns. Aber was mir noch mehr Sorgen bereitet, ist die Rippenprellung und diverse Blutergüsse. Was ist vor Ihrer Einlieferung vorgefallen?"

Taehyung hob den Blick und sah sein Gegenüber mit hochgezogenen Augenbrauen an. „I-Ich..." Taehyung biss sich auf die Unterlippe und senkte rasch seinen Blick. Es war nicht schwer zu erkennen, dass er gerade mit einer scheinbar sehr unangenehmen Erinnerung kämpfte.

Dr. Min betrachtete den Jungen sorgenvoll. Die Reaktion seines Patienten ließ den jungen Arzt nichts Gutes ahnen.

Aber er wollte Taehyung nicht weiter drängen, schließlich war der Junge gerade erst aufgewacht, und so wechselte er also schnell das Thema.

Er ging mit Taehyung dessen Laborwerte und aktuelle Medikation durch, was der Jüngere nur nickend zur Kenntnis nahm, aber ehrlich gesagt konnte er mit den meisten Informationen nicht viel anfangen.

Der junge Arzt untersuchte Taehyung, hörte dessen Lunge ab und kontrollierten die Vitalwerte, erklärte ihm dabei geduldig, dass er gerne noch eine Röntgenaufnahme seiner Rippen machen würde, um mögliche Frakturen ausschließen zu können. Bis er irgendwann bemerkte, dass sein junger Patient ihm nicht mehr zuhörte und stattdessen die Blumen auf seinem Nachttisch betrachtete.  „Sie sind schön, nicht wahr?"

Taehyung nickte. „Ja. Aber von wem sind sie?"

„Von einem jungen Polizisten", antwortete Dr. Min, während er sich sein Stethoskop wieder um den Hals hing. „Er war es auch, der Sie hierher gebracht hat. Er hat Ihnen quasi Ihr Leben gerettet."

Mit großen Augen wandte sich Taehyung zu seinem Arzt. „W-Wirklich?"

„Wirklich." Dr. Min lächelte. „Er kam seitdem jeden Tag hierher."

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