12 - Zuhause

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⊱─ ⋯ ─⊰ TAG 3 ⊱─ ⋯ ─⊰

[Samstags nachmittags]
  
  

ʝιɱιɳ

Ich schreibe schon länger nicht mehr, kaue nur an meinem Stift. Denn das letzte darf ich hier nicht aufschreiben. Das muss ich mir hinter die Ohren schreiben!

Wie um Himmels Willen soll ich jetzt Yoongi diese weitere Erkenntnis vermitteln, ohne dass er rafft, dass ich dabei an uns beide gedacht habe !?! Damit würde ich vielleicht - wahrscheinlich das zarte Pflänzchen Normalität und Vertrauen zwischen uns gleich wieder zertrampeln. Das darf auf keinen Fall passieren, dafür fühle ich mich hier und mit ihm einfach viel, viel, viel zu wohl!

Yoongi hat in der Zwischenzeit wie im Wahn Blatt um Blatt mit Notizen gefüllt. Wie angenehm ist es, so miteinander zu arbeiten. Gut im Gespräch, Seite an Seite, dann wieder jeder ganz bei sich, alles ohne Hetze.
Jetzt lehnt er sich in seinem Stuhl zurück, schließt die Augen, sieht plötzlich ganz erschöpft aus. Wie leer geschrieben. Aber so zufrieden dabei! Ich wüsste zu gerne, wie ich grade aussehe ...

Es dauert eine Weile, bis er sich wieder aufrichtet und seine Schultern strafft. Deshalb spreche ich ihn auch nur ganz leise an.
"Kaffee?"

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

"Kaffee!", bestätigte ich, und endlich kommt wieder Leben in meinen Körper.
Schnell drehe ich mich um und schenke uns beiden Kaffee ein. Dabei fällt mir ein, dass Jimin mich ja mit dem Kaffee am Bett überrascht hat.

"Ach ja ... ähm. Danke nochmal für den Kaffee heute morgen", sage ich kleinlaut.
"Generell. Danke, dass du so viel Geduld mit mir hast. Und dafür, dass du mit mir hier dran arbeitest. Auch wenn ich immer noch nicht weiß, wieso du das eigentlich alles tust. Du hast ja im Endeffekt gar nichts davon."
Hey! Das war doch schon mal echt gut. Vielleicht gewöhne ich mich auch nur langsam an diese bestialische Nervosität, sobald Jimins Blick auf mir liegt.

"Auf jeden Fall bin ich sehr froh darüber und ich freue mich, dass der Song dadurch wirklich Chancen hat, richtig, richtig gut zu werden."



ʝιɱιɳ

"Warum ich das mache? Das weißt du schon. Ich würde wahnsinnig gerne zu diesem Song singen und tanzen. Erinnerst du dich? Dieser Song war vom ersten Takt an was besonderes für mich. Jetzt stecken auch noch meine Gedanken mit drin. Wie könnte ich da NICHT mitarbeiten wollen?"
Und wenn ich ehrlich bin ...
Ganz leise traue ich mich weiter.
"Und wenn ich ehrlich bin ... Ich bin ein geselliger Mensch. Ich MUSS nicht dauernd mitten im Trubel stecken. Aber Tag für Tag und Monat für Monat in eine Wohnung zu kommen, die sich so leer anfühlt wie eine alte Fabrikhalle - das ist kein Zuhause. DAS jetzt - DAS ist ein Zuhause."

Batsch - klappt die Auster zu. Jimin, welcher Teufel reitet dich denn da grade? Da springt das scheue Reh doch gleich auf Nimmerwiedersehen zurück in seinen Busch! Bist du noch ganz bei Trost!?!
Vor meinem geistigen Auge sehe ich Yoongi mitsamt seiner Habseligkeiten panisch aus der Wohnung rennen. Ich senke meinen Blick auf meine Notizen und halte den Atem an.

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Jimins Worte beruhigen mich, zumindest bis zu dem Teil, wo er das Leben mit mir in dieser WG anspricht.
"Zuhause??", wiederhole ich irritiert fragend.
Wahrscheinlich sieht man mir grade ganz genau an, wie sehr mich seine Worte schon wieder aus der Fassung bringen. Und dann spüre ich dieses warme Gefühl in meinen Adern pulsieren, während Jimins Worte in meinem Kopf auf repeat laufen. Zuhause.

Das ist mit Abstand das schönste, was ich seit langem gehört habe. So schön, dass mir schon wieder die passenden Worte fehlen, dabei würde ich ihm so gerne sagen, wieviel mir das bedeutet. Aber wie?
"Jimin, das ... ich weiß nicht genau, was ich sagen soll, WIE ich es sagen soll. Du überforderst mich, wenn du sowas sagst. Auch wenn ich grade klinge wie ein kleiner Junge, der sich gleich ins Hemd macht. Du ... meine Güte. Es fällt mir schwer, vernünftig mit dir zu reden. Und wenn du ... weißt du, wann ich das letzte Mal sowas nettes gesagt bekommen habe? Das war 'ne Zeit, da habe ich mir tatsächlich noch ins Hemd gemacht."

Natürlich sehe ich ihn dabei nicht an, sondern verstecke mein bestimmt knallrotes Gesicht hinter der Kaffeetasse, die ich mir direkt vor die Nase halte.

  
  
ʝιɱιɳ

Ich schaue Yoongi nicht an. Und ich fasse ihn auch nicht an, so sehr mein Wesen mich dazu drängt, ihn mitfühlend zu umarmen. Intuitiv weiß ich, dass ein Blickkontakt oder eine Berührung jetzt seine letzte Schutzmauer einreißen würden. Aber eines begreife ich: was auch immer er bisher in seinem Leben mitmachen musste - nach einer glücklichen Kindheit und Geborgenheit klingt das nicht. Er weiß vielleicht nicht mal, wie sich Geborgenheit anfühlt!

"Yoongi, das tut mir leid. Ich wollte dich nicht überfordern. Ich weiß auch viel zu wenig über dich, kann deine Grenzen nur erahnen. Ich meinte nur - also ... "
Jetzt stottere ich auch schon so rum!

"Ich hab dir vor zwei Tagen nach Monaten Funkstille radikal den Kopf gewaschen, und jetzt sitzen wir hier miteinander und kehren unser Innerstes nach außen. Das kann einen schon überfordern. Bitte bremse mich, wenn es zu viel wird. Es geht hier um uns und unser Zusammenleben. Dabei sollst du dich auch wohlfühlen.
Was ich erlebt habe in den letzten zwei Tagen, war ... Du hast mich nicht ausgelacht oder zurückgebölkt. Du hast dir meine Kritik angehört und bist sofort losgezogen, um etwas zu ändern. Das hat mich wirklich beeindruckt. Das war stark! Diese im Schreck zerdrückten Mochis - das sind die leckersten, die ich je gegessen habe. Weil sie nach Aufbruch, nach Wertschätzung und nach Gemeinschaft schmecken.
Ich habe erst jetzt begriffen, wie sehr ich meine Familie vermisse. Und jetzt grade merke ich schon wieder, wie wenig ich von dir weiß. Ob es etwas gibt, was du vermisst? Ich ..., das Gefühl des Vermissens ist doof. Aber die Tatsache, dass es in meinem Leben etwas gibt, das so schön ist, dass ich es vermisse - das ist toll. Und ... ja, dass wir endlich miteinander reden, kochen, essen und arbeiten - das macht diese Wohnung zu einem Zuhause. Jetzt fühle ich mich wohl hier."

Vorsichtig schiele ich über den Rand meiner Tasse zu Yoongi rüber. Das war wahrscheinlich alles viel zu viel für ihn. Ich hoffe einfach für uns und für ihn, dass er sich jetzt nicht abgeschreckt sondern eingeladen fühlt. Über sein Gesicht jagen tausend Gefühle, die ich alle nicht deuten kann. Also schiebe ich noch was leise hinterher.
"Bitte lauf jetzt nicht vor mir weg. Ich würde mich freuen, wenn du das Kompliment annehmen könntest."


𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Es ist unglaublich, wie viele Gefühle Jimin in mir mit ein paar Worten wachrufen kann. Ich war noch nie in meinem Leben so überwältigt, nicht mal, als ich vom Prof ein Lob bekommen habe.
"Jimin ...", ist das einzige, was ich hervorbringen kann, ehe meine Stimme sich schon wieder verabschiedet. Das einzige, was mich hier gerade hält und meinen Fluchtreflex eindämmt, ist Jimins Bitte am Ende.

Ich atme tief durch, stelle die Tasse auf die Seite und schaue wieder rüber zu Jimin. Diese ehrlichen Augen ... Sie machen mich wahnsinnig. Er ist so ganz anders als ich, er trägt sein Herz auf der Zunge. Es scheint wirklich so leicht zu sein für ihn, einfach auszusprechen, was er denkt und fühlt.
"Ich fühle mich auch wohl, also mit dir. Ich kann nur nicht damit umgehen. Das ist alles so furchtbar neu, und ich bin echt nicht gut in solchen Dingen. Du kannst anscheinend ganz frei raus sagen, was dir auf der Seele liegt. Ich kann das nicht. Ich kann dir nur sagen, dass ... du faszinierst mich. Du hast eine tolle Stimme, du bist wunderschön, nicht nur vom Äußerlichen her. Du hast eine tolle Art, bist ehrlich, verständnisvoll, lieb, großzügig. Und ... du riechst gut. Verdammt gut."

Okayyyyyy. Ganz ruhig, Yoongi. Das hast du jetzt nicht wirklich gesagt, oder!?
"Das hab ich jetzt nicht wirklich gesagt, oder?", spreche ich meinen Gedanken aus, denn das ist mir wirklich grade mehr als unangenehm.
 

 
  
ʝιɱιɳ

Park Jimin. Wenn du jetzt auch nur mit dem Mundwinkel zuckst, wirst du standrechtlich erschossen! Schnell denke ich an den alten, fiesen Nachbarn meiner Eltern, dessen einziges Lebenselixier es ist, über andere Menschen zu meckern. Zum Glück wirkt das genau so gut wie immer. Ich kann Yoongi ruhig ansehen.

"Da ich nicht weiß, ob du noch mehr gedacht hast, kann ich auch nicht wissen, ob du das meinst, was ich grade gehört habe. Aber ich fühle mich geehrt von dem Bild, das du von mir hast. DAS hat MIR noch nie jemand gesagt. Und ich meine damit nicht das gut riechen.

Ich hab das eben wirklich so gemeint. Du bist viel stärker, als du selbst glaubst. Du bist kritikfähig. Du lässt mich an deine Musik ran, das heißt, dass du mir vertraust. Du hast den Mut zu sagen:'das überfordert mich grade.' Das kann fast niemand!
... Ich wüsste gerne, was du jetzt brauchst. Weiter arbeiten am Song? Eine Pause? Allein sein? Ablenkung? Joggen und dabei alle Anspannung rauspowern? Ich ... würde dir gerne gerecht werden, weil ich dir wohl grade viel abverlangt habe."

Einem Impuls folgend halte ich ihm mit einem Lächeln den Teller mit den Mochis entgegen. Wer weiß - vielleicht braucht er auch einfach einen kleinen Zuckerschock ...


𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Ich lehne dankend ab, als Jimin mir den Teller hinhält.
"Keine Mochis, kein Joggen", sage ich knapp. Soviel weiß ich immerhin, aber was genau ich grade brauche ... Puh. Keine Ahnung.
"Wenn ich ehrlich bin, keine Ahnung. Lass uns vielleicht eine Pause einlegen?"

Nicht flüchten, Yoongi. Nicht flüchten. Alles wird gut. Du schaffst das, auch wenn du dich innerhalb dieser letzten zwei Tage gefühlt dreißig Mal wie ein Vollidiot aufgeführt hast. Hey! Immerhin kann es nur besser werden.
Jimin will mir gerecht werden, wiederhole ich in Gedanken, dabei weiß ich ja selbst nicht mehr, was genau denn eigentlich mit mir los ist.

"Du könntest was erzählen. Also von dir. Wenn du willst."
Meine Stimme wird immer leiser, und je mehr ich sage, desto bescheuerter fühle ich mich. Du riechst gut. Hey, erzähl mir mehr von dir. Himmeldiebimmel. Man könnte fast meinen, dass ich ...
Ein heftiger Hustenanfall erschüttert mich, als ich mich bei dem Gedanken an meiner eigenen Spucke verschlucke. Nein, Yoongi. Einfach nein.

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23.6.2021

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