20 - Test

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⊱─ ⋯ ─⊰ TAG 4 ⊱─ ⋯ ─⊰

[Sonntag früher Abend]

  
  
ʝιɱιɳ

Kaum bin ich in meinem Zimmer angekommen, landen schon mit einem leisen Pling die Lyrics in unserem Chat. Ich packe sie in ein Dokument, in dem ich sie schnell mit Anmerkungen, Betonungszeichen und ähnlichem versehen kann. Später will ich sie noch abschreiben. Oder mitsamt der Noten ausdrucken. Alles hilft, um schnell zu lernen.

Yoongi soll ja nicht wissen, dass ich den Song auch noch für meine eigenen Zwecke nutze. Ob ich es allerdings technisch hinkriegen werde, gleichzeitig zu tanzen und zu singen, muss ich erst noch rausfinden. Aber dabei werden mir die Jungs sicher helfen können, denn das haben sie als höhere Semester bestimmt schon mal gemacht.

Ich schiebe diese Überlegungen in meinem Kopf beiseite und konzentriere mich auf meinen Körper, meine Haltung, meine Atmung. Ich werde gleich singen. Für eine Aufnahme von Yoongis Song. Unserem Song.

  
 
𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Ich bin nur ganz kurz wieder in meinem alten Muster gefangen und glotze Jimin irritiert an. Doch kaum ist meine Zimmertür zugefallen, grinse ich breit vor mich hin. JA, so geht es mir auch. 

Ich schicke Jimin eben die Lyrics per Nachricht und starre bestimmt noch ein paar Sekunden gebannt auf unseren Chat. Ich unterdrücke das Bedürfnis, ihm noch eine Nachricht hinterher zu schicken. Stattdessen setze ich mich an den PC, um alles vorzubereiten. Schnell habe ich das ganze Equipment aufgebaut und gecheckt. 

Ich nutze die Zeit, um mein Vorhaben aufzuräumen diesmal wenigstens teilweise umzusetzen. Zugegeben, um hier richtig Ordnung vorweisen zu können, bräuchte ich wahrscheinlich Tage, aber darum gehts nicht. Ich bringe schnell eine riesige Ansammlung von Kaffeetassen in die Küche und stelle sie in die Spüle, befreie meinen Schreibtisch von allerhand unnützen Notizen und hebe ein paar Sachen vom Boden auf. 
Geht. Nicht besonders schön, aber Jimin wird sicher bemerken, dass ich in der kurzen Zeit zumindest versucht habe, etwas Ordnung in mein Chaos zu bringen. 
 
Jimin scheint noch nicht fertig zu sein mit dem Einsingen, denn obwohl alles startklar ist, ist von ihm noch keine Spur zu sehen. Na gut. Also doch eine Nachricht. 
"Geht mir auch so, Jimin. Die Arbeit mit dir macht wirklich Spaß. Ich bin übrigens fertig, und wenn du willst, kannst du dann rüber kommen." 
Schnell schicke ich die Nachricht ab, bevor ich es mir nochmal anders überlege. Es ist tatsächlich einfacher, sowas zu schreiben, als es auszusprechen. Ich bin zwar trotzdem nervös, aber es hält sich noch in Grenzen. 

Ich warte nicht lange, bis es an der Zimmertür klopft. Wieder ein fettes Grinsen. Atmen, Yoongi. Einfach Atmen und bis zehn zählen.
Okay, let's Go. 
Energisch gehe ich zur Tür und reiße sie etwas zu enthusiastisch auf. 

  
  
ʝιɱιɳ

Hihi - Yoongi wird ungeduldig. Der bettelt ja gradezu um Arbeit! Also kann ich jetzt beruhigt rüberschlappen. Sein Gesichtsausdruck eben am Schluss in der Küche kam weder vor Schreck noch vor Ärger. Das war eine Mischung aus Freude und Verblüffung. Es kann losgehen. Jeah!

Okay - ich präzisiere: Überschäumende Vorfreude. Yoongi reißt nur Sekunden nach meinem Klopfen mit einem wirklich unbeschreiblich breiten Grinsen seine Tür auf. Ganz kurz begegnen sich unsere Blicke, bevor wir beide in schallendes Gelächter ausbrechen.
"Hi - wer bist du, und was hast du mit Yoongi angestellt?"

  
  
𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

"Verbuddelt. Vor dir steht der strahlende Ritter, der sich nur Yoongis Körper ausgeliehen hat." 
Ohje. Was hat mich denn da wieder geritten? 

"Okay, vergiss den dummen Spruch und komm rein", sage ich schnell hinterher und dirigiere Jimin zum Schreibtisch.
 

  
ʝιɱιɳ

Yoongis Humor zu entdecken, ist ein weiterer Kick an der ganzen Angelegenheit. Ich bin gespannt, was noch alles in ihm steckt.
Hui! Yoongi hat die Zeit genutzt, um aufzuräumen! Manchmal ist es mir unheimlich, wie wach der gegen Abend wird. Echt schräger Biorhythmus.

Im nächsten Moment schalten wir beide wie auf Kommando auf "Job" um. Kurz bestaune ich die imposante Ansammlung an Technik. Das ist ja noch viel mehr als am Donnerstag!
"Erklärst du mir mal von der Pieke auf, wie diese ganze Technik funktioniert und zusammenarbeitet, im Hinblick darauf, welches Rädchen im Getriebe ich bin?"

Vollkommen sachlich demonstriert Yoongi mir, was der Schirm am Mikro bewirkt, wie das Programm die Tonspuren erfasst und kombiniert, die Yoongi einstellt, wir testen aus, was er mir aufs Headset legen muss, damit ich gut dazu singen kann. Er ist klar und unaufgeregt, sehr zielorientiert und in seinem Metier zu Hause. Das macht der definitiv nicht zum ersten Mal. Er kriegt mit, ob ich was kapiert habe oder noch mehr Input brauche, er überhört nichts. Es ist ein Genuss, ihn dabei zu beobachten und von ihm zu lernen. Bald fühle ich mich zwischen den ganzen Ständern, Mikros und Kabeln wie zu Hause.

Also machen wir uns daran, dass ich die Melodie lerne und den Text sicher auf die Musik verteilen kann. Ohne aufzunehmen und ohne Kopfhörer singe ich einfach eine halbe Stunde lang immer wieder den Text und übe das schwierige Timing an ein paar Stellen. Yoongi kann mir anhand der Anzeige auf dem Bildschirm genau zeigen, wo ich zu früh oder zu spät einsetze oder den Rhythmus verhaue. Ich mag es, die Dinge gleich von Anfang an richtig zu machen, statt mir erstmal irgendwas Falsches anzugewöhnen, das ich mir dann mühsam wieder abgewöhnen muss. Zum Glück ist er da peinlich genau und lässt mir nichts durchgehen.

Und dann geht es ans Eingemachte. Übungen zur Wirkung vom Mikro mit meiner Stimme, Feilen an Klangfarbe und emotionalem Ausdruck, ich entwickle ein Gefühl dafür, wie ich mit meiner Lautstärke und dem Abstand zum Mikro spielen kann. Yoongi hat sehr genaue Vorstellungen, wie sein Song klingen soll, und ich versuche, seine Anforderungen mit meinem Empfinden dieses Textes zu verbinden.

Außer den letzten Tanzproben für diese Choreo war schon lange nichts mehr so intensiv und konzentriert und anstrengend wie das hier. Ich bin so hin und weg und vertieft in der Arbeit, dass ich nichts mehr wahrnehme außer der Musik, meiner Stimme und Yoongis knappen, präzisen Anmerkungen und Korrekturen. So zu arbeiten, so gleich zu schwingen, ist ein einziges, großartiges WOW!
Irgendwann sagt eine leise Stimme in meinem Hinterkopf: Das, Jimin, ist deine Zukunft. DAS ist deine Welt.

  
  
𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Jimin setzt sich auf den freien Stuhl, den ich bereits auf Position gestellt habe, und sieht sich staunend um. Ich kann nicht verbergen, wie süß ich den Anblick finde, und kann mir deswegen auch ein Schmunzeln nicht verkneifen, ehe ich mich zu ihm auf meinen Gamingstuhl setze. Neugierig fragt er, ob ich ihm von Grund auf erkläre, wie alles zusammenarbeitet und funktioniert. Das ist das Stichwort für mich, um in den Arbeitsmodus umzuswitchen.
Meine Miene wird ernster, während ich anfange, erst mal die Technik zu erklären. Er hakt immer mal wieder ein, wenn er etwas noch nicht versteht, aber das hätte mir von Anfang an klar sein sollen. Er hat das noch nie gemacht, und was die Technik anbelangt, bin ich wohl der Versiertere von uns beiden. Also erkläre ich ihm, so geduldig es geht, wie alles zusammenarbeitet und worauf er achten muss. 

Im ersten Moment freue ich mich, dass er das so ernst nimmt, aber nach der zwanzigsten Nachfrage muss ich zugeben, dass ich leicht genervt bin. Innerlich beiße ich die Zähne zusammen, versuche mir nach außen hin aber nichts anmerken zu lassen. 
Meine Geduld war noch nie die Beste, und Erfahrungen im Erklären habe ich schon mal gar nicht. Bis jetzt habe ich immer alleine gearbeitet, auch wenn ich mir schon lange einen Kooperationspartner gewünscht habe, mit dem ich zusammenarbeiten kann. Dass es mich aber so viele Nerven kostet, hätte ich nicht erwartet. Jimin ist unglaublich musikalisch, hat ein gut ausgebildetes Gehör und eine Stimme, die ihn noch sehr weit bringen wird. Aber technisch gesehen - Uff! Da hat er doch noch einiges an Nachholbedarf. 
Sein Glück ist nur, dass er immer wieder unglaublich niedlich aussieht, wenn er wieder etwas neues gelernt hat und seine Augen dann groß und leuchtend werden, denn ansonsten hätte ich wahrscheinlich für heute schon abgebrochen.

Ich schaffe es irgendwie mir nichts anmerken zu lassen und kurz darauf können wir mit den ersten richtigen Aufnahmen starten.

Jimin gibt sich wirklich Mühe, ist hochkonzentriert und versucht das Beste aus seiner Stimme rauszuholen. Das Problem ist definitiv nicht Jimin sondern ich, weil ich wie immer sehr genaue Vorstellungen habe, wie es am Ende klingen soll. Ich belasse es bei kurzen, präzisen Angaben und hoffe, dass der Klang dadurch eher so wird, wie ich es mir vorstelle. Und er versucht auch wirklich alles, um es umzusetzen. Leider ist mein innerer Perfektionist nicht schnell zufrieden zu stellen. Ich finde immer wieder neue Stellen, die ich nochmal neu machen oder ausgebessert haben möchte. Die Frage ist nur: Wie bringe ich das Jimin möglichst schonend bei? 

Ich schaue zur Seite und sehe, wie erschöpft er mittlerweile aussieht. Ich checke die Uhrzeit und stelle fest, dass ich ihn jetzt schon seit weit über zwei Stunden stark beansprucht habe. Ich ahne, dass er nicht mehr kann. 
"Weißt du was? Ich glaube, wir sollten für heute Schluss machen. Für das erste Mal war es schon wirklich nicht schlecht", versuche ich so nett wie möglich zu formulieren, denn ich glaube, wenn ich ihm jetzt sage, dass da noch sehr viel Arbeit auf uns wartet, bis es wirklich gut ist, boykottiert er die Zusammenarbeit mit mir noch. Er sieht grade schon nicht so besonders glücklich aus, aber ich kann nicht einschätzen, ob er einfach erschöpft ist oder gekränkt. Oder beides?

Ich schenke ihm ein aufbauendes Lächeln. Die Arbeit mit ihm ist meines Erachtens nach immer noch eine gute Idee, aber es fällt schon auf, dass er einfach so überhaupt keine Erfahrung hat. Ich kriege Zweifel, ob wir es bis Donnerstag schaffen, aber das würde ich Jimin niemals sagen. 

"Na komm, machen wir Feierabend für heute."

  
 
ʝιɱιɳ

Es ist, als ob ich aus der Tiefsee auftauche, so konzentriert war ich. Und erst jetzt merke ich, dass ich total erschöpft bin.
"Wieso? Wieviel Uhr ist es denn?"
Yoongi antwortet, ohne auf die Uhr zu sehen.

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

"Bald halb zehn. Das war jetzt eine lange Session fürs erste Mal", antworte ich knapp und versuche mich an einem aufbauendem Lächeln.

  
  
ʝιɱιɳ

Ups. Alles klar. Kein Wunder, dass ich so alle bin. Aber das sage ich lieber nicht laut, sonst traut er mir das vielleicht doch nicht zu. Ich habe wohl die Anforderungen unterschätzt. Yoongi hat recht. Ich habe in der letzten Viertelstunde nur noch Murks gemacht. Dann tüten wir das Ding eben morgen ein.

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9.7.2021

Lesenacht Teil 2

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