Montag, 04.12.23

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Der Sonntag geht wie immer viel zu schnell rum. Ich war zwar früh im Bett, aber als Montagmorgen der Wecker klingelt, schaffe ich es gar nicht richtig, wach zu werden. Ein paar Minuten still liegen gönne ich mir noch, bevor ich in die Küche schlurfe und mir einen Kaffee mache. Dabei fällt mir auf, dass auch der langsam zur Neige geht. Ich muss also neuen kaufen. Was schlecht ist, denn der ist verdammt teuer geworden. Aber ohne Kaffee geht nichts.

Gar nichts. 

Nach der ersten Tasse schaffe ich es zumindest, meinen 'Fertig-mach'- Plan abzuspulen. Alles läuft nach einer bestimmten Reihenfolge. Erst gehe ich ins Bad, dann wecke ich Min-jun, damit er Zeit hat, wach zu werden. Da ich es gestern nicht mehr geschafft habe, Sachen für ihn rauszulegen, mache ich das jetzt. Während Min-jun sich langsam aus dem Bett trollt, bereite ich Frühstück für uns beide zu.
Als alles gepackt ist, helfe ich meinem Sohn beim Anziehen und diskutiere nebenbei mit ihm wie jeden Morgen darüber, wieso es wichtig ist, vernünftig angezogen zu sein. Wenn es nach ihm gehen würde, ginge er auch im Schlafanzug zum Kindergarten. Es ist jeden Tag dasselbe. Die Hose zwickt, die Naht der Socken stört, Schildchen im Pullover kitzeln.

Irgendwie schaffe ich es, ihn dann doch noch in Klamotten zu stecken, die wir beide okay finden. Kurz darauf verlassen wir die Wohnung um viertel vor sieben, damit wir pünktlich um sieben Uhr am Kindergarten sind.

Heute ist Min-jun gut drauf. Das Umziehen geht fix, und ich brauche ihm kaum zu helfen, sodass wir pünktlich in seiner Gruppe ankommen. Zeitgleich mit dem Erzieher.


   

Penetrantes Bimmeln reißt mich aus dem Schlaf. Aber es ist nicht mein Wecker, der mir eine mörderisch frühe Zeit anzeigt. Sondern mein Handy, aus dem eine Kollegin krächzt. Sie muss gar nicht fragen.
"Klar. Mach ich. Bin schon unterwegs. Gute Besserung!"
Schwungvoll erhebe ich mich aus dem Bett, absolviere meinen morgentlichen Hindernisparcours unter der Dusche durch, quer durch den Kleiderschrank, an der Kaffeemaschine vorbei, in die Winterstiefel, rauf aufs Fahrrad, rüber zum Kindergarten.

Die eisige Luft weckt meine Lebensgeister, darum fällt mir auch schon an der zweiten Kreuzung das seltsame Erlebnis von gestern ein. Der Film mit dem Autisten. Hoffentlich wissen meine Kolleginnen mehr darüber. Aber jetzt habe ich erstmal unverhofft Frühdienst, darf drei unausgeschlafene Kinder in Empfang nehmen und abfrühstücken und tausend kleine, vorbereitende Handgriffe in den verschiedenen Gruppenräumen für diesen Montag Morgen machen.

Das Schöne daran ist, dass Min-jun immer als erstes kommt. Es tut ihm gut, wenn er sich in seinem Tempo seinen Platz für den Tag aussuchen und warmlaufen kann, bevor alle anderen die Bude stürmen.
Sein Vater saust sofort wieder davon, abgehetzt wie immer. Ich kann ihn grade noch erwischen und ihn bitten, neue Handschuhe für seinen Sohn zu besorgen und uns wieder Wechselklamotten an die Garderobe zu hängen. Min-jun möchte immer sauber sein. Deshalb zieht er sich öfter um.

Ich bereite im Büro einiges vor und lasse den Kleinen erstmal ein bisschen in Ruhe. Als ich ihn suche, hockt er wie meistens im dunklen Stilleraum und scheint tatsächlich bewusst der Ruhe zu lauschen. Einen Moment lang sehe ich ihm fasziniert zu, bevor ich ihn leise anspreche. 

"Min-jun? Magst du mir helfen, überall die Lichter anzumachen, die Rollläden hochzuziehen und die Stühle runterzustellen? Und dann machen wir zusammen Frühstück."
Ich kann an seinem Gesicht richtig sehen, wie sein Geist ganz allmählich von irgendwo weit weg zurück in diesen Raum kommt. Er sieht mich an, als müsse er meine Fragen sortieren. Dann steht er wortlos auf, greift nach meiner Hand und zieht mich zum Lichtschalter. Warmes Vertrauen spricht aus dieser leisen Geste. Er ist ein besonderes Kind.

Gemeinsam gehen wir von Funktionsraum zu Funktionsraum und starten das immer gleiche Programm. Stilleraum, Bauraum, Rollenspielraum, Kreativraum, Tobezimmer. Lichtschalter, Rollläden, Stühle. Nächster Raum.

    

Bevor ich rausstürmen kann, hält mich der Erzieher auf und bittet mich, für Min-jun neue Handschuhe zu kaufen. Es fühlt sich an wie ein Schlag. Eigentlich wollte ich diesen Monat nichts außer der Reihe kaufen, aber mir wird nichts anderes übrig bleiben. 

Ich antworte lediglich mit einem Nicken. Für mehr habe ich auch gar keine Zeit mehr.
Es tut mir Leid, dass ich mir nie wirklich Zeit nehmen kann und ich Min-jun in die erstbesten Hände drücken muss, damit ich es irgendwie pünktlich zur Arbeit schaffe. Leider kann ich nicht noch später anfangen. Mein Chef gibt schon jetzt nahezu jeden Tag damit an, wie großzügig und entgegenkommend er doch ist, weil ich erst um halb 8 Uhr anzufangen brauche.
Dass das kaum machbar ist bei dem Verkehr morgens, ist ihm egal. 

Das einzige, was mich beruhigt, ist die Tatsache, dass es sehr fürsorgliche Hände sind, in die ich meinen Sohn gebe.

Ich habe mittlerweile sehr wohl mitbekommen, dass Min-jun dem jungen Mann vertraut, der auch heute morgen wieder als erstes da ist. Jimin strahlt so viel Ruhe aus, dass sie sich auf meinen Sohn zu übertragen scheint. Wenn er da ist, funktionieren die Tage in der Kita am besten.

Nur dadurch kann ich meinen Kopf frei von väterlicher Sorge machen und mich auf den nächsten Marathon einstellen. Für die Arbeit muss ich leider in die nächste Stadt und wenn ich eins hasse, ist es der morgendliche Berufsverkehr mit den ganzen gestressten Menschen, die alle noch nicht richtig wach sind und keine Rücksicht auf andere Mitmenschen nehmen.
Es gleicht einem Wunder, dass ich es jeden Morgen unbeschadet zur Arbeit schaffe.
Trotzdem bin ich fix und fertig. Das viele Gehupe, die grellen Autolichter, Vorfahrten, Ampeln, Fußgänger, Fahrradfahrer. Der ganze Stress setzt mir ganz schön zu und als ich den Laden betrete, machen sich auch schon leichte Kopfschmerzen bemerkbar. Es ist so anstrengend, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche als einen Tag Urlaub.

Reines Wunschdenken. 

Wie ich meinen Chef kenne, wird er am Wochenende die Zeit genutzt haben, um sich wieder neue Sachen einfallen zu lassen, mit denen er uns terrorisieren kann. Wenn ich nicht so angewiesen wäre auf diesen Job, hätte ich allein wegen dem Chef schon längst das Weite gesucht.


  

Während wir in der Küche stehen und das erste Frühstück für die Frühkinder vorbereiten, kann ich beobachten, wie sorgfältig die kleinen frisch gewaschenen Hände dieses Vierjährigen alles anfassen und auf dem Teller anordnen. Überhaupt ist Sortieren seine liebste Beschäftigung. Wie bei den Autos. Und den Pinseln und Stiften - von dem Mann in dem Film. ...
Sollte Min-jun ... Da muss ich unbedingt dranbleiben! Vielleicht bekomme ich dann einen noch besseren Zugang zu dem Jungen und verstehe endlich, was in seinem Kopf vorgeht.

  

Endlich Feierabend!
Ich krieche aus dem Laden und weiß gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht.

Um das Weihnachtsgeschäft noch ein bisschen mehr anzukurbeln, hat mein Chef sich eine neue Aufstellung überlegt. Wir haben den halben Laden umgebaut, alles neben der normalen Arbeit natürlich.
Lange schaffe ich es nicht mehr, dieses enorme Arbeitspensum und die Erziehung meines Sohnes unter einen Hut zu kriegen.

Immerhin ist schon kurz nach vier Uhr und ich muss um spätestens 16:30 Uhr Min-jun abgeholt haben. Alles machbar, wäre da nicht der Feierabendverkehr.
Wieder schlängel ich mich durch die vollen Straßen, weiche rasanten Fahrern aus oder überhole Schleicher. Es macht mich wahnsinnig, dass es immer so viel Zeit frisst, von A nach B zu kommen. Und ich will nicht, dass Min-jun schon wieder als letztes abgeholt wird.

Also ignoriere ich die Geschwindigkeitsbegrenzungen heute, zumindest an den Stellen, an denen ich mir relativ sicher bin, dass da nicht geblitzt wird und ich keinen Unfall provoziere. Ganz ungefährlich ist es zwar trotzdem nicht, aber es sorgt zumindest dafür, dass ich heute ein paar Minuten vor Kita-Feierabend dort ankomme.

Ein bisschen stolz bin ich schon, dass ich es so früh geschafft habe und ich merke, dass meine Selbstvorwürfe heute wesentlich leiser sind als sonst. Ich flitze in Min-juns Gruppe und erkenne auch schon den freundlichen Erzieher wieder.

Schlagartig fällt mir wieder ein, worum er mich heute morgen gebeten hat. Natürlich hatte ich noch keine Zeit, Handschuhe zu kaufen. Da wir gleich aber eh noch was einkaufen müssen, können wir dabei vielleicht direkt welche besorgen.
Ich hoffe nur, dass die nicht zu teuer sind.


  

Als ich heute Inhyuk vom Kindergarten abhole, sind noch ein paar andere Kinder da. Auch den kleinen Min-jun kann ich erkennen. Aber seine Eltern sind nirgendwo zu sehen. Naja - ein andermal.

 

Allmählich spüre ich die kurze Nacht. An diesen ganz langen Tagen sind nicht nur die Kinder am Ende geschafft. Auch ich hab dann genug von Lärm, Streit, Tränen, vollgepinkelten Hosen und all dem anderen Trubel. Dann genieße ich die letzte Viertelstunde mit Min-jun ganz besonders.

Er wirkt völlig erschöpft, wie auf Autopilot gestellt, und sortiert stumm die Autos. Ich sitze still daneben und bin einfach da. Wenn ich ihn alleine lasse und irgendwo anders wusele, wird er unruhig. Also fahren wir an der Kante vom Bauteppich gemeinsam runter und 'sortieren' den anstrengenden Tag weg.

Hoffentlich bringt sein Vater heute ein bisschen mehr Zeit mit, damit sie in Ruhe aufbrechen können. Das würde beiden gut tun.

Was ein Glück!
Der Mann ist so abgehetzt wie immer, aber wir haben tatsächlich noch ein paar Minuten. Still setzt er sich zu uns und beobachtet seinen Sohn. Während der Junge dann die Autos aufräumt, reden wir nochmal kurz über Handschuhe und Wechselklamotten, bevor ich die beiden verabschiede und selbst nach Hause radele.

  

Während Min-jun sich umgehend in seinem Zimmer verschanzt, als wir endlich zuhause sind, logge ich mich auf der Online-Banking Seite ein und fange an zu rechnen. Es bereitet mir Kopfschmerzen, wie ich diesen Monat über die Runden kommen soll, für Min-jun  neue Handschuhe und noch ein Weihnachtsgeschenk kaufen soll. Es ist so bitter.

Wie gerne würde ich ihm alle Wünsche erfüllen. Gäbe es den Weihnachtsmann wirklich, hätte ich eine Sorge weniger und müsste meinem Sohn nicht jedes Jahr erklären, wieso seine Geschenke so klein ausfallen.

Die Erinnerung an letztes Jahr versetzt mir einen Stich ins Herz.
Kinder suchen immer eine Erklärung, und für Min-jun war es offensichtlich, wieso er nur ein kleines Spielzeugauto bekommen hat, während die anderen Kinder im Kindergarten von ihren großzügigen Geschenken erzählen konnten.
"Der Weihnachtsmann mag mich nicht, weil ich nicht so bin, wie die anderen. Nächstes Jahr bin ich besser und dann mag der Weihnachtsmann mich auch mehr."

Ich muss mir eine Träne verkneifen, weil es das schlimmste war, was ich jemals von meinem Sohn gehört habe. Er liebt sein kleines grünes Auto. Sehr sogar, sonst würde er es nicht überall mit hinnehmen. Aber gleichzeitig bedeutet es für ihn, dass er nicht gut genug ist. Er spürt, dass er anders ist als andere. Dass er nicht so funktioniert, wie es gesellschaftlich gewünscht ist.

Leider scheint er sich dieses Denken von mir abgeguckt zu haben. Mein schlechtes Gewissen ihm gegenüber nimmt gigantische Ausmaße an. Ich bin kein gutes Vorbild und zu sehen, dass Min-jun mit solchen Selbstzweifeln aufwächst, tut weh. Wie gerne würde ich ihm sagen, dass es nicht seine Schuld ist.

Wie gerne würde ich ihm sagen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, es nicht an ihm liegt, sondern nur daran, dass ich mir keine großen Geschenke leisten kann. Und tatsächlich habe ich überlegt, es ihm zu sagen. Aber wäre das richtig?
Ich habe als Kind viel zu früh aufgehört, an sowas wie den Weihnachtsmann zu glauben. Dafür war ich schon in jungen Jahren zu rational und manchmal frage ich mich, ob ich heute nicht vielleicht ein bisschen optimistischer wäre, wenn ich als Kind eine richtige Kindheit gehabt hätte. Das will ich Min-jun ersparen. Er sollte nicht so enden wie ich.

Ich möchte, dass er den Glauben an sich nicht verliert. Dass er Träume hat und an das Gute in dieser Welt glaubt.

Darum bleibt mir nur eine Möglichkeit. Ich muss das bisschen, was ich die letzten Monate zur Seite gelegt habe, aufstocken. Min-jun braucht ein richtiges Weihnachtsgeschenk, und wenn ich diesen Monat auf alles andere verzichten muss.

Gestresst streiche ich mir die Haare aus dem Gesicht. Sie sind schon wieder viel zu lang, aber ein Friseur kostet Geld, also muss ich damit leben, dass sie munter weiter wachsen und mich im Gesicht kitzeln. Min-jun ist wichtiger.

"Papa?", höre ich kurze Zeit später und merke erst da, dass ich total in Gedanken versunken bin.
"Wann gehen wir los?"
Ich setze ein Lächeln auf, um ihn nicht zu beunruhigen.
"Du kannst dich schon mal langsam anziehen. Ich brauche noch ein paar Minuten, aber dann können wir los."
Min-jun nickt und flitzt wieder aus dem Wohnzimmer.

Ein paar Sekunden schaue ich ihm noch hinterher, beende dann aber bewusst meine Gedankenspiralen und fange endlich an auszurechnen, wie viel Geld ich jede Woche für den Einkauf ausgeben darf, um noch ein bisschen was übrig zu haben für ein Geschenk.

Kurz darauf machen wir uns auf den Weg. Ich durchstöbere mit ihm erst das günstige kleine Textilgeschäft in der Stadt, bin froh, dass ich ein Paar günstige Handschuhe ergattern kann, und gehe danach mit einem zufriedenem Kind einkaufen.

    

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