Montag, 25.12.23

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Ich habe mir jetzt zwei Tage lang überlegt, was ich denn schenken beziehungsweise zur Feier beitragen könnte. Da ich die Erlaubnis habe, mich an Kühlschrank und Speisekammer zu bedienen, habe ich irgendwann mitten in der Nacht beschlossen, dass ich eine Torte backen und verzieren will. Ich bin sofort aufgestanden und habe kontrolliert, ob ich alle nötigen Zutaten habe. Der Biskuitboden ist kein Problem. Außerdem finde ich tatsächlich Puderzucker, Kakao und Lebensmittelfarben.
Genial.
Ich stelle alles parat, husche wieder ins Bett, stelle mir auf mörderisch früh den Wecker und überlasse das Motiv meinen Träumen.

Gefühlt direkt danach reißt mich der Wecker wieder aus dem Schlaf. Das Motiv ist auch klar - eine schokoladige Torte mit viel weißer, roter und grüner Füllung, dazu einige Zimtsterne, die ich gefunden habe, kleine Zweige, die ich vom Weihnachtsbaum mopsen werde.
Ich ziehe mir was an, husche in die Küche und mache mich ans Werk. Ich liebe solche kreativen Torten, habe das schon öfter gemacht und kann darum zwei Stunden später meine Schoko-Zimtstern-Torte in den eigentlich vollen Kühlschrank basteln. Es ist sogar früh genug für noch eine Mütze voll Schlaf.
Schlaf ich halt schneller ...



Es ist gerade mal kurz nach 8.00 Uhr, als es an der Tür klingelt. Hoseok ist wie erwartet pünktlich, aber da wir noch nicht ganz fertig sind, bitte ich ihn, noch einen Moment reinzukommen und zu warten.
"Minnie ist im Bad und muss sich noch anziehen. Wir sind dann aber gleich auch soweit. Setz dich ruhig."

Jetzt spüre ich auch die Aufregung sehr deutlich. Ich hoffe so sehr, dass Minnie sein Geschenk gefallen wird. Ich hoffe, dass es eine positive Erfahrung für ihn wird. Hoseok scheint es zu merken, denn während ich wie Falschgeld in der Wohnung auf und ab laufe, um zu kontrollieren, ob ich auch wirklich alles eingepackt habe, fragt er mich, ob alles in Ordnung ist.
"Ist nur... Sehr neu alles für mich. Oder besser gesagt uns. Entschuldige."

"Schon gut. Mach alles in Ruhe", beruhigt er mich. Ich atme tief durch und versuche mir selbst den Druck ein bisschen rauszunehmen. Es wird schon gut gehen. Hoseok hat ja auch noch die Schneekugel, Minnie kann also gar nicht enttäuscht sein. Es ist alles durchgeplant, und Namjoon wird schon dafür sorgen, dass alles reibungslos abläuft.

"Okay", antworte ich noch, während ich meinem Sohn in seine Anziehsachen helfe. Er besteht darauf, sein grünes Auto mitzunehmen, das packen wir also ebenfalls ein. Nachdem auch Jacke und Schuhe endlich angezogen sind, können wir los.

Die Autofahrt kommt mir zugleich extrem lang und viel zu kurz vor. So ganz habe ich die Aufregung noch nicht ablegen können. Mit so vielen Menschen Weihnachten zu feiern, ist nicht unbedingt das Leichteste für mich. Minnie ist zwar auch aufgeregt, aber bei ihm besteht der Großteil wohl eher aus Vorfreude. Das wiederum beruhigt mich. Wenn Minnie es schafft, sich auf diese neue Situation einzulassen, schaffe ich das auch. Und Hoseok ist ja auch da. Er ist ein Ruhepol für mich, ähnlich wie Jimin Min-juns ist.

Mit ein bisschen Verspätung kommen wir bei den Kims an und klingeln.



Ich bin ja jetzt echt gespannt, was mich gleich erwartet. Drei Kinder, fünf Erwachsene und ich. Dieser Herr Kim hat gemeint, wenn ich es schaffe, dass die Kinder mich nicht erkennen, bin ich herzlich eingeladen, hinterher mit zu feiern. Ich freue mich wie Bolle, dass ich auf diese Weise Min-juns erste Reaktion mitbekomme. Ich fahre mit dem Bus möglichst nahe zu der Adresse, laufe das letzte Stück und klingele dann bei Herrn Kim durch. Er kommt raus, führt mich ums Haus und bringt mich über die Terrasse in einen Raum, in dem ein anderer Typ entspannt sitzt und was liest.
Der Hausherr stellt uns vor, gibt mir das Kostüm und einen großen, gut gefüllten Sack und geht wieder zur Familie.

Jimin übernimmt die Einweisung.
"Pass auf, ich erklär dir jetzt alles in Ruhe. Ich bin der Erzieher im Kindergarten, von Yoongis Sohn Min-jun. Ich hatte am Donnerstag einen katastrophalen Wasserschaden, musste deshalb meine Wohnung räumen und wurde eingeladen, so lange hier zu wohnen. Der kleine Sohn hier - Inhyuk - ist nämlich auch in meiner Gruppe.

Während wir anderen frühstücken, hast du es hier warm. Ich komme irgendwann und bringe dir auch was zu essen. Ich kann hier ja problemlos rein und raus.
Nach dem Frühstück bringe ich dich vor die Haustür. Du bollerst gegen die Tür, wirst reingelassen und machst deinen Job. Alle Geschenke sind mit Namen gekennzeichnet, du holst die durcheinander aus dem Sack und verschenkst sie. Der Familie ist es wichtig, dass es dabei nicht Schlag auf Schlag geht. Alle Menschen und Geschenke sollen gebührend bewundert und ausprobiert werden.
Nach dem ganzen Tralala verschwindest du wieder, ziehst dich hier um. Und dann klingelst du ganz normal, wirst reingelassen und feierst mit."

"Das klingt machbar, ich muss nur aufpassen, dass ich auch meine Schuhe umziehe. Sowas erkennen Kinder sofort. Mein Minigeschenk für Min-jun stecke ich einfach in den Sack zu den anderen. Das wird nett."
"Ach - das große, unterste Geschenk im Sack ist die Parkgarage, die ihr gebaut habt. Die sollte das Gewicht obendrauf überleben."
Ich grinse.
"Sowas von!"
Ich mache es mir in Jimins Zimmer gemütlich und warte ab, während er zur Familie geht.



Ein bisschen fühlt es sich schon an wie ein Großkampftag. Normalerweise sind wir an diesem Tag auch so viele Leute und lieben das, aber das war eben alles Familie. Menschen, die ich kenne. Diesmal sind da außer uns stattdessen Yoongi mit Sohn, Inhyuks Erzieher Jimin, ein unbekannter Nachbar und ein unbekannter Weihnachtsmann.
Ach, wird schon.
Kurz nach 9.00 Uhr klingelt es. Yoongi, Min-jun und der Nachbar, der mir als Jung Hoseok vorgestellt wird, sind da. Wir verabreden jedoch gleich, dass wir uns alle duzen wollen, unabhängig vom Alter.

Die beiden Jungs finden sich sofort und flitzen ins Wohnzimmer. Ich pfeife sie zurück, schicke sie zum Händewaschen und dann zum Frühstück.



Das Frühstück läuft ganz anders ab als bei uns. Hier sitzen wir, trotz der vielen anwesenden Personen, nicht dicht aneinander gequetscht. Der große Esszimmertisch ist reichlich gedeckt, ich vermute sogar, dass es nur das beste Geschirr auf den Tisch geschafft hat. Auf jedem Teller liegt ein kleiner Schoko-Weihnachtsmann und das Besteck ist ebenfalls mit Servietten, Tannengrün und Schleifen hübsch dekoriert. Die Kims haben sich wirklich nicht lumpen lassen.

 Ein bisschen wundert es mich, dass sie trotzdem sehr locker sind und eigentlich fremde Menschen so herzlich empfangen können. Wie immer habe ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, unerwünscht zu sein. Und Hoseok scheinbar auch nicht. Er findet schnell Zugang zu den Gastgebern, so dass am ganzen Tisch leichte Unterhaltungen stattfinden. Es ist angenehm, weil es auf mich völlig zwanglos und willkommen wirkt. Irgendwann verschwindet Jimin kurz in der Küche, flitzt danach durch die Wohnung und kommt wenig später wieder. 

Das Frühstück ist so reichlich, dass wir eine ganze Weile damit beschäftigt sind. Die anfänglich oberflächlichen Gesprächsthemen werden schnell intensiviert. Schließlich ist es Anna, die sagt, dass es langsam Zeit wird, den Tisch abzudecken. Für die Kids scheint das wie ein Startpfiff zu sein, denn sie springen auf und fragen, was sie helfen können, damit es schneller geht. Im selben Moment ist die Aufregung wieder sehr deutlich zu spüren. 

Jimin verschwindet erneut, ohne dass die Kids etwas davon mitbekommen. Er kommt wieder, als wir gerade soweit fertig sind. Wir gehen alle zusammen ins Wohnzimmer und bewundern den Baum. Dann bollert es an der Haustür, und drei Kinder platzen fast vor Spannung.



Echt lecker, was Jimin mir da gebracht hat. Und jetzt winkt er mich aus dem Zimmer, schmuggelt mich durch einen anderen Raum in den Garten und führt mich ums Haus. Dort drückt er mir noch ein kleines rundes Geschenk und ein verpacktes Buch in die Hand. Schnell tüddeln wir den Sack auf, legen die Geschenke rein und binden eine neue Schleife.

Da stehe ich nun mit dem schweren Sack und warte, bis Jimin sich wieder reingeschlichen hat.
Okay, und jetzt, alter Mann, zeig, was du drauf hast.
Ich mache den Rücken ein bisschen krumm, stelle den Sack direkt vor die Haustür und bollere fest mit der Faust dagegen. Immerhin sollen die Kinder das ja durchs ganze Haus hören.

Stille. Ich bollere noch mal. Da wird plötzlich direkt vor meiner Nase die Tür aufgerissen, und zwei kleine Jungs rennen fast den Sack um. Am Ende des Flures steht ein etwas älteres Mädchen und fragt ihren Vater:"Papa, warum benutzt der Weihnachtsmann nicht die Klingel wie sonst immer?"

Herr Kim antwortet ihr nicht, bremst die Jungs, die ehrfürchtig zu mir hochstarren, und bittet mich herein.
In dem Moment reitet mich ein kleiner Teufel, und ich schalte um auf tollpatschig.
Der Weihnachtsmann hat die Klingel nicht gefunden, weil er seine Brille vergessen hat. Das wird ein Spaß!
Ich stolpere über die Haustürschwelle, folge der Meute ins Weihnachtszimmer, senke meine Stimme um gefühlt zwei Oktaven und lege los.
"Frohe Weihnachten, ihr Lieben! Wie schön, dass ihr mir eure Tür geöffnet habt. Es ist bitterkalt draußen. So sagt mir doch, wer ihr seid."

Herr Kim stellt mir alle anwesenden vor, vornean die drei Kinder, von denen einer aufgeregt auf und ab hopst, das Mädchen versucht, nicht vor Ungeduld zu platzen, obwohl sie sicher nicht mehr an 'mich' glaubt. Und der dritte, Min-jun, kann sich offensichtlich nicht entscheiden, ob er mithopsen oder sich lieber verstecken will.
"Seltsam. Ich habe auf meiner Liste für dieses Haus ganz andere Menschen stehen. Hoffentlich habe ich die richtigen Geschenke dabei. Sollen wir mal nachsehen, ob der Schlittenwichtel auch nichts durcheinander gebracht hat?"
Fünf Erwachsene schmunzeln, drei Kinder machen große, runde Augen und nicken.

Umständlich tüddele ich an der Schleife rum, verheddere die Bänder, krieche mit meinen Augen ganz nah ran und murmele vor mich hin.
"Warum macht der Schlittenwichtel eigentlich immer so komplizierte Knoten? Er weiß doch, dass ich meine Brille vergessen habe."
Zwei Kinderhände schieben sich in mein Sichtfeld. Das Mädchen entwirrt das Gewurschtel, wickelt das Seil ordentlich auf und hält es mir hin.
"Bitteschön, Herr Weihnachtsmann. Meine Augen sind noch gut."

Ich bedanke mich, stecke das Seil in eine Manteltasche, öffne den Sack und ziehe etwas Eckiges raus. Dann versuche ich, das Namensschild zu entziffern, was für mich Brillenlosen natürlich auch viel zu klein ist.
"Immer das selbe. Können die Werkstattwichtel nicht ordentlich schreiben?"
Neri liest den Namen, trägt das Geschenk zu ihrer Mutter, sie packt ein Buch aus und bedankt sich.

Hm. Wenn das Mädchen lesen und überbringen darf, dann sollten die Jungs ...
Ich bücke mich, um das nächste Geschenk aus dem Sack zu fischen und ...
"Autsch! Mein Rücken."
Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Jimin sich verzweifelt in den Ärmel beißt.
Der hat meinen Humor. Mal sehen, wie lange er durchhält.
"Jungs, ihr müsst mir helfen. Mein alter Rücken will nicht mehr recht. Könntet ihr abwechselnd ein Geschenk aus meinem Sack holen?"
Blöde Frage. Inhyuk kommt sofort herbei, und ich sehe ihm an, dass er am liebsten selbst in den Sack steigen würde.

Bald sind die Rollen eingespielt. Abwechselnd holen der wilde Inhyuk und der scheue Min-jun ein Geschenk aus dem Sack und geben es Neri. Die liest den Namen laut vor und übergibt das Geschenk. Ich mieme fleißig den trotteligen Alten - und Jimin flüchtet irgendwann aufs Klo. In loser Folge dürfen sich Erwachsene und Kinder über ihre Geschenke freuen. Jimin kommt erst nach einer ganzen Weile wieder.

Besonders berührt bin ich, wenn ein Geschenk für Min-jun dabei ist. Inhyuk zieht ein ganz kleines Schächtelchen heraus, Neri liest: "Min-jun" - und der Kleine erstarrt. Ehrfürchtig nimmt er das Geschenk entgegen, strahlt es an, packt es aber nicht aus. Erst sein Vater kann ihn mit einer liebevollen Umarmung aus der Trance holen. Aus der kleinen Schachtel kommt ein noch kleineres Ding zum Vorschein, und seine Augen fangen an zu leuchten.
"Schau mal, Papa. Ich hab so ein Glitzerbild-Dings bekommen. Wie das, das Innie vom Nikolaus hat. Dadurch ist die Welt ganz bunt!"
Kim Taehyung, du wirst hier jetzt nicht anfangen zu heulen!
Wieder ziehen die Jungs Geschenke aus dem Sack, und alle freuen sich mit den Beschenkten.

Da kommt zum Beispiel ein Buch für die Gastgeber zum Vorschein, das von einem bekannten Bestsellerautor geschrieben wurde, und die Dame des Hauses sagt gleich: "Ach, kuck, Namjoon. Das ist das neue Buch von dem ..."
Sie verstummt, sagt den Namen, verstummt, blättert auf die letzte Seite, sieht Yoongis Nachbarn an, macht den Mund auf, klappt den Mund wieder zu.
Echt witzig, was ich hier alles erlebe.

Aber Inhyuk drängelt, dass es weitergehen soll. Also darf er wieder in den Sack greifen. Er holt das runde Ding raus, dass Jimin mir vorhin zusammen mit dem Buch noch gegeben hat. Neri liest. "Min-jun."



Witzig, die Reaktion von Anna, als der Groschen gefallen ist. Ich wollte einfach nicht mit leeren Händen dastehen und habe darum eines der Belegexemplare von meinem neuesten Roman für die Gastgeber eingepackt. Das hat dann ja wohl gepasst.

Praktisch ist an dem Zwischenspiel auch, dass es mich ein wenig von Taehyung ablenkt, denn der stellt meine Selbstbeherrschung ganz gewaltig auf die Probe. Ich habe noch nie einen so lebendigen, trotteligen und höchst individuellen Weihnachtsmann erlebt und muss mir dauernd das Lachen verkneifen. Einfach herrlich!

Im nächsten Moment wird es spannend, denn Inhyuk zieht die Schneekugel aus dem Sack, Neri liest den Namen vor und Minnie erstarrt wie beim ersten Geschenk vor Glück. Ganz vorsichtig greift er das Päckchen, setzt sich auf den Boden und wickelt die Kugel aus. Das Strahlen in seinem kleinen Gesicht ist unbeschreiblich schön. Minnie verschwindet in seine eigene Welt. Der Geschenkesack interessiert nicht mehr, das überlässt er Inhyuk.
Seine stille Freude und Faszination macht mich glücklich. Er schüttelt die Kugel, und dann hypnotisiert er sie, als wollte er ganz schnell all die künstlichen Schneeflocken zählen.



Tae macht seine Sache wirklich gut. Ich bin froh, ihn gefragt zu haben. Namjoon sieht ebenfalls erleichtert aus, denn er lehnt sich auf der großen Couch bequem zurück, ich schätze, weil alles so funktioniert, wie er sich das ausgemalt hat. Anna sieht eher aus wie ein Aufpasser, damit wirklich nichts schief geht. Jimin und Hobi kämpfen derweil darum, die Fassung zu bewahren, was Hobi deutlich besser gelingt.

Und ich? Ich merke, dass ich zwischen all den lieben Menschen endlich loslassen kann. Dass ein wahnsinniger Druck von mir abfällt. 

Minnis erstes Geschenk ist ein kleines Kaleidoskop. Davon wusste ich nichts, ich kann mir aber denken, dass es von den Kims kommt. Dabei hatten wir ausgemacht, dass wir nichts für die anderen besorgen. Aber was soll ich machen? Es kommt gerade schließlich vom Weihnachtsmann, also kann ich nichts weiter tun, als mich mit meinem Sohn mitzufreuen und den beiden Gastgebern ein dankbares Lächeln zu schenken.

Danach geht es wieder reihum. Minnis nächstes Geschenk kenne ich. Es ist die Schneekugel von Hobi. Mein Sohn ist so begeistert, dass er einige Minuten nur stillschweigend in die Schneekugel schaut, nachdem er sie vorsichtig geschüttelt hat. Er schweigt und sitzt ganz still, aber ich erkenne trotzdem, wie sehr er sich freut. So sehr, dass er es nicht mal mehr schafft, die nächsten Geschenke aus dem Sack zu holen. Inhyuk übernimmt das für ihn mit.

Dann ist irgendwann nur noch ein letztes Geschenk im Sack. Diesmal hilft Namjoon, es aus dem Sack zu holen, weil es für die Kids zu schwer ist. Jetzt bin ich wahrscheinlich genauso aufgeregt wie Min-jun, als Neri seinen Namen vorliest.
"Noch was?", fragt er ganz entsetzt und weiß schon jetzt nicht mehr, wohin mit sich. Er sieht zu mir, als müsse er sich vergewissern, dass es wirklich für ihn ist.

Ich hocke mich zu meinem Sohn auf den Boden und höre Taehyung schnaufen.
"Dann muss ich mich ja nicht wundern, dass der Sack so schwer war!", jammert er sehr überzeugend, bekräftigt die Aussage nochmal, indem er seine Hände in den Rücken stemmt. Es ist zu herrlich. Taehyung geht in seiner Rolle als Weihnachtsmann total auf. Und trotzdem erkenne ich das erwartungsvolle Funkeln in seinen Augen. Er ist auch aufgeregt. Natürlich. Schließlich wollte er unbedingt Min-juns Reaktion erleben, wenn der die Garage auspacken darf.

Min-jun löst vorsichtig den ersten Tesafilmstreifen vom Papier, den zweiten. Er knibbelt solange an dem Geschenk rum, bis er das Papier ganz behutsam herunterziehen kann. Dann werden seine Augen plötzlich ganz groß. Und feucht. Ich sehe, wie ihm kleine Tränchen über die Wangen kullern, als er erkennt, um was es sich bei dem Geschenk handelt.

Inhyuks Neugier ist natürlich auch geweckt, und er inspiziert die Garage ganz genau.
Nach einigen Sekunden steht Min-jun dann plötzlich auf und rennt in den Flur. Schnell stehe auch ich auf und folge meinem Sohn - aus Angst, dass ihm das alles gerade zu viel wird.
Aber dort sehe ich, dass er nur sein grün gestreiftes Auto aus seinem Rucksack geholt hat. Noch im Flur fällt er mir in die Arme und stammelt unter Tränen: "Papa! Du hattest Recht! Der Weihnachtsmann hat mich genauso lieb wie alle anderen Kinder. Er mag mich, Papa! Ich bin so froh."

Das ist der Moment, in dem ich meine Emotionen nicht mehr im Griff habe. Ein paar Tränen laufen auch mir übers Gesicht, wir drücken uns gegenseitig ganz fest und brauchen diesen kleinen Moment der Zweisamkeit, ehe wir wieder zu den anderen können.

Inhyuk sieht, dass Minnie ein Auto in der Hand hat, und fragt hibbelig, ob er die Garage mit ihm zusammen ausprobieren darf, und dass er gaaanz viele Autos in seinem Zimmer hat, die er alle noch holen kann.
Minnie sagt sofort ja.
"Aber zuerst darf mein grünes Auto fahren", setzt er sich durch, und ich könnte platzen vor Stolz. Und Glück. Und Dankbarkeit.
Die beiden Jungs machen ihr Vorhaben wahr. Sie spielen ewig mit der Garage, holen noch mehr Autos dazu und beachten gar nicht mehr, was wir Erwachsenen tun.


Au Mann. Jetzt stellt der Kleine mich auf die Probe. Seine Tränen, seine Freude werfen mich einfach um. Ich bin so froh, dass Yoongi und ich im Baumarkt übereinander gestolpert sind und ich diese Glückseligkeit jetzt miterleben darf. Jetzt muss ich nur zusehen, wie ich rauskomme, damit ich dann offiziell hier aufschlagen und mitfeiern kann.



Der Weihnachtsmann verabschiedet sich noch bei den Kids, ehe er mit leerem Sack zur Tür raustolpert.
Wenig später klingelt es an der Tür und wir lassen Taehyung herein, der sich kurzerhand zu uns setzt. Ich behaupte, ich hätte ihn spontan eingeladen, damit er nicht alleine ist. Das reicht den Kindern als Erklärung. Taehyung ist schnell mit Jimin im Gespräch und genießt die nette Runde.



Taehyung hat sich schnell umgezogen, spricht wieder mit seiner normalen, tatsächlich sowieso tiefen Stimme und wird von den Kindern nicht erkannt. Ich gönne es ihm. Er passt hier rein, besonders zu Jimin, er hat eine umwerfende Vorstellung hingelegt und unsere drei Zwerge wirklich glücklich gemacht. Sogar Neri scheint zwischendurch kurz vergessen zu haben, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gibt und das nur was für Babys ist.

Anna hat wieder das Buch von Hoseok in der Hand und findet grade auf dem Vorblatt noch eine freundliche Widmung. Ich hätte mich kringeln können, als sie kapiert hat, dass der von ihr sehr geschätzte Autor des Buches grade unser Gast ist. Ich hatte es ja auch nicht kapiert, nur die ganze Zeit das Gefühl gehabt, dass ich den Mann irgendwo her kennen müsste. Hoseok ist jedenfalls ein echter Gewinn für diesen ganz besonderen Freundeskreis.

Ich bemerke, das Yoongi und Jimin sich jetzt duzen. Das werden wir dann in einer ruhigen Minute auch einführen. Immerhin wird er hier mindestens zwei Wochen wohnen. Zufrieden schaue ich mich in der großen Runde um. Da erobert Anna meine Aufmerksamkeit und teilt mir mit, dass sie sich jetzt ans Mittagessen machen wird.
Kaum ist sie in der Küche verschwunden, folgen ihr Tae und Jimin und fangen kurz darauf an, die lange Tafel für uns alle festlich zu decken. Jimin stellt die umwerfende Torte in die Mitte, die er wohl gemacht haben muss. Anna und ich haben nicht schlecht gestaunt, als wir heute Morgen den Kühlschrank aufgemacht haben.

Das Festmahl wird wieder eine ausgedehnte fröhliche Runde, die nahtlos ins Kaffeetrinken übergeht. Dabei wird dann auch die Torte geschlachtet, und Jimin gibt zu, dass er die fabriziert hat. Tae lästert.
"Wenns irgendwann mal keine Kinder mehr gibt, kannst du auf Konditor umschwenken. Lernen musst du dafür nix mehr."

Ich genieße diesen ganzen herrlichen Tag. Wie froh bin ich, dass ich nach der ersten bewussten Begegnung auf dem Spielplatz nicht locker gelassen und an Yoongi dran geblieben bin!


Nach dem Mittagsmahl und der Torte von Jimin verschaffen wir uns ein bisschen Bewegung, indem wir zurück ins Wohnzimmer wechseln. Mein Leben hat sich innerhalb von vier Wochen so sehr verändert, dass ich so viel Glück verspüre wie noch nie in meinem Leben.
Ich warte, bis wir alle zusammen auf der Couch sitzen. Ich habe das Bedürfnis, noch etwas zu sagen, bevor der Tag endet. Etwas, das mir sehr wichtig ist. Und deswegen bitte ich alle, mir einen kurzen Moment zuzuhören.

"Ich bin wirklich nicht gut mit Worten, das wisst ihr ja. Aber ich möchte mich trotzdem nochmal bei euch allen bedanken. Ich habe meinen Sohn selten so glücklich und entspannt gesehen, und das habt ihr alle hier ermöglicht. Aber nicht nur das. Ihr habt mir in den letzten Wochen immer wieder sehr geholfen. Jeder auf seine eigene Weise. Ich weiß nicht, wie ich euch das gutmachen soll, aber ich möchte, dass ihr zumindest wisst, wie überaus dankbar ich euch bin. Vielen Dank, dass ihr mich daran erinnert habt, worum es an Weihnachten wirklich geht. Dass man nicht zwingend zur Familie gehören muss, um sich nah zu sein. Dass man auch dann freundlich zueinander sein kann, wenn man sich nicht kennt. Dass Freunde das Leben lebenswert machen.

Danke, dass ihr unser Weihnachten zum schönsten Weihnachten überhaupt gemacht habt."


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