⋯⊰ ❅ 𝟳 𝗱𝗲𝗿 𝗮𝗹𝘁𝗲 𝗠𝗮𝗻𝗻 ❅ ⊱⋯

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Taehyung hatte sich auf einer Parkbank am Rande des Friedhofs niedergelassen und betrachtete die Schneeflocken, die unaufhörlich vom Himmel fielen. Dass sein Haar bereits von der weißen Masse bedeckt war, und er mittlerweile am ganzen Leib fror, interessierte ihn genauso wenig, wie das Knurren seines Magens. Er hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen, doch wie sollte er auch etwas runter kriegen? Die Last seiner Schuld lag einfach zu schwer auf dem ausgezehrten Körper des jungen Mannes.

Er fror so elendig, jedoch war dies nicht nur dem Schnee zu verschulden, der sich immer weiter um ihn herum ausbreitete. Mit Jungkooks Tod wurde alles um Taehyung herum bitterlich kalt und daran konnte auch der wärmste Sommertag nichts mehr ändern. Tränen liefen über Taes Wange. Die salzige Flüssigkeit war viel wärmer, als die unterkühlte Haut seines Gesichts. Und obwohl seine Augen brannten und die Tränen auf seiner Wange sich anfühlten, wie Brandmale, entlockte es Tae ein Schmunzeln.

Die Trauer war das einzige, dem er sich voll und ganz hingeben konnte. Die heißen Tränen das einzige, was ihm noch ein Gefühl von Wärme vermitteln konnte. Wie bitter.

Als ihm bewusst wurde, wie lange dieser jämmerliche Zustand, in dem Tae sich befand, nun schon anhielt, kam ihm ein irrwitziger Gedanke.
Vielleicht würde er seinem Schmerz nur dann ein Ende bereiten können, wenn er weiter im Schnee sitzen blieb und darauf wartete, bis die Kälte so weit empor gekrochen war, dass nicht nur seine Füße taub wurden, sondern auch sein Herz. Vielleicht würde es dann endlich aufhören, weh zu tun?

Vielleicht war es seine letzte Chance, über den Tod seines Freundes hinwegzukommen.

Er fühlte sich so elendig einsam in diesem Moment. Er sehnte sich nach Wärme und Nähe, doch niemand war in der Lage, ihm diese zu geben.

Niemand konnte es.
Er war allein und er würde allein bleiben.

Die Kälte kroch immer weiter empor. Seine Füße schmerzten schon, ein Beweis, dass dieser Winter einer der kältesten seit langem war. Es würde nicht mehr lange dauern, da würde auch sein Herz endlich taub werden für den Schmerz, der jede Faser seines Körper besetzte.

Schützend zog er seine Beine an den Oberkörper, schlang seine Arme um die Knie und versuchte, sich so wenigstens ein bisschen vor der Kälte zu schützen, denn er spürte, wie sehr sein Körper dagegen ankämpfte zu erfrieren.
Er machte sich klein, hielt den Kopf gesenkt und versuchte sich zu verstecken. Vielleicht würde es schnell gehen. Vielleicht spürte er außer der schmerzenden Kälte und den brennenden Tränen bald nichts mehr.

Taehyung war am Ende seiner Kraft. Er zerbrach und doch sollte niemand sehen, wie verzweifelt er war oder welch bittere Tränen er auch nach fünf Jahren immer noch vergoss. Er wusste, dass in dieser Gegend zu dieser Jahreszeit kaum Menschen vorbeikamen, und doch war er froh, dass sein Schluchzen wenigstens eingedämmt wurde.

"Es ist kalt. Du wirst dir mal mindestens eine Erkältung einfangen, wenn du weiter da sitzen bleibst."

Tae erschrak leicht, obwohl er sich nach außen nichts anmerken ließ. Er hob nicht einmal seinen Kopf, denn wer auch immer da gerade mit ihm redete, es interessierte ihn nicht. Er wollte alleine sein und niemand sollte ihn in seiner Trauer stören.
"Mir egal", murmelte Tae stattdessen in seine verschränkten Arme, "Gehen Sie weg!"

Womit er jedoch nicht gerechnet hatte, war die Dreistigkeit, mit der der Fremde handelte. Gelassen setzte dieser sich direkt neben Tae auf die Bank und betrachtete die weiße Landschaft um sich herum. "In dem Gewissen, einen jungen Mann, der noch sein ganzes Leben vor sich hat, einfach seinem Schicksal zu überlassen? Junge, du wirst an einem Kältetod sterben, wenn du noch lange hier sitzen bleibst." Die Stimme des Fremden klang rau, aber nicht auf unangenehme Weise. Vielmehr erinnerte es Tae an einen Großvater, der mit seinen Enkelkindern am Kamin ihres Einfamilienhauses saß und ausschweifend Geschichten aus seinem erfüllten, bisherigen Leben erzählte. Tae hatte die Neugier gepackt und so richtete er seinen Blick doch auf den Fremden.
"Was interessiert es Sie denn?"

Es war tatsächlich ein älterer Mann, Tae konnte sein Alter nicht genau einschätzen, doch er war auf jeden Fall um einiges älter als sein Vater. Der alte Mann trug einen hellbraunen Wintermantel, sein Haupt zierte eine dunkle Schiebermütze und um den Hals trug er einen edel aussehenden dunkel karierten Schal. Er konnte nicht viel von seinem Gesicht erkennen, weil der Schal bis zur Nasenspitze alles verdeckte, doch allein die Falten, die um seine Augen herum deutlich zu erkennen waren, verrieten ihm, dass er bereits sehr alt sein musste.

Warum hatte dieser alte Mann sich zu ihm gesetzt? Hatte Tae ihm nicht mit genügend Nachdruck mitgeteilt, dass er auf seine Anwesenheit keinen Wert legte? Da konnte er noch so ein schlechtes Gewissen haben. Tae wollte einfach keine Menschen um sich herum, schon gar nicht irgendwelche fremden, zu dreisten Großväter, die meinten, einen belehren zu wollen.

"Ich finde es äußerst bedauerlich, dass ein junger Mann so bittere Tränen vergießt, wenn um ihn herum diese atemberaubend schöne Wintelandschaft herrscht. Wenn er friert, obwohl sein Herz so viel Wärme in sich trägt", sprach der alte Mann unbeirrt weiter, ohne Anstalten zu machen, wieder zu verschwinden. Stattdessen erzählte er, wie sehr er einen Spaziergang im Schnee genoss, wie oft er sich die kahlen Bäume im Park anschaute, deren Äste mit Schnee behangen waren und wie sehr er die frische, kalte Winterluft genoss. "Tut mir Leid, aber ich mag den Winter wirklich sehr. Er erinnert mich an einen Menschen, den ich sehr gerne mochte. Jedes Jahr, wenn sich die ersten Schneeflocken auf die Erde niederlassen, muss ich an diesen Menschen denken. Und dann wärmt es mein Herz."

Taehyung hielt das Geschwafel des alten Mannes nicht länger aus. Es war ja schön, dass es ihn mit Freude erfüllte, aber Taehyung litt unter dem Anblick der Winterlandschaft. Er fror innerlich, da konnten auch die unverschämten Worte des Greises nichts dran ändern! Wahrscheinlich war der alte Mann schon lange dement, ansonsten hätte er spätestens jetzt gemerkt, dass Tae sein Geschwafel nicht hören wollte. Sollte er sie seinen Enkelkindern erzählen, aber nicht ihm. Mit einem abweisenden Blick fixierte Tae den Fremden und hoffte, dass er endlich wieder verschwinden würde.

Aber nichts dergleichen geschah. Der alte Mann blieb stumm sitzen, lächelte beim Anblick des fallenden Schnees und reagierte gar nicht auf Taehyungs abweisende Art. "Aber ich hasse den Winter! Mir ist kalt und das bestimmt nicht wegen dem Schnee! Gehen Sie endlich weg, und lassen Sie mich in Ruhe!", knurrte Tae in dem Versuch, den Greis endlich zum Gehen zu überreden.

"Das bezweifele ich nicht", antwortete der alte Mann jedoch in sanfter Tonlage. Er wirkte ganz ruhig und gelassen, machte noch immer keine Anstalten, Taehyung wieder alleine zu lassen und lächelte stattdessen lebensbejahend weiter vor sich hin. Erst kurze Zeit später erhob er ein weiteres Mal das Wort. "Menschen neigen leider dazu, für die Kälte um sie herum empfänglicher zu sein, als für die Wärme. Eigentlich sehnen sie sich nach nichts sehnlicher, als nach Nähe. Doch manchmal werden sie blind und sehen nur noch das schlechte um sie herum, obwohl es immer noch Menschen gibt, die sie lieben. Leider sind wir Menschen in dem Punkt ziemlich ungeschickt." Der alte Mann machte eine kurze Pause, in der er zu dem jungen Mann an seiner Seite schaute. Er schien nichts von den Worten annehmen zu wollen, trotzdem sprach er wenig später weiter. "Doch wenn ich so frei sein darf, das zu sagen. Eines Tages wird es weniger weh tun. Eines Tages wirst du wieder die Wärme spüren können. Und manchmal, wenn man es am wenigsten erwartet, bekommt man eine zweite Chance, Taehyung."

Taehyung war so überrascht, seinen eigenen Namen zu hören, dass er erschrocken den Kopf hochriss und mit einem Male kerzengerade auf der Parkbank saß. "Was!? Aber... aber woher..?", stieß er vollends verwirrt aus, während er den Fremden anstarrte. Er kannte seinen Namen! Aber woher? Er konnte sich nicht daran erinnern, ihm schon mal begegnet zu sein. War er ein Freund seiner Eltern? Eines, dieser vielen Gesichter, das er auf Familienfesten nicht zuordnen konnte? Genauestens musterte er den Fremden, und tatsächlich. Er wies eine gewissene Ähnlichkeit zu jemanden auf, den er kannte. Er wusste nur beim besten Willen nicht, zu wem.

Der alte Mann ging nicht auf Taehyungs, zurecht verwirrte, Frage ein, sondern kramte stattdessen angestrengt in seiner Manteltasche. Seine Gesichtszüge entspannten sich, als er scheinbar endlich gefunden hatte, was er gesucht hatte.
"Hier", kommentierte er, ehe er nach Taehyungs eiskalter Hand griff und in die geöffnete Handfläche den eben hervorgeholten Gegenstand hineinlegte.

"Was ... ist das?", erkundigte sich Taehyung, als er das kleine silberne Etwas in seiner Hand betrachtete.

"Deine zweite Chance."

Und nun fühlte Taehyung sich vollends verarscht. In seiner Hand lag ein Glöckchen, so ein unbedeutendes, sinnloses Glöckchen, das andere in ihren Weihnachtsbaum hängten. Wie sollte das eine zweite Chance sein? Und wofür überhaupt!?
Der Mann kannte weder seine Geschichte, noch hatte er die leisteste Vorstellung von seinem alles einnehmenden Schmerz. Wie konnte er eine solche Dreistigkeit besitzen!?

"Nehmen Sie Ihr verdammtes Glöck- ... huh?"
Taehyung verstummte. In der kurzen Zeit, in der er den silbernen Gegenstand in seiner Hand betrachtet hatte, hatte sich der alte Mann einfach davon geschlichen. Eilig sah er sich um. Er wollte ihm wenigstens noch an den Kopf werfen, was für eine bodenlose Frechheit der alte Mann sich da erlaubte! Doch von ihm war keine Spur mehr zu sehen.

Tae besah sich den schneebedeckten Boden. Er war ja nicht dumm. Er würde einfach den Fußspuren folgen, die der alte Mann im Schnee hinterlassen hatte, ihm sein verdammtes Glöckchen in die Hand drücken und sagen, dass er sich verdammt nochmal aus seinem Leben raus halten sollte.

Doch Taehyung stockte umgehend in seiner Bewegung.

"Was!? Aber... wie?", brabbelte er verwirrt. Da waren keine Spuren im Schnee. Es schneite immer noch, ja. Aber so schnell konnten die Spuren niemals wieder zugeschneit werden!

"Hab ich ... mir das nur eingebildet?", fragte er an sich selbst gewandt, weil er langsam befürchtete, dass sein Verstand nicht mehr so zuverlässig war, wie er sollte.

Aber da spürte er den warmen Gegenstand wieder in seinen Händen, der das bisschen Wärme der Manteltasche angenommen hatte.

Und das ließ keinen Zweifel mehr übrig, dass der alte Mann wirklich da gewesen war...


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