Farbenblind//Kurzgeschichte

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Alles, was ich sehe, ist grau. Viele verschiedene Grautöne, aber im Grunde genommen ist es nur grau. Ich habe nie Farben gesehen. Viele sagen: Was man nie hatte, vermisst man auch nicht. Aber irgendwie vermisse ich es schon, Farben zu sehen. Obwohl vermissen vielleicht das falsche Wort ist. Ich sehne es eher herbei. Aber ich habe gelernt damit zu leben und viele Farben kann ich auch, ohne sie je gesehen zu haben, bestimmen, einfach von der Helligkeit des Grautons. Und trotzdem ist da oft die Frage in meinem Kopf, wie Farben wirklich aussehen. Manche haben versucht es mir zu erklären, aber es ist unmöglich sich Farben vorzustellen, wenn man sie noch nie gesehen hat und genauso schwer ist es auch, sie mir zu erklären. Alles wäre auch nicht weiter tragisch, wenn ich nicht ständig mit Farben in Berührung kommen würde. Ich kann mich an das erste Mal erinnern, als es wirklich wehgetan hat. Damals ist einer meiner Freunde zu mir gekommen und hat mir seine Lieblingsfarbe gezeigt, während ich nur einen Grauton gesehen habe, der auf Gelb hinweißte. Und das hat mir einen kleinen Stich im Herzen versetzt. In dem Moment war ich den Tränen unglaublich nahe, aber ich hatte alles hinuntergeschluckt, denn niemand wusste damals von meiner Farbenblindheit. Auch jetzt tut es noch immer weh, wenn Leute über Farben reden und ich nur von Grautönen, die niemand kennt.

Auch heute saß ich wieder an meinem Schreibtisch und starrte auf die Stiftesammlung vor mir. Keines der Stifte wurde je genutzt, denn wie will man malen, wenn man die Farben nicht sieht? Seit ich acht bin, steht sie dort, in der Hoffnung, ich stehe eines Tages auf und kann ihre Farben sehen. Aber auch heute sah ich nur grau. Manchmal dachte ich, ich könnte darin ertrinken, so viel grau, wie mich umgab. Und dann denke ich, dass ich in gewisser Weise schon längst darin ertrunken bin, weil mein Charakter in meinen Augen genauso grau und farblos ist, wie die Welt, die ich sehe. Ja, so sehr hat es schon abgefärbt, im wahrsten Sinne des Wortes.

Still kullerte eine Träne über meine Wange. Es ist lange her, dass ich wegen meiner Farbenblindheit geweint habe und eigentlich wollte ich es auch nicht mehr, denn meiner Meinung nach ist es lächerlich deswegen zu heulen, aber wenn ich zu viel darüber nachdenke, kommen die Tränen ganz von selbst und ich kann sie kaum aufhalten.

Ich strich mit der Hand über meine Wange und stand auf. Traurig und weiterhin weinend stieg ich in mein Bett und als ich mich unter die Decke kuschelte, um leise weiter zu weinen, hörte ich, wie die Kirchturmuhr zwölf schlug. Ein weiterer Tag verging ohne Veränderung.

445 Wörter

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↬ A/N ↫
Die Geschichte ist recht kurz, aber ich glaube das ist nicht schlimm.



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