-~19~- Wo liegt das Problem?

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Als ich am Montag wieder im Büro war, war die Hölle los. Das nächste Rennen stand bevor und wir mussten die Gästelisten durchgehen, die Boxen wieder für die Einsteller vorbereiten und alles auf Sicherheitslücken prüfen.
Es war nur ein kleines Rennen, wir hatten keine besonderen Gäste, trotzdem hatte ich nach dem letzten Vorfall die Anzahl der Sicherheitsleute verdoppeln lassen. Sicher war sicher.

Ich saß gerade an meinen Schreibtisch über einem riesigen Haufen Akten - die neuen Datenschutzrichtlinien für unsere Angestellten - als Lesley mein Büro betrat. Sie hatte nicht angeklopft, war einfach hereingeplatz und dicht gefolgt von unserem Geschäftsführer.
Seine große, schlaksige Gestalt, die fast weißen Haare und die strenge, runde Brille flöste mir, wie immer wenn ich ihn sah, sofort Respekt ein und ich setzte mich unbewusst etwas gerader in meinem Stuhl auf.

,,Mrs. Carter", begrüßte er mich. Sein Blick war hart und ich zwang mich zu einem Lächeln.
Lesley beobachtete mich mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck und hatte die Arme vor ihrer Brust verschränkt. Irgendetwas war passiert und Lesley hatte etwas damit zutun oder glaubte zumindest, sich darin einmischen zu müssen.

,,Was kann ich für Sie tun, Sir?", fragte ich und warf beiden einen fragenden Blick zu.
,,Mr. Owens hat vorhin angerufen. Angeblich soll bei ihm eingebrochen worden sein", erklärte mir Lesley und erkannte wohl an meinen einschlafenden Gesichtszügen, dass mir diese Nachricht nicht neu war.
,,Mrs. Weasel ist für die Unterbringung unserer Gäste zuständig, aber sie hat mir erklärt, dass Mr. Owens zur Zeit im Mittelpunkt Ihrer Ermittlungen steht. Hatten Sie etwas damit zutun, Mrs. Carter?", fragte mein Geschäftsführer und ich musste schwer schlucken.

Wenn ich jetzt die Wahrheit sagte, würde ich suspendiert werden oder schlimmeres. Kündigen wäre kein Problem, aber ein Rauswurf machte auf dem Lebenslauf wirklich keinen guten Eindruck. Dazu würde wahrscheinlich eine Anzeige folgen, schließlich war Hausfriedensbruch nicht gerade eine gern gesehene Geste eines Gastgebers.
Wie Lesley von den Inhalten der Ermittlungen erfahren hatte, war mir ein Rätsel, aber vielleicht war es den Wänden mit Ohren und der daraus entstehenden Gerüchteküche zuzuschreiben.

,,Ich... Sir...", stammelte ich etwas, bevor mir eine passende Idee kam: ,,Wir haben herausgefunden, dass Mr. Owens in unserer Branche einige Feinde hat. Ich kann Ihnen versichern, dass ich nichts mit dem Einbruch zutun hatte, aber ich kümmere mich sofort darum, dass Mr. Owens eine entsprechende Entschädigung erhält."
Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange. Ich hatte meinen Arbeitgeber angelogen und musste nun hoffen, dass er mir es abnahm.
Nun war Lesley diejenige, der die Gesichtszüge einschliefen. Sie hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich eine Ausrede finden würde oder wie sie dachte, dass ich nichts damit zutun hätte.

,,In Ordnung, ich wollte nur sichergehen, dass Ascot und seinen Mitarbeitern keine Gefahr einer Klage droht. Machen Sie sich keine Umstände, Mrs. Weasel wird sich um den Schadensersatz kümmern. Danke, Mrs. Carter", erwiderte er, kniff jedoch kurz seine Augen zusammen, als würde er mich examinieren wollen, bevor er nickte und mein Büro wieder verließ.
Lesley stand wie angewurzelt da, zwinkerte ein paar mal perplex und verschwand dann ebenfalls mit schnellen, klackenden Schritten.

Ich stieß die Luft aus, die ich unbemerkt angehalten hatte und fuhr mir mit meinen Handflächen über das Gesicht.
Was machte ich hier bloß?

_______

Im Laufe des Tages kam auch Jake vorbei. Er hatte mit Kadens Freundin telefoniert, die stur auf die Geschichte mit der Erbschaft bestanden hätte und ich fragte mich, ob sie vielleicht doch die Wahrheit sagte und ich Kaden in dem kurzen Arbeitsjahr, das ich hier verbracht hatte, falsch einschätzte.

,,Nein", hatte Jake dazu nur kopfschüttelnd gesagt. ,,Kaden ist mein bester Freund. Er geht nicht einfach ins Ausland und kündigt, ohne Bescheid zu sagen."
Ich hatte daraufhin nur genickt und weiter darüber nachgedacht.

Wenn Kaden bezahlt worden war, war es vielleicht seine Freundin gewesen, die in den Stall eingebrochen war. Nur wie waren sie an den Schlüssel gekommen? Und wieso sollte Kaden so einen zwielichtigen Deal annehmen? Er liebte seinen Job, verdiente gutes Geld und hatte sich auch sonst nie beschwert. Das Angebot musste verdammt gut gewesen sein, wenn er dafür seine Freundin schickte, um ein Pferd umzubringen. Nein, hier passte irgendetwas nicht zusammen.

Ich brauchte eine zweite Meinung von jemanden, der nicht in die Sache involviert war. Der nicht von Gefühlen oder Vorurteilen belastet war.

Ich textete Laurel, informierte sie über Kaden, über meine Situation und dass ich gelogen hatte. Sie riet mir ruhig zu bleiben.
Und wir verabredeten uns für den nächsten Tag im Park. Ich würde auch Molly mitbringen. Sie kannte Sherlock, seine Methoden und konnte uns weiterhelfen, bei der Suche nach einer Lösung.

______

Ich konnte nicht anders, als der Wut freien Lauf zu lassen, auf dem Weg nach Hause. Ich war sauer. Sauer auf Sherlock, dass er sich nicht an sein Versprechen gehalten hatte, sauer auf Lesley, weil sie meinen Fehler gemeldet hatte, auch wenn es vielleicht zu Rechten war, aber vor allem sauer auf mich, weil ich es zugelassen hatte, weil ich das Gesetz gebrochen hatte und weil ich gelogen hatte. Das war keine Suche nach Gerechtigkeit mehr, es war Selbstjustiz.

Frustriert schlug ich auf das Lenkrad, als ich nicht einmal einen Parkplatz in der Baker Street fand und stattdessen einige Straßen weiter parken und damit ein Stück zu meiner Wohnung laufen musste. Es regnete wiedermal, es war kalt und ich hatte keinen Schirm.
Zumindest hatte meine Jacke eine Kapuze, die ich mir über den Kopf und tief ins Gesicht zog, bevor ich mit verschränkten Armen und hochgezogenen Schultern den nass glänzenden, gepflasterten Gehweg entlang ging.

Doch bevor ich in meine Wohnung ging, wollte ich dem Detektiv noch einen Besuch abstatten.
Ich klingelte an der Tür und Mrs. Hudson ließ mich sofort hinein.

,,Du meine Güte, Sie sind ja ganz nass und frieren. Möchten Sie vielleicht einen Tee?", fragte die ältere Dame, als sie mich musterte. Meine Jacke tropfte den Boden des Flurs nass und es bildeten sich kleine Regenwasserseen auf dem hellen PVC.
,,Nein danke, ich wollte nur mit Sherlock reden", erwiderte ich mit einem angedeuteten Lächeln.
,,Da haben Sie Glück. Er ist gerade eben nach Hause gekommen", antwortete sie und deutete den Flur entlang, die Treppen hinauf. Ich atmete erleichtert auf und nickte. ,,Aber geben Sie mir erst Ihre Jacke, ich hänge sie für Sie auf", sagte sie noch, doch ich lehnte ihr Angebot kopfschüttelnd ab.
,,Danke, Mrs. Hudson, aber ich werde nicht lange brauchen."

Ich spürte, wie der Ärger mit jeder Stufe die ich die Treppe hinauftrat wieder weiter in mir aufbegehrte. Ich versuchte ihn mit aller Kraft zu unterdrücken, doch in meinem Kopf schwirrten die Gedanken und ich musste sie irgendwie zum Stillstand bringen. Und das ging nur, wenn ich meiner Wut freien Lauf lassen konnte.

Ich atmete noch einmal tief ein, bevor ich an der dunklen Tür klopfte, die unmittelbar von dem Detektiv geöffnet wurde.
,,Sherlock", stieß ich atemlos aus. Woher auf einmal meine Kurzatmigkeit kam, war mir nicht bewusst.
Er kniff kurz seine Augen zusammen, musterte mich, drehte sich doch dann von mir weg und ging zurück in die Wohnung. Die Tür ließ er offen, als Zeichen, dass ich ihm folgen sollte.

,,Wo ist John?", fragte ich ihn als ich mich in der Wohnung umsah und seinen Mitbewohner nirgends finden konnte.
,,Bringt Rosie ins Bett", war seine knappe Antwort, während er weiter in die Küche ging und Tee aufsetzte.

Ich sah mich um, wusste nicht wirklich wie ich anfangen sollte. Ich wollte nicht wütend sein, wusste, dass er nichts dafür konnte und fragte mich, was ich hier eigentlich wollte. Ich entschloss mich dazu, das Thema erstmal bei Seite zu legen und stattdessen ein anderes zu beginnen:
,,Sherlock, in was haben Sie Ihren Gewinn am Tag der Gala investiert?"

Der Detektiv ging an mir vorbei, setzte sich in seinen Sessel und nahm ein schmales, silbernes Gerät von dem kleinen, runden Tisch der neben dem Sessel stand. Ich folgte mit meinem Blick jeden seiner Bewegungen.
,,In das hier", erwiderte er und hielt den flachen Kasten hoch.
,,Was ist das?", fragte ich und merkte, dass meine Wut wieder in mir aufkeimte, als er die Augen verdrehte und das Gerät in seinen Schoß fallen ließ.
,,Ich nehme an, Sie wissen noch, wie wir in das Hotelzimmer eingebrochen sind und den kleinen Wettcomputer von Mr. Owens gefunden haben. Schließlich bin ich derjenige mit Gedächtnisproblemen, nicht Sie."
,,Das ist mir durchaus in Erinnerung geblieben, ja", erwiderte ich gefährlich leise, doch er schien es gar nicht zu bemerken.
,,Gut, dann können Sie sich Ihre Schlussfolgerungen selbst ziehen", erkannte er an und nickte scheinbar zufrieden.
,,Sie haben sich auch so ein Ding gekauft", stellte ich trocken fest.
,,Sehr gut!", lobte er mich sarkastisch. ,,Da Sie ja jetzt sowieso schonmal hier sind, ich bin mir sicher, dass Sie wissen, wie man die Anwendung so manipuliert, wie es Owens getan hat. Nur für den Fall, versteht sich. Würden Sie es auch hier machen?"

Nun riss mein Geduldsfaden entgültig und ich konnte mich nicht mehr zurückhalten: ,,Wissen Sie was? Nein! Sie haben versprochen, dass niemand etwas von diesem verdammten Einbruch mitbekommt! Raten Sie, was heute passiert ist!"
Er öffnete den Mund, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen und sprach einfach weiter: ,,Owens hat sich bei Ascot beschwert und ich musste meinen Boss anlügen, um Ihren Arsch zu retten. Und meinen mit, weil ich so dumm war, Ihnen zu vertrauen!"
Ich war laut und einige Sekunden später stand nicht nur John im Raum, sondern auch Mrs. Hudson, die mich nun beide vollkommen entgeistert ansahen.
Sherlock dagegen schien so ruhig wie immer. Vollkommen gesammelt und unbeeindruckt von meiner Schimpftirade.
,,Nun, wo liegt das Problem?", fragte er und plötzlich vergaß ich, dass auch noch andere Menschen im Raum waren.
,,Sie sind ein arrogantes Arschloch, Mr. Holmes! Sie haben Ihren größten Vorteil verloren, Ihren wertvollen Gedächtnispalast, aber Ihr Ego hat definitiv nicht gelitten! Suchen Sie sich einen anderen Weg, den Fall zu lösen, vielleicht denke ich dann darüber nach, weiter mit Ihnen zusammen zu arbeiten. Guten Tag." Damit drehte ich mich um und verließ die Wohnung, vorbei an John und Mrs. Hudson. Ich stürtzte wütend die Treppe hinunter, stapfte den Flur entlang und riss die Tür auf. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen und der Verkehr auf der Baker Street war nur noch wenig, sodass ich einfach die Straße überqueren konnte.

In meiner Wohnung setzte ich mich im Wohnzimmer auf das Sofa und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich atmete ein paar Mal tief durch und lehnte mich dann zurück.
Hatte ich überreagiert? Wahrscheinlich. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht war ich einfach nur enttäuscht von allem was in letzter Zeit passiert war. Ich war noch keinen Schritt weiter mit dem Fall, alles was ich hatte waren Fragen, die mir keiner beantworten wollte. Und der Mann der es könnte... Ach, ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte.
Es war nicht meine Art mich so über etwas aufzuregen. Eine Nichtigkeit, nur Arbeit.

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Einige Zeit später hatte ich mir einen Tee gemacht und alle Fenster in der Wohnung geöffnet, sodass es gut durchlüften konnte.
Ich saß mit meiner Tasse auf dem Sofa und laß ein Buch - Some Hope von Edward St Aubyn. Es erinnerte mich daran, dass es Menschen gab, die weit schlimmeres erlebt hatten und das mein innerer Disput bedeutungslos war. Er hatte, im Hinblick auf mein weiteres Leben und die Welt, geschweige denn des Universums keine Auswirkungen. Er war nichtig.

Und doch schloss ich alle Fenster meiner Wohnung wieder, als ich das mir bekannte Geigenspiel aus der gegenüberliegenden Wohnung hörte, das mich an ihn erinnerte.

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Hi an alle die das hier lesen :)

Ich bin zur Zeit krank und nicht wirklich zufrieden mit diesem Kapitel. Das Konzentrieren fällt mir schwer, deshalb könnte sich der ein oder andere Fehler ausfindig machen lassen.
Trotzdem wollte ich gerne weiterschreiben und überarbeite das Kapitel später falls nötig noch einmal ;)

Edit: Überarbeitet :D

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