-~18~- Keine Sorge, wir wohnen hier

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Wir trafen John in einer Seitenstraße und gingen dann zurück zu meinem Auto.
Er war sichtlich erleichtert, dass wir es rechtzeitig aus dem Hotel geschafft hatten.
,,Habt ihr gefunden, was ihr gesucht habt?", wollte er wissen.
Ich sah zu Sherlock herüber, der entspannt an meinem Auto lehnte und dessen Gesicht von dem Licht des Displays seines Handys angeleuchtet wurde. Er tippte hochkonzentriert darauf herum. ,,Jup", antwortete er dabei auf Johns Frage.
,,Und?", fragte dieser weiter.

In diesem Moment gingen die Lichter im Umfeld wieder an und Sherlock sah von seinem Handy auf, um es dann zufrieden seufzend in seiner Manteltasche zu verstauen.

,,Owens erzielt nicht nur durch seine Kontakte in Ascot so hohe Gewinne", erklärte er. ,,Er hat sich in sein Benutzerprofil auf der Ascot-Website gehackt, oder hacken lassen, um die Zahlen zu fälschen und so weitere Geschäftspartner zu finden. Er hat sogar einen zusätzlichen Laptop dafür."
,,Er zeigt also anderen Glücksspielern die falschen Zahlen, damit sie glauben, dass seine Masche absolut effizient ist?", wollte ich wissen.
,,Richtig, wenn sie anbeißen und in ihn investieren, zieht er sie ab", erwiderte der Detektiv.

Ich nickte nachdenklich.
,,Also? Mit diesem Wissen können wir ihn verhaften lassen?", fragte John.
Sherlock stöhnte genervt, stieß sich schwungvoll von meinem Auto ab und drehte sich dann um, um die Tür zu öffnen.
,,Nein, wir können nicht erklären, wie wir an die Informationen gekommen sind. Eine Aussage beweist gar nichts. Wir müssen ihm eine Falle stellen." Mit diesen Worten setzte er sich auf den Beifahrersitz.
,,Eine Falle?" Ich hatte kein gutes Gefühl bei den Worten des Detektivs.
,,Wie ich bereits gesagt habe, als wir uns das erste Mal in Ihrer Wohnung getroffen haben: Wir spielen ein Spiel mit ihm."
Damit zog er die Autotür zu.

Ich seufzte und ging um mein Auto herum, um ebenfalls einzusteigen. John nahm wiedermal auf der Rückbank Platz.

,,Mr. Owens reist morgen ab. Ich bezweifle, dass Sie es schaffen, Ihren Plan bis morgen bis in die letzten Züge auszuführen", merkte ich an, als ich den Motor startete.
,,Keine Sorge. Ich habe vorgesorgt, um mit ihm Kontakt zu halten, wenn er aus London abreist. Erinnern Sie sich noch an unsere Wette?"
Ich sah ihn fragend an, genau wie John, der offenbar nichts davon gewusst hatte und sich nun zwischen unseren Sitzen nach vorne lehnte, um seinen Mitbewohner ansehen zu können.
,,Ich erinnere mich jedenfalls noch sehr gut daran", redete der Detektiv nichtssagend weiter.
,,Worum ging es dabei?", wollte John wissen.
Sherlock zog erneut sein Handy aus seiner Manteltasche und tippte darauf herum.
,,Nichts besonderes. Ein paar Pferderennen. Ich habe etwas Geld gewonnen, nicht viel, nur etwa achtzig Pfund", antwortete er dann kopfschüttelnd auf Johns Frage.
,,Achtzig Pfund?", fragte John erstaunt und zog die Augenbrauen hoch. ,,Was hast du mit dem Geld gemacht?"
,,Investiert", erwiderte der Consulting Detective, immer noch in seinem Handydisplay vertieft.

,,Ich will gar nicht wissen, in was", sagte John und lehnte sich wieder in seinem Sitz zurück.

Ich hätte es allerdings gerne gewusst, doch Johns Desinteresse ließ mich schlussfolgern, dass er etwas vermutete, von dem ich nichts wusste, oder dass wir noch früh genug erfahren würden in was Sherlock seinen Gewinn gesteckt hatte. So beließ ich es vorerst dabei und konzentrierte mich auf die Straße, bis wir zurück in der Baker Street waren.

______

,,Wollen Sie noch mit uns essen? Wir werden wohl nur etwas beim Chinesen bestellen, aber...", fragte John und ich antwortete mit einem Lächeln.
,,Klar, gerne. Besser als wenn ich jetzt noch kochen müsste."
Ich schloss die Autotür und sah zu dem Detektiv herüber, der schon auf der anderen Seite der Straße auf dem Gehweg stand und vor der Haustür auf uns wartete.

,,Sherlock, willst du nicht die Tür öffnen?", fragte John und ging zu ihm herüber. Ich folgte ihm.
Der Detektiv nuschelte etwas Unverständliches und versenkte die Hände in seinen Manteltaschen.
,,Was?", fragte John nach.
,,...Schlüssel vergessen", murmelte der Detektiv und John begann in seinen Jackentaschen nach seinem Schlüssel zu suchen.
,,Kein Problem... Ich glaube ich habe ihn-" John hielt inne, als er offensichtlich den Schlüssel nicht finden konnte. ,,Nein, ich habe ihn auch nicht. Aber wir können klingeln-"
,,Mrs. Hudson ist mit ihren Freunden unterwegs", unterbrach Sherlock seinen Mitbewohner. ,,Sie hat alle Fenster ihrer Wohnung geschlossen, alle Lichter sind aus und ihr Auto ist weg."
,,Molly hat einen Schlüssel", fiel John ein.
,,Sie kommt erst in einer halben Stunde, um Rosie zurückzubringen. Nein, ich habe eine bessere Idee", erwiderte der Detektiv. ,,Hier, halten Sie mal."
Er zog seinen Mantel aus und warf ihn mir zu, dann sah er hoch zum Vordach des Speedy's und ging ein paar Schritte Rückwärts, nur um anschließend tief Luft zu holen und mit Anlauf hochzuspringen. Er bekam mit den Händen die Kante des Vordachs zu greifen und ich hoffte inständig, dass das eher instabil wirkende, rote Gerüst sein Gewicht aushalten würde.
,,Wir könnten auch einfach in meiner Wohnung auf Molly warten", schlug ich vor und deutete auf mein Mietshaus auf der anderen Seite der Straße.
Der Detektiv antwortete nicht und zog sich stattdessen, erstaunlich athletisch, mit seiner üblichen Eleganz, nach oben, bis er den unteren Teil des Fenstergitters und damit eine stabilere Aufstiegshilfe zu fassen bekam.

John und ich sahen uns in der Umgebung um und entdeckten in einiger Entfernung einen Mann, der das Schauspiel beobachtete. Er war schon etwas älter und trug einen Mantel und eine runde Brille.
,,Keine Sorge, wir wohnen hier", rief John ihm zu, doch die gerunzelte Stirn und die misstrauisch zusammengekniffenen Augen des Mannes ließen vermuten, dass er John keinen Glauben schenkte.

Mein Blick schnellte zurück zu Sherlock, der inzwischen auf dem kleinen Vorsprung vor dem Fenster stand und dessen Rahmen systematisch abklopfte, bevor er an einer Stelle ein paar Mal etwas härter dagegentrat. Mit Leichtigkeit konnte er das Fenster nun aufziehen und kletterte über das Vorgitter, um in die Wohnung zu kommen.

,,Erinnern Sie mich daran, dass wir das Fenster austauschen müssen - schon wieder", sagte John, der wie gebannt starrte, als sein Mitbewohner so einfach in ihre Wohnung eindringen konnte.

Wenige Sekunden später öffnete sich die Haustür und der Detektiv ließ uns hinein.
,,Haben Sie das schon öfter gemacht?", wollte ich wissen und drückte ihm seinen Mantel in die Hand.
,,Bis jetzt war es noch nie nötig gewesen. Aber ich wusste, dass es diese Möglichkeit gibt", erwiderte er.
,,Und da hast du nichts gesagt? Sherlock, wir leben hier, Rosie lebt hier. Was, wenn jemand einfach hereingekommen wäre, wie du jetzt, und sie entführt hätte oder schlimmeres?", fragte John aufgebracht. Er hatte sich aufgerichtet, die Hände anklagend gehoben und wirkte nahezu bedrohlich, was Sherlock allerdings wenig zu interessieren schien. Seine kalte Maske saß nach wie vor perfekt.
,,Genau deswegen habe ich nichts gesagt. Du hättest dich nur unnötig aufgeregt. Wenn jemand hier einbrechen will, kommt er auch ohne kaputtes Fenster herein", antwortete er, wandte sich von seinem Mitbewohner ab und ging die Treppe hinauf.
John starrte ihm einige Sekunden fassungslos nach, bevor Sherlock noch einmal das Wort erhob: ,,Bestellst du das Essen, John?"

,,Ich bin mir sicher, er wäre das Risiko nicht eingegangen, wenn Rosie ernsthaft in Gefahr gewesen wäre", merkte ich sanft an, um John zu beruhigen und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
Er sah mich besorgt an, rümpfte etwas die Nase, nickte dann aber.

Sein Handy klingelte und als er es aus seiner Tasche holte konnte ich erkennen wer anrief: Es war DI Lestrade. John nahm den Anruf an und an seiner belustigten Stimmlage und seiner Wortwahl erkannte ich, dass sich die beiden wohl schon besser kannten. Das passte auch mit dem Foto in Lestrades Akte zusammen. Die drei Männer mussten wohl schon lange zusammenarbeiten.

John beruhigte Lestrade und erklärte ihm, dass wir es waren, die in die 221B eingebrochen waren und dass der Anruf des älteren, bemantelten Mannes falscher Alarm war.
Ich konnte nicht hören wie Lestrade reagierte, aber von Johns Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass er wohl erleichtert war. John schmunzelte leicht und schüttelte den Kopf, auch wenn Lestrade ihn nicht sehen konnte, verabschiedete sich dann von ihm und legte auf.

_______

Während wir auf die Lieferung unseres Essens warteten, brachte Molly Rosie zurück. Sie hatte den Nachmittag auf Johns Tochter aufgepasst.
Es war das erste Mal, dass ich sie leibhaftig sah. Sonst kannte ich sie nur von den Geschichten, die mir John erzählt hatte.

Sie trug ihre kastanienbraunen Haare in einem tiefen Zopf, lächelte unsicher und hatte eine wirklich schöne Timberland Weste an. Marken und Kleidung lagen nie in meinem Interessengebiet und gelb war nie einer meiner Lieblingsfarben, aber diese, in sanften Vanilleton gehaltene Weste fiel mir sofort ins Auge, was nicht unwesentlich an der Tatsache lag, dass die junge Frau auffällig daran herumzupfte. Sie unterstütze ihre helle Hautfarbe und betonte ihre Taille.
Molly trug Rosie auf dem Arm, die ihre kleinen Hände bereits nach ihrem Vater ausgestreckt hatte, der sie gerne Molly abnahm.

,,Hallo, ich bin Liv Carter, schön Sie kennenzulernen", stellte ich mich vor und lächelte sie warm an.
Sie lächelte ebenfalls und kam einen Schritt auf mich zu.
,,Ich bin Molly. Sherlock hat von Ihnen erzählt." Sie sah leicht seitlich auf den Boden, hob den Blick dann aber wieder, als John sie ansprach: ,,Danke, dass du auf Rosie aufgepasst hast."
,,Immer wieder gerne. Sie ist so ein liebes Kind", erwiderte sie. Ihre Wangen färbten sich leicht rot und sie sah zu Sherlock herüber, der vor dem geöffneten Fenster stand, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und hinausblickte. ,,Ihr wisst ja, ihr könnt immer anrufen, wenn ihr... meine Hilfe braucht", sagte sie dann.

,,Sherlock hat auch von Ihnen erzählt, dass Sie in seinen Fällen unverzichtbar sind", warf ich ein, woraufhin sie zu mir sah.
,,Hat er das?" Ihr Blick war skeptisch und ich fühlte mich ertappt.
,,Er hat es angedeutet." Ich lächelte.

Tatsächlich hatte Sherlock in den vergangenen Minuten, bevor sie hier aufgetaucht war, über die Patologin referiert, nicht alles war freundlich ausgedrückt gewesen, aber er schien ihre Hilfe durchaus zu schätzen. Besonders wenn sie extra für ihn einige Vorschriften überging. Oder Kaffee besorgte.

Dass sie in ihn verliebt gewesen war, bevor es zu dem Zwischenfall kam, den Mycroft nicht weiter ausführen wollte, hatte ich aus seinen Erzählungen trotzdessen durchaus erkannt. Aber offenbar war sie darüber hinweggekommen, was aus dem Ring an ihrem Finger zu schließen war, auch wenn die Unsicherheit in ihrem Verhalten geblieben war.

Ich empfand sie, seit sie die Wohnung betreten hatte, als sympathisch und der Eindruck verstärkte sich mit jeder weiteren Minute, die sie hier verbrachte.

Molly lächelte nun auch, ehrlich, nicht mehr unsicher und hatte aufgehört, an ihrer Weste herumzuzupfen.
,,Hätten Sie Lust mal mit einer Freundin und mir einen Kaffee trinken zu gehen?", schlug ich vor.
Sie musterte mich überrascht, nickte dann aber zustimmend.
,,Wie wäre es mit Dienstag?", fragte ich.
,,Ja, dienstags habe ich einen kurzen Arbeitstag-", erwiderte Molly, wurde aber von Sherlock unterbrochen, der sich nun uns zugewandt hatte: ,,Wenn die Damen dann mit ihrer Kaffeeklatschplanung fertig sind, wir müssen noch an einem Fall arbeiten. Tschüss Molly!" Seine Verabschiedung an die junge Frau glich nahezu einem Singsang und sie tat mir augenblicklich leid. Eine solche Behandlung hatte sie nicht verdient. Ich warf ihr einen mitfühlenden Blick zu, den sie wohlwissend zu Kenntnis nahm und sich wortlos bei mir bedankte.
,,Ich muss jetzt sowieso wieder los... Jake wartet sicher schon auf mich", merkte sie an und wandte sich der Tür zu, um zu gehen.

Bei ihren Worten traf mich ein Einfall wie ein wirklich schwerer Felsbrocken: Jake! Ich hatte vergessen, Jake wegen Kaden Bescheid zu sagen!

Nervös rief ich ihn an und durfte mir die ersten zehn Minuten einen Vortrag über Besorgnis, seine schlimmsten Erwartungen und über seine Anrufe, die ich verpasst hatte, anhören.
Ich entschuldigte mich bei ihm aufrichtig und erklärte ihm dann die Lage.

Er schwieg eine Weile am anderen Ende der Leitung und sagte dann: ,,Ich kümmere mich um Kadens Freundin."
,,Danke, Jake", erwiderte ich und verabschiedete mich noch, bevor ich wieder auflegte.

,,Gut, dann können wir ja jetzt endlich beginnen", merkte der Detektiv an, der mich das ganze Telefonat über angestarrt hatte, sodass mir zunehmend unwohler geworden war. Er rieb entschlossen seine Handflächen aneinander, bevor er sich schwungvoll in seinen Sessel fallen ließ.

,,Wie sieht dein Plan aus?", fragte John, der Rosie liebevoll auf seinem Arm hin und her schaukelte.

Der Detektiv atmete schwer aus. ,,Damit ihr den Plan versteht, muss ich etwas weiter ausholen", erklärte er. ,,Wie ich schon erwähnte, hatte ich mit Owens eine Wette abgeschlossen. Es ging um ein Rennen in Bristol. Ich hatte ihm ein Angebot gemacht, dass er annehmen würde, wenn ich die ersten drei Startnummern im Ziel voraussagen würde."
,,Und du hast richtig getippt?", fragte John, obwohl es wohl eher eine Feststellung war, als eine Frage.
,,Es war nicht schwer gewesen. Zwei der Teilnehmer hatten manipulierte Gewichte, einer kam gerade aus einer langen Pause wegen einer Verletzung wieder und nur die drei Jockeys der Startnummern, die ich gewählt hatte, hatten ihren Pferden offensichtlich Dopingmittel verabreicht. Der Ausgang des Rennens war sehr wahrscheinlich sehr gut vorauszusagen. Die Rennstrecke in Bristol hat wesentlich schlechteres Sicherheitspersonal als das in Ascot - Mein Kompliment an dieser Stelle."
Ich lächelte bei den Worten des Detektivs.
,,Also hat Mr. Owens Ihr Angebot annehmen müssen. Was haben Sie ihm vorgeschlagen?", fragte ich ihn dann.
,,Ich wollte, dass er mir seine Masche zeigt. Meine Wortwahl war dabei wohl offensichtlich eine andere, ich würde sie wesentlich desperater nennen", erwiderte Sherlock gedankenverloren.
,,Du hast ihn angefleht dir zu helfen, bei den Wetten besser abzuschneiden?", fragte John schmunzelnd.
,,Diesen Ausdruck wollte ich vermeiden", stellte sein Mitbewohner klar, zog die Augenbrauen hoch und ließ seinen Blick zur Tür schnellen, als er die Klingel vernahm.

Der Essenslieferant.

_______

Wenig später saßen wir im Wohnzimmer, jeder jeweils mit einer Pappschachtel in der Hand und aßen das Essen, das wir bestellt hatten.
Nunja, zumindest John und ich konnten es ungestört genießen.
Rosie saß auf Sherlocks Schoß und hielt ihn davon ab, da sie immer wieder nach seinen Locken, oder den Essstäbchen in seinen Händen griff.
Den Detektiv schien es aber wenig zu interessieren, er lächelte sogar einige Male und in seinem Blick lag deutliches Interesse an dem kleinen Wesen in seiner Obhut.

John hatte recht, er war ein Mensch.

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