-~22~- Bringen Sie den verdammten Corgi zurück!

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Diese Nacht war kurz. Wie konnte eine Person nur so einen großen Einfluss auf meinen Schlafrhythmus haben? Und dabei bezog ich mich nicht auf meine unaufhörlichen Gedanken, die mich von meinem Schönheitsschlaf abhalten hätten können. Nein, ich schlief sogar sehr gut.

Aber in dieser Nacht klingelte mein Handy erneut und ich verfluchte mich innerlich selbst dafür, es nicht einfach lautlos gestellt zu haben. Es sang fröhlich vor sich hin, die Vibrationen erreichten mich sogar, und ich zog es ernsthaft in Erwägung, dem nervenden Gerät einfach den Weg aus dem Fenster zu zeigen, mir das Kopfkissen über den Kopf zu ziehen, um jeglichen weiteren Ruhestörungen zu entgehen und einfach zu schlafen, bis das Bett mich nicht mehr wollte.

Dagegen protestierte nur mein, zu meinem langsamen Erwachen proportional wachsendes Verantwortungsgefühl, was mich dann doch dazu bewegte, auf mein Handy zu schauen.

Vier Uhr dreißig. Und ich wurde von dem Festnetztelefon in Ascot angerufen. Um diese Uhrzeit waren eigentlich nur die Sicherheitsleute auf dem Gelände und maximal noch ein Tierarzt.

Mehr als ein müdes ,,Hallo?" brachte ich als Begrüßung nicht heraus, als ich den Anruf annahm.
,,Hallo Mrs. Carter, tut mir leid für die Störung um diese Zeit, aber es gab einen erneuten Einbruch in die Ställe", erklärte mir die Stimme am anderen Ende der Leitung aufgeregt, die ich nur grob irgendeinem unserer Wachmännern zuordnen konnte.
,,Ja, und wozu brauchen Sie mich dafür?", wollte ich wissen.

Jetzt kam es noch dazu, dass ich die Arbeit unserer Sicherheitsleute übernahm, weil sie nicht wussten, was zu tun war.

,,Der Einbrecher möchte mit Ihnen sprechen", erwiderte der Wachmann. Diese Aussage überraschte mich nun doch. ,,Was?", fragte ich deshalb.
,,Er sagt, dass Sie ,nicht so blöd fragen sollen'."
Ich stöhnte auf.
,,Geben Sie ihn mir", wies ich den Wachmann an.

,,Sherlock, verschwinden Sie von meiner Arbeitsstelle. Es ist halb fünf morgens. Sie können gerne tagsüber wiederkommen", begrüßte ich den Detektiv genervt.
,,Ich dachte, es wäre interessant für Sie zu wissen, dass die Einbrecherin für Ihre Tat insgesamt 72 Sekunden benötigt hätte", erwiderte er, als würde diese Information mein Leben retten.
,,Schön Sherlock. Danke. Gehen Sie jetzt wieder nach Hause. Ich werde weiter schlafen."
,,Ihrer Reaktion nach gehe ich davon aus, dass Sie nicht wissen, wie lange unsere Einbrecherin gebraucht hat, oder?", hielt er mich vom Auflegen ab.
Ich atmete tief ein. ,,Also gut. Wie lange hat sie gebraucht?"
,,Genau vierzig Sekunden", antwortete Sherlock.
,,Sie hatte einen Schlüssel. Ich gehe davon aus, dass Sie keinen hatten-"
,,Das habe ich schon mit eingerechnet", erwiderte der Detektiv und ich konnte förmlich vor mir sehen, wie er die Augen verdrehte.
,,Sie haben also eine neue Theorie?", wollte ich wissen und ignorierte die indirekte Beleidigung.
,,Vision stand schon weit bevor ihm der Opioidantagonist gespritzt wurde unter Drogen. Sie wurden ihm also nicht verabreicht, um ihn ruhig zu halten, während man ihm die Überdosis gespritzt hatte, sondern aus einem anderen Grund. Damit benötigte die Einbrecherin weniger Zeit, weil sie nur eine Spritze, statt zwei oder mehr geben musste."
,,Wäre es möglich, dass es sich bei der Droge um ein Dopingmittel gehandelt hat?", fragte ich, um meiner eigenen Theorie Nährboden zu geben.
,,Gut möglich", erwiderte der Detektiv.
,,Vielleicht hat man deswegen den Opioidantagonisten als Mittel zum Zweck erwählt: Man wollte das Dopingmittel in seinem Blutkreislauf, was ihm vor dem Rennen verabreicht wurde, neutralisieren, damit es nicht gefunden wird. Es war also nie ein Anschlag auf das Pferd, sondern nur ein Unfall. Die Überdosis war unbeabsichtigt", führte ich meine Überlegungen aus.
,,Jetzt haben Sie's!", rief der Detektiv erstaunlich emotional aus. ,,Die Einbrecherin hat einen Fehler gemacht und wir können ihn ausnutzen. Treffen Sie mich morgen früh, vor der Arbeit, in meiner Wohnung. Ich habe jetzt noch etwas vor, aber ich werde rechtzeitig wieder zurück sein."
,,Sherlock-", konnte ich noch sagen, doch da hatte der Detektiv schon aufgelegt. Irgendwann würde ich mit ihm nochmal komplett durchdrehen.

______

Am nächsten Morgen traf ich Sherlock tatsächlich mal angezogen und nicht gelangweilt in seiner Wohnung an. John war mit Mrs. Hudson einkaufen, sodass es recht ruhig im Haus wäre, wären da nicht die ständigen, lauten Geräusche aus der Küche, obwohl sich alle Anwesenden im Wohnzimmer befanden.
Die Tür zur Küche war zugezogen und man konnte durch das satinierte Glas nur schemenhaft erkennen, was dahinter vor sich ging.

,,Was haben Sie dort in Ihrer Küche?", wollte ich wissen und deutete auf die Tür.
,,Ein Experiment", erwiderte Sherlock nichtssagend und nahm seine Geige von einem der vielen Bücherstapel auf dem Tisch, um sie auf seine Schulter zu legen und anzufangen, sie zu stimmen.
,,Was testen Sie?", fragte ich weiter.
,,Cylen", war seine einsilbige Antwort.
,,Wie sind Sie denn da rangekommen?", wunderte ich mich und in diesem Moment schepperte es gewaltig in der Küche, als wären mehrere Teller zu Bruch gegangen. ,,Und woran zum Teufel testen Sie es?"
Sherlock antwortete nicht, sondern begann nur ein Lied auf seiner Geige zu spielen. Ich kannte es. Ich hatte es schon häufig gespielt: Cantabile in D Dur von Paganini.

Mein Blick wanderte von ihm wieder zurück zur Küche und ich konnte nicht anders, als die auf die Tür zuzugehen. Ich legte eine Hand an das Glas und wollte sie zur Seite schieben, doch sie war abgeschlossen. Am Schloss steckte noch der Schlüssel, also wollte ich ihn umdrehen.

Sherlock hörte plötzlich auf, zu spielen und mahnte mich: ,,Das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun." Doch seine Stimme war noch tiefer als sonst und stellte deutlich eine Herausforderung dar.
Ohne Umschweife drehte ich den Schlüssel im Schloss und übte leichten Druck auf die Schiebetür aus, sodass sie sich langsam öffnete. Nur einen Spalt, sodass ich geradeso hindurchsehen konnte.

Ein Maul, gut bestückt mit vielen spitzen Zähnen sprang mir entgegen, begleitet von einem Bellen, was eher einen tiefen Grollen ähnelte. Zum Glück hatte ich die Tür festgehalten, sodass der Hund sie nicht weiter öffnen konnte und ich schob den Spalt vor Schreck schnell wieder zu und schloss die Tür ab. Danach machte ich ein paar Schritte Rückwärts, als wäre die Tür nicht Schutz genug vor dem wildgewordenen Tier dahinter.

,,Sie testen das Cylen an einem Corgi?!", rief ich wütend aus und Sherlock legte nun seine Geige wieder auf dem Tisch ab. Lang hatte seine musikalische Einlage ja nicht angehalten. ,,Spinnen Sie denn jetzt komplett? Das arme Tier!"
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn mordlustig an.
,,Keine Sorge, kein Hund wird irgendwo besser behandelt als bei mir", erwiderte der Lockenkopf.
,,Das bezweifle ich stark", sagte ich und deutete auf die Küchentür, hinter der der Hund immer noch knurrend lauerte. ,,Wo haben Sie ihn überhaupt her?"

Er ging einige Schritte durch den Raum, zu seinem Sessel und nahm von ihm einen ordentlich zusammen gefalteten Flugzettel und warf ihn mir zu.
Ein Blick darauf genügte, um meine Wut noch mehr zu steigern.
,,Sie haben ihn aus dem Buckingham Palace?!"
Der Flugzettel war eine Gesuchtenanzeige, auf dem deutlich ihre Majestät mit dem Corgi aus der Küche zu sehen war. Eintausend Pfund Belohnung für den Finder.

,,Mycroft sucht verzweifelt nach dem Kleinen. Er hat eine neue Rekordzeit beim Drucken von Suchzetteln aufgestellt", sinnierte der Detektiv und schaute verträumt aus dem Fenster.
,,Sherlock, bringen Sie den verdammten Corgi dorthin zurück, wo er hingehört!"
,,In diesem Zustand ist er unumgänglich. Wir wollen doch nicht, dass der Kronprinz noch einmal gebissen wird. Das wäre ein Skandal!", antwortete Sherlock.
Er machte mit beiden Händen eine Bewegung in der Luft, die eine imaginäre Schlagzeile darstellen sollte: ,,Corgis zu gefährlich für Königsfamilie. Die Königin ist untröstlich." Er tat so, als würde er kurz nachdenken. ,,Oder Sie erklären sich bereit, das kleine Biest zurück zu bringen. Eintausend Pfund helfen Ihnen sicherlich ein bisschen. Die Frage ist nur, ob Sie dann die Arztrechnung des Prinzen zahlen müssen...?"
,,Jaja, schon gut", gab ich mich geschlagen und hob beschwichtigend die Hände. ,,Wie lange wird die Wirkung anhalten?"
,,Vorraussichtlich noch zwei Stunden. Gehen Sie in der Zwischenzeit mit mir Frühstücken?"

Unglaublich. Er hatte wirklich ein Talent für ungünstiges Timing.

,,Ich muss arbeiten", sagte ich.
,,Dann gehen wir heute Abend essen."

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