-~28~- Du wirst sicherlich wissen wollen, was passiert ist

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Es war dunkel, als ich wieder aufwachte. Wieder oder immer noch? Das wusste ich nicht, aber was ich wusste war, dass ich nicht mehr im Kofferraum lag.
Um genau zu sein lag ich in einem Bett, in einem vermutlich sonst menschenleeren Raum. In einem dunklen, leeren Raum. Meine Hände und Fußgelenke waren immer noch gefesselt, das spürte ich, und es zog in diesem Raum unerträglich. Dafür dass wir August hatten und die Temperaturen diese Nacht recht warm waren, war der Wind hier auffällig kalt. Wo war ich nur? Der Raum hatte keine Fenster und ich hätte kaum die eigene Hand vor Augen sehen können, wenn ich überhaupt dazu fähig gewesen wäre, sie mir vor das Gesicht zu halten.
Ich hörte mein Herz schlagen, wie es kräftig und immer wieder versuchte, genug Blut durch meinen Körper zu pumpen. Bereit für Kampf oder Flucht, wären da die Fesseln nicht gewesen.

Ich riss ein paar Mal an ihnen, doch irgendwann waren meine Handgelenke wundgescheuert und meine Geduld am Ende. Ich war sehr fest festgebunden, was mir ein Aufstehen unmöglich machte. Mir war kalt, mein Kopf schmerzte und die Panik war ein steter unterschwelliger Begleiter.
Ich streckte meine eiskalten Finger aus und spürte jeweils den Ramen des Bettes an meinen Fingerspitzen. Er war glatt und eben, vermutlich aus Kunststoff.

Mein Atem zitterte und ich versuchte meine Augen vergeblich dazu zu bringen, auch nur irgendetwas zu erkennen.

Erst jetzt bemerkte ich die gedämpften Stimmen, die wohl aus dem Nachbarzimmer oder vielleicht auch von außerhalb dieses Verstecks kamen. Sie waren so leise, dass ich ihre Entfernung nicht einschätzen konnte. Waren es Freunde oder Feinde?

Kaden hatte mich gewarnt. Er hatte gesagt, dass das alles zu groß für mich war, doch ich war keinen Schritt von meinem Weg abgewichen. Ich wollte den Fall lösen und falls ich hier wieder rauskam, wenn ich hier wieder rauskam, würde ich auch nicht aufhören.

Aber vielleicht wussten die Entführer das. Vielleicht berieten sie sich gerade darüber, auf welche Weise sie mich töten und verschwinden lassen wollten.

Doch vielleicht waren es auch nur Menschen, die keine Ahnung davon hatten, dass ich hier war.

Wie klug war es, jetzt zu schreien?

Wo war ich nur?

Ich wurde entführt, weil ich mich zu weit in ihre Angelegenheiten eingemischt hatte. Wussten sie, wie viel ich wusste? Wusste ich überhaupt genug, dass es es Wert war, mich zu töten oder wollten sie mir nur Angst einjagen? Mit letzterem hatten sie definitiv Erfolg, aber ich würde dafür sorgen, dass er nicht langfristig werden würde.

Wie lange war ich schon hier? Minuten, Stunden, Tage?

Hatten sie mir etwas gespritzt? Hatte ich noch lange zu leben?

Die Stimmen wurden lauter. Sie kamen näher und ich beschloss schnell, dass es keine Freunde waren. Hinter der Tür, wo auch immer sie war, befanden sich Feinde.

Würde mich hier jemals jemand finden? Ein Freund?

Die Tür wurde geöffnet, gleisendes Licht drang in den Raum ein und ich entschloss mich innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde, mich nicht schlafend zu stellen, in der Hoffnung, diese Entscheidung nicht bereuen zu müssen.

Eine Gestalt erschien im Türrahmen, deren Silhouette nur langsam klarer wurde, als sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnten.

,,Liv?", fragte die Gestalt und ich erkannte sofort Jake hinter seinem Mundschutz. Erschrocken riss ich die Augen auf, versuchte ihn anzuschreien, ihn zu beschimpfen, doch kein einziger Laut kam über meine Lippen. Ich riss an meinen Fesseln und Jake machte nun einige schnelle Schritte auf mich zu.
,,Hey! Hey, Liv!", versuchte er mich zu beruhigen und streckte seine linke Hand nach mir aus, doch ich begann nur, wie wild mit dem Kopf zu schütteln.

Er hatte mich verraten. Jake hatte mich verraten.

Das ging mir immer wieder durch den Kopf.

,,Liv! Beruhige dich!", flehte der Verräter jetzt schon fast. ,,Ich werde dir nichts tun."

Ja, er würde mir nichts tun. Viel zu emotional ging er mit anderen Menschen um. Er würde die Arbeit anderen überlassen.

Zwei weitere Gestalten eilten zu uns in den Raum. Zwei Männer, beide kannte ich nicht, beide ebenfalls mit Masken. Einer hielt mein linkes Bein fest, das ich wohl unbewusst von seiner Befestigung losgerissen hatte und nun versuchte, damit nach Jake zu treten.
Hoffentlich würde ich treffen.

Auch der zweite Mann hielt nun mein Bein fest, dass ich nun nicht mehr so frei und ruckhaft bewegen konnte. Noch einmal versuchte ich zu schreien, doch alles was daraus resultierte war das Brennen meines Halses.

,,Wann kommt er denn endlich?", hörte ich Jake dringlich fragen und ich malte mir sofort die schlimmsten Szenarien aus, wer gemeint sein könnte.

Ein Folterer, der herausfinden sollte, was ich wusste. Durch Schläge oder Feuer oder Wasser oder Waffen.

Oder direkt ein Auftragskiller, der mich zuende bringen sollte. Durch einen Kopfschuss oder schmerzhafter, in den Bauchraum, wie die Frau aus dem Park mit der Gartenharke. Oder durch Enthauptung, dann hatten sie gleich noch etwas, das sie an Sherlock senden könnten, als Druckpunkt.

Aber vielleicht würde es, Angesicht Sherlocks, mehr Sinn ergeben, mich am Leben zu lassen. Vorerst zumindest.

Vielleicht doch ein Folterer.

,,Er ist gleich da", erwiderte einer der Männer, die immer noch mein Bein festhielten, jetzt jedoch versuchten, es wieder festzubinden.

,,Mach' doch mal einer das Licht an, verdammt!", fluchte der andere und ich sah, wie Jake sich schnell in Bewegung setzte.
Noch bevor er den Lichtschalter erreichte, durchbrach noch eine vierte Person die gleisende Lichtwand und stürmte sofort auf mich zu. Es war ein weiterer Mann und er überragte die anderen in seiner Körpergröße deutlich.

Innerhalb kürzester Zeit stand er vor mir und schloss mich in einer starken Umarmung ein. Er wartete nicht lange damit, etwas zu sagen: ,,Es tut mir leid."

Der Bariton seiner Stimme jagte sofort einen Schauer durch meinen Körper. Ich hörte auf, zu versuchen, mich aus dem Griff der beiden Unbekannten zu winden und entspannte mich deutlich.

Nur diese vier Worte holten mich aus meiner Panik, aus dem, auf Überleben gepolten Bewusstsein, zurück ins hier und jetzt. Sherlock war hier. Sherlock hatte mich gefunden.

Nach einigen Minuten ließ er mich wieder los und machte einige Schritte zurück. Es war merkwürdig, ihn mit einem Mundschutz zu sehen, obwohl es inzwischen eigentlich zur Normalität gehörte. Aber bei Sherlock war das anders. Er verdeckte seine Nase, seine einzigartig geformten Lippen und seine signifikanten Wangenknochen mit diesem krankenhausblauen Vliesstoff. Nur seine bergseeblauen Augen verrieten noch etwas über seinen Gemütszustand.

,,Du wirst sicherlich wissen wollen, was passiert ist", verkündete er erhobenen Hauptes und deutete den beiden Männern, meine Fesseln zu lösen.
Ich nickte kaum merklich.
,,Verzeih die Unannehmlichkeiten, aber du warst so außer dir und bewusstseinsfremd, dass du eine Gefahr für dich und uns dargestellt hättest, wenn wir dich nicht am Bett festgebunden hätten", erklärte er, doch es bildeten sich nur noch mehr Fragen in meinem Kopf.

Ich sah mich im nun hellen Zimmer um und erkannte, dass ich in einem Krankenhauszimmer war, doch wo genau?

,,Du bist im Spire Cardiff Hospital", antwortete Sherlock, als hätte er meine Gedanken gelesen. ,,Mein Bruder hat dich hierher verlegen lassen. Außerdem war es am nächsten an deinem Fundort."

Ich sah mich unsicher weiter im Raum um. Bis nach Cardiff hatten mich die Entführer verschleppt? Warum das?

Ich deutete auf Jake, der immer noch neben dem Lichtschalter an der Wand stand.

,,Ich bin sofort losgefahren, als ich gehört habe, dass du gefunden wurdest", erklärte sich dieser selbst.
Ich nickte und legte leicht meinen Kopf schief, in der Hoffnung, dass er meine Entschuldigung verstehen würde.
,,Schon in Ordnung", verstand er.

,,Dir wurde Cylen verabreicht. Deshalb kannst du noch nicht sprechen. Vermutlich kannst du dich auch nicht mehr an die vollständige Entführung erinnern."
Ich schüttelte zur Bestätigung den Kopf und deutete mit meinem rechten Zeigefinger auf eine imaginäre Armbanduhr.
,,Es ist jetzt zwei Uhr morgens. Du wurdest gestern Mittag gefunden, jedoch warst du vorher zwei Tage verschollen. Wir wissen nicht, was dir die Entführer angetan haben, bis auf die Drogen, aber es war scheinbar nichts anderweitig körperliches. Die Dosierung des Cylens war jedoch ziemlich hoch", erwiderte Sherlock.

Drei Tage waren vergangen, seit dem Bombenvorfall in Ascot. Ganze drei Tage.

Ich deutete auf Sherlock, dann auf Jake und zurück zu mir und Sherlock verstand glücklicherweise.

,,Du hast mich ja leider nicht zu Wort kommen lassen, aber ich habe die Bombenattrappe nicht platziert. Dein Anruf hat mich also sofort alarmiert und so habe ich mich auf die Suche nach dir gemacht. Um ehrlich zu sein hat es ziemlich lange gedauert, allerdings habe ich neue Informationen über den Fall erhalten."
Ich nickte nachdenklich und zog dann die Decke, die am Fußende des Bettes lag, zu mir nach oben. Mein ganzer Körper schmerzte bei der Bewegung.

,,Ich lasse die Krankenschwester wissen, dass sie die Heizung hochdrehen soll und dass du mehr Morphium bekommen sollst. Du solltest jetzt schlafen", sagte Sherlock und ich nickte erneut dankbar.

Ich war wahrhaftig froh über Sherlocks Menschenkenntnis. Niemand sonst hätte mich so gut lesen können, wie er. Nicht mal meine Mutter. Hoffentlich würde er mir morgen alle meine Fragen beantworten können.

Morgen.

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