-~52~- Sherlock Holmes, welch Ehre

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Meine Hand war angenehm warm. Normalerweise hatte ich die merkwürdige Eigenschaft, bei jeder Gelegenheit kalte Hände zu haben. Diesmal war es jedoch anders. Sie war warm und klebrig, als hätte ich in ein Glas Honig gefasst, das gerade frisch abgefüllt worden war. Mein Vater hatte früher Bienen gezüchtet.

Doch als ich meine Augen öffnete, verschwand die angenehme Erinnerung sofort. Meine Ohren dröhnten. Der Blick auf meine blutüberströhmte Hand ließ mich erschaudern und als ich meinen Blick weiter zu meinen Füßen wandern ließ, erkannte ich Laurels reglose Gestalt vor mir auf dem Asphalt.

In meinem Augenwinkel erkannte ich John, der sich wohl neben Laurel gehockt hatte und sich um sie kümmerte.

Stimmen.

Hände.

Lautere Stimmen.

,,Liv! Du musst atmen!" Erst jetzt erkannte ich Sherlocks Stimme in dem ganzen Wirrwarr. War darin etwa der kleinste Hauch von Sorge vernehmbar?

Langsam kam ich wieder zu Bewusstsein. Die Stimmen verschwanden, nur Sherlock stand jetzt vor mir, mit beiden Händen auf meinen Schultern. Er starrte mir durch die Augen bis in meine Seele.
,,Gut. Ein - und wieder aus", sagte er ruhig.

Was? War ich damit gemeint?

,,John kümmert sich um sie."

Um wen?

Erneut senkte ich meinen Blick auf die Straße. Oh Gott, Laurel!

,,Was ist... Was ist passiert?", flüsterte ich, sodass es wohl nur der Mann vor mir hätte hören können.

,,Sie ist vor das Taxi gelaufen", erklärte Sherlock. Er wandte seinen Kopf kurz von mir ab und zu John hin, und drehte sich dann wieder zu mir zurück. ,,Sie ist aber schon wieder bei Bewusstsein. Es ist alles gut."

,,Was? Wo ist ihr Mantel?", fragte ich irritiert.

,,Wir fahren erstmal ins Krankenhaus."

______

Die Fahrt zum Krankenhaus war vollständig aus meiner Erinnerung gelöscht. Immer noch etwas verwirrt, aber ungeduldig - sehr ungeduldig - saß ich auf einem Stuhl im Behandlungszimmer und sah der Krankenschwester dabei zu, wie sie meine Wunde desinfizierte. Es brannte, aber was noch heißer in meinem Verstand Feuer gefangen hatte war die Frage, wie es Laurel ging.

John öffnete nun die Tür uns betrat den Raum. Es war ungewohnt, dass wir alle im Krankenhaus wieder eine Maske tragen mussten, obwohl die Corona Politik in den letzten Wochen gelockert worden war.
,,Wie geht es ihr?", fragte John, zu meiner Enttäuschung, nur die Krankenschwester, anstatt mir von Laurel zu berichten.
,,An sich ganz gut. Die Wunde auf ihrer Hand ist ziemlich tief, aber nichts weltbewegendes. Wahrscheinlich wird eine Narbe bleiben. Das Trauma hat wohl einen Schutzreflex ausgelöst, weswegen sie so lange nicht ansprechbar war, aber ich glaube, dass es ihr langsam besser geht. In ein paar Stunden kann sie sicher wieder nach Hause gehen", antwortete die Schwester und begann nun, den Verband um meine Hand zu wickeln. Es fühlte sich gut an.

John nickte und seufzte erleichtert. ,,Sherlock hat ein wenig mehr abbekommen als wir beide. Er hat eine Platzwunde am Kopf. Er wird gerade genäht", informierte er mich und ich senkte nachdenklich den Kopf.

,,Laurel?", fragte ich dann leise.
,,Sie hat sich einen Arm gebrochen. Sie wird gerade operiert, aber auch sie hatte Glück. Es hätte schlimmer enden können.
,,Wann können wir sie sehen?", wollte ich wissen.
,,Ich denke in der nächsten halben Stunde wird sie fertig sein. Sehr bald also", antwortete er und lächelte aufmunternd.

______

Eine dreiviertel Stunde später konnten wir Laurel tatsächlich schon in ihrem Krankenzimmer besuchen. Sie war jedoch müde und so beschlossen wir, den Besuch so kurz wie möglich zu halten.

,,Was hast du dir nur dabei gedacht? Einfach so auf die Straße zu laufen...", fragte ich liebevoll besorgt. Ich nahm die eine von Laurels Händen, die nicht in einer Schlaufe war, in meine und sie lächelte schmal. Sie hier im Krankenbett zu sehen, machte mich wahnsinnig.
,,Ich habe telefoniert...", erwiderte sie und sah zur Seite, aus dem Fenster.
,,Schlechte Nachrichten?", fragte John und zog eine Augenbraue nach oben. ,,Du musst ziemlich abgelenkt gewesen sein, wenn du den Verkehr nicht bemerkt hast."
,,Ja, du hast recht. Ich habe tatsächlich Neuigkeiten erhalten. Schlecht waren sie allerdings nicht. Ein Projekt auf Arbeit ist gut gelaufen, mehr war es eigentlich nicht", erklärte sie abwesend.

Sherlock betrat in diesem Moment das Zimmer und musterte den ganzen Raum. Erst jetzt bemerkte ich, dass er Laurel ja noch nie zuvor getroffen hatte. Zumindest soweit ich wusste. Irgendwie hatte er es immer geschafft, meine beste Freundin zu umgehen.

,,Sherlock Holmes, welch Ehre", begrüßte Laurel ihn und er trat einen Schritt vor, sodass er neben mir stand. Hinter der Maske und dem Verband um seinem Kopf konnte ich seine Gesichtszüge nur erahnen.
,,Wie geht es Ihnen, Mrs. Martins?", fragte er höflicherweise.
,,Ganz gut, den Umständen entsprechend, wie Sie sehen können." Laurel hob den Arm in der Schlaufe an. ,,Und nennen Sie mich doch Laurel. Ich habe inzwischen schon so viel von Ihnen gehört."
Laurel warf mir einen kurzen Blick zu, lächelte dann jedoch Sherlock entgegen. Mir ging das ungute Gefühl nicht aus dem Kopf, dass sich diese beiden Menschen nicht verstehen würden. Irgendwie war eine merkwürdige Spannung im Raum vorhanden, die in dem Moment entstandem war, als der Detektiv den Raum betreten hatte. Immer wieder fanden sich unangenehme Stillen zwischen den Gesprächsfetzen, die man als mehr nicht bezeichnen konnte.

,,Also gut, Laurel. Ich habe auch schon viel von Ihnen gehört. Sie tragen gerne Mäntel?" Sherlocks Frage verwirrte mich etwas. Versuchte er da etwa Gemeinsamkeiten mit ihr zu finden? Ich warf einen Blick zu John, doch auch dieser zuckte nur ratlos mit den Schultern. Und die Tatsache, dass Sherlock nun eine Hand auf meinen Rücken legte, irritierte mich nur noch mehr. Ich verkrampfte mich.

Laurel lächelte schmal. ,,Ja, genau wie Sie, wie ich sehe. Belstaff, oder?"
Sherlock nickte kaum merklich.
,,Tja, meinen musste ich bedauerlicherweise vor einer Weile entsorgen. Ein Fleck, der nicht mehr raus ging."
,,Sprechen Sie noch immer von Ihrem Mantel?"

,,Okay", unterbrach John nun dankenswerterweise das Gespräch, ,,Laurel, ich nehme an, dass Sie sehr müde sein müssen. Wie wäre es, wenn wir Sie hier erstmal in Ruhe schlafen lassen und ich Sie morgen hier raushole?"
,,Das wäre wirklich reizend", antwortete sie und löste nun ihren skeptischen Blick von Sherlock und lächelte dankbar John entgegen.

Ich hörte nur noch die Tür, wie sie hinter mir wieder ins Schloss fiel nachdem Sherlock den Raum verlassen hatte. Ein kalter Fleck war nun zwischen meinen Schulterblättern zu spüren, wo vorher seine Hand gelegen hatte. John verdrehte die Augen. ,,Ich kümmere mich", sagte er dann und folgte seinem besten Freund aus dem Zimmer.

,,Na das war ja..." Mir fehlte das passende Wort.
Laurel tätschelte ihre Bettkante und deutete mir so, mich zu setzen.
,,Was erwartest du denn? Er ist ein Arschloch. Aber heiß ist er, das muss ich dir lassen", erwiderte Laurel mit einem Augenzwinkern.
Ich seufzte und kam ihrer Bitte nach.

,,Wie geht es deiner Hand?", fragte sie mich besorgt.
,,Alles gut." Ich hob sie an und drehte sie ein paar Mal hin und her, damit Laurel den Verband sehen konnte, der sich von meinem Handrücken über meinen halben Unterarm erstreckte.
,,Dass ich aber auch genau euer Taxi erwischt habe...", seufzte sie. Mit ihrer freien Hand strich sie über die Unterseite meines Armes, die nicht verletzt war.
,,Besser wir, als jemand der Fahrerflucht begangen hätte", erwiderte ich. ,,Was hast du denn überhaupt in der Baker Street gemacht?"
,,Naja, da ich ja in den letzten Wochen praktisch bei dir gewohnt habe, dachte ich, ich besuche dich mal wieder. Du hast mir gefehlt", erklärte sie. Dabei schaute sie zurück auf meinen Verband. So schüchtern hatte ich Laurel noch nie erlebt, seit ich wieder mehr Zeit mit ihr verbrachte. Normalerweise war sie wie der feurig heiße Südwind, der ohne Gnade alles und jeden mit seinem mitgebrachten Wüstensand rot einstaubte. Doch in den letzten Tagen, und besonders jetzt gerade, hatte sie ihre Richtung geändert und ähnelte dem sanften Westwind.

Vorausgesetzt Sherlock war nicht mit ihr in einem Raum.

,,Ich habe dich auch vermisst", bestätigte ich sie lächelnd und umarmte sie vorsichtig.
Als wir uns wieder voneinander lösten hatte Laurel einen unglaublich warmen Gesichtsausdruck aufgesetzt.
,,Ich bin so froh, dass wir uns wiedergefunden haben", sagte sie.
,,Du bist so lieb, ich freue mich auch", antwortete ich.

,,Wie geht es mit deinem Fall voran?", wechselte sie nun das Thema. Ich hatte ihr am Tag zuvor am Telefon erzählt, dass das MI6 sich nun für den Fall interessierte.
,,Sehr gut sogar. Ich erinnere mich wieder an die Nacht."
Laurel richtete sich leicht auf. ,,Was, echt? An alles?"
,,Nicht alles... Aber sehr viel. Ich hatte heute ein gutes Gespräch mit Bowman", erklärte ich. ,,Wir sind der Lösung des Falls näher als jemals zuvor."
Laurel grinste. ,,Super! Aber wen sucht ihr denn jetzt eigentlich genau? Es hat sich doch herausgestellt, dass... Dass es keinen anderen Täter gibt, der Owens ermordet hat."
Ich schluckte, nickte aber, weil ich wusste, was sie meinte.
,,Wir suchen Mr. Owens' Arbeitgeber: den Geschäftsführer des Hotels in Cardiff und der Reinigingsfirma in Spanien. Das ganze hatten wir aus den Augen verloren", erläuterte ich.
,,Wolltest du nicht Mycroft deswegen anrufen? Hast du das schon gemacht?", fragte Laurel. Sie legte ihre Stirn in Falten.
,,Nein. Er hat mir ziemlich deutlich gemacht, dass er nichts mehr für mich tut, als ich nicht mehr mit Sherlock zusammengearbeitet habe...", erwiderte ich niedergeschlagen.
,,Ach, so ein Mist." Laurel legte ihren Kopf in den Nacken. ,,Dann versuche es anders herauszufinden. Ihr schafft das."

,,Danke, Laurel", lächelte ich.
,,Liv, ich habe dich gern bei mir, aber ich bin wahnsinnig müde..."
,,Kein Problem. Wir sehen uns morgen", erwiderte ich, doch als ich mich gerade erheben wollte, legte Laurel noch einmal ihren Arm um mich, um mich zum Abschied zu drücken. Sie hauchte mir einen Kuss auf die Wange.
,,Bis morgen", flüsterte sie dann.

______

Als ich das Krankenzimmer wieder verließ, traf ich direkt auf John und Sherlock, die auf mich gewartet hatten.
,,Mittagessen", sagte Sherlock kurz angebunden und warf mir im nächsten Moment schon eine Chipstüte aus dem viel zu überteuerten Automaten im Krankenhausflur zu. Ich fing sie glücklicherweise noch geradeso auf.

Verwundert sah ich zu John, der seine Tüte bereits geöffnet hatte und beschwerdefrei aus ihr aß. Scheinbar war dieses 'Mittagessen' nichts ungewöhnliches mehr unter den beiden.
,,Okay, danke", erwiderte ich trocken. Beinahe so trocken, wie die Chips.
,,Wie lautet jetzt der neue Plan?", fragte ich dann.

,,Kein neuer Plan. Fußfesseln in die Baker Street und dann nach Royal Ascot."

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Unglaublich. Zwei Jahre arbeite ich jetzt schon, mit größeren Unterbrechungen natürlich, an diesem Werk und es sind bisher 55 Kapitel entstanden. 5k Reads und beinahe 500 Votes. Ich kann es kaum glauben. Besonders wenn man auf die Votezahlen der einzelnen Kapitel schaut, könnte man meinen, dass die Geschichte noch winzig ist. Und so fühlt sie sich auch an...
Ich möchte euch danken, dafür dass ihr lest, votet und kommentiert und dafür, dass ihr mich immer wieder motiviert, wenn ihr mit den einzelnen Charakteren mitfiebert.
Ohne euch würde diese Geschichte nicht fortleben können!

Wenn diese Geschichte abgeschlossen ist (was noch eine Weile dauern wird), werde ich sie natürlich nochmal überarbeiten. Trotzdem danke, dass ihr bei der Entstehung jetzt schon dabei wart und hoffentlich bleibt. Das macht mich wahnsinnig glücklich ♡♡

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