-~51~- Wo ist eigentlich der Kaffee geblieben?

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Es war, als hätte Bowmans Wut alle Dämme eingerissen, die ich um die Erinnerung errichtet hatte.

Zu meiner Überraschung setzte sich der Agent nun wieder auf seinen Stuhl, richtete seine Krawatte mit einer Hand und lehnte sich zurück. ,,Verzeihen Sie diesen Ausbruch. Es hat sich erwiesen, dass sich Traumapatienten von TD13 besser erinnern können, wenn sie unter ähnlichem Druck stehen, wie zum Zeitpunkt der Wirkung der Droge. Es tut mir leid." Seine Augen waren nun wieder weich und tröstend. In jedem Falle hatte dieser
Mann einen Oscar verdient. ,,Wenn Sie möchten, können wir nun eine Pause machen."

Ich schüttelte verneinend den Kopf.
,,Fürs Protokoll: die befragte Mrs. Carter schüttelt den Kopf in einer verneinenden Geste."
,,Ich möchte Ihnen gleich davon erzählen", ergänzte ich.
,,Also gut, wann immer Sie bereit dazu sind."

,,Ich stand draußen, vor der Bar, mit Mr. Owens. Von drinnen war noch die Musik der Band zu hören. Wir konnten uns kaum verstehen, also wechselten wir die Straßenseite und standen so abseits von allen anderen. Es war kalt, ich fror in der kalten Novemberluft. Das weiß ich noch.
Ich hatte ihn beschuldigt, ein Betrüger zu sein. Er hatte eine Vielzahl von Mitarbeitern in den verschiedensten Rennbahnen Großbritanniens bezahlt, unter anderem auch Trainer, Tierärzte und Jockeys von Royal Ascot. Sherlock - verzeihen Sie - Sherlock Holmes, John Watson und ich hatten schon lange in diesem Fall ermittelt und endlich Beweise für seine Schuld gefunden. Ich war so betrunken gewesen, dass ich diese Anschuldigungen Mr. Owens vorgehalten hatte und er hat verständlicherweise ziemlich aggressiv darauf reagiert. Nur verbal versteht sich, obwohl ich ihn auch durchaus schon handgreiflich erlebt habe.
Er hat Sherlock als einen Betrüger und Lügner bezeichnet und auf seinen vorgetäuschten Selbstmord hingewiesen. Lesen Sie den 'Reichenbachfall' auf Johns Blog nach, falls Sie den Fall verpasst haben sollten, was ich jedoch stark bezweifle. Dabei machte er unter anderem Andeutungen auf unsere Trennung.
Daraufhin habe ich Mr. Owens ziemlich genau erläutert, wie es zum Sprung vom Barts kam und wie genial Sherlock Holmes doch sei."
Ich warf einen Blick zum Einwegspiegel und war mir nun plötzlich sicher, dass der Detektiv dahinter stand.
,,Ich hatte mich zuvor von Sherlock getrennt, weswegen ich emotional sehr aufgeladen war. Fürs Protokoll und für Mycroft: Nein, ich habe keines deiner Staatsgeheimnisse verraten." Das hoffe ich zumindest, dachte ich mir dazu, doch das behielt ich ganz für mich.
,,Danach habe ich Mr. Owens mit Sherlock verglichen, nicht zum Positiven versteht sich.
In seiner Wut erklärte er mir seine Genialität. Was nicht so genial war, war, dass er mir Details aus seinen Taten nannte, die ich selbst noch nicht kannte. Er nannte mir unter anderem Jockeys, die er bestochen hatte.
Außerdem bestätigte er mir, dass er nicht der Kopf der Organisation war, die den professionellen Wettbetrug austrug, sondern eine Frau. Er nannte mir keinen weiteren Namen, außer den einer Mitarbeiterin von Royal Ascot, die ich gut kenne: Lesley Weasel. Ich schätze, unsere Ermittlungen sollten wir dort erneut ansetzen. 
Er sagte nur, dass er der Frau sehr nahe stehen würde. Soweit ich weiß, ist Lesley single. Vielleicht hatte sie ihn vor... vor... davor... gedatet.
Wir haben auch noch über ein Hotel gesprochen... Ob es das Hotel in London war, wo... es passiert ist, oder ein anderes, vielleicht das in Cardiff... Ich weiß es nicht... Ich..."
Ich griff mir an den Kopf. Plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz.

,,Wir sollten jetzt eine Pause machen. Ärztliche Anweisung", mischte sich John nun ein, erhob sich von seinem Stuhl und legte mir eine Hand auf die Schulter.
Auch Bowman erhob sich nun. Seine Stimme war warm und empathisch. ,,Natürlich, kein Problem. Wir machen weiter, wenn Sie es möchten." Er lächelte schmal. ,,Fahren Sie nach Hause, ruhen Sie sich aus. Sie haben meine Karte. Rufen Sie mich an, sobald es Ihnen besser geht und Sie sich bereit fühlen."

______

Als wir den Verhörraum verließen, sah ich zu meiner Linken, wo Sherlock gerade aus dem Nebenraum heraus kam. Hinter ihm folgte ein genervt aussehender Lonigan. Ich hätte geschmunzelt, wären meine Kopfschmerzen nicht so stark gewesen.

,,Wo ist eigentlich der Kaffee geblieben?", fragte Bowman hinter mir seinen Kollegen. Der zuckte entschuldigend mit den Schultern und deutete dann auf Sherlock.
,,Sorry, erst musste ich babysitten und dann ging bei euch die Post ab. Das wollte ich nicht unterbrechen.
,,Schon gut." Ich winkte beschwichtigend ab.

,,Um klei Sachen muss ich Sie drei noch bitten: Ich weiß, dass ist keine kleine Bitte, aber Sie müssen von nun an Fußfesseln tragen, sodass wir immer wissen, wo Sie sich gerade aufhalten. Nur bis der Fall gelöst ist, versteht sich. Die Fessel wird Ihnen dann sofort von einem unserer Mitarbeiter abgenommen, der den einzigen Schlüssel dafür hat."
,,Aber warum sollten Sie wissen müssen, wo wir gerade sind?", fragte John und auch ich sah skeptisch zwischen den beiden Agents hin und her.
,,Das ist die zweite Sache, um die Ich Sie bitten muss: Sie dürfen nicht weiterermitteln. Bleiben Sie zuhause und lassen Sie uns die Arbeit machen."

,,Also gut", erwiderte Sherlock und zuckte gleichgültig mit den Schultern. Spielerisch streckte er Bowman ein Bein entgegen und wartete, bis dieser ihm die Fessel umlegen würde.
,,Was? Nein, Sherlock! Wir müssen weitermachen!", intervenierte ich.
,,Wie wir die letzte halbe Stunde gesehen haben, kommen die Profis deutlich schneller weiter als wir in den Ermittlungen. Wir sollten es ihnen überlassen. So verhindern wir auch, dass die Beweise durch dein Mitwirken ungültig werden", argumentierte er kühl.
Ja, und er verhindert, dass er mit mir zusammenarbeiten muss, dachte ich, nickte dann aber widerwillig und sah zu Bowman zurück. Sherlock hatte ja recht.

______

Im Taxi zurück zur Baker Street nahmen meine Kopfschmerzen wieder deutlich ab, doch John beobachtete mich dennoch immer noch kritisch.
,,Wusstest du die ganze Zeit von dem Gespräch zwischen dir und Owens?" Er musterte mich von oben bis unten als könnte er die Wahrheit von mir ablesen. Aber er war nunmal John und nicht Sherlock, also fragte er.
,,Nein. Bowman hat es tatsächlich geschafft, die Erinnerungen in mir wieder hervorzurufen", antwortete ich wahrheitsgemäß und sah dann nach unten auf meine Füße. ,,Es war schlimm."
,,Tut mir leid", erwiderte John.
,,Nein, es ist gut. Ich erinnere mich wieder fast vollständig. Es fehlen nur wenige Einzelteile. Das ist mehr als hilfreich für unsere Ermittlungen... Die wir leider nicht mehr weiterführen können..." Ich ärgerte mich.

In diesem Moment fiel mir etwas schweres, metallisches in den Schoß, das aus Sherlock Richtung gekommen war. Bei näherer Betrachtung stellte ich fest, dass es seine Fußfessel war.
,,Hatte Lonigan nicht gesagt, dass das MI6 informiert werden würde, sobald wir versuchen, die Fußfessel zu entfernen?", fragte ich kritisch.
,,Ich bitte dich. Mein lieber Bruder hat mehrfach versucht, mich mit diesen Dingern zu überwachen. Ich kenne inzwischen jedes Modell, das der britische Geheimdienst zur Verfügung hat."
Ich lächelte. ,,Wo fahren wir jetzt also hin?"
,,Immer noch zur Baker Street. Wir müssen die Fesseln dort abladen und Mrs. Hudson einweihen. Danach zu Lesley Weasel."
,,Okay!" Ich nickte zustimmend.

In dieser Sekunde hörte ich nur noch die Bremsen des Taxis quietschen und das ohrenbetäubende Geräusch des Aupralls des Fahrzeugs. Ich wurde gegen den Vordersitz geschleudert und riss mir die Hand an der Fußfessel auf, die sich an meinem Gurt verklemmt hatte. Der Schmerz schoss sofort meinen Arm hinauf.

,,Was haben wir angefahren?", fragte ich, doch niemand antwortete mir. Alle waren mit sich selbst beschäftigt.
Ich öffnete hektisch die Tür des Taxis und stürzte heraus. Als ich sah, was vor dem Auto lag, breitete sich der Schmerz nicht nur in meinen Gliedern aus, sondern auch in meinem Herzen.

,,Laurel! Geht es dir gut?!"

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro