-~50~- Ich erinnere mich

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,, ,Der lügende Detektiv', so hatten Sie den Blogeintrag über Culverton Smith genannt. Sie und Mr. Holmes hatten damals bereits mit TD12 zutun gehabt, der Droge, mit der Mr. Smith die Erinnerungen seiner Freunde und seiner Tochter auslöschen wollte."
,,Wie könnte ich das vergessen? Zu dieser Zeit habe ich Eurus das erste Mal kennengelernt und Sherlock hätte sich beinahe selbst umgebracht. Es war kurz nach Marys Tod."
Nachdenklich sah ich zu John herüber, der neben mir an dem metallischen Tisch saß und geduldig die Fragen des uns gegenübersitzenden Agents beantwortete. Er sah Bowman stoisch in die Augen, in seinem Gesicht keine Regung. Die Erinnerungen, die die Befragung in ihm ausgelöst hatte, mussten wohl schlimm sein. Ich starrte auf meine zitternden Fingerspitzen.

,,Möchten Sie vielleicht etwas zu trinken haben?", fragte Bowman nun und ich sah wieder auf, um herauszufinden, wen von uns beiden er gemeint hatte.
Scheinbar uns beide, denn er sah zwischen uns hin und her.
Mein erster Impuls war es, nein zu sagen. Vielleicht aus britischer Höflichkeit oder weil ich nicht wollte, dass der MI6 meine DNA in die Hände bekam, doch andererseits verstand ich im gleichen Moment, dass ich nicht höflich sein musste. Ich hatte in den letzten Wochen genug erlebt, um unhöflich sein zu dürfen. Und DNA hatten sie inzwischen wohl schon mehr als genug. ,,Gerne", antwortete ich also und lächelte meine Nervosität davon. ,,Haben Sie Kaffee?"
Ich sah zu John herüber, doch der schüttelte nur stumm mit dem Kopf.

,,Aber natürlich, Mrs. Carter. Er wird Ihnen gleich gebracht werden. Fürs Audioprotokoll: Mr. Watson schüttelte den Kopf in einer verneinenden Geste", sagte Bowman mit einem aufmunternden Lächeln. Er warf einen Blick zur Seite in die Richtung des Einwegspiegels an der Wand. ,,Fahren wir doch in der Zwischenzeit mit meinen Fragen fort."
Ich sah zurück auf meine Hände, die einer alten Frau hätten gehören können. Einer frierenden, alten, verängstigten Frau. Ich hatte Angst vor den Fragen, die er mir stellen würde. Fragen, die ich schon so oft beantwortet hatte, und nichts mehr mit ihnen zu tun haben wollte.
,,Das TD12 ist der Vorgänger des TD13, das Ihnen als Cylen bekannt ist. Schon deswegen ist es uns wichtig, dass diese Bezeichnung nicht an die Öffentlichkeit gerät, um Panik zu vermeiden. Mrs. Carter, ich würde Sie gerne fragen, an was Sie sich noch erinnern können, was an der Nacht der Ermordung von Brian Owens passiert ist. Kennen Sie den genauen Zeitpunkt, als man Ihnen das TD13 verabreicht hat?"

In meinem Hals blieb die Luft stecken, die ich gerade noch geatmet hatte. Ich sah hinüber zu dem großen Spiegel an der Wand, von dem ich wusste, dass dahinter Lonigan stand und uns beobachtete. Ob Sherlock wohl auch dabei war? Aber nein, Zeugen durften natürlich nicht bei dem Verhör zusehen. Zu groß war die Gefahr der Beeinflussung. Andererseits konnte ich mir vorstellen, dass Sherlock mit dem Agenten so lange diskutiert hätte, bis dieser nachgeben würde.

,,Mrs. Carter?", fragte Bowman und mein Kopf schnellte wieder ruckhaft in seine Richtung zurück.
,,Ich habe die Geschichte schon mehrfach vor dem Scotland Yard offengelegt. An mehr erinnere ich mich nicht. Sie können es gerne in den Akten nachlesen." Meine Stimme war schwach und brüchig. Ich wollte mich nicht noch einmal an diese schreckliche Nacht erinnern.
,,Ich weiß, dass das für Sie schwierig ist. Aber es könnte sein, dass einige Erinnerungen zurückgekehrt sind, nach all den Wochen. Sie müssen nur zulassen, dass Sie sich erinnern." Bowmans ruhige Tonlage gab mir Halt und auch John lächelte mir nun versichernd zu.
Ich atmete tief ein. ,,Also gut."

,,Beginnen wir doch mit dem Abend vor dem Vorfall. Der 05. November 2020", begann Bowman und deutete mir dann, fortzufahren.
,,Ja, ich... Ich war an diesem Abend in der Royal Albert Hall zu einer Orchesterprobe. Die erste seit der Pandemiepause. Die Probe lief gut und ich hatte den Orchesterleiter gefragt, ob ich eine Festanstellung bekommen könnte. Zur Feier des Tages luden mich einige Kollegen in eine Bar die Straße runter ein. Dort sollte eine Liveband spielen. Ich habe eingewilligt und wir sind alle zusammen hingelaufen."
,,Können Sie uns einige Namen von diesen Kollegen nennen?"
,,Luke King, Ella Gale, Pietro Giovanni", zählte ich auf, ,,Mit diesen Leuten hatte ich mich auf dem Weg und in der Bar unterhalten. Zumindest sind das die, an die ich mich noch erinnern kann. Ich war, angekommen in der Bar, ziemlich schnell betrunken."
Bowman nickte nachdenklich und schrieb etwas in seinen Block, der vor ihm auf dem Tisch lag.
,,Springen wir vor, zu dem Zeitpunkt, als sie Mr. Brian Owens getroffen haben."
,,Er ist plötzlich neben mir an der Bar aufgetaucht. Er hat mir ein Wasser ausgegeben, dann ist er wieder verschwunden", erklärte ich.
,,Aber Sie haben doch später im Gericht angegeben, dass Sie sich danach erneut mit ihm unterhalten haben?"

,,Ja, stimmt. Also, ich glaube ich, aber ich bin mir nicht sicher, dass... Ich glaube ich bin mit Pietro rausgegangen, vor die Bar zu den Rauchern-"
,,Pietro Giovanni?", fragte Bowman dazwischen und ich bestätigte seine Nachfrage."
,,Er wollte rauchen und ich brauchte frische Luft, zumindest hatte er das gesagt."
,,Und dann?"
,,Dann haben wir Mr. Owens nochmal getroffen." An meinem ganzen Körper bildete sich Gänsehaut beim Aussprechen dieses Namens und ich schloss die Augen.
,,Über was haben Sie sich unterhalten?"
,,Ich weiß nicht", antwortete ich Bowman. Ich presste die Augen noch weiter zusammen, als könnte ich so verhindern, der Vergangenheit ins Gesicht sehen zu müssen.

,,Was hat Mr. Giovanni zu dem Gespräch gesagt?"
,,Er sagte, er... Er sei weggegangen und hätte uns allein gelassen. Er wäre erst wiedergekommen, als er lautes Streiten gehört hat."
,,Sie waren also allein?"
,,Offenbar?" Fragend sah ich ihn wieder an. Wie hätte ich mich noch an ein so kleines Detail erinnern sollen?

Sherlock hätte es gekonnt.

,,Erinnern Sie sich denn wirklich an gar nichts? Wurde Ihnen die Droge zu diesem Zeitpunkt schon verabreicht? Wie spät war es zu diesem Zeitpunkt?"
,,Ich äh... Ich weiß nicht... Keine Ahnung. Vielleicht 1 Uhr morgens? Ich glaube das hatte Pietro im Gericht gesagt."

All die Fragen des Agents überforderten mich. Es waren zu viele und ich konnte mich an keiner ihrer Antworten erinnern.

,,Wissen Sie überhaupt etwas? Hatte Mr. Owens auch unter alkoholischem Einfluss gestanden?"
Unsicher sah ich zu John herüber. Sein Blick war nun eher eine Mischung aus Besorgnis und Ärger.
,,Nein, ich weiß nichts."

Plötzlich sprang Bowman vor mir auf und schlug mit beiden Händen auf den Tisch. Verängstigt zuckte ich zusammen. ,,Mrs. Carter! Wenn ein Verdächtiger versucht, die Ermittlungen zu stören, um sich selbst oder einen Dritten zu retten, dann kann ich dafür noch einen Hauch von Verständnis aufbringen. Aber Sie behindern uns absichtlich und ohne jeglichen ersichtlichen Grund. Ich rate Ihnen nun ein einziges Mal, mir zu sagen, was Sie wissen, sonst wird Ihnen auch Ihr Freund bei der Regierung nicht mehr helfen können! Das schwöre ich bei unserer Königsfamilie!" Er hatte sich nun in seiner beachtlichen Körpergröße vor mir aufgebaut. Sein Blick glich der einer Bestie und ich konnte nicht anders, als wegzusehen.
,,Mrs. Carter!", rief er erneut und nun schnürrten sich meine Atemwege zu und einzelne Tränen bahnten sich einen Weg über meine Wangen.

,,Ich erinnere mich jetzt wieder", krächzte ich.

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