-~8~- Sie sind nicht langweilig

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,,Meint er das ernst?", fragte ich John erschrocken.

Der Detektiv verließ die Küche nun und verschwand in einem Raum, der an das Wohnzimmer angrenzte.

John schüttelte den Kopf.
,,Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung. Trotz der vielen Jahre, die wir uns kennen, kann ich immer noch nicht einschätzen, was in ihm vorgeht."
,,Ich hoffe für ihn, er meint es nicht ernst", erwiderte ich. ,,Ansonsten halten wir ihn von allen Corgis im Vereinten Königreich fern."

John erhob sich nun vom Tisch und stellte die leeren Teetassen klirrend in die Spüle. Die noch volle von seinem Mitbewohner stellte er in die Mikrowelle.
Mit hochgezogener Augenbraue beobachtete ich ihn dabei.
,,Was wird das?", fragte ich und deutete auf sein Tun.
John seufzte.
,,Sherlock untersucht das Verhalten von unterschiedlichem Tee in der Mikrowelle. Die letzten Zwei Wochen darf ich seinen unangerührten Tee hier rein stellen und unser Teevorrat läuft über, weil keine Sorte doppelt drankommen darf."
Er rollte mit den Augen, schloss die Tür der Mikrowelle und stellte sie für eine Minute auf die höchste Stufe.
,,Ich weiß, wen ich frage, wenn ich keinen Tee mehr haben sollte", erwiderte ich neckisch.

Die Tasse drehte sich langsam in dem gelblichen Licht und ich fragte mich zunehmend, wie man auf solche Ideen kommen konnte. Es gab so viel zu erforschen da draußen und er, der Detektiv mit dem brillanten Verstand, verkostete Mikrowellentee.

Mit einem lauten Piepen verkündete uns das Gerät, dass es seine Aufgabe abgeschlossen hatte und wie aufs Stichwort erschien der Detektiv wieder in der Küche, fast fertig angezogen, knöpfte nur noch sein lilanes Hemd zu und trug das schwarze Jackett über seinem rechten Arm, die Locken einigermaßen gebändigt.

Wortlos ging er zur Mikrowelle und wir beobachteten ihn dabei, wie er die Tür öffnete, die Tasse herausnahm, einen Schluck davon trank und auf den Küchentisch stellte.

,,Und? Schmeckt's?", wollte ich wissen.
,,Mh... Nein, etwas fade und... metallisch", erwiderte er trocken und ging dann zu den Reagenzgläsern auf der Anrichte, um ein noch leeres aus dem Gestell zu nehmen. Das Jackett legte er über die Stuhllehne.
Mit einer Pipette füllte er etwas von dem Tee in das Reagenzglas und tropfte dann nacheinander erst eine blaue, dann eine farblose Lösung dazu.
,,Wozu wollen Sie Reduktionsmittel bei Tee nachweisen?", fragte ich skeptisch.
Er hob eine Augenbraue und löste seinen Blick von dem Experiment, um zu mir zu schauen.
,,Sie könnten mir assistieren, anstatt solche gedankenlose Fragen zu stellen."

,,Chemie war noch nie meine Stärke. Ich bin froh, dass ich mir die Theorie einiger Maßen gemerkt habe", erwiderte ich verlegen.
Er rollte mit den Augen und wandte sich von mir ab. Dass er genervt von mir war, traf mich nun doch, im Gegensatz zu der Aussage, die er zuvor gemacht hatte.

,,Also... Sie haben immer noch nicht gesagt, was Sie eigentlich von mir wollten", sagte ich.
,,Ich bin davon ausgegangen, dass Sie Informationen für mich haben, aber offensichtlich habe ich Sie überschätzt."
Er stellte einen kleinen Topf auf den Herd und erwärmte Wasser darin, bevor er das Reagenzglas hineinstellte.

Ich seufzte. ,,Was wollen Sie wissen?"
,,Warum arbeiten Sie bei Ascot?", kam seine Frage unmittelbar.
Irritiert sah ich ihn an.
,,Also ich... Warum wollen Sie gerade das wissen?", stammelte ich.
,,Ach kommen Sie. Sie sind nicht der Typ dafür, zwischen den Fronten der Experten und Rennbahnliebhabern zu stehen. Das Tierwohl ist Ihnen wichtiger, als das Geld und in Ihrer Kindheit sind Sie mindestens acht Jahre geritten. Offenkundig haben Sie aufgehört. Der Grund ist mir nicht bekannt, aber ich gehe von Ihrer ambitionierten Haltung in Ihrem Job aus, in allen Jobs, die Sie bis jetzt hatten, die Sie über Ihr restliches Leben gestellt haben. Sie hätten auch in Ihrem Orchester Vollzeit arbeiten können, aber Sie haben sich dagegen entschieden. Also? Warum Ascot?"
Ich seufzte und sah zu John, der an der Küchenzeile lehnte und mich entschuldigend anlächelte. Eine Antwort wollte er aber auch gern haben, das sah ich ihm an.
,,Sie haben recht. Ich bin wirklich vom Fach und hatte geahnt, was auf mich zukommt, als ich den Job angenommen hatte, allerdings hatte ich wohl mehr oder weniger keine andere Wahl..." Ich zögerte und sah dem Detektiv dabei zu, wie er das Reagenzglas wieder aus dem Topf nahm und in das Gestell zu den anderen Flüssigkeiten stellte. Ein rötlicher Niederschlag hatte sich am Boden des Glases gebildet und der Detektiv schien darüber äußerst erfreut zu sein.
,,Ich war arbeitslos... Ich war betroffen von der Kündigungswelle nach der Bekanntgebung des Austritts von Großbritannien aus der EU."
,,Ja, der Brexit hat es uns allen schwer gemacht", warf John verstehend ein. Ich warf ihm ein dankbares Lächeln zu.
,,Meine Mutter war krank, ich musste regelmäßig Geld nach Hause schicken. Ein Freund unserer Familie hatte Verbindungen zu Ascot und so kam irgendwie eins zum anderen."
,,Warum nicht das Orchester?", wollte John wissen.
,,Es macht Spaß im Orchester zu spielen, aber es ist kein existenzsichernder Job. Besonders nicht jetzt, während Corona. Mich graut es jetzt schon wieder vor dem Einkaufen mit Mundschutz nachher", erwiderte ich ablenkend.
,,Den Tee können Sie von uns haben", warf John lächelnd ein.
Ich lachte. ,,Ja, danke."
,,Was ist mit Ihrer Mutter?", wollte er dann weiter wissen.
,,Danke, ihr geht es wieder gut", antwortete ich, dann fuhr ich fort: ,,Die Arbeitssituation hat sich bisher nicht wieder gebessert. Ich bin froh, dass ich habe, was mir gegeben wurde."
,,Mit ihrem Lebenslauf würde Sie sicher jeder nehmen. Zugegebenermaßen nicht jetzt, aber später. Ein abgebrochenes Psychologiestudium und danach Wirtschaft...", erwiderte John. Ich sah zu Mr. Holmes.
,,Wie viel genau haben Sie über mich im Internet gefunden?", fragte ich ihn.
,,Mehr als Sie denken", antwortete er zügig.

,,Was haben Sie jetzt vor?", wollte ich wissen.
,,Wir besuchen Mr. Owens in seinem Hotel", erklärte der Lockenkopf und umrundete den Tisch, bis er neben mir stand und auf mich hinab sah.
,,Dann kann ich nicht mitgehen. Die Informationen, die ich Ihnen gestern gegeben habe, waren eigentlich schon zu viel. Wenn ich jetzt noch einen unserer wichtigsten Kunden verärgere, brauche ich auch keinen neuen Job mehr suchen. Dann nimmt mich keiner mehr", erwiderte ich und erhob mich von meinem Stuhl, um wenigstens etwas der Augenhöhe meines Gegenübers näher zu kommen.
,,Oh keine Sorge, er wird nichts davon erfahren", meinte er lächelnd.
,,Einbrechen? Dann erst recht nicht." Ich hob einen Finger und deutete nacheinander auf die beiden. ,,Und Sie tun es auch nicht. Ich bin froh, wenn Mr. Owens gute Laune hat. Einen schönen Tag Ihnen noch." Damit verließ ich die Wohnung der beiden Männer.

______

Nachdem ich meinen Einkauf hinter mich gebracht hatte, beschloss ich, zu backen. Ich stellte meine Playlist auf dem Handy ein und begann leise mit den Liedern mitzusummen.

Eigentlich sollte mich das zubereiten des Teigs von meinem Kopfzerbrechen loseisen, aber das wollte mir nicht wirklich gelingen.
Ich konnte nicht aufhören, über das Gesagte von heute morgen nachzudenken und hoffte inständig, dass der Detektiv auf mich gehört hatte und nicht in Mr. Owens Hotelzimmer eingebrochen war.

Ich stellte die Kekse in den Ofen und den Timer meines Handys auf fünfzehn Minuten. Der Hunger überkam mich und ich entschloss mich, gleich noch etwas zu kochen.
Ich holte einen Topf aus dem Schrank und ließ Wasser aus dem Wasserhahn hineinlaufen.

Das Rauschen der Abzughaube übertönte die Musik und so stellte ich mein Handy noch etwas lauter.
Es dauerte eine Weile, bis das Wasser auf dem Herd kochte und ich die Nudeln hineingeben konnte, die ich extra gekauft hatte, da hörte ich die tiefe Stimme des mir neuerdings persönlich bekannten und langsam nervenden Detektivs: ,,Hallo, Mrs. Carter."
Ich seufzte erkennend auf und drehte mich zu ihm um, als er gerade um die Ecke in die Küche trat.
,,Sie haben mich erschreckt! Was machen Sie hier?", fragte ich ihn verwirrt. ,,Ich dachte, Sie wollten bei Mr. Owens einbrechen? Stattdessen tun Sie es bei mir."
Der Lockenkopf musterte mich schmunzelnd. ,,Interessant, dass Sie sofort davon ausgegangen sind, dass ich mich nicht an Ihre Mahnung halten würde. Haben Sie vergessen, dass ich Ihnen gesagt habe, dass Sie bestimmen können, wie weit wir gehen?"
,,Sie sind also nicht eingebrochen?"
,,Nein."

Erleichterung kam in mir auf.
,,Gut." Ich lächelte. ,,Also? Was wollen Sie?"
,,Sie sagten, Sie kochen. Sie sagten auch, dass man das in unserer Küche nicht machen kann. Sie waren einkaufen..."
Langsam besann ich mich seiner Gedanken.
,,Oh", war meine erste Reaktion. ,,Sie dachten, ich... Also eigentlich..."

Eigentlich war es nicht als Einladung erdacht gewesen.

,,Naja... Aber wenn Sie jetzt einmal hier sind..."
Ohne Umschweife setzte er sich an den Küchentisch und sah mir dabei zu, wie ich das Pesto für die Nudeln zubereitete. Er schien jeder meiner Bewegungen zu folgen, doch irgendwann triftete er scheinbar in seine Gedanken ab und war wohl geistig an einem ganz anderen Ort.

Als er auch nach einer halben Stunde immer noch nicht auf meine Kommunikationsversuche reagierte, setzte ich mich mit meinem Teller vor ihn an den Tisch und begann zu essen.
Die Kekse waren bereits fertig und kühlten neben uns auf dem Tisch ab.
,,Wissen Sie, das hatte ich eigentlich nicht gemeint, als ich gesagt hatte, wir kochen gemeinsam", erklärte ich dem reglosen Detektiv. Ich seufzte. ,,Wo ist eigentlich John?", fragte ich ihn, mit der Hoffnung vielleicht doch zu ihm durchzudringen, wenn ich auf seinen Mitbewohner zu sprechen kam.
Und tatsächlich leuchtete in seinen Augen eine Nuance von Leben auf und er murmelte etwas davon, dass John ihn aus der Wohnung geschmissen hätte und er erst wiederkommen sollte, wenn ihm nicht mehr langweilig wäre.
Ich lachte über seine Resignation, was ihn scheinbar wieder vollständig in die Gegenwart zurückholte.
,,Was?", fragte er scharf. Der säuerliche Unterton in seiner Stimme war unmöglich zu überhören.
Demonstrativ aß ich weiter, ohne ihm zu antworten, doch ich konnte das Grinsen nicht unterdrücken.
,,Na sagen Sie schon was Sie gedacht haben", zischte er.

Ich seufzte, legte die Gabel auf meinem Teller ab und lehnte mich auf dem Stuhl ein Stück zurück. Ich musterte ihn kurz, genau wie er es bei mir tat.
Ich winkte mit der Hand ab. ,,Ach, vergessen Sie es. Langweilt Sie der Fall jetzt schon? Ich weiß, es handelt sich nicht gerade um Mord und daran scheinen Sie ja sonst tatsächlich gefallen zu finden," Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter, ,,aber es muss doch einen Grund gegeben haben, warum Sie ihn angenommen haben, oder nicht?", sprach ich das aus, was ich mich schon die ganze Zeit fragte.
,,Die Regierung kann sehr überzeugend sein", erwiderte er zähneknirschend. ,,Sind das Ingwerkekse?" Er fixierte das Backblech neben uns.

Ich nickte. Verstehend und zur Bestätigung seiner Frage. Er nahm sich einen Keks und biss hinein.

Ich erhob mich und nahm mir ein Glas aus dem Schrank über der Spüle und füllte es mit Leitungswasser.
,,Ich bin jedenfalls froh, dass Sie uns helfen...", nuschelte ich in das Glas, bevor ich mich wieder zu ihm umdrehte.
,,Möchten Sie auch etwas anderes?", fragte ich dann und deutete erst auf mein Wasserglas, dann auf den Topf, der auf dem Herd stand.
Der Detektiv schüttelte den Kopf.
,,Jake hat mich vorhin angerufen, als ich einkaufen war..."

Er hob interessiert die Augenbrauen und fixierte mich mit seinem Blick.
,,Ihr investigativer Kollege?", fragte er gespannt. Ich nickte.
,,Ich dachte, er hätte Wochenende?", fragte er spitz.
,,Er ist zufällig über eine neue Information gestolpert. Sieht so aus, als hätte Mr. Owens tatsächlich nicht gänzlich legale Kontakte zu vielen Jockeys und Tierärzten, die in Ascot antreten beziehungsweise die Kontrollen der Tiere durchführen."
Mr. Holmes stöhnte auf und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. ,,Ach wirklich? Erzählen Sie mir etwas Neues. Ich fasse es nicht, dass Sie immer noch an dieser Stelle der Ermittlungen stehen! Ich brauche Namen!"
Ich rollte spielerisch mit den Augen.
,,Dank dieser Information sind wir jetzt offiziell befugt, Ermittlungen gegen ihn einzuleiten. Jake ist dafür ausgebildet, Betrüger aufzudecken und bis jetzt haben wir es auch immer geschafft. Da aber offensichtlich auch die Regierung an Owens Interesse zeigt, habe ich nichts dagegen, wenn Sie uns etwas unter die Arme greifen würden. Offiziell. Das bedeutet für Sie besseren Zugriff auf geheime Informationen und für mich eine legale Vorgehensweise", erklärte ich.
,,Unter die Arme greifen?!", rief er aufgebracht und warf die Arme in die Luft. ,,Sie brauchen mehr als nur ein bisschen Hilfe dabei. Sie haben ganz offenkundig nicht alle Betrüger erwischt, sonst gäbe es keine mehr. Und ich denke da nur an Gregory McLoads..."
Überrascht starrte ich ihn an.
,,Mr. McLoads hat vollkommen legal gehandelt", erwiderte ich hart. Ich fühlte mich jetzt wirklich angegriffen. ,,Wir haben alles an ihm überprüft."
Der Detektiv lachte laut auf.
,,Das haben Sie gedacht! Haben Sie auch seinen Bodyguard gecheckt? Über dessen Namen liefen nämlich die geheimen Konten, die dafür genutzt wurden, bestimmte Geldsummen auf die Konten von Trainern fließen zu lassen, die ihren Jockeys dann natürlich entsprechende Hinweise gegeben haben."
Ich schluckte. Erwidern konnte ich darauf nichts. Ich gab mich geschlagen und biss mir nachdenklich auf die Unterlippe.
,,Shit", fluchte ich leise.
,,So wie Sie es ausdrücken, passt es glaube ich ganz gut", erwiderte er grinsend.
Ich fuhr mir mit einer Hand übers Gesicht und schüttete das Wasserglas in die Pflanze auf dem Tisch. Jetzt brauchte ich etwas stärkeres. Die Ginflasche, die seit letztem Jahr unangerührt auf meiner Küchenzeile stand, kam mir in diesem Moment gerade recht. Ich öffnete sie und schüttete einen großen Schluck in das Glas, bevor ich davon trank.
,,Ich wollte sowieso kündigen", erklärte ich dem Fußboden. ,,Ich denke gar nicht über den Verlust nach, den die Firma durch meinen Fehler gemacht hat."
Er beobachtete mich belustigt. ,,Es ist noch vor fünfzehn Uhr."
Er deutete auf das Getränk in meiner Hand und ich quittierte es mit einem Schulterzucken.
,,Bis jetzt hat den Fehler niemand bemerkt", fuhr der Detektiv dann ebenfalls schulterzuckend fort und erhob sich von seinem Stuhl.
,,Danke, Mrs. Carter. Sie sind nicht langweilig", sagte er dann, nahm sich noch einen Keks vom Backblech und verließ meine Wohnung.

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Hallo liebe Reader!

Erstmal vielen Dank, dass ihr meine Geschichte lest!

Beim Schreiben hat sich mir die Frage gestellt: Wie schmeckt denn jetzt eigentlich in der Mikrowelle aufgewärmter Tee?
Und ich habe es ausprobiert!

Was ich hier geschrieben habe, entspricht also meinen wahren Testergebnissen^^

Ich empfehle euch: macht es es nicht nach! Es schmeckt wirklich... anders und nicht sonderlich positiv anders...

Viel Spaß noch beim Weiterlesen! :)

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