8. Dezember

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Ich lehne mich gegen die kalte Fensterscheibe und schaue erwartungsvoll auf die leere, mit Glatteis bedeckte Straße. Die Scheibe ist kalt und beruhigt meinen erhitzen Kopf. Schon lange sitze ich hier. Schon lange warte ich auf ihn. Und schon lange erscheint er nicht. Nervös Huscht mein Blick zur Uhr über der Tür. 27 vor 5. Jetzt ist er schon 1:33 Minuten 'zu spät', wenn man das überhaupt noch zu spät nennen kann. Ob ihm was zugestoßen ist? Ob es ihm gut geht? Was ist, wenn er einen Unfall hatte? Was ist, wenn er garnicht mehr kommt? Was ist, wenn er mich vergessen hat?

Gedanken versunken, schaue ich einem dunkelblauen Auto zu, wie es vor dem Nachbarhaus hält und ein junger Mann aussteigt. Lustlos konzentriere ich mich auf die von meinem Atem beschlagene Scheibe. Mal Kreise, Punkte und Herzchen hinein. Schon etwas besonders diese Kunstwerke. Man malt sie voller Inbrunst in einem Augenblick und im nächsten ist von innen nichts mehr zu sehen, als Dreck und Schmiere.

Irgendwie kommt mir das nur allzu bekannt vor. Ein Kunstwerk, das für den Moment geschaffen wurde, nicht für die Ewigkeit. Ein Kunstwerk, dass vielleicht am Anfang schön und verlockend wirkt, aber auf Dauer nur Dreck und Schmiere hinterlässt, die man nur weg bekommt, wenn man alles weg wischt. Das ganze Fester putzt. Wenn man versucht nur sie verschwinden zu lassen, wird alles nur nicht schlimmer und es hilft einem ganz und garnicht.

Ein Klingeln reist mich aus meinen Gedanken. Ich schrecke hoch. Wer das wohl sein mag? Lustlos schlurfe ich durch die leere Wohnung zur Tür, die ich dann langsam öffne. Meine Familie kann es nicht sein, die ist zusammen unterwegs.

Ich betätige die Sprechanlage. ,,Ja, hallo? Wer ist da?" Statt einer Antwort höre ich ein lautes Klopfen an der Tür. Erschrocken zucke ich zurück. Wie ist die Person auf der anderen Seite ins Haus reingekommen? Unser Vermieter achtet sehr penibel darauf, dass nur Berechtigte hinein kommen. Was nun wiederum bedeutet, dass es irgendein Nachbar von uns sein muss, oder etwas gewaltig falsch gelaufen ist.

Vielleicht ist es ein Einbrecher? Oder ein Entführer? schießt es mir in den Kopf. Doch weitere Horrorszenarien werden von einem deutlich lauter und energetischerem, wiederholtem Klopfen unterbrochen.

Unschlüssig starre ich das weiße Holz an. Wie dick die Tür wohl ist? Hält sie einem erwachsenen Mann stand? Ich erstarre. Was ist... Was ist wenn...? Denk sowas nicht, Cora! weise ich mich selbst zurecht.

Ein lauter Knall lässt mich ängstlich zurückweichen. Er klang so, als hätte jemand mit voller Wucht gegen die Tür geschlagen oder sogar getreten. Ganz langsam einen Fuß hinter den anderen setzend bewege ich mich von der Tür weg. Jedoch lasse ich sie keinen Moment aus den Augen.

,,Scheiße!" ertönt es dumpf. ,,Scheiße, scheiße, scheiße!" Wiederholtes Donnern. ,,Cora, bitte mach auf!" Die Stimme kommt mir bekannt vor und ich stoppe. ,,Cora?" Die Stimme klingt hilflos, enttäuscht, und das bricht mir das Herz. Die Tür klappert ein bisschen, was mich glauben lässt, dass er sich nun dagegen lehnt. Den Geräuschen nach hat er nun sein ganzer Körper an die Tür gelehnt und sein Stirn an diese gelegt.

Unsicher, aber entschlossen zu schauen, ob meine Vermutung richtig sein könnte, schleiche ich zur Tür und lehne, die Hand schon auf der Klinke, vorsichtig mein Ohr dagegen. Nichts zu hören...

Ich fasse mir ein Herz und drücke ganz langsam die Klinke herunter, darauf bedacht weiterhin so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Vorsichtig öffne ich die Tür.

Sobald die Tür weit genug offen steht, sehe ich, dass ich mit meiner Vermutung recht hatte.

Zwei wunderschöne Augen empfangen und fesseln mich zugleich.

Ich verliere mich in dem Grün, dass von goldenen Sprenkeln umgeben wird, welches ich in der letzen Woche so schmerzlich vermisst hatte.

Genauso wie ihn, zu dem die schönsten Augen der Welt gehören. Endlich steht er wieder vor mir. Allein diese Tatsache erzeugt bei mir das Gefühl, alles würde von mir abfallen.

Ich reiße ich los und betrachte in ganz.

Seine braunen Haare sind vom Haareraufen ganz zerzaust. Einen Arm gegen den Türrahmen gelernt mustert er mich. In der rechten Hand hält er eine Mütze und aus seinem offenen Packer hängen aus der linken Tasche zwei riesig scheinende Winterhandschuhe. Unter der Jacke trägt er den blauen Hoodie, den ich innig liebe. Einmal weil er ihm verdammt gut steht, aber was soll man auch anderes bei ihm erwarten? Zweitens weil es der Pulli ist, den er bei unserem ersten Aufeinandertreffen und dann unserem ersten Date anhatte. Und drittens weil er einfach nur gemütlich aussieht, dass ich eindeutig nichts dagegen hätte, ihn auch mal tragen zu dürfen. Natürlich weiß er nichts davon. Anscheinend genauso wenig, wie gut er gerade aussieht. Und ich fasse es immer noch nicht, dass er hier ist um mich abzuholen.

,,Hey!" eröffnet er endlich grinsend unser Date, und zeigt mir so mal wieder einen der über tausend Punkte auf, weshalb ich mich in ihn verliebt habe. ,,Hey" gebe ich ohne zu zögern zurück. Auf einmal verhärtet sein Gesicht sich und berührt vorsichtig mit seiner Hand sanft meine Wange. ,,Alles okay?" Ich will gerade schon mit ja und mit warum Gegenfrage antworten, als er sich nochmal verbessert. ,,Sorry, ich seh die Antwort ja. Was ist los?" Ich bin kurz davor zu fragen, was nicht stimmen sollte, als er nun ganz zärtlich etwas mit seinen Fingern wegstreicht.

Da merke ich, dass ich eben während des Wartens auf ihn oder vor Angst, wer vor der Tür sein könnte, wohl geweint habe muss.

,,Cora" er hebt aufmerksam mein Gesicht an. Nun schaue ich wieder in, die nun sorgenvollen, Augen. ,,sag es mir, bitte!" Minimal schütteln ich den Kopf. Ich kann es ihm nicht sagen. Er würde mich für verrückt erklären. ,,Später?" fragend suchen seine Augen meine. Ich zucke unsicher mit den Schultern. Mittlerweile kenne ich ihn gut genug um zu wissen, dass er nicht nach geben wird. Aber so kann ich ihn wenigstens etwas hinhalten.

,,Okay, von mir aus. Aber du musst es mir versprechen!" Ha! Sag ich doch! ,,Ja von mir aus!" Will ich einfach nur schnell dieser Situation entkommen. ,,Gut, wollen wir dann los?" Ich nicke. Doch dann prusten er laut lachend los. Mein Verwirren muss mir anzusehen sein, denn bevor ich nachfragen kann, deutet er auf mich, als sei das die Erklärung.

Ich blicke an mir herunter und stimme schallend mit ein.

Ich trage die Jogginghose von meinem zwar jüngerem, aber schon lang nicht mehr kleinerem Bruder, die mir natürlich viel zu groß ist, meine Pinguin-Flausch-Hausschuhe und dazu ein Snopie-T-Shirt.

,,Ich hatte mich halt gerade damit abgefunden, dass du nicht mehr kommst..."

Erschrecken zeigt sich in seinem unverwechselbaren Gesicht. Er schaut auf seine Uhr und nickt. Dann zieht er sein Handy und schaut darauf. Er fasst sich mit einem Blick, den ich nicht deuten kann, in die Haare.

,,Tja, dass ist jetzt echt peinlich..." Er schaut berührt auf den Boden, und das verwundert mich, denn eigentlich ist er alles andere als der 'schüchtere-Typ'...

,,Tut mir so leid! Ich dachte, ich wäre nur 15 Minuten zu spät... Es gab Stau... Willst du trotzdem noch mit mir ausgehen?" Ich trete einen Schritt näher zu ihm, in der Hoffnung seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Anscheinend ohne Erfolg. Er redet einfach weiter, ohne mich zu beachten. ,,Ich meine ich würde es verstehen, wenn nicht!" Noch ein Schritt. Jetzt steh ich so dicht vor ihm, dass ich seinen eigenen angenehmen Geruch einsaugen kann, mich nur ein ganz kleines Stück nach vorne lehnen müsste um meinen Kopf an seine durchtrainierte Brust zu legen, und meine Gesicht fast ganz heben muss um in seines zu sehen, obwohl ich für eine 17 jährige echt groß bin. Aber er eben auch für seine 19.

Ich erkenne ehrliches Bedauern und hauptsächlich -was mich noch mehr erstaunt- Angst.

Als Antwort lege ich meine Hände um seinen Nacken und kann mir diese Worte und Geste einfach nicht verkneifen. ,,Lass mich mal überlegen..." Ein erleichtertes Lächeln schleicht sich auf seine Lippen und wirft süße Grübchen auf sein definiertes Gesicht. ,,Was bekomme ich dafür?" Das Lächeln wird zu einem Grinsen. ,,Lass mich überlegen... einen Punsch?" ,,Na gut! Aber jetzt kann ich es dir ja sagen:" neugierig, was wohl als nächstes kommt, studiert er mein Gesicht. ,,Ich hätte wohl auch ohne Punsch nicht Nein sagen können, denn den hätte ich sowieso bekommen, aber einen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt mit dir wohl eher nicht." Frech grins ich ihn an, und der zurück.

,,Da bin ich aber beruhigt!" Ich liebe es, wenn man seiner Stimme anhört, dass er gerade breit grinst. ,,Wollen wir los?" versuche ich meine Verliebtheit zu verstecken. ,,Ich gerne, aber ich weiß nicht wie das mit dir so aussieht... Von mir aus kannst du so gehen, die Pinguine solltest du aber vielleicht noch ausziehen, obwohl Kälte und Eis ihnen ja eigentlich nichts machen sollten, denke ich, dass es dieser speziellen Spezies nicht gut tun würde." scherzt er schmunzelnd.

,,Ups..." gluckse ich ,, das vergesse ich immer! Warte kurz! Willst du rein kommen?" Ich löse mich flink von ihm und verschwinde in der Wohnung.

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3 Minuten später schlüpfe ich fertig angezogen in die warme Küche. Julian sitz auf der großen, breiten Fensterbank und schaut Gedanken verloren ins Feuer des Kamins. Noch scheint er mich nicht bemerkt zu haben. Von seinem Anblick gefangen stehe ich einfach nur da, und schaue ihn an, ungläubig, dass er nun bei mir in der Küche sitzt.

Seine Boots hat er ausgezogen, genauso wie seine Jacke, die über einem am Tisch stehenden Stuhl liegt.

Ganz langsam ziehe ich mein Handy, und hoffe den Moment unberührt einfangen zu können, ohne das er es merkt. Und es funktioniert. Unauffällig stecke ich das Handy wieder weg, und mache mich bemerkbar.

,,Du bist fertig." Stellt er fest. Ich nicke. Mit einem Glas in der rechten Hand erhebt er sich, stellt es neben die Spüle und greift mit linken gleichzeitig nach seiner Jacke.

,,Müssen wir den Ofen noch ausmachen?" fragend schaut er mich an. ,,Nein, das Feuer ist schon so klein, und vor allem kommt gleich Frau Eni." sage ich kopfschüttelnd und bevor Julian weitere Bedenken äußern kann, ziehe ich ihn aus der Küche zur Wohnungstür, die er ordnungsgemäß geschlossen hat. Im vorbei gehen schnappe ich mir die erst beste Jacke, die aussieht als könnte sie mir passen, von der überfüllten Garderobe. Ich möchte keine Zeit verlieren, denn wir sind jetzt schon eine Stunde und fünfundvierzig Minuten später dran als ursprünglich geplant.

Schnell schlüpfe ich in meine Lieblingsschuhe und checke ob die Jacke mir wirklich passt. Ich hatte wohl Glück, denn es ist weder die von meiner Mutter, noch die meiner jüngeren Schwester, oder die von meinem Vater oder eine von meinen zwei anderen Brüdern, es ist wirklich meine Jacke, und dazu noch die gemütlichste die ich habe.

Ich will schon die Tür schließen und Julian die Treppen runter folgen, doch da fällt mir noch zum Glück ein, wohin wir unterwegs sind.

,,Warte!" rufe ich ein Stockwerk runter. ,,Ich brauche noch meinen Schal." Ohne eine Antwort abzuwarten, betrete ich nochmal schnell die Wohnung und hole besagtes Kleidungsstück.

Endlich bereit für unseren Weihnachtsmarkt-Besuch laufe ich schnell die Treppen hinunter. Julian steht unten und wartet auf mich.

,,Sind wir jetzt endlich soweit, Madam?" fragt er gespielt nervend. Ohne darauf einzugehen öffne ich die Tür nach draußen.

Ein kalter Luftschwall schlägt mir entgegen und lässt mich zurückweichen. Ich pralle gegen Julian, der direkt hinter mir steht.

,,Komm, so schlimm ist das nicht!" Mir klappern schon die Zähne. ,,Wir müssen ja nicht gehen." Und mit den Worten nimmt er meine Hand und zieht er mich in die eisige Kälte.

Es wird schon langsam dunkel und die ersten Lichterketten, Straßenlaternen und Hausfenster beginnen ihr Licht zu verbreiten. Ich atme einmal tief ein. Kalte Luft strömt in meine Lunge und macht mich ganz wach und klar im Kopf. ,,Weihnachten kommt!" flüstere ich die Stille, die es nur im Winter, in der Adventszeit, an Weihnachten gibt.

~JSM1294

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