𝐒𝐞𝐜𝐡𝐬𝐳𝐞𝐡𝐧

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

» — — «

Es war beißend kalt. Gnadenlos peitschte der Wind mir um die Ohren. Der Schnee fiel in meine dunklen Augen, sodass ich nicht mehr klar sehen konnte. Viele Menschen liebten den Winter, aber er war grausam, wenn man wie ich auf der Straße lebte und nirgendwo hinkonnte.

Kein warmes Bett, kein Dach über dem Kopf, kein Schutz vor dem Wetter oder eine liebende Familie, die sich um mich kümmerte, wenn ich etwas brauchte. Meine letzte Familie hatte mich einfach eines Tages nach draußen gescheucht und die Tür hinter mir verschlossen. Wahrscheinlich war es ihnen zu anstrengend gewesen, sich immer um mich kümmern zu müssen. Vielleicht hatten sie auch die Kosten unterschätzt oder nicht bedacht, dass sie dann nicht mehr nach Mallorca fliegen konnten. Was wusste ich schon? Und was änderte es?

Zum Schluss war es doch immer das gleiche: Eine überstürzte Anschaffung, damit die Kinder aufhören zu betteln. Und sie sagen ja, dass sie gut für ihn sorgen, was soll schon schiefgehen? Im Notfall bringt man ihn wieder zurück, wie irgendeine Puppe. Und so ähnlich machten sie es ja auch. Selbst die vielen Tränen, all das Geschrei oder mein Winseln, das doch jedes Herz erweichen müsste, war nutzlos und so oft ich auch vor der Tür saß, nie wurde ich hineingelassen, so fern nur immer wieder verstoßen, als hätte ich einen Fehler gemacht, von dem ich nichts wusste.

Tja, so schnell konnte es gehen. Und jetzt war ich hier draußen, in der Kälte, wo niemand nach mir suchen würde. Einer von zahllosen Straßenhunden, die wohl ein ähnliches Schicksal hatten, einige wohl eher schlimmer. Vielleicht würde sich einer der vielen Fußgänger erbarmen, die hier Tag für Tag vorbeikamen; vielleicht würde ich auch einer Bande in die Hände fallen. Ich würde mich nicht wehren können, so abgemagert, wie ich war. Unter dem verfilzten Fell waren sicher schon meine Rippen zu erkennen, während das Streusalz meine Pfoten wund gescheuert hatte. Das rote Halsband war schon länger abgerissen - nicht, dass ich besonders traurig darüber gewesen wäre, so wie es gescheuert hatte - und lag jetzt, obwohl es doch eigentlich so schön war und sogar eine kleine Plakette mit meinem Namen daran befestigt war, wohl unter dem feuchten Schneematsch begraben, wenn es niemand weggeräumt hatte.

Aber wer sollte das schon tun?

Meine Familie hatte nie etwas aufgehoben. Wenn ich es nicht geholt hatte, hatten sie es liegen gelassen und hatte ich ihnen etwas zurückgegeben, hatten sie mich draußen ausgeschimpft, während ich es drinnen hatte tun müssen. Aber nun ja, so waren Menschen anscheinend, wenn man sich die Straßen ansah.

Menschen waren so einiges, aber freundlich waren sie selten. Kinder waren nett, wenn sie mich fütterten oder mir Streicheleinheiten gaben, auch wenn sie sich nicht wirklich auskannten und ihre Finger in meinem Fell hängen blieben. Aber hauptsächlich waren Menschen laut und abweisend. Sie schrien sich an, weil sie so schlecht hörten, dass ich nicht begriff, wie sie überleben konnten. Andererseits waren alle Geräusche bei ihnen so laut, wie auch das kleine Auto, das jetzt neben mir zum Stehen kam.

Es stieg eine junge Frau aus. Ihre Haare hatten beinahe die gleiche Farbe wie mein Fell, etwas heller. Zuerst ging sie an mir vorbei zum Kofferraum und bemerkte mich nicht. Als sie diesen dann aber zuklappte und auf dem Weg zu einem kleinen, weiß gestrichenen Haus beinahe über meinen Schwanz stolperte, stellte sie die Kiste, die sie gerade getragen hatte, auf dem Boden ab und ging vor mir in die Knie, wohl überrascht, dass ich nicht reagierte. Sie schien erwartet zu haben, dass ich Angst hätte oder zurückweichen würde. Ihr Blick war warm an diesem frostigen Tag und sofort hatte ich das Gefühl, dass sie zu diesen guten Menschen gehörte, von denen es so wenige gab. Das bestätigte sich, als sie, für einen Menschen leise, aber für mich natürlich trotzdem sehr laut, mit mir zu sprechen begann.

Ich weiß nicht, ob ihr klar war, dass ich sie verstand, aber sie tat es bei mir nicht.
Nachdem sie ein wenig so dagesessen hatte, wurde der Wind stärker, sodass sie mit roten Wangen wieder aufstand, ihre Sachen nahm und nach mir winkte, damit ich ihr folgte. Anstatt der Haustür sperrte sie zunächst einen kleinen Anbau auf, vermutlich ein alter Schuppen, der zwar leer stand, in dem es aber trotzdem deutlich wärmer war als draußen. Danach verschwand sie für einige Minuten, bevor sie mit einer kleinen Schale Wasser zurückkehrte.

───※ ·❆· ※───

Gwendolyn gehört wirklich zu den guten Menschen. Hätte sie mich nicht gefunden, wäre ich vermutlich immer noch ein Streuner, wenn ich denn noch leben würde. Aber so liege ich auf meiner Decke und mein Blick geht nach draußen, wo der Schnee sanft auf die Straßen fällt, während Gwen's Neffe Arian unruhig auf der großen Couch umherhüpft und die Ermahnungen seiner Eltern ignoriert.

Die ersten beiden Jahre war Gwen sich noch unsicher, ob sie mit einem Hund überhaupt einen Weihnachtsbaum haben kann, oder ob es dann ein Desaster geben würde, aber mit der Zeit hat sie mir beigebracht, mich von dort fernzuhalten, damit ich nicht die Kugeln auf den Boden räume, die sie von allen möglichen Freunden bekommen hat - jedes Jahr bekommt sie mindestens eine neue - und mich am Ende auch noch daran verletze.

Schließlich weiß sie, wie ungerne ich beim Tierarzt bin und selbst mag sie es auch nicht wirklich, Mal ganz abgesehen davon, dass das auch jedes Mal etwas kostet. Somit ist es Glück für uns beide, dass bisher noch nie etwas geschehen ist und ich mit den Jahren auch ruhiger geworden bin. Wirklich alt bin ich zwar noch nicht, aber auch kein verspielter Welpe mehr, der den ganzen Tag nur ab Herumtoben ist. Vielleicht habe ich auch einfach meine Lektion gelernt. Wenn man einmal glücklich ist, dann muss man auch brav sein, damit das so bleibt - auch wenn ich in diesen Momenten, in denen Gwen wieder einmal neben mir sitzt und durch mein weiches Fell streicht, nicht glaube, dass sie jemals so etwas tun würde.

Und dann liege ich ruhig da; lasse mich streicheln und spiele jedes Spiel mit. Später, draußen im Schnee, hole ich den kleinen Ball zurück, bis die Menschen zittern und wir alle nass sind. Was soll auch passieren? Gwendolyn trocknet mich ab, dann lege ich mich neben sie auf den Boden und schlafe zufrieden ein, weil ich weiß, dass ich ein neues Zuhause gefunden habe.

» — — «

© daylight-queen

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro