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In grauer Vorzeit, als die ersten Strahlen des Lichts noch die Dunkelheit durchdrangen und die Schatten ihren stummen Tanz begannen, wurde das Schicksal von Acolas geboren.

Die große Doppeltür des Gebäudes glitt langsam hinter mir zu, als ich unsere wohl heiligsten Räume betrat und sich ein Meer aus erhabener Schönheit vor meinen Augen entfaltete, das mich ein jedes Mal vor Ehrfurcht erstarren ließ. Der Turm der Schriften strahlte in einem sanften Glanz, gespeist von den Strahlen der Sonne, die durch die großen Fenster hereinschienen. Er selbst war sechseckig gebaut, mit mehreren Etagen bestückt und befand sich auf dem höchsten Punkt des Berges, um Artemis und den Turm selbst zu huldigen. 

Mitten im Herzen dieses Ortes thronte ein mächtiger Baum, dessen weitausladende Äste ein dichtes Blätterwerk bildeten. Von der Wurzel bis zur Krone umwand ein verzweigtes Treppengeländer den Stamm, welches zu den verschiedenen Etagen der Bibliothek emporführte. Die Äste des mächtigen Baumes trugen in den Spitzen kleine Kristalle, die das einfallende Licht in funkelnde Sonnen verwandelte, wenn es auf sie traf. Es war ein Anblick, der mir bei meiner ersten Vorstellung Tränen in die Augen getrieben hatte und so ging ich leicht vor dem mächtigen Holz in eine Verbeugung und lauschte dem zarten Rascheln der Blätter, das mir Mut und die Bitte zuflüsterte, mich wieder zu erheben.

Mein Blick glitt an dem mächtigen Stamm hinauf. Die Decke der Bibliothek erhob sich zu einer glitzernden Glaskuppel. Buntglasfenster in warmen Waldtönen zierten sie und schmückten den Raum mit faszinierenden Reflexionen aus Farben. Sonnenstrahlen ließen sie bunt über den Boden, die Wände und die Regale tanzen und ich verstand, wieso Elijah sich hierher gezogen fühlte. Ich verstand es, aber dennoch überrumpelte mich der Gedanke mir ihn als Schriftgelehrten vorzustellen und nicht als Jäger an meiner Seite zu wissen.

Ich schüttelte den Gedanken ab, hielt dennoch nach dem Blonden Ausschau, als sich meine Beine wieder in Bewegung setzten. Die Wände waren bestückt mit Regalen, die bis zur Decke der jeweiligen Etagen reichten und von einer unerschöpflichen Fülle von Büchern zeugten. Sie reckten sich empor wie die Wächter des Wissens und bewahrten die Geheimnisse vergangener Zeiten. Um Vorsicht bedacht, stieg ich über die kleinen Rinnsale aus Wasser die dünn durch den Mamorboden flossen und den Baum sowie die Vegetation in der Bibliothek auf allen vier Etagen nährten. Sie bildeten ein Netzwerk aus fließender Energie, die den Turm mit unserer Seele sowie der Natur verband. Nirgendwo sonst war man dem Schlüssel dieser Verbundenheit so nah wie an jenem Ort.

Ich näherte mich langsam dem Baum an, der in der Mitte des Turmes thronte und lächelte dem älteren Schriftgelehrten zu, der mir freundlich zunickte und gerade die Treppe zu mir hinab stieg. Seine lange helle Robe war von edlen Stoffen in reichen Farben wie Grün, Gold und Silber geschmückt und breitete sich um seine Füße aus. Die Stickereien und Muster, die von Blättern und Ranken inspiriert waren, überzogen seine Schultern und Seiten und verliefen genauso elegant und fließend den Stoff wie die Robe selbst.
»Tyreen, schön dich hier zu sehen.«
»Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, Esther«, antwortete ich höflich und er strich sanft über meine Schulter, als er an mir vorbei ging und Richtung Untergeschoss verschwand. Der Bereich, der alleinig den Gelehrten des Turmes gehörte. Sein welliges aschblondes Haar wehte hinter ihm her und seine lange Tracht schliff die Stufen hinab, als er auch schon aus meinem Sichtfeld verschwand.

Ich setzte meinen Weg weiter fort und ging die Treppe hinauf. Das Geländer war von Efeu umwachsen, genau wie fast alle Treppen im Turm die die Etagen mit der Haupttreppe des Baumes verband. Meine Finger glitten über den borkigen Stamm und prickelten bei jeder Berührung als würde der Baum meine Geste erwidern, bis ich auf der zweiten Etage ankam und einen freien Schreibtisch ansteuerte. Noch bevor ich mich richtig setzen konnte erschienen im alten Holz vor mir schon meine personalisierte Angabe der Schriften, die ich noch nicht gelesen hatte und ich verzog etwas den Mund, als ich die Menge betrachtete.
Elijah hatte definitiv recht behalten. Ich musste mich wirklich ranhalten. Seufzend überflog ich die erschienenen Ziffern und entschied mich dann für eine Schrift. 'Die Schulungen des neuen Zeitalters'. Ich merkte mir die Zahlen und schlenderte wenig später schon durch die Regale, auf der Suche nach den jeweiligen Elaboraten. Überall in der Bibliothek verströmt der Duft nach altem Papier und sanften Blumennoten die Etagen, sodass sich meine Sinne beruhigten und ich erstmalig die Aufregungen des Trainings vergaß.

Als ich fündig wurde und das Regal emporsah, rollte ich mir eine Leiter zurecht und stieg die ersten Sprossen hinauf. Bei meinem Glück befand sich das erwählte Buch nämlich weit über meinem Kopf und so kletterte ich zwei Meter hinauf und zog die dicke Schrift aus ihrem Platz. Dabei bemerkte ich jedoch erst viel zu spät, wie das kleine Fläschchen aus den Stoffbahnen rutschte. Mit einer schnellen Handbewegung klemmte ich mir das Buch unter den Arm und griff erschrocken an meine Seite, doch da fiel es bereits hinab. Ich kniff schon mit verspannten Lippen die Augen zu, doch das Zerspringen des Glases auf dem hellen Mamorboden blieb aus. Stattdessen durchzog ein leises Räuspern die Stille und ich öffnete langsam ein Auge, nur um in ein bekanntes Gesicht unter mir zu sehen.

Esther stand mit zusammengezogenen Brauen unter mir und hob leicht den Mundwinkel an, als ich voller Erleichterung ausatmete und die Leiter wieder hinab rutschte. »Du musst vorsichtig sein, junge Kriegerin«, murmelte der ältere Schriftgelehrte leise und betrachtete dann eingehend das kleine Fläschchen in seiner Hand. Nervös beobachtete ich ihn dabei und sah immer wieder abwechselnd zu Boden und wieder hinauf, in der Hoffnung er würde es mir einfach wieder zurückgeben. Doch das tat er nicht direkt. Seine langen Finger strichen über die vergläserten Verzierungen und er hob eine Augenbraue an, als er den Blick wieder auf mich richtete.

Vor mir stand ein vollständig ausgebildeter Schriftgelehrter zweiten Grades der höchstwahrscheinlich schon ein jedes Elaborat drei mal analysiert hatte; ich konnte mich also von der Hoffnung verabschieden, dass er nicht erkannte um was für ein Zauber es sich handelte. Nervös biss ich mir auf die Unterlippe und hielt ihm zögernd meine Hand entgegen, bevor er sich zu mir hinabbeugte und mich ansah, als würde er versuchen meine Gedanken zu ergründen. Ich betrachtete währenddessen angespannt seine markanten Gesichtszüge und blieb dann an seinen Hörnern hängen, die Elijahs so sehr ähnelten. Einzig das Grün seiner Augen war dunkler.

Ich wollte gerade schon etwas sagen, um Naira zu verteidigen, als Esther die Hand hob und selbst mit tiefer, autoritärer Stimme sprach: »Die Vergangenheit mag Bürden tragen, doch sie formt und lehrt uns. Bedenke wohl, dass das Auslöschen ihrer nicht nur die Last nimmt, sondern auch den Reichtum der Lehren, die sie birgt.« Ich schluckte leicht und sah beschämt zu Boden, als ich ihm mit zitternder Hand das Fläschchen aus den Fingern nahm und dieses sowie das Buch an meine Brust drückte. Esther hingegen hob das Kinn und richtete sich wieder auf, ehe er das Regal hinter mir fixierte und seine grüne Magie sein hüftlanges Haar durchströmte. Ein dickes, altes Elaborat löste sich von alleine und kam langsam auf mich zugeschwebt, ehe es neben uns in der Luft innehielt und wartete.

»Du solltest dir zwei Schriften vornehmen. Du hängst hinterher, Kriegerin«, sagte er um meinen Stand wissend, befreite das Buch aus seiner Starre und schickte es zu meinem Schreibtisch hinüber.
»N-natürlich«, murmelte ich angespannt und senkte den Kopf, bevor ich mich umdrehte und zurück zu meinem Platz hastete. Seine Augen lagen noch eine ganze Weile auf mir, ehe er sich dem Regal zuwandte und mich somit entließ. Erleichtert sank ich auf meinem Stuhl in mich zusammen und strich mir den Schauer von den Armen. Wenn Elijah sich irgendwann die selbe Ausstrahlung wie sein Vater aneignen würde, würde ich wohl aus jedem verbalen Schlagabtausch als Verlierer hervorgehen.

Ich betrachtete Esthers ausgewähltes Elaborat vor mir und stellte verblüfft fest das 'Die Chronik des Urkrieges', tatsächlich auf meiner Liste stand. Das kleine Fläschchen schob ich derweil zwischen meine Brüste, um es vom engen Stoff beschützt zu wissen und strich danach über den alten Einband. Ich hatte mich noch nie für die Ereignisse unserer frühen Ahnen interessiert und doch strahlte die alte Schrift etwas aus, das mich wie magisch anzog. Ich griff nach einem Blatt Papier und einem Stift und machte mich bereit, wichtige Begriffe in dicken Buchstaben zu notieren. Und so schlug ich die erste Seite auf...

»In grauer Vorzeit, als die ersten Strahlen des Lichts noch die Dunkelheit durchdrangen und die Schatten ihren stummen Tanz begannen, wurde das Schicksal von Acolas geboren.

Von den Geschichten und Legenden der Altvorderen, von den Schreien der Schlachten und den Lesungen aus Blut und Leid, entsprang der Urkrieg – jene Ära, die die Spaltung des Landes und die Feindschaft der Götter hervorrief.

Einst gab es eine Zeit wo Artemis, der Gott des Lichtes, und Tenebra, die Göttin die jenseits der ewigen Nacht die Schatten bewacht, Auge in Auge zusammen ihre Hände über das Land legten und ihre Bewohner mit dem Zyklus der Welt beschenkten. Dawner und Dusker bildeten zusammen ein einheitliches Wesen und bevölkerten gemeinsam das Land, das sowohl den Tag als auch die Nacht kannte.

Die Dawner waren die Kinder Artemis, welche von ihm mit einem hauchzarten Nebel aus Magie beschenkt wurden und mit individuellen Hörnern, die ihre Verbundenheit miteinander repräsentierte. Angelegt an diese Idee durchzog fortan die geschenkte Magie jede einzelne Haarsträhne und beschützte die Wesen des Lichts mit einer Empfindlichkeit in den Strähnen, die den Dawnern eine tiefere Verbundenheit zur Umwelt gewährte. Im Gegensatz dazu schenkte Tenebra ihren Kindern der Nacht, Flügel, mit denen sie zu den Sternen gelangen, und Augen, mit denen sie die dunkelste Nacht ergründen konnten.

Doch um die Magie der Dawner ausgleichen zu können, erhielten die Dusker eine mächtige Muskelstärke, um das Reich wieder in Einklang zu bringen.
Es vergingen Jahrzehnte, in denen die Kinder der Götter friedlich ihre neuen Körper erforschten, lernten mit ihnen umzugehen und das Reich erbauten. Bis in einem sagenumwobenen Jahr die Söhne und Töchter Tenebras begannen die Dawner um ihre Magie zu beneiden, die sie wie magisch anzog.

Sie begannen im Verlauf Artemis Kinder mit ihrer Stärke zu unterwerfen und sie um ihre Magie zu berauben, wodurch sie - getrieben von ihrer Gier - fast die gesamte Bevölkerung Artemis ausrotteten. Dieser machte Tenebra für diese Untat verantwortlich und eine Feindschaft entflammte zwischen den Göttern, die beide fortan ihre eigenen Ziele verfolgten.

Artemis jedoch wollte nicht mehr dabei zusehen, wie seine Söhne und Töchter weiter ausgebeutet und getötet wurden. Und so entsann er zum Schutz seines Volkes einen Fluch, welcher sich auf der Haut der Dawner verewigte. Fortan war ihre Berührung tödlich für jene Wesen der Nacht, die die Kinder Artemis unerlaubt berührten und ihnen Leid zufügten. Unmengen Dusker starben in dem Unwissen und aufgrund jener Erkenntnis schlugen die Kinder Artemis zurück. Sie mordeten mit Küssen und Händen, anstatt mit Waffen und Stärke und dezimierten die Dusker, bis nur noch so wenige übrig waren, dass Tenebra vor Zorn Acolas zum beben brachte und das Land teilte. Sie beschwor eine Wand aus Magie, die die Grenze von Tag und Nacht in sich trug und die Dawner von den Duskern trennten.

Fortan erlosch die Dunkelheit auf der einen und das Licht auf der anderen Seite und es entstand die Feindschaft der Götter sowie deren Kinder, die bis zum heutigen Tag besteht.«

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