34. Kapitel

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Die schwache Morgensonne schien in Toms Gesicht und weckte ihn aus seinem langen, erholsamen Schlaf. Grummelnd drehte er sich von dem blendenden Licht weg und streckte eine Pfote nach Redd aus. Doch er griff ins Leere.

Verwirrt öffnete er die Augen einen Spalt. "Babe...?"
Erst in diesem Moment realisierte er, dass er nicht mehr in der Stadt war, sondern Zuhause in seinem alten Zimmer.

Der Tanuki seufzte schwer und ignorierte den Stich in seiner Brust. "Ich bin so ein Idiot." Schwerfällig wälzte er sich aus dem Bett und schlurfte aus dem Zimmer. Als er die Küche betrat, traf er auf die zweite Überraschung des Tages.

Sein Bruder Jason saß am Tisch und rührte mit dem Löffel in seinem Kaffee.
Stimmt, er hat ja gesagt, dass er heute vorbeikommen würde. Aber bereits so früh...?

"Morgen", machte sich Tom bemerkbar. Jasons Ohren spitzten sich und er wandte sich nach hinten. Seine grünen Augen begannen zu leuchten. "Na, wenn das nicht mein großer Bruder ist!", sagte er glücklich und stand auf. "Wie schön, dass du wieder Zuhause bist!"

Der jüngere Tanuki tappte auf ihn zu und schloss ihn in eine Umarmung. Tom erwiderte die Geste. "Freut mich auch dich wiederzusehen, Jay." Jason ließ ihn los und betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. "Du siehst gut aus!"

Tom hätte gelacht, wenn ihm danach gewesen wäre. Er war das absolute Gegenteil von seinem Bruder. Jason war bei weiten in einem besseren Zustand, als Tom es je sein wird. Die Energie sprühte förmlich aus seinen Augen.

"Ich...habe von Mom und Dad gehört, was passiert ist", sagte der Jüngere bedrückt. "Das alles ist wirklich furchtbar." Tom zuckte mit den Schultern. "Halb so wild. Deswegen geht die Welt nicht unter."

Er wollte vor ihm keine Schwäche zeigen. Was er im Moment am wenigsten brauchte war Mitleid. "Sind die beiden etwa nicht da?", fragte Tom schnell, um das Thema zu wechseln. "Dad ist bei der Arbeit", antwortete Jason. "Und Mom ist einkaufen gegangen."

Der Tanuki nickte und war erleichtert sich nicht um diese frühe Zeit mit seiner Mutter abgeben zu müssen. Er lief auf die Küchenzeile zu und machte sich einen Kaffee. Er musste jetzt erstmal richtig wach werden. 

"Sag mal, wie wird es jetzt weitergehen?", wollte Jason wissen. Er setzte sich wieder auf seinen Platz. "Ich nehme an du wirst für längere Zeit in Sunnyville bleiben?" Tom biss sich auf die Lippen. Warum musste Jason so neugierig sein? Klar, er war sein Bruder und machte sich Sorgen um ihn. Aber trotzdem machte ihn diese Besorgnis aus irgendeinem Grund wütend. Tom wollte einfach nicht zugeben, dass ihn dieses Erlebnis in der Stadt völlig zerstört hatte.

"Muss ich fürs erste wohl", antwortete Tom gelassen. Er gab einen Löffel Zucker und viel Milch in seinen Kaffee - so wie er es am liebsten mag - und setzte sich dann gegenüber von seinem Bruder. "Aber ich werde mir so bald wie möglich eine Arbeit suchen."

Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee um jeglichen Augenkontakt zu vermeiden. Jedoch spürte er Jasons durchdringenden Blick und er konnte die Zweifel, die von ihm ausgingen bemerken. "Hör mal", begann der Tanuki vorsichtig. "Falls du finanzielle Unterstützung brauchst, werde ich dir gerne unter die Arme greifen-"

Tom stellte die Tasse etwas zu hart auf den Tisch ab, denn er konnte sehen, wie Jason ein wenig zusammenzuckte. "Nein, danke", entgegnete er mit fester Stimme. "Das ist wirklich nicht nötig. Ich komme sehr gut alleine klar."

Jason blinzelte ein paar Mal perplex. "A-ach so...verstehe." Plötzlich plagte Tom das schlechte Gewissen. Er hätte ihn nicht in diesem barschen Ton ansprechen müssen. Schließlich wollte sein Bruder doch nur helfen. Außerdem war er extra vorbeigekommen um ihn zu sehen. Er sollte ihm etwas mehr Dankbarkeit zeigen.

"Sorry, so war das nicht gemeint", begann Tom versöhnlich. "Ich schätze deine Hilfe sehr." Der orange Tanuki lächelte. "Kein Problem. Ich hätte nicht so direkt sein sollen." Tom winkte ab. "Schon gut. Aber sag mal, wie läuft es eigentlich bei dir so?"

Er löste sich aus seiner verkrampften Haltung und versuchte unbeschwert zu wirken. Er wollte so rasch wie möglich das Thema wechseln, ehe es eskalieren könnte. Zum Glück war Jason derselben Meinung. Aufgeregt erzählte er über seine Verlobte Kathy und dass sie zurzeit alles für die kommende Hochzeit planten. Außerdem berichtete er über seine Arbeitsstelle an der Bank und über sein tolles Haus, in dem er seit kürzerem wohnte. 

Je mehr er über sein perfektes Leben erzählte, desto kleiner und bedeutungsloser fühlte sich Tom. Er konnte sich nicht mal für ihn freuen, sondern verspürte nur Neid und sogar Wut. Er war sich nicht sicher, ob er auf Jason, oder auf sich selbst wütend war.

Die beiden quatschten noch eine Weile, bis dann Millie von ihrem Einkauf zurückkehrte und zu kochen begann. Danach aßen sie zu Dritt, was für Tom schon seit einer langen Zeit nicht mehr erlebt hatte. Das Beste daran war, dass seine Mutter nicht das Thema von gestern ansprach. Tatsächlich fühlte er sich ein wenig entspannter.

Nach dem Essen musste Jason schon wieder gehen, da ihn die Arbeit rufte. Jedoch verprach er, dass er so bald wie möglich wieder vorbeischauen würde. Da sein Bruder nun gegangen war, beschloss Tom sein Gepäck auszuräumen, da er gestern zu faul dafür war.

Allzu viel hatte er eigentlich nicht eingepackt und es waren auch alles stinknormale Sachen - Kleidung, Hygieneartikel und sonstigen Kram - aber dennoch beschlich ihn ein unangenehmes Gefühl, da ihn alles, was sich da drinnen befand an die Stadt erinnerte.

Und als er ein Foto in den Pfoten hielt, von dem er gar nicht gewusst hatte, dass er es überhaupt mitgenommen hatte, begann sein Fell zu kribbeln und sein Herz schneller zu schlagen. Auf dem Bild waren er selbst und Redd zus sehen, wie sie eng aneinandergeschlungen in die Kamera lächelten. Im Hintergrund konnte er den großen See des Bellington Park's erkennen.

Ein schmerzhafter Stich meldete sich in Toms Brust. Sie sahen so glücklich aus. Wie konnte dieses Glück nur kaputt gehen? Er biss sich fest auf die Lippen um die Tränen zu unterdrücken, die sich in seinen Augen sammelten.

Mit viel Schwung schmetterte er das Foto gegen die Wand, sodass das Glas zerbrach. Das Geräusch von splitternden Scherben befriedigte ihn. Doch dieser kurze Adrenalin-Schub war schon vorbei - er fühlte sich wieder leer und dumpf.

Grimmig verließ Tom sein Zimmer und steuerte auf die Garderobe zu um sich seine Jacke und seinen Schal zu schnappen. Rasch zog er sich an und öffnete die Tür, doch ehe er sich nach draußen begeben konnte, hörte er seine Mutter rufen: "Wo gehst du denn hin?"

"Raus", war die knappe Antwort und dann schlug er die Tür hinter sich zu. Er atmete die kalte Luft tief in sich ein und versuchte wiede zur Ruhe zu kommen. Tom brauchte jetzt einfach ein wenig Zeit für sich, und nichts wäre nun besser für ihn, als einen kleinen Spaziergang durch Sunnyville.

Der Schnee knirschte unter seinen Füßen, als er sich in Bewegung setzte. Er wusste nicht genau wo er hinwollte, hauptsache irgendwo, wo er seinen Kopf frei bekam. Seine Schritte führten ihn schließlich zum Park, der nicht so belebt war wie sonst. Kein Wunder, wer geht schon in dieser Kälte raus.

Tom wischte den Schnee von einer Bank ab, bevor er sich dort setzte. Dann kramte er seine Zigaretten und das Feuerzeug aus seiner Jackentasche heraus und zündete sich eine an. Er lehnte sich zurück, blies eine Rauchwolke in die Luft und schloss die Augen.

Entspannt genoss er die angenehme Stille, die er so sehr vermisst hatte. In der Stadt gab es keine ruhige Minute. Andauernd hörte man das Brausen und Hupen der Autos, oder das geschäftige Treiben der Tiere. Zum ersten Mal konnte Tom die Ruhe richtig auskosten.

Jedoch hielt sie nicht für lange an, denn plötzlich hörte er Schritte, die im Schnee knirschten und sich auf ihn zubewegten.

"Tom?"

Der Tanuki spitzte überrascht die Ohren. Diese Stimme erkannte er sofort. Es war schon so lange her, seit er sie das letzte Mal gehört hatte. Die Schritte wurden lauten und schneller, bis die Person direkt vor ihm stehen blieb.

Es war Sable.

Ihre dunkelgrünen Augen leuchteten erfreut. "Du bist es wirklich!" Tom blickte unbeeindruckt zu ihr auf. Ihr Gesicht war schmäler, als er es in Erinnerung hatte. Sie war grundsätzlich ziemlich abgemagert und wirkte müde und erschöpft.

Die Mine des Igels veränderte sich ein wenig. Wahrscheinlich hatte sie eine andere Reaktion von ihm erwartet. Oder überhaupt irgendeine Reaktion.

Vorsichtig setzte sie sich neben ihn und betrachtete ihn von der Seite. "Wie...geht es dir?", fragte sie. Tom zuckte mit den Schultern. "Geht so." Sable rutschte unruhig hin und her. "Äh, also...bist du...machst du Urlaub in Sunnyville, oder-"

"Nein", antwortete er knapp. "Ich habe nicht vor nach Bellington zurückzukehren. Ich bleibe vorerst hier." Er beobachtete wie der Rauch sich langsam auflöste und wünschte sich, dass mit Sable das Gleiche passieren würde. Er hatte absolut keine Lust mit ihr zu reden.

"Wirklich?!", erwiderte Sable perplex. "Wieso das denn? Ist irgendwas passiert?"
"Ich will nicht darüber reden", antwortete der Tanuki bitter. Sie schwieg einen Herzschlag lang und starrte zu Boden. "Achso...verstehe", murmelte sie leise. "Tut mir Leid."

Wieder Stille. Diesesmal hielt es länger an. Vielleicht hatte sie endlich begriffen, dass Tom nicht sehr erpicht darauf war mit ihr ein Gespräch zu führen. "Ich habe mich über dein Geschenk gefreut", flüsterte Sable plötzlich.

Tom drückte die Kippe aus und zündete sich eine Zweite an. "Das was du mir an meinem Geburtstag geschickt hast", ergänzte sie. "Und die Briefe auch." Der Tanuki seufzte und nahm die Zigarette von seinen Lippen. "Was willst du eigentlich von mir, Sable?"

Sables Augen schimmerten gekränkt. "Ich habe dich so sehr vermisst, Tom..." Sie griff sanft nach seiner Pfote, doch er entzog sich aus der Berührung. "Warum hast du mir dann nie zurückgeschrieben?", wollte Tom wissen.

Sie zögerte. "Ich..." Hilfesuchend blickte sie auf ihre Hände, als würde sie dort die Antwort auf seine Frage finden. Kopfschüttelnd ließ sie die Schultern sinken. "Es tut mir Leid."

Tom hasste diese Stimmung, die sich gerade aufbaute. Dieses Szenario ähnelte zu sehr dem, was er mit Redd hatte. Der einzige Unterschied war, dass er absolut kein Mitleid oder Reue für Sable verspürte. Es ließ ihn völlig kalt.

Aber wieso sollte er auch? Sie war es schließlich, die damals nichts mehr von ihm wissen wollte, weil er sich dazu entschieden hatte nach Bellington zu ziehen. Es war Sable, die die ganze Zeit rumgezickt hatte und ihm ein schlechtes Gewissen gab. Tom hatte angeboten sie mitzunehmen, aber das wollte sie ja nicht. Und nun erwartete sie, dass er irgendwelche Sympathie für sie empfand? Wie lächerlich!

"Ich weiß wir hatten viele Unstimmigkeiten", begann Sable, als hätte sie seine Gedanken gelesen. "Und ich bereue so vieles, was ich zu dir gesagt habe." Sie zögerte einen Moment. "Deshalb habe ich mir gedacht, dass wir es einfach nochmal versuchen."

Gespannt richtete sie ihren Blick auf den Tanuki und wartete auf eine Antwort. Tom seufzte schwer. Mit sowas hatte er fast gerechnet. Aber, wenn sie wirklich glaubte, dass er nochmal eine Beziehung mit ihr anfangen würde, dann war sie noch viel naiver, als er dachte.

"Vergiss es", erwiderte Tom kühl. "Ich habe genug von irgendwelchen Beziehungen. Die Liebe kann mir sowas von gestohlen bleiben." Sable starrte ihn verzweifelt an. In ihren Augen lag Schmerz. "Aber Tom, ich-"

"Ich habe Nein gesagt!", knurrte er dazwischen. Er hatte entgültig genug von diesem Drama. Entschlossen stand er auf und entfernte sich von seiner Ex-Freundin, ohne noch irgendwas zu sagen.

"Tom, bitte warte!", schrie sie so dringlich, dass der Tanuki tatsächlich stehen blieb. "Ich liebe dich immer noch, Tom", flüsterte sie traurig. "Ich habe nie aufgehört dich lieben."

Tom schwieg. Diese Worte bewirkten nichts bei ihm. Sie prallten dumpf an ihm ab. "Das ist dein Problem", sagte er mitleidlos. "Lass mich einfach los. Es wird dir dadurch besser gehen, glaub mir." Ohne auf eine Antwort zu warten, lief er weiter und ließ den Park hinter sich.

Nie wieder wollte er von irgendjemand abhängig sein. In seinem Leben gab es nur noch ihn allein.

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