KAPITEL 27

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Willow gehörte leider zum Großteil der Frauen, die während ihrer monatlichen Periode besonders zu Anfang entsetzliche Schmerzen im Magenbereich hatten und nicht nur unter Krämpfen und Appetitlosigkeit, sowie zeitweiser Übelkeit und Schweißausbrüchen litten, sondern auch Stimmungsschwankungen hatten. Und die machten, wie sie gestern festgestellt hatte, besonders emotional.

Als sie nach ihrer Begegnung im Park kaum hatte durch die Stadt laufen können, war ihr schnell klar geworden, welchen hormonellen Streich ihr Körper ihr gespielt hatte. Beinahe war sie deshalb erleichtert gewesen. Denn ihre Periode erklärte so einiges.
Gestern hatte sie vom Glück reden können. Willow gehörte zu den wenigen Menschen auf dieser Welt, die immer ein wenig Geld in ihrer Handyhülle versteckten, um sich nötige Tampons kaufen zu können von denen sie in einer öffentlichen Toilette sofort Gebrauch gemacht hatte. Danach war sie Wesley in die Arme gerannt und unheimlich erleichtert gewesen.

Was für ein liebevoller und verständnisvoller Mensch er war, hatte er ihr gestern deutlich gezeigt.
Kaum waren die Wogen zwischen ihnen geglättet gewesen, hatte er ihr befohlen, sich auf dem Sofa auszubreiten und einen Film im Fernsehen zu finden, den sie sich anschauen konnten.
Er war ins Schlafzimmer gewatet, hatte sich in bequemere Sachen geworfen und ihr einen seiner Pullover ins Wohnzimmer gebracht, damit sie nicht den BH und das enge Kleid tragen musste.

Er ist sehr aufmerksam, hatte Willow gedacht und sich quälend langsam umgezogen, während Wesley alle möglichen Süßigkeiten aus seinen Schränken gezerrt, eine Wärmflasche erhitzt und ihr eine Kanne Fencheltee gekocht hatte, weil dieser den Magen beruhigen und übelkeitslindernd wirken sollte.

Sie war selten in ihren Leben so gerührt gewesen, wie in dem Moment, als Wesley sich mit all den Sachen zurück auf das Sofa begeben hatte.
Dort hatte er sich hingesetzt und Willow auf seinen Schoß gehoben, bis sie zwischen seinen Beinen saß und sich mit dem Rücken an seine Brust lehnen konnte.
Eine Decke hatte sie beide gewärmt, die Wärmflasche Willow zusätzlich und während sie anstelle eines Films lieber Friends gesehen hatten, hatte Wesley sie immer wieder mit Küssen und sanften Massageeinheiten von den Schmerzen abgelenkt.

Kommentarlos, liebevoll, aufmerksam und süß.
Es war perfekt gewesen und Willow hatte sich nie zuvor aufgehobener gefühlt.
Eigentlich war die Woche voller Blut eine Erfahrung der Hölle, besonders weil sich noch nie zuvor jemand dabei um sie gekümmert hatte.
Sie war schon immer mit den elendigen Krämpfen und den Tränen allein gewesen, wenn man Heaver einmal herausließ.

Es war ein schönes Gefühl, zu erleben, wie sich jemand um einen sorgte und ihn rückhaltslos auffing, wenn er zu fallen drohte.
Wesley hatte ganz anders reagiert, als Willow es sich zuvor ängstlich ausgemalt hatte. Ihr Kontakt mit Männern war beschränkt gewesen, aber sie hatte schon das ein oder andere Mal die Erfahrung gemacht, dass Männer von der Periode der Frau genervt oder angeekelt waren. Wenn ihre Partnerin Stimmungsschwankungen hatte und sich zwischen Liebe und Hass nicht sicher war, dann zogen die meisten die Reißleine und verdufteten.
Willow war froh, als sie an diesem Morgen in Wesleys Armen aufwachte. Sie war froh, dass er schon wach war, ihren Kopf auf seiner nackten Brust platziert hatte und in sanften Bewegungen über ihre Haare strich, während er ein Buch las.
Sie war froh, dass sie immer wieder das Prickeln seines Blickes auf sich spürte, um zu sehen, ob sie noch schlief und es ihr gut ging.
Froh, dass er hin und wieder an der Decke zupfte, um sicherzustellen, dass auch jeder Zipfel ihres Körpers davon bedeckt war und gewärmt wurde. Und ganz besonders froh war sie darüber, dass seine Lippen immer mal wieder über ihre Haut wanderten und ihren Magen vor Glückseligkeit rebellieren ließen, was wohl die bessere Variante von Übelkeit war.

In ihrem gesamten Leben war Willow auf sich allein gestellt gewesen.
Ihre Mutter war im wahrsten Sinne des Wortes nicht dazu fähig gewesen, sich um sie kümmern.
Als Willow das erste Mal ihre Tage bekommen hatte, hatte sie geglaubt, dass sie sterben müsse. Es war bei einem von vielen Spaziergängen durch den Wald gewesen, die sie gern unternommen hatte, um für sich selbst zu sein und nachdenken zu können. Andere Kinder hatten sie stets für ein wenig seltsam gehalten. Das lag daran, dass sie weniger Lust an Raufspielen im Hof oder Brettspielen am Abend gehabt hatte, sondern sich viel lieber auf die Gartenwiese verzogen hatte, um die Wolken beim Vorbeiziehen zu beobachten und ihnen Namen zu geben oder Grashalme zu kunstvollen Strukturen zusammenzubinden. Ja, sie war schon als Kind ein ziemlicher Einzelgänger gewesen. Aber auch schon als Kind hatte sie dazu alle Gründe gehabt ...

Die Krämpfe und mörderischen Bauchschmerzen ihrer ersten Periode hatten sich damals ganz plötzlich angekündigt. Einige Minuten lang hatte sie bloß im Gras gelegen und sich von einer Seite auf die andere gerollt, ohne dabei zu wissen, dass sie blutete. Dann war alles fort gewesen und erst auf dem Nachhauseweg zurückgekehrt. Es waren Schmerzen in Wellen und sie seien normal. Das war alles, was man ihr später erklärt hatte.

»Vollkommen normal.
Stell dich nicht an!«

Aufklärungsgespräche und Moralvorstellungen waren Willow nie gepredigt worden. Sie hatte sich die meisten Dinge im Leben selbst beigebracht, viele Erfahrungen durch bloßes Auskundschaften und Beobachten gemacht und war damit auch sehr weit gekommen.
Bücher hatten ihr schon als kleines Mädchen die Tore zu neuen Welten und Fortbildung geschaffen. Willow wusste genau, dass sie ohne die Bibliothek in der kleinen Dorfschule, die sie besucht hatte, vollkommen aufgeschmissen im Leben gewesen wäre.
Vielleicht war das der Grund, weshalb sie mit dem Schreiben begonnen hatte.
Mit Sicherheit sogar.
Worte hatten ihr damals das Leben gerettet. Und wenn sie heute auch nur einem kleinen Menschen irgendwo auf dieser Welt, dasselbe Lächeln aufs Gesicht zauberte, wie ihr viele Bücher damals, dann hatte sich für sie alles, was sie tat und jemals getan hatte, gelohnt.

»Oh, du bist ja wach. Guten Morgen, Schäfchen!«, ließ sie urplötzlich eine raue Morgenstimme aus den Gedanken fahren und ganz wie automatisch den Körper in seine Richtung drehen.

An einem Sonntagmorgen im Bett herumzulungern, die Wärme zu genießen und die Seele baumeln zu lassen, gehörte zu ihren Lieblingsbeschäftigungen.
Zumindest, wenn sie nicht von den entsetzlichen Krämpfen überrollt wurde, die sich jetzt schon wieder anbahnten.

»Guten Morgen«, seufzte sie mehr als nur zufrieden und hauchte Wesley einen Kuss mitten und den Bauch, weil sie zu träge war, um sich aufzurichten und ihn vernünftig zu begrüßen.
Als seine Muskeln zu beben begannen und sie ein leises Lachen vernahm, das ihr eine Gänsehaut bescherte, wusste sie, dass er ihr ihre Faulheit nicht nachtrug.
Zum Glück.

»Hast du schlafen können? Du warst heute Nacht unruhiger als sonst, aber auf meine Fragen hast du nie reagiert, was mich denken ließ, du wärst am träumen.«

Er strich ihr mit der Hand über den Kopf und tätschelte ihre Stirn fürsorglich.
Willow schloss glückselig die Augen. So muss sich der Himmel anfühlen, dachte sie. Und wenn er es nicht tat, dann wollte sie gar nicht erst dorthin.

»Es ging eigentlich. Normalerweise kann ich nächtelang nicht schlafen, aber du musst mir irgendwas in den Tee gemixt haben, denn außer ein oder zwei kurzen Wachphasen kann ich mich nicht erinnern, wach gewesen zu sein. Ich habe nicht mal mitbekommen, wie ich hierher gekommen bin«, stellte Willow fest und öffnete bei dieser Erkenntnis die Augen.

Wesley schmunzelte.
Diese Frau.
Was dachte sie denn, wie sie hierher gekommen war?
Mit dem Taxi von gestern? Einmal vom Wohnzimmer ins Bett bitte?

»Für gewöhnlich gelangt man mit Hilfe eines anderen ins Bett. In deinem Fall habe ich dich nach der zwanzigsten Folge Friends, die ich mir ohne dich ansehen musste, weil du schon nach der dritten geschlummert hast – Danke dafür übrigens! – hochgehoben und ins Bett getragen, falls dir die Idee nicht längst selbst gekommen ist.«

Für die Erklärung erntete er einen Klaps auf sein Sixpack, was Wesley nicht im geringsten störte.
Willow drehte den Kopf in seine Richtung und sah mit roten Wangen zu ihm auf.

»Du sollst mich nicht immer tragen. Erstens ist das ungesund für deinen Rücken und zweitens bin ich viel zu schwer dafür. Deine späteren Kinder, die musst du vermutlich tragen können, aber doch nicht mich als ausgewachsene Person«, behauptete sie trotzig und sprach dabei mit solchem Ernst, dass es Wesley rührte und wütend zugleich machte.

Schnell konterte er:
»Ich sollte dich noch viel öfter tragen. Denn erstens macht mich das wahnsinnig glücklich und erleichtert mir das Küssen, um einiges, weil wir auf Augenhöhe sind. Zweitens bist du ein Fliegengewicht und überhaupt nicht zu schwer. Drittens giltst du nicht wirklich als ausgewachsene Person – Sorry, Schäfchen – und viertens wolltest du dich bestimmt gerade korrigieren und von unseren Kindern sprechen.«

Abermals erhielt er einen Schlag auf den Bauch.

»Das war für drittens«, sagte Willow und verschränkte die Arme beleidigt vor der Brust.
Wesley begann zu lachen, wurde dann aber wieder ernster.

»Aber mal ehrlich. Ich will nie wieder hören, dass du dich für zu schwer hältst, denn das würde vermutlich darauf hinweisen, dass du dich auch für zu dick hältst und diese Flausen solltest du dir gar nicht erst einreden. Du bist gut so, wie du bist, Willow«, erklärte er und wusste gar nicht wie bedeutsam diese Worte waren.

Wie bedeutsam für Willow!
So sehr, dass es ihr die Tränen in die Augen trieb.

Wesley bemerkte es sofort und verkrampfte sich.
»Oh nein. Rennst du gleich wieder davon?«, scherzte er, obwohl seine Sorge sich deutlich durch seine Stimme äußerte.
Willow schüttelte schniefend den Kopf.

»Nein. Eher das Gegenteil. Könnte sein, dass ich mich gleich an deinen Arm kette und dich nie wieder gehen lasse. Sowas ... sowas Nettes hat noch nie jemand zu mir gesagt«, erklärte sie sich und schaute mit großen, braunen Kulleraugen zu Wesley hinauf, der das kaum glauben konnte.

Wie hatte alle Welt ihr diese wichtigen Worte jemals verschweigen können?
Sie verdiente, sie zu hören. Es zu sehen.
Sie verdiente noch so viel mehr.

»Dann wurde es allerhöchste Eisenbahn«, murmelte er, sich gleichzeitig fragend, weshalb Willow diesbezüglich so unsicher war.

Wieso bekam er mehr und mehr das Gefühl, dass sie eine Menge Dunkelheit in sich zu verarbeiten hatte?
Und dass sie im Leben eher schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hatte, wenn diese ihr so einen Dumpfsinn eingeredet oder zumindest nicht ausgeredet hatten?
Woher kamen an manchen Tagen ihre vielen Selbstzweifel? Wodurch wurden sie ausgelöst?
Was war seinem Mädchen bloß zugestoßen?
Er hatte so viele Fragen.
»Willst du wirklich einmal Kinder haben?«, riss Willow ihn aus seinen Gedanken.

Kinder?
Gute Frage.
Darüber hatte er sich nie sonderlich viele Gedanken gemacht. Bisher war ihm keine potentielle Frau auch erhalten geblieben, als dass er sich eine Zukunft mit ihr hatte vorstellen können.
Zudem war durch die allgemeine Verdrossenheit des Lebens aus Arbeit und Arbeit kein Gedanke an Kinder gewesen.
Aber jetzt ...
Jetzt lag dort diese brünette Frau auf seinem Bauch und malte Kreise auf seine nackte Haut, weil sie wusste, was sie damit für eine Wirkung erzeugte.
Dieser kleine Wirbelsturm neben ihm im Bett und kuschelte sich an seine Seite, während er so sanft lächelte, dass es Wesleys Schmetterlinge im Bauch tänzeln ließ.

Kinder? Mit Willow?
Kinder, die Willows treue Rehaugen bekamen?
Oder ihre süßen Sommersprossen?
Oder ihr melodisches Lachen? Oder ihre Liebe zu Poesie, Blumen und Essen?

Das wäre ein nie zuvor gedachter Traum, der ihn glücklich stimmte.

»Ja, wenn sie deine Augen bekämen«, grinste Wesley und lächelte Willow entgegen.
Fröhlich darüber, dass sie rote Wangen bekam.

»Und du? Würdest du Kinder wollen?«, fragte er sie ebenfalls und lauschte gespannt ihrer Antwort, die recht prompt kam.

»Gerne, wenn sie deine Haare bekämen.«
Sie grinsten einander an.

»Junge oder Mädchen? Und wie viele?«, fragte Wesley, weil es ihn ernsthaft zu interessieren begann.
Zuvor hatte er nie großartig in die Zukunft geplant, aber wenn Willow zwanzig Kinder wollte, dann mussten sie sich langsam sputen, schließlich war man nicht ewig jung.

»Vorzugsweise beides. Drei Jungen und ein Mädchen.«

Wesley grinste versonnen. Ihm war das Geschlecht egal.
Hauptsache ein Haufen kleiner Quälgeister, die um seine Beine rannten und ihrer Mutter in ihrer guten Laune nichts nachsagten.
Es klang, je länger er es sich ausmalte, wirklich verlockend.

Bist du denn verrückt geworden?, dachte er halbherzig. Es schien fast so.
»Klingt gut«, gab er sich einverstanden.
»Ja? Und wie würdest du sie nennen?«, fragte Willow zurück.
Gute Frage. Er überlegte eine Weile. Dann überkam ihn eine Blitzidee.

»Wie wär's mit Rachel, Matt, Joey und David?«, überlegte er laut und zuckte beinahe zusammen, als Willow sich urplötzlich aufrichtete und sich seinem Gesicht näherte.

»Du meinst Joey, wie Joey Tribbiani und Matt, wie Matt LeBlanc, der Joey in Friends spielt?«, fragte sie dicht vor seinen Lippen und wartete auf eine Antwort.
»Genau die meine ich«, prustete Wesley der Situation wegen.
Willow saß in seinem Pullover und sonst nichts als einem Slip vor ihm, hatte leichten Ringe unter den Augen, zerzauste Haare und starrte ihm so tief in die Augen, als wollte sie ihn hypnotisieren.

»Ich. Liebe. Es.«, gestand Willow und holte sich dann einen leidenschaftlichen Kuss von dem Mann, den sie nach dieser Idee vielleicht noch mehr liebte, als zuvor schon.

xxxx

Obwohl Wesley auch an Sonntagen gerne im Büro saß und seine Papiere durchging, bevor sich am Montag Gerichtstermine oder Meetings ankündigten hielt er sich dieses Mal mit der Arbeit zurück.
Heute war der letzte Tag, den er mit Willow hatte.
Das Wochenende war vorbei und heute Abend würde sie wieder nach Hause reisen müssen und für eine ungewisse Zeit von seiner Bildfläche des Lebens verschwinden.

Das Gefühl, sie gehen lassen zu müssen, füllte seine Brust mit dumpfer Leere.
Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie es die nächste Woche ohne sie werden würde.
Er hatte eine Menge Termine, – wie immer – die ihn von ihrer Abwesenheit ablenken würden, aber ein großer Teil seines Selbst gehörte nun einmal Willow und würde mit ihr fortgehen, wenn sie diese Stadt heute Abend verlassen würde. Es würde ermüdend und langweilig werden.
Es würde so routiniert werden, wie immer, wenn er allein war, weil er keinen Grund hatte, nicht routiniert zu leben.

Mit Willow musste er sich etwas überlegen, um die Zeit mit ihr genießen zu können.
Der Alltag rückte in einen anderen Fokus, so wie gestern, als er zu normal sterblichen Uhrzeiten seine Arbeit beendet hatte, in der Hoffnung, zuhause von jemandem erwartet zu werden. Und er war nicht enttäuscht worden, auch wenn er Willow lieber in einer gesünderen Variante in die Arme genommen hätte.
Ihre blasse Haut, die Augenringe und ihre sich quälenden Augen, wenn sie wieder einen Krampf hatte, brachen ihm das Herz.

Er bestaunte, wie stark sie war, um ihre Regel jeden Monat aufs Neue zu ertragen.
Zwischen den Zeilen hatte er mitbekommen, dass sie sich bis jetzt selbst durch die Tage gekämpft hatte. Das machte ihn nicht nur traurig, sondern auch entsetzlich wütend.
Aber wer sollte sich schon um sie kümmern? Gewiss war Lila eine Stütze, aber ansonsten kannte Wesley niemanden aus Innerforks mit dem sie genug vertraut war.
Noch ein Punkt, weshalb er sie ungern wieder nach Hause lassen wollte. Es gefiel ihm gar nicht, dass sie in einem solchen Zustand auf sich allein gestellt war. Bei all der Kraft, die sie aufwandte und den guten Dingen, die sie sonst immer bewirkte, hatte sie es durchaus verdient, besonders in dieser Zeit gepflegt und umsorgt zu werden. Er selbst konnte das aber nicht in Innerforks tun.
Trotz all der Umstände hatte er Verpflichtungen, denen er nachzugehen hatte.
Die Vorstellung allerdings, jemand wie Ricky könne die Situation ausnutzen und sich an Willow ranmachen, ließ ihn das beinahe vergessen.

»Wie kommst du heute Abend überhaupt nach Hause?«, fragte er und lächelte darüber, dass sie seit geschlagenen drei Stunden im Bett lagen und sich irgendwelche Geschichten erzählten, während Wesley seine Finger nicht bei sich behalten konnte und Willows Haut erkundete.

»Lila kommt mich abholen. Sie meinte, dass sie um Punkt zehn Uhr vor deiner Haustür stehen würde, sobald sie durch ausgiebige Recherche herausgefunden hat, in welchem Haus du überhaupt wohnst.«

Willow kicherte leise und auch Wesley schmunzelte. Er kannte Lila noch nicht lange, aber die begnadete Bäckerin war durchaus solcher Worte mächtig. Die Vorstellung kam bildlich in seinen Kopf.

»Und du kannst wirklich keine weitere Nacht hierbleiben? Je länger ich grüble, desto eher will ich dich an dieses Bett ketten«, gestand Wesley und fuhr seiner Freundin durch das nach Blumen duftende Haar, was in dem Monat ihrer geografischen Trennung an Länge zugenommen hatte.
Ihre schokoladenbraunen Haarsträhnen fühlten sich fülliger und ein wenig knotiger an, als er durch sie hindurchfuhr, wirkten aber nicht weniger verführerisch auf ihn. An dieser Frau hatte alles eine verlockende Wirkung.

Willow brummte zufrieden, als Wesley ihre Kopfhaut zu massieren begann.
Sie hatte noch nie diese Art von physischer Liebessprache erhalten, war selten so ummantelt und beschützt worden. Wesley füllte all die leeren Stellen aus, die sich seit ihrer Kindheit zu riesigen Katakomben entwickelt hatten und von ihr für verloren erklärt worden waren.
Niemals erträumt hatte sie es sich, dass sie einmal einem Mann begegnen würde, den es traurig stimmte, wenn es ihr schlecht ging, der sie in die Arme nahm, wenn sie Angst hatte und der verständnisvoll reagierte, wenn sie verwirrt war.
Wesley akzeptierte sie so, wie sie war. Er mochte den Menschen, den Willow ihm bereit war, zu zeigen und er tolerierte, dass sie eine Vergangenheit hatte, die mehr brauchte, als ein paar Monate Bekanntschaft.
Wesley erarbeitete sich sein Vertrauen. Er nahm nichts an ihr für selbstverständlich.
Eine solche Wertschätzung war unheimlich kostbar, wusste Willow.

»Findest du es auch so seltsam paradox, wie sich unsere Leben in diesen zwei Monaten verändert haben? Zu Anfang konnten wir uns beide nicht ausstehen und jetzt teilen wir uns ein Bett zusammen.«
Es war wirklich merkwürdig, wie sie sich zusammen entwickelt hatten.
Willow empfand sich selbst als zutraulicher und vertrauensvoller. Sie hatte ein wenig ihrer Angst abgelegt und verhielt sich gegenüber Wesley offener denn je.
Und er war aus dem Schlupfloch seiner Kontraste geschlüpft und nahm diese Welt mehr und mehr aus den Augen von jemandem wahr, der nicht nur zum Atmen geboren, sondern zum Leben geschaffen sein wollte.
Willow schenkte Wesley einen neuen Blickwinkel auf die Erde, bemalte alles Blasse mit ein wenig Farbe und schenkte auch den kleinen Dingen einen Sinn.
Tatsächlich machte sie ihm Hoffnung.
Hoffnung auf ein besseres Leben – das er nur mit ihr führen wollte.

»Wer hat gesagt, dass ich dich jetzt ausstehen kann?«, neckte Wesley Willow und erhielt von ihr einen empörten Klaps auf die Brust.
»Wer hat mich denn gefragt, ob ich seine Freundin sein will, weil er mich so vergöttert? Ich hätte auch Ricky mein Herz geben können«, konterte sie provokativ zurück und obwohl sie beide wussten, dass dieser Mistkerl wohl ausgeschlossen war, gab Wesley dennoch ein unzufriedenes Knurren von sich, ehe er sich plötzlich auf dem Bett herumdrehte und Willow unter sich einschloss, damit sie ihm nicht entwischen konnte.
Angeregt sah Wesley in Willows stürmische, amüsierte Augen, die nicht verbargen, wie genau sie wussten, dass er diesen Kommentar nicht auf sich sitzen lassen konnte.
Bei anderen Männern hörte für Wesley der Spaß auf.
Er war selten besitzergreifend gewesen, aber mit Willow war es etwas ganz anderes.
Sie war die erste Frau, zu der er sich physisch und seelisch hingezogen fühlte und er würde von Gott persönlich verdammt sein, wenn er das angehend wichtigste in seinem Leben verlor.

»Hättest du das, ja? Aber kann Ricky überhaupt mit meinem Aussehen mithalten, mit meiner Stimme, meiner Intelligenz? Kann er das hier mit dir machen?«, fragte Wesley und küsste an Willows Kiefer entlang, während seine Hand unter der Bettdecke verschwand und über Willows Bauch strich.
»Oder das hier?«, fragte er und zog mit seiner Hand immer tiefer in den Süden, während seine Lippen ihren Weg zu Willows Hals fanden und eine bittersüße Spur der Liebkosung auf ihrer Haut hinterließen, bis Willow ein Keuchen entfuhr.

Ihr Puls raste.
Ihre Haare standen ihr zu Berge.
Was machte dieser Mann?
Was machte dieser Mann nur mit ihr?

»Kann er dich spüren lassen, was ich dich spüren lasse?«, fragte Wesley und strich ihr schamlos über den Stoff ihres Slips.
Willow zuckte erregt zusammen. Kniff die Beine zusammen, wusste nicht wohin mit ihren Gefühlen und ihrer aufsteigenden Erregung.

»Kann er dich so erregen, wie ich es kann?«, flüsterte Wesley mit rauer Stimme an ihr Ohr, ehe er an ihrem Hals zu saugen begann, bis Willow ein Stöhnen entfuhr.
Sie rekelte sich unter ihm. All der Schmerz war vergessen.
Es existierte nur noch Wesley in ihrem Raum der Leidenschaft und bei Himmel und Erde, er würde der einzige darin bleiben.
Denn nein, es gab niemanden, der sie auch nur annähernd hatte spüren lassen, was sie jetzt spürte.

»Na, Schäfchen?«, fragte Wesley erwartungsvoll und triezte Willow. Sie hatte keine Chance auf Entkommen.
Er ließ sie nicht gehen.
Steigerte bloß mehr und mehr das Prickeln zwischen ihren Beinen, das sie so gerne erlöst bekommen haben wollte.
Er folterte sie. Er tat es mit dem größten Vergnügen.

Küsste sie am Hals, saugte ihre empfindliche Haut in seinen Mund ein, leckte ihr Schlüsselbein entlang, triezte sie an den Ansätzen ihrer Brüste, deren Nippel sich ihm sehnlichst entgegenstreckten.

Er wusste genau, was er tat.
Jedes Stöhnen machte Widerstand zwecklos.
Willow fühlte sich unter ihm zergehen. Sie verfloss, ihren Gliedern wich die Kraft.
Sie war ein Wrack.
Sein Wrack.
Dass sie in dieser Woche auch Lust empfinden konnte und diese sie so hervorragend von den Schmerzen ablenkte, war ihr gar nicht bewusst gewesen.

»Sag es mir!«, forderte Wesley.
Er konnte es nicht sein lassen, sie an die Grenzen des Wahnsinns zu treiben.
Willows Lust lag schwer in der Luft, vermischt mit seiner eigenen Erregung, die beim alleinigen Anblick dieser Frau immer vorhanden war.
Wesley biss Willow ins Ohrläppchen. Willows Augen rollten nach hinten, ehe sie sich flattrig wieder zu sammeln versuchten.
Keuchend schüttelte sie den Kopf.

»Nein. Nein. Es gibt niemanden, außer dir, Wes«, brachte sie außer Atem hervor.
Wesley grinste innerlich. Triumphierend. Glücklich. Mit flatterndem Herzen.

Dennoch sagte er bloß: »Ich weiß, Schäfchen.«

xxxx

»Du bist ein Arsch!«, stellte Willow eine viertel Stunde später sexuell frustriert klar, als sie nach einer ausgiebigen Dusche in die Küche zu Wesley trat, der in der Zwischenzeit Kaffee gekocht und für Willow eine Schale Joghurt mit Müsli und Früchten zubereitet hatte.

In einem seiner Pullover und einer ihrer neuen Hosen stellte Willow sich schmollend mit verschränkten Händen vor Wesley und funkelte ihn böse an.

»Du weißt ganz genau, dass ich nur Spaß gemacht habe. Ich will und werde niemals etwas von Ricky wollen. Ich gehöre ganz zu dir«, stellte Willow klar und hatte nicht einmal den Hauch einer Ahnung, welche Gefühle sie mit diesen Worten in Wesley freisetzte.
Er war gewiss nicht der größte Romantiker und jemand, der Hals über Kopf sein Herz verlor. Auch Eifersucht und Besitzgier waren ihm eher fremd.
Aber diese Worte machten es ihm wirklich schwer, sich nicht wie ein absolut verliebter Narr aufzuführen, sie an sich zu reißen und niemals wieder gehen zu lassen.

Seine Finger nicht bei sich lassen könnend, griff er um ihre Taille und lächelte sie an.
Doch Willow schüttelte entschieden den Kopf und versuchte sich aus seinem Griff zu lösen.
»Nein«, meckerte sie, »du hast mit mir gespielt!«
Willow versuchte Wesleys Arme von sich zu schütteln, doch er war um einiges stärker als sie und anstatt sich von ihr zu entfernen, verfestigte sich sein Griff um sie und hob sie mit Leichtigkeit auf die Kücheninsel.

»Genau wie du, denn natürlich wirst du niemals etwas mit Ricky haben. Das werde ich nicht zulassen«, erwiderte Wesley und drängte sich zwischen Willows Beine, um sie in seine Arme nehmen zu können.
Sie gab ihre Abwehr auf, kam sowieso nicht gegen ihn an, wollte es eigentlich auch gar nicht.

»Du hast mich im Bett einfach alleine gelassen!«, schmollte sie schmunzelnd und hasste sich selbst dafür, dass Wesley eine so unglaubliche Wirkung auf sie hatte. Allein wenn sie ihn jetzt ansah, mit dem verstrubbelten Haar und dem unglaublichen Muskelspiel auf seinem Bauch, zog sich alles in ihr zusammen. Und dieser Mann sollte sie wollen?

»Das war ein Vorspiel. Ein Vorgeschmack darauf, was dich erwartet, wenn deine Periode vorbei ist und wir uns wiedersehen, Schäfchen. Für jetzt will ich dir nicht weh tun. Aber später werde ich mich nicht zurückhalten.«

Willows Wangen färbten sich beinahe augenblicklich rot.
Wie konnte er sowas sagen?
Einfach so?

»Und es wird dir gefallen«, grinste Wesley selbstsicher und ließ keinen Zweifel daran. Weder bei sich selbst, noch bei Willow.

»Und wie lange soll ich darauf warten?«, fragte sie und schob ihre Unterlippe vor.
Wesley strich ihr eine verirrte Haarsträhne hinter das Ohr.
»Ist hier etwa jemand ungeduldig?«, triezte er und beobachtete mit Faszination wie sein Handrücken über ihre Wange streichelte und sie sich ganz automatisch gegen ihn lehnte.

»Wenn du mich nicht endlich auf die Lippen küsst, dann ja«, bestätigte Willow und schlang ihre Arme um seinen Nacken.

»Ist das ein indirekter Befehl?«, fragte Wesley, Sekunde um Sekunde mit Willows Geduld spielend.
Sie zischte.
»Ja und er wird zu einem direkten Arschtritt, wenn du ihn nicht befolgst.«

Bevor sie sich küssten, verfielen sie beide in lautem Gelächter.

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