03 | The enemy within

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»Always pity the thinkers, 'cause they are cursed with their own imagination.«

Deans  Augen starrten Reece leblos an. Seine Haut war blass, beinahe durchscheinend. Blut tropfte von seinen Lippen auf sein weißes T-Shirt.

Reece wurde übel. Seine Finger zitterten, als er einige Schritte nach hinten taumelte.

„Das ist alles deine Schuld", Deans Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als er nach vorne umkippte. Immer mehr Blut floss aus seinem Mund, tränkte die Erde. Alles war rot.

Reece kniff die Augen zusammen. Der Traum wandelte sich.

Plötzlich sah er sich seinem Vater entgegen. Die braunen Augen, die der Gitarrist von ihm geerbt hatten, blickten ihn missbilligend an.

„Und du sollst mein Sohn sein? Du bist eine Schande für die ganze Familie, nichts weiter. Du bist nicht besser als deine Mutter." Sein Erziehungsberechtigter packte Reece kleine Schwester unsanft am Arm. Ihre Augen weiteten sich und sie schrie, streckte eine Hand nach ihrem Bruder aus.

„Reece, bitte lass mich nicht allein", flehte sie zwischen erstickten Schluchzern.

Der Gitarrist rannte los, doch er schien nicht von der Stelle zu kommen. Seine Kehle wurde eng. Machtlos musste er zusehen, wie sein Vater seine Schwester mitzog, wie sie sich immer wieder von ihm entfernten.

Reece sank auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen. Der Schmerz breitete sich in seiner Brust aus, sein Körper stand in Flammen. Er wollte das hier nicht erleben.

Ein Geräusch ließ ihn zusammenzucken und aufblicken.

Vor ihm stand Ada.

Und sie war sie so schön, wie er sie in Erinnerung hatte.

Ihre blonden Haare umspielten ihr Gesicht, schmeichelten ihren Zügen. Ihre blauen Augen sahen ihn an, strahlten Ruhe und Wärme aus. Ihre rosigen Lippen waren leicht geöffnet und er wollte nichts anderes tun, als sie zu küssen.

„Ada! Du bist hier... Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisst habe. Wie dringend ich dich wiedersehen wollte. Ich habe einen dummen Fehler gemacht, ich-"

Sie schüttelte den Kopf, Reece verstummte. Ihr Blick wanderte zu der Stelle, wo gerade noch Reece Vater und Schwester gestanden hatte, wo gerade noch Deans lebloser Körper gelegen hatte.

Ada schlang die Arme um sich selbst. Ihre Augen schimmerten verdächtig.

„Du hast mich angelogen, Reece. Du hast mir verschwiegen, wer du wirklich bist." Ihre Unterlippe zitterte, doch in ihrem Blick, den sie ihm schenkte, loderte Hass.

„Aber jetzt weiß ich es. Du bist ein Lügner, ein Egoist und ein Mörder."

Er schüttelte heftig den Kopf. „Nein, lass mich dir das erklären-", begann er, doch das Mädchen mit den blonden Haaren hörte ihm nicht zu. Stattdessen drehte sie sich um und ging fort.

Schweißgebadet wachte Reece auf. Er riss die Augen auf und fand sich sitzend im Bett wieder. Panik durchlief ihn, seine Herz raste in seiner Brust, Adrenalin durchströmte seinen Körper.

Es dauerte drei lange Sekunden bis Reece sein Schlafzimmer erkannte. Im Halbdunkel konnte er die vertrauten Umrisse seiner Möbel ausmachen. Erleichterung durchflutete ihn: Es war nur ein Albtraum gewesen, einer von vielen.

Er zwang sich dazu, tief ein- und auszuatmen und strich sich die schweißnassen, dunkelblonden Strähnen aus der Stirn. Langsam ließ er sich zurück in sein Kopfkissen sinken.

Seit er mit Nylah, Nathan und Ewan nach New York gekommen war, waren die Albträume nahezu ausgeblieben. Beinahe hatte er geglaubt, sie ganz losgeworden zu sein. Doch die heutige Nacht hatte ihn daran erinnert, dass seine Vergangenheit, seine Sorgen und Ängste ihn nie ganz loslassen würden. Und seit der Sache mit Ada, hatte sein Unterbewusstsein wohl noch einen Weg gefunden ihn zu quälen.

Er biss sich auf die Lippe und bedeckte seine Augen mit dem Handrücken. Er hasste es verliebt zu sein. Noch nie hatte Reece sich so schwach und verletzlich gefühlt.

Der Gitarrist brauchte eine Weile, bis er sich dazu im Stande fühlte, aufzustehen. Irgendwann schlug er jedoch die Decke zurück und verließ sein Zimmer.

Das angrenzende Wohnzimmer lag im Dunkeln. Die Novembersonne hatte sich hinter einer dichten Wolkenwand versteckt, die die Wärme und das Licht verschluckte.

Als Reece seinen Blick durch den Raum gleiten ließ, blieb er mit den Augen an einer Gestalt hängen, die sich auf dem Sofa zusammengerollt hatte. Die Tattoos verrieten Ewan. Um ihn herum standen Bierflaschen auf dem Boden. Reece seufzte.

Er wandte sich ab und lief ins Bad. Dort stieg er unter die Dusche und ließ das warme Wasser die Spuren von seinem Albtraum wegspülen. Langsam entspannten sich seine Muskeln.

Schließlich stellte er das Wasser ab, trocknete seinen Körper und putzte die Zähne. Er öffnete das kleine Fenster, um den Dampf aus dem Raum zu vertreiben, bevor er zurück in sein Schlafzimmer ging und sich etwas anzog.

Die nächste Mission lautete Kaffee. Bevor Reece dazu im Stande war, wirklich in den Tag zu starten und etwas zu leisten, brauchte er Koffein. Er lief in die Küche, die über eine Insel mit dem Wohnzimmer verbunden war. Das Geräusch der Kaffeemaschine hallte durch die Wohnung und Reece wunderte sich, dass Ewan davon nicht wach wurde. Geduldig wartete er darauf, dass seine Tasse sich füllte und stellte sie danach auf der Theke ab.

Stirnrunzelnd näherte er sich dem schlafenden Ewan. Seine Augen waren immer noch zu, anscheinend hatte ihn der Lärm wirklich nicht gestört.

Reece Blick fiel auf die leeren Bierflaschen. Dieses Bild war ihm viel zu vertraut. Er stieß den Atem aus, sammelte leise die Flaschen ein und stellte sie zurück in den Kasten, der sich in der Küche befand.

Wieder zuckte sein Blick zurück zu Ewan. Irgendwie überfiel ihn Unruhe. Eigentlich war der Schlagzeuger immer ausnahmslos vor ihm wach. Er lief zurück zur Coach.

Vorsichtig rüttelte er Ewan an der Schulter. 

Keine Reaktion. 

Es war still in der Wohnung.

„Ewan", sagte er und berührte ihn am Arm. Seine Haut fühlte sich kalt ein. Die Sekunden zogen sich in die Länge, doch sein Freund reagierte nicht. Er hörte keinen leisen, gleichmäßigen Atem und seine Brust schien sich auch nicht zu heben oder zu senken.

Und das war der Moment, in dem Reece zum zweiten Mal an diesem Morgen von Panik überflutet wurde. Ihm wurde heiß und kalt, Unglaube machte sich in ihm breit. Sein Herz klopfte so stark gegen seinen Brustkorb, dass es beinahe schmerzte.

Es war wie ein Déjà-vu.

Jeden Tag wurde er von der Erinnerung heimgesucht, wie Dean an einem Morgen nicht mehr aufgewacht war. Wie er leblos auf dem zerrissenen Sofa gelegen und sich nicht mehr bewegt hatte, egal, wie sehr seine Freunde darum gefleht hatten. Reece konnte immer noch die Schreie von Rosalie hören und Quentins zitternde Worte, als er einen Krankenwagen rief.

Das konnte nicht nochmal passieren.

Das durfte nicht nochmal passieren.

Reece wusste nicht, ob er diese Art von Schmerz nochmal durchstehen würde.

„Ewan!", diesmal klang seine Stimme beinahe schrill und er stieß ihn unsanft in die Seite.

Und da schreckte sein Freund endlich hoch. Er riss die Augen auf und befand sich plötzlich im Sitzen. Verwirrt sah er sich um, sein Atem entwich stoßweise zwischen seinen Lippen, bis er ihn erblickte.

„Heilige Scheiße, warum erschreckst du mich so?", fluchte Ewan.

Reece sagte gar nichts. Er taumelte nur benommen ein paar Schritte zurück und fuhr sich zitternd durch die Haare. Er war noch nie so erleichtert gewesen, Ewan zu sehen. Ihn und nicht seinen leblosen Körper.

Der Schlagzeuger starrte Reece verwirrt an. Sonst war der Gitarrist der Meister darin, seine Gefühle zu verstecken, aber nun waren seine Züge ganz klar von Angst und Panik bestimmt.

„Was ist los?", fragte Ewan diesmal nachsichtiger und rieb sich über die Augen.

Reece schüttelte langsam den Kopf und schluckte. „Ich... Es tut mir leid, ich dachte...", seine Stimme fühlte sich fremd an. Er räusperte sich und ein resigniertes Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. Er schämte sich, dass er so ausgetickt war, obwohl gar nichts passiert war.

Er schämte sich, weil er so schwach war.

„Du hast dich nicht bewegt und ich-", wieder schüttelte er den Kopf, unfähig den Satz zu beenden. Doch Ewan verstand. Tatsächlich hatte er Reece doch einmal so erlebt: Nach Deans Tod. Er fügte eins zu eins zusammen.

„Es sah für dich wie damals aus", schlussfolgerte Ewan langsam, eine Welle Mitgefühl schwappte über ihn hinweg. Auch, wenn er sich in den letzten Wochen nicht gut mit Reece verstanden hatte, hatte er seinen Freund trotzdem nicht zu diesem Moment zurückschicken wollen.

Reece nickte langsam. Seine Finger fühlten sich taub an, er starrte auf den Boden. Es missfiel ihm, dass man ihm seine Gefühle so deutlich ansehen konnte, obwohl er immer alles dafür tat, um sie wegzusperren.

„Es tut mir leid, Reece. Aber mir geht es gut, wirklich", versuchte Ewan seinen Freund zu trösten. Reece stieß ein kaltes, ungläubiges Lachen aus. Plötzlich überfiel ihn unbändige Wut. Ewan zuckte zusammen.

„Hör auf mir so eine Scheiße verkaufen zu wollen. Seit Wochen benimmst du dich wie das letzte Arschloch. Und ich weiß, wovon ich rede, sonst ist das nämlich mein Part", schnaubte Reece, „du weißt, ich hasse diese Gefühlsduselei. Aber ich habe die Schnauze voll. Du erzählst mir jetzt, was mit Lexi passiert ist. Und du hörst auf zu trinken, bis du dich wieder unter Kontrolle hast."

Atemlos starrte Reece Ewan an. Langsam verrauchte sein Ärger und der Gitarrist bedeckte seine Augen mit der Hand.

„Ich kann nicht noch einen Freund verlieren", gestand er leise.

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