02 | Lost soul

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»You're still my person, even if I'm not yours.«

Ewan versenkte seine zitternden Hände in seiner Jackentasche. Der Wind schnitt ihm ins Gesicht. Die Bäume waren kahl, die Temperaturen erbarmungslos. Langsam aber sicher verscheuchte der Winter den Herbst.

Der Schlagzeuger beschleunigte seine Schritte und stieß erleichtert den Atem aus, als er über die Schwelle der Bar trat. Trockene Heizungsluft strömte ihm entgegen, wärmte seine erkalteten Glieder.

Er winkte Lucas, dem Chef von Nylah und Nathan zu, zog seine Jacke aus und setzte sich an einen freien Tisch. An diesem Donnerstagabend war das Gebäude nicht so überlaufen, wie es sonst der Fall war.

„Ah, Ewan! Schön dich wiederzusehen", rief Lucas als Begrüßung und beugte sich über den Tresen in die Richtung seines Tischs.

„Du bist die letzten Tage ganz schön oft hier gewesen", bemerkte der Barbesitzer und Ewan nickte nur. In Lucas Augen schimmerte Resignation, während sein Mund ihn anstrahlte.

„Dasselbe wie immer?"

„Ja. Danke, Lucas", antwortete er und bemühte sich um ein Lächeln. Es war ihm unangenehm, dass selbst Lucas auffiel, dass er mittlerweile viel zu oft in seiner Bar war. Vielleicht sollte er nächstes Mal wo anders hingehen. Dort, wo ihn niemand kannte.

Ewan ließ seinen Blick vom Tresen aus dem Fenster gleiten. Ein leichter Schneeregen ergoss sich vom Himmel, die Menschen draußen liefen eilig durcheinander, um sich irgendwo unterstellen zu können. Eigentlich liebte Ewan dieses Wetter. Da konnte man es sich einfach am besten auf der Coach gemütlich machen und einen Film schauen. Nicht umsonst stand in seinem Zimmer ein großes Regal, dass seine ganzen Blurays beherbergte.

Doch jetzt kamen ihm diese Momente der Ruhe weit weg vor. Seit der Trennung war nichts mehr so wie früher.

Die Dinge, die ihm früher Spaß gemacht hatten, ließen ihn kalt. Die Worte, die ihn früher zum Lachen gebracht hatten, lösten keine Reaktion mehr in ihm aus. Und der Mann im Spiegel, den er früher gekannt hatte, war ihm fremd.

Unruhig zupfte Ewan an einem losen Faden seines Pullis herum. New York war Fluch und Segen zugleich.

„Äh, hallo, kann ich dich kurz stören?", eine hohe weibliche Stimme erklang von rechts und der Schlagzeuger dachte erst, dass es sich um die Bedienung handeln musste. Als er sich jedoch umwandte, blickte ihm eine junge Frau entgegen. Sie hatte braune Haare und große, blaue Augen. Er nickte irritiert.

„Bist du nicht Ewan von Serendipity?", sie musterte ihn aufmerksam, um sicherzugehen, dass sie ihn nicht verwechselte.

„Achso, ja, bin ich", antwortete er lahm. Es war immer noch ungewohnt, wenn er plötzlich von fremden Menschen angesprochen wurde. Er konnte sich, wie Nylah, Nathan und Reece auch, noch ganz normal durch die Stadt bewegen, trotzdem war es auch nicht das erste Mal, dass er erkannt worden war.

Die Frau strahlte. „Ich war letztes Mal bei eurem Konzert, ihr wart wirklich super!", ungefragt setzte sie sich gegenüber von ihm auf einen Stuhl.

„Danke, das freut mich natürlich." Er lächelte unsicher. Eigentlich war Ewan ein sehr offener und zugänglicher Mensch. Aber in den letzten Wochen hatte er sich so sehr zurückgezogen, dass er gar nicht mehr wusste, wie man eigentlich mit anderen redete.

„Darf ich dich um einen Autogramm bitten? Ich weiß, dass du hier gerade privat unterwegs bist, aber...", sie ließ den Satz unfertig in der Luft rumhängen.

„Klar, kein Problem." Erfreut zog die Brünette ein kleines Heft aus ihrer Handtasche und reichte ihm einen Stift.

„Kannst du ‚für Elise' schreiben?" Ewan erfüllte ihr diesen Wunsch und setzte dann noch seine Unterschrift drunter.

„Cool, danke!", sie schob das Heft wieder in die Tasche und blickte ihn an.

„Du hast ja echt eine Menge Tattoos!", staunte sie nun. Sein weißes T-Shirt entblößte die vielen Motive, die sich über seine Arme zogen. Die restlichen, die auch seine Brust zierten, wurden von dem Stoff des Oberteils bedeckt.

„Ja, vor zwei Jahren war ich quasi Stammkunde im Tattoostudio." Ewan lächelte gequält. Er wollte nicht unhöflich sein, aber eigentlich war er nur hierher gekommen, um allein zu sein und seine Gedanken in einem Gin-Tonic zu ertränken.

„Du hast sogar einen Koi!", Elise entdeckte das Motiv des Fischs, welches zwischen vielen anderen auf seinem Arm abgebildet war. Die Frau schob den Ärmel ihres Pullovers nach oben.

„Ich habe auch einen." Sie deutete auf ihren Unterarm. Die Outlines von ihrem Tattoo waren jedoch deutlich filigraner und zarter als bei ihm.

„Haben deine Tattoos eine bestimmte Bedeutung oder hast du sie dir eher aus ästhetischen Gründen machen lassen?" Elise stützte ihren Kopf mit ihrer Hand ab und musterte ihn.

Ewan nahm das bestellte Getränk, das der Kellner ihm in jenem Moment brachte, entgegen und nahm einen Schluck, bevor er antwortete: „Unterschiedlich. Manche Sachen habe ich mir durchaus nur stechen lassen, weil ich sie schön finde. Das Boot bedeutet zum Beispiel nichts. Die Drumsticks", er deutete auf seinen rechten Oberarm, „stehen, wie man sich vielleicht denken kann, für die Musik. Das Motiv daneben ist von einem meiner Lieblingsfilme namens ‚Her' inspiriert."

Sie lächelte. Die Art und Weise, wie sie dabei leicht ihre Augen zusammenkniff, erinnerte ihn an Lexi.

Ein bitterer Geschmack breitete sich in einem Mund aus und er nahm einen weiteren Schluck.

„Macht ihr schon lange Musik zusammen?", wechselte die Brünette das Thema.

„Ja, seit mittlerweile bald 6 Jahren gibt es unsere Band."

„So lange schon? Und ich dachte, dass ihr richtige Frischlinge wärt. Aber Erfolg braucht Zeit, schätze ich", nachdenklich blickte Elise ihn an.

„Ja, wir haben davor in Montreal gewohnt. Dort hat es für uns mit der Musik einfach nicht so gut geklappt." Ewan zuckte mit den Schultern.

„Oh, ihr kommt eigentlich aus Montreal? Das ist ja schon ein paar Stunden entfernt. Vermisst ihr eure Heimatstadt oder habt ihr euch mittlerweile eingelebt?"

Ewan spürte einen Stich im Herzen und biss sich auf die Lippe. Wieso hatte Elise unbedingt danach fragen müssen?

„Ja, ich vermisse Montreal." Die Brünette nickte mitfühlend ohne wirklich zu wissen, was er damit tatsächlich meinte.

Ewan räusperte sich und leerte sein Glas. „Danke für das Gespräch, Elise. Es war nett, dich kennenzulernen, aber ich muss jetzt weiter."

„Oh, natürlich! Entschuldige, dass ich dich so in Beschlag genommen habe", sie wurde rot. Er winkte ab.

„Kein Problem. Noch einen schönen Abend." Ewan verließ, nachdem er seine Jacke von der Garderobe geholt hatte, die Bar und spürte Elise Blick im Rücken.

Mittlerweile hatte der Schneeregen aufgehört und nur einige Pfützen hinterlassen. Der Schlagzeuger umrundete die Bar und stellte sich an den Straßenrand, wo zum Glück ausnahmsweise sofort ein Taxi auf ihn aufmerksam wurde.

Er ließ sich auf den Rücksitz gleiten und teilte dem Fahrer die Adresse mit. Wenige Minuten später hatten sie das Ziel erreicht, weshalb er bezahlte und dann nach oben in die Wohnung lief.

Ewan öffnete die Tür. Er streifte seine Füße von den Schuhen und hängte seine Jacke über einen Stuhl. Suchend sah er sich um, doch die Stille verkündete ihm bereits, dass Nathan und Reece nicht da waren. Er seufzte und nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank, bevor er auf dem Sofa Platz nahm.

Ungeduldig zappte er durch die Kanäle und entschied sich schließlich für einen Film, den er bereits fünf Mal gesehen hatte. Ewan öffnete sein Bier und nahm einen Schluck, seine Schultern entspannten sich allmählich.

Auch wenn Elise wirklich nett gewesen war, war die Situation trotzdem seltsam für ihn gewesen. Plötzlich kannten ihn fremde Leute bereits, hatten mehr Wissen über ihn, als er über sie und interessierten sich für ihn.

Ewans Wunsch war es immer gewesen, mit der Musik erfolgreich zu sein. Aber an das Berühmtsein musste er sich definitiv noch gewöhnen.

Anfangs hatte Ewan niemals gerechnet, dass alles so schnell gehen würde. Doch hier war er nun, mitten in New York, spielte in ausverkauften Hallen, gab Interviews, lächelte höflich für die Kameras, während sein Herz in Scherben in seiner Brust lag.

Er nahm einen weiteren Schluck.

Allgemein schien für die Band irgendwie alles, trotz ihrem Erfolg, aus dem Ruder zu laufen. So konnte Ewan beispielsweise immer noch nicht glauben, dass Kol wieder da war. Aber so, wie Nylah hyperventiliert war, stimmte es wohl.

Er leerte sein Getränk und holte sich ein Neues.

Nach zwei weiteren fiel er in einen unruhigen Schlaf, in dem er von einem rothaarigen Mädchen träumte.

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