Funkelnde Lichter

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Ein Dorf. Nicht sonderlich groß, aber auch nicht sonderlich klein. Eine Hauptstraße führt in das Dorf hinein, schlängelt sich einmal vorbei an den Häusern, Gärten und Gassen und kommt – welch Wunder – auf der anderen Seite wieder hinaus. Dort mündet sie schließlich, man muss ein Stückchen die Straße entlangfahren, in die Schnellstraße ein.

Viele fahren diese Strecke entlang. Jeden Tag, immer wieder. Was sollen sie auch sonst tun? Dies ist nunmal der einzige Weg in die nächste Stadt. Und doch, trotz dieses sehr lebhaften Verkehrs, trotz den vielen Menschen die täglich ihre Fahrzeuge über den Asphalt zischen lassen, fällt niemandem auf, was sich am Straßenrand befindet. Dort, wo die Straße eine scharfe Linkskurve macht und einmal durch die Ecke eines Waldstückchens führt. Dort, wo alle ihre Aufmerksamkeit auf den Gegenverkehr lenken, den man durch die vielen Bäume nur schwer erkennen kann.

Wer achtet an so einer Stelle schon auf das, was sich neben der Straße befindet. Wer würde schon die Zeit haben, zu schauen, was sich so alles im tiefen Schnee entdecken lässt?

Denn würde man sich die Zeit nehmen, würde man einen Teil seiner Aufmerksamkeit schenken und die Fantasie haben, das zu sehen, was man eigentlich gar nicht sehen kann, weil es nicht gesehen werden will, würde man es doch sehen. Nur ganz klein stechen die winzigen Fußabdrücke aus der ansonsten glatten Schneefläche hervor. Wie ein kleiner Weg pirschen sie sich ihre Bahn in Richtung der Bäume, Büsche und Sträucher vor, um von diesen schließlich verschluckt zu werden. Immer weiter dringen sie in die Natur ein, immer weiter führen einen die mini kleinen Fußabdrückchen, die man eigentlich gar nicht finden sollte. Doch sollte man sie doch sehen und den Mut haben, ihnen zu folgen, würde man weit durch den Wald laufen. Immer tiefer würde man in ihn vordringen. Und schließlich, dann, wenn man schon mit dem Gedanken spielen würde, umzudrehen, da man ja sowieso nichts finden würde, würde man es doch finden.

Und so ist es auch kein Wunder, dass zwischen den Steinen, die für die Schutzsuchenden beinahe wie Felsen wirken, hoher Rauch, so stark wie ein brennendes Streichhölzchen aufsteigt.

Die Steine oder Felsen – ja nachdem, wie man's nimmt – kreisen das Geschehen sicher ein. Die kleinen Wesen, die bei genauerem Hinsehen eigentlich aussehen, wie zu klein geratene Du und Ichs sitzen genauso im Kreis, wie das Gestein um sie herum. Den nächsten Kreis bildet das perfekt angeordnete Feuerholz, dann das allgegenwertige Feuer, erinnernd an die Flamme einer Kerze, welches Mittelpunkt von allem bildet.

Auf den ersten Blick mag das ganze womöglich ein ungewöhnliches Bild für einen Suchenden sein, der zum Finder geworden ist. Doch wechselt man die Perspektive, schrumpft auf zehn, vielleicht auch zwanzig Zentimeter hinab und versucht die Welt durch diese Augen zu sehen, so ist das Bild, welches einem da präsentiert wird keinesfalls ein ungewöhnliches.

Seitdem die Temperaturen wieder kälter werden und die kleinen Winterwichtel verschlafen aus ihren Sommerhöhlen herausschlurfen, kann man die Schar der 16 Wichtel jeden Abend an dem kleinen Lagerfeuerplatz entdecken. Sogar der Jüngste und somit auch Kleinste unter ihnen darf schon bei den Großen sitzen und sich die spannenden Geschichten der Ältesten anhören.

„Irgendwann möchte ich auch einmal über die Grenze gehen und die Lichter sehen", verkündet Tomte, der Jüngste, stolz. Ist es das Feuer, was sich in diesem Moment in seinen Kastanienbraunen Augen wiederspiegelt oder die Abenteuerlust, die bereits in ihm entflammt ist. Alvar, der Wichtelzweitälteste, der zudem noch neben dem kleinen Abenteurer sitzt, zieht dem blonden Wichtel einmal seine rote Zipfelmütze über die Augen und gibt dem Jüngeren einen kleinen Stubser nach vorne.

„Zu den Lichter willst du also?", brummt der Waldälteste in seinen bereits weißen Bart hinein.

Die Lichter. Praktisch das Ziel eines jeden kleinen Wichtelkindes. Einmal die Lichter gesehen zu haben. Einmal zu verstehen, was es bedeutet, dort gewesen zu sein und mit eigenen Augen zu erfahren, was es bedeutet, einen Fuß in ein Dorf gesetzt, ja vielleicht sogar den Blick durch eines der Fenster riskiert zu haben.

„Ja, das will ich!" Es scheint, als wolle Tomte am liebsten gleich aufspringen, den vielen kleinen Fußspuren – die für ihn eine einfache Alltagsgröße sind – folgen, um schließlich zur gefährlichsten Stelle zu gelangen. Doch die Grenze, die Gefahr schlecht hin, an die denkt der kleine Wichteljunge noch nicht. Viel mehr konzentriert er sich auf das, was ihn dahinter erwarten wird.

„Wieso willst du da unbedingt hin?" Wieder erklingt das Brummen des Ältesten. „Naja, ich...", für einen Moment gerät der Blonde ins Stocken, „Will das nicht jeder, irgendwie...?" Würde der Älteste nicht so einen dicken Bart tragen, würde man vielleicht das leichte Schmunzeln auf seinen Lippen erkennen. Tief im Innern weiß er genau, dass er den kleinen Wichtel nicht davon abhalten kann, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Er selbst war ja einmal genau, wie der Jüngste.

„Erzähl mir von den Lichtern", fordert er kleine Tomte den Ältesten aufgeregt auf. Schon duzende Geschichten hat er über sein Ziel gehört. Doch eine interessiert ihn besonders. „Erzähl mir von deinem ersten Mal bei den Lichtern."

„Das erste Mal bei den Lichtern?" Der Älteste sieht aus, als müsse er einen Moment überlegen. Doch es dauert nicht lange und der grübelnde Ausdruck verschwindet wieder von seinem Gesicht.

„Weißt du, als ich das erste Mal zu den Lichtern gegangen bin, hatte ich das große Glück, einer Schneeeule zu begegnen, die mich mitnehmen konnte. So musste ich nicht über die Grenze kommen, sondern hatte quasi ein Taxi, welches mich direkt vor der Tür abgesetzt hat."

„Wo hat sie dich hingebracht?", will Tomte wissen, als der Älteste eine kurze Atempause einlegt. „Ja, das war ein wenig abenteuerlich. Die Schneeeule meinte, sie würde zu ihrem Nest fliegen und könne mich ein Stückchen mitnehmen. Damals habe ich noch gar nicht verstanden, dass ihr Nest dort ist, wo auch die Lichter sind. Aber der große Baum, auf welchem sie gelandet ist, war mitten drinnen. Ich saß praktisch im Zentrum des Leuchtens."

„Wie meinst du das?" Die Augen des jüngsten Wichtels in der Runde sind bereits ins unermessliche gewachsen. „Naja, das war so eine riesige Tanne, und sie war rund herum verziert mit bunten Kugeln und Lichtern. Von oben bis unten. Nichts, was ich sehen konnte, war so hell und so groß, wie diese Tanne. Unter mir konnte ich eine Masse an Menschen sehen, die sich alle um diese Baum herum versammelt haben."

„Aber haben sie dich denn nicht gesehen?" Mit geschlossenen Augen schüttelt der Erzähler langsam seinen Kopf. „Sie haben nicht einmal zum Baum aufgeschaut, sie-" Er kann nicht weiterreden. Der Jüngste kann und will einfach nicht glauben, was er da hört. „Wie, sie haben nicht zum Baum geschaut. Warum haben sie sich denn nicht die ganzen Lichter angeschaut? Und vor allem nicht, wenn es das größte Licht war?"

Dann aber springt er auf einmal, gepackt von einer unerwarteten Motivation auf. Gerade schon will er loslaufen, da wird er noch einmal vom Ältesten aufgehalten. „Was hast du vor, Junge?" „Ich gehe eine Schneeeule suchen, die mich zu den Lichtern bringt. Und auf dem Weg werde ich jeder Schneeflocke, der ich begegne sagen, wie wunderschön sie ist." Und mit diesen Worte verschwindet der junge Wichtel in der Dunkelheit.

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