„Ja, weihnachtlich eben!"

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Das Herz klopfend, die Finger kribbelnd, die Muskeln angespannt tritt der junge Weihnachtsengel durch die breite Tür in das angrenzende Zimmer. Erwartet wird das geflügelte Wesen bereits von überquellenden Regalen an bunten Papieren, Schleifen, Bändern und einem riesigen Berg aus Kisten, Kartons und Schächtelchen. Manche größer, manche kleiner. Manche Papiere sind mit Mustern verzieht, andere leuchten nur in einer einzelnen Farbe und wieder andere tragen ganze Bilder auf sich.

Der Neuankömmling weiß noch nicht so ganz, wo er sich lassen soll. Es ist das erste Mal, dass er zum Verpacken der Geschenke eingeteilt wurde und auf seine Frage, wie sie denn aussehen sollten, hatte er lediglich die Antwort „Ja, Weihnachtlich eben!", bekommen.

Vorsichtig lässt sich das Mädchen mit den langen goldenen Haaren auf den breiten Hocker neben der großen Ablagefläche fallen, klappert motiviert mit den Fingernägel über die Tischplatte und versucht sich die Nervosität nicht ganz so anmerken zu lassen. ‚So schwer kann das schon nicht sein', denkt sich der Engel und greif nach einer Kiste, in welcher sich ein schwarz-rotes Spielzeugauto befindet.

Mit flinken Händen und geschickten Griffen bastelt der neuerkorene Packengel an dem Geschenk herum, bis es dieses schließlich fertig eingepackt in seinen Händen hält. Erst lächelt die Goldhaarige noch, dann verzerrt sich ihr Lächeln immer mehr, bis es der Kleinen schließlich ganz aus dem Gesicht fällt. Das blaue Paket mit den silbernen Verzierungen sieht zwar ganz nett aus, keine Frage, doch von Weihnachten ist keine Spur zu sehen.

Grübelnd tippt das Mädchen mit den Zehen auf dem Boden herum. Gerade sie müsste doch eigentlich wissen, was Weihnachten bedeutet. So viele Jahre war sie mit hinunter auf die Erde geflogen um den Weihnachtsstaub über den Dächern der Städte und Dörfer zu verteilen, die all dem ihren besonderen Glanz gaben.

Den Kopf hat der Engel mittlerweile in den Händen abgestützt, das Grübeln ist zu einem angestrengten Nachdenken geworden. Mit aller Konzentration versucht sich das Geschöpf, daran zu erinnern, was es alles gesehen hatte, was es war, dass den Geschenken ihr weihnachtliches Aussehen verliehen hatte.

Unverkennbar und in so vielen Haushalten zu finden, kam der Kleinen direkt der Tannenbaum in den Sinn, der mit seiner warmen Farbe eine angenehme Ruhe in die Zimmer brachte. Und seine grünen Zweige waren ja auch noch an so vielen anderen Stellen in den meisten Häusern zu finden.

Grün...

...Eine Farbe der Natur. Etwas, das Leben, Wachstum und Neues ankündigt...

...Psychologisch verbinden wir mit dieser Farbe vor allem Hoffnung und Zuversicht, aber auch die Erholung und Heilung spielen bei dieser Farbe immer wieder einen wichtigen Aspekt...

Mit einem neuen Motivationsschub im Herzen hüpft der Engel plötzlich auf und wühlt sich durch all die Geschenkpapiere, bis sich auf einem Stapel die verschiedensten grünlichen Rollen wiederfinden. Manche geller, manche dunkler, mancher gemustert, manche einfarbig.

Dann streift der Blick der Goldhaarigen weiter durch den Raum. Vor allem das leuchtende, stichige Rot hat es dem kleinen Geschöpf angetan.

Rot...

...Eine Farbe der Liebe. Wir alle tragen diese Farbe in uns, das Blut fließt durch unseren Körper, zeigt uns, dass wir noch am Leben sind...

...Wer an Weihnachten denkt, hat vermutlich sofort das Bild von roten Kerzen, und spiegelnd roten Kugeln im Kopf. Die Kräftige Farbe wirkt auf die meisten im tristen Winter so wunderschön grell und gleichzeitig beruhigend, dass man sie sich gar nicht aus dieser Jahreszeit wegzudenken vermag...

Erst mustert der Engel die Mengen an rotem Geschenkpapier skeptisch. Ja, die sind schon schön, aber zusammen mit dem dunkelgrün des Weihnachtsbaumes...?

Die Kleine zögert nicht nur wenige Sekunden, mehrere Minuten nimmt sie sich Zeit, um die beiden Farben miteinander abzuschätzen, zu kombinieren und zu bewerten. Erst, als ihr die roten Kugeln in den Sinn kommen, die sie nicht gerade selten an dem oder jenen Zweig gesehen hat, gibt sie sich einen Ruck und trägt auch den nächsten Stapel zusammen. jedoch kann das Mädchen mit den silbrig glitzernden Flügeln es nicht lassen und hält einen extra breiten Platz zwischen den zwei Gruppierungen frei.

Dann wandern ihre Gedanken zurück zu all dem, was sie in den Häusern der Menschen gesehen hat. Einmal hatte sie sich in der riesigen Kirche einer Stadt verirrt. Und auch dort hatte es einen Tannenbaum gegeben. Nur, dass dieser noch einen großen, goldenen Stern besessen hatte, welcher er auf seinem Kopf hatte balancieren müssen.

Gold...

...Die goldenen Sterne, der goldenen Mond. Doch nicht nur im Himmel begegnet uns diese Farbe. Auch die Lichterketten in den Straßen schimmern in diesem Ton und schenken ihrer Umgebung einen edlen Glanz...

...Beschäftigt man sich mit Gold, so spielen vor allem Erfolg, Reichtum eine der präsentesten Rollen. Doch auch das geheimnisvolle lässt sich in diesem besonderen Antlitz wiederfinden...

‚Geheimnisvoll, edel, erfolgreich!' Beinahe schon in die Luft fliegend vor Begeisterung stürzt sich der Packengel auf die gold-glitzer-Abteilung, um alles zusammenzukramen, was das Mädchen in seinen zarten Händen nur so tragen kann. ‚Sogar mein Heiligenschein passt hierzu', freut sich die Kleine, als dieser ihr beim Bücken vor die Augen rutscht.

Desto länger der Engel seine Ausbeute betrachtet, desto sehnsüchtiger wird ihm ums Herz. Letztes Jahr um diese Zeit war sie draußen geflogen, hatte mit den Schneeflocken um die Wette getanzt und der Welt, den Menschen, der Natur beim Leben zugesehen, hatte zugesehen, wie der Schnee alles in eine winterlich weiße Hülle getaucht hatte.

Weiß...

...auf der einen Seite verbinden wir mit dieser Farbe die absolute Vollkommenheit, die Unsterblichkeit, die Unendlichkeit...

...und dann ist da das endlose, tiefe, farblose Nichts.

...und gleichzeitig doch so wenig...

Wieder durchstöbert der Engel das Lager nach den passenden Materialien. Nicht nach weißem Geschenkpapier – das wäre zum einen schnell gefunden und zum anderen doch sehr langweilig. Stattdessen hat sich das Mädchen mit den gold gelocktem Haar nun den Bändern und Schleifen zugewandt.

Weiß, Silbrig, glitzernd. Alles, was den Packengel an die Tänze im Schneegestöber erinnert landet in einer großen Kiste, die das Engelchen schlussendlich hinüber zu ihrem Arbeitsplatz hievt. Dann betrachtet sie mit einem doch stolzen Lächeln im Gesicht ihr Werk. Wenn das nicht weihnachtlich seien sollte, dann wusste sie auch nicht mehr weiter.

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