Chupacabra I

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"Auf Wiedersehen!", rief Helena den Sullivans erneut hinter her. Vergeblich, denn der alte Pick-up war bereits außer Hörweite.
Das Ehepaar hatte seit Jahren seinen Besitz nicht verlassen. Die beiden angehenden Studentinnen aus Europa verstanden sich ihnen aber als anständige Mädchen zu präsentieren, sodass man sie schließlich für ein paar Tage mit der kleinen Farm allein zurück lassen würde.

Aada wand sich gerade von ihrer Freundin Helena ab, um das in die Jahre gekommene Farmhaus zu betreten. Die Fassade erschien mittlerweile eher grau, statt weiß und ein paar Bretter der Veranda waren völlig zerfault. Die Ausbesserung dieser gefährlichen Stellen stand außerdem auf ihrer To-Do-Liste. Trotz oder gerade wegen dieser Schönheitsfehler verströmte das Gebäude ein Gefühl der Wohnlichkeit, das jeden Fremden willkommen hieß. Ein Gefühl, das durch die Ritzen der Dielen zog, wie der intensive Holzgeruch.

Helena wollte der Freundin gerade folgen, da hörte sie, wie die Büsche hinter ihr auseinander gerissen wurden. Schnell fuhr sie herum. Ein großes Tier stürmte auf sie zu. Jedoch erkannte Helena es sofort.

"Hurley! Du alter Bettvorleger!"

Sie kniete nieder, wobei sie dem aufgeregten Hund durch das gefleckte Fell wuschelte. Augenblicklich hielt er still und ließ sich die Behandlung mit gestrecktem Kinn gefallen.

"Kommst du? Wir sollten gleich die Zäune überprüfen, dann kann ich nochmal nach dem verletzten Pferd im Stall sehen.", rief Aada. Sie hatte die Jeans durch eine grobe Arbeitshose ersetzt, die sie ausgesprochen unförmig aussehen ließ. Schließlich handelte es sich auch um die alte Hose des Farmersohns, der vor knapp 30 Jahren ausgezogen war.

"Vielleicht schaffen wir noch einen Abstecher in die Stadt. Der Toast ist aus.", fügte Helena hinzu.

"Na dann.", Aadas Augen funkelten unternehmungslustig. "Ran an die Arbeit!"

Da die Sullivans nur den einen Ford besaßen, war das Pferd das nächstbesten Fortbewegungsmittel.
'Eigentlich nur gut für die Wild-West-Romantik', dachte Aada, als sie, als Erste in Richtung Stall lief, dicht gefolgt von Helena und Hurley. Der Stall lag etwa 400 Meter vom Haus entfernt, hinter einer Reihe Pekannuss-Bäume. Sanft bogen sich die Äste im Wind. Dieses beruhigende Geräusch war sicher schon seit den Tagen des texanischen Unabhängigkeitskriegs zu hören.

Das Tor ließ sich leicht ein Stück öffnen und Aada wollte schon stolz erklären, dass die gestrigen Reparaturarbeiten mit Joseph Sullivan erfolgreich gewesen waren, als das Tor abrupt stecken blieb.

"Vittusaatana!", fluchte Aada. "Dieses Scheißding!"

Sie trat gegen das Tor. Es schien, als vibrierte der ganze Stall. Von innen ertönte ein Wiehern. Helena schüttel-te schmunzelnd den Kopf.

"Ich dachte, ihr habt das gestern repariert?"

Aada grummelte gotteslästerliche Flüche, gleichzeitig zerrte sie weiter an der Tür. Helena packte den Türgriff zusätzlich. Ein Ruck und die Tür musste sich unter fürchterlichen Jaulen fügen. Helena warf der Freundin einen vielsagenden Blick zu.

"Auf die To-Do-Liste?"

"Auf die Liste."

Helena seufzte. Eigentlich hatte sie sich auf ein paar mehr oder weniger freie Tage gefreut, um ausgedehnte Ausritte in die Umgebung zu unternehmen. Denn schließlich hieß es nicht nur 'Work', sondern auch 'Travel'. Ein bisschen Freizeit hatten sie sich wirklich verdient, nachdem sie bereits im dritten Monat ihrer USA-Tour steckten. Gemeinsam hatten sie gekellnert, als Hausmädchen und Babysitter gejobbt, waren Erntehelfer und zeitweise Verkäuferinnen gewesen. Aada hatte sogar eine Statistenrolle in einem B-Movie ergattert, während Helena in einem Finnischkurs ausgeholfen hatte. Kurzum hätte sie gern auf die Repararatur einer morschen Tür verzichtet, aber die Sullivans hatten sie wie Töchter behandelt und so fühlte sie sich doch verpflichtet ihnen unter die Arme zu greifen.

Innerhalb des Stalls befanden sich nur wenige Tiere. Helena schnappte sich die ausgefransten Bürsten und begann die beiden Reitpferde zu putzen. Aada betrat die Box der verletzten Stute und wechselte ihren Verband, wie Joseph Sullivan es ihr gezeigt hatte. Hurley ließ selbstverständlich nicht von ihnen ab. Als Helena den ersten Sattel von seiner Halterung hob, die gegenüber den Boxen an der Wand angebracht waren, tobte er ihr unaufhörlich zwischen den Beinen herum, sodass sie beinahe gestolpert wäre, hätte Aada nicht plötzlich nach ihrem Arm gefasst.

"Verletz' du dich nicht auch noch! Mehr Arbeit kann ich nicht gebrauchen."

"Danke. Sehr freundlich.", gab Helena ironisch zurück.

Dann gab sie den schweren Sattel an Aada weiter, deren Armen unter dem plötzlichen Gewicht kurz nachgaben.
Ein wenig unbeholfen legte sie das Echtleder-Prachtstück auf den kastanienbraunen Wallach, der aber nicht einmal mit der Wimper zuckte. Als Helena ebenfalls, sowohl gesattelt, als auch getrenst hatte, saßen sie auf. Aada eher wenig elegant, aber das störte weder sie, noch den Wallach.

Es war etwa 6 Uhr morgens, als die Mädchen und Hurley die nähere Umgebung des Farmhauses verließen. Ihnen fiel nicht auf, dass es mittlerweile ungewohnt still war. Kein Vogelgesang. Kein Wind. Die Pekannuss-Bäume blickten den Besuchern stumm hinterher.

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