Landstraße II

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Erschrocken richtete sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Erscheinung vor ihr.

"S-Sascha?", rief sie zaghaft, ohne dabei den Blick von der Gestalt zu nehmen.

"Was ist jetzt schon wieder?"

Vivien ignorierte seinen genervten Unterton. Stattdessen erkannte sie, dass sich die Gestalt ihnen weiter näherte. Die Silhouette war eindeutig menschlich, allerdings ausgesprochen groß. Sascha hatte inzwischen ein anderes Feuerzeug gefunden, doch bevor er es seiner Schwester geben konnte, war Vivien zurück in den Lexus gesprungen.

"Fahr los! Fahr sofort los!", schrie sie ihn an.

"Was hast du denn plötzlich?", Sascha beugte sich über die geöffnete Tür in den Fahrerraum.

"Da ist jemand!"

Auf diese Worte richtete sich ihr Bruder ruckartig auf. Unruhig zeigte sie auf die Person, die in dem vollaufgeblendeten Lichtschein, unkenntlich war. Sascha setzte sich ins Auto, um dann abzublenden. Allerdings fuhr er nicht los.

"Worauf wartest du?"

Erst klang Viviens Stimme schrill, dann schrie sie. Der Mann, der nun gut zu erkennen war, taumelte auf ihren Wagen zu. Aus einer Wunde am Kopf lief ihm Blut den Hals hinab und verfärbte seinen Pullover.

"Oh, Gott!", entfuhr es Sascha, dann stieg er wieder aus dem Auto und näherte sich dem Verletzten vorsichtig.

"Komm' zurück!", bettelte seine Schwester. Ängstlich beobachtete sie, wie der Unbekannt zusammenbrach. Sascha beugte sich zu ihm herab. Er half ihm auf und legte den Oberkörper auf die Motorhaube. Auch Vivien hielt es nicht mehr im Auto aus. Mit verschrenkten Armen stand sie hinter ihrem Bruder.

"Gib' mir bitte das Erste Hilfe Set. Das liegt im Kofferraum", wies er sie an, während er sich die Verletzung genauer ansah. Vivien hatte sich gerade umgedreht, den Anblick hätte sie ohnehin nicht länger ertragen, als der Mann auffuhr.

"Ich muss nach Dormsult. Ich..."

"Sie müssen nirgendwo hin", unterbrach ihn Sascha ruhig. "Ich werde Ihnen einen Verband anlegen und wir rufen einen Krankenwagen. Wie ist Ihr Name?"

"Kai Harten", der Mann atmete tief ein. "Ich bin mit meinem Auto von der Straße abgekommen, dann der Baum..."

Vivien kam mit dem Verbandskasten zurück.

"Danke, Viv. Kannst du jetzt den Arzt rufen?"

Einen Moment lang hielt sie inne. 'Viv' hatte ihr Bruder sie schon lang nicht mehr genannt. Er war fünf Jahre älter als seine Schwester, weshalb er sich fast automatisch zu ihrem Aufpasser berufen gefühlt hatte. In den Momenten, in denen sie allerdings gleichsam am selben Strang gezogen hatten, hatte er sie immer bei diesem Spitznamen genannt.

Ein wenig zitternd fuhren ihre, mit Kunstnägeln besetzte, Finger über ihr Smartphone, indessen sie hinter das Auto lief, um Abstand zu gewinnen. Sie hatte kein Netz, aber den Notruf wählen konnte sie ja trotzdem. Es dauerte länger als üblich bis sich der Anruf aufbaute, doch bevor die Stimme nach der Art des Notfalls fragen konnte, fühlte Vivien eine Hand auf ihrem Mund. Dessen ungeachtet schrie sie, was nur gedämpfte Laute hervor brachte. Der Mann, es waren eindeutig Männerhände, versuchte mit der freien Hand ihre Arme zu packen, allerdings trat Vivien so heftig um sich, dass es ihm nicht gelang.

"Viv? Alles in Ordnung?", rief ihr Bruder.

'Warum zum Teufel kommt der Idiot nicht', fragte sich Vivien, denn einmal hatte sie es geschafft, gegen das Rücklicht des Lexus' zu treten, um Lärm zu erzeugen. Als Vivien noch ein Kind war, hatten ihre Eltern ständig befürchtet, man würde sie und ihren Bruder entführen, um Lösegeld zu erpressen. Diese Angst war nie auf das Mädchen übergegangen. Bis zu diesem Moment nicht. Unvermittelt vernahm sie einen Schlag. Da löste sich plötzlich die Hand von ihrem Mund und nachdem sie sich umgedreht hatte, sah sie, wie ihr Peiniger stöhnend zusammenbrach. Ihr Blick wanderte hoch zu ihrem Bruder, der den Baseballschläger weiterhin erhoben hielt, als fürchtete er, dass der Mann gleich wieder aufspringen würde.

"Wo hast du den her?", fragte sie keuchend.

"Vaddern hat doch gemeint, mit fährt sich besser. Jetzt weiß ich auch, warum."

Vivien antwortete nicht.

"Und jetzt lass' uns hier verschwinden, wer weiß, was, wie viele Verrückte sich hier nachts noch herumtreiben!"

Mit diesen Worten stieg er ins Auto. Vivien hastete auf den Beifahrersitz und Kai Harten setzte sich hinter sie. Doch der Wagen sprang nicht an.

"Komm' schon. Komm' schon. Komm' schon!", beschwor Sascha den Lexus. Ohne Ergebnis. Deshalb stieg er aus und beleuchtete mit seinem Handy das Auto, während er den Baseballschläger gepackt hielt. Da entdeckte er die Pfütze, die sich unter dem Wagen ausbreitete.

"Was ist? Kannst du es nicht noch mal versuchen? Ich will endlich weg!", quengelte Vivien.

"Das wird nichts", antwortete ihr Bruder. Er ließ den Bewusstlosen, dessen Füße von der Fahrerseite sichtbar waren, nicht aus den Augen. "Der Mistkerl hat die Benzinleitung durchgeschnitten."

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