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In den nächsten Tagen gingen sie auf zwei der ostfriesischen Inseln einkaufen, nachdem sie dort einige Male klein aufgetreten waren. So hatten sie möglichst wenig Aufmerksamkeit erregt und blieben weitgehend unauffällig. Nelani kaufte sich von ihrem Geld noch eine Grundausrüstung, mit der sie Aleas Blut untersuchen wollte. So konnten sie es vielleicht schaffen, selbst ein Heilmittel herzustellen, ohne das von Orion stehlen zu müssen.
Im Laufe der Tage passierten noch einige kleine Dinge
(denkt euch an der Stelle alle Dinge, die auf der Crucis noch passiert sind, die aber keine große Auswirkung auf die Handlung haben; Tess, der Spiegel z.B.)
doch dann waren sie endlich auf der Elbe.

Alea fühlte sich ganz kribbelig, als sie durch die Gegend segelten, in der sie sich zum ersten Mal verwandelt hatte. Keine der bunten Farben des Meeres oder des Flusses verrieten noch etwas über diese Geschehnisse. Wie Tess an der Reling gehangen hatte, Alea von Bord gestürzt war und daraufhin dachte, den Verstand verloren zu haben. Auch diese Ereignisse erschienen ihr nach all dem, was in der Zwischenzeit geschehen war, unendlich fern. Diese Ungewissheit, die sie über sich selbst und die Welt gehabt hatte, konnte sie nicht mehr nachvollziehen, denn allein der Gedanke, es würde die Meerwelt nicht geben, war ihr schon zu absurd.
Am nächsten Tag, einem Freitagmorgen, erreichten sie Hamburg. Sie legten an demselben Kai an, an dem sich Alea der Alpha Cru angeschlossen hatte. Erinnerungen und Gefühle, sowohl positiv als auch negativ, überfluteten sie. Alea erinnerte sich an die Stunden, an denen sie dort gesessen hatte und auf ein Lebzeichen von Marianne gewartet hatte. Die Beklemmung, die sie an diesem Tag verspürt hatte, überkam sie erneut. Leicht gemischt mit kribbeliger Vorfreude, denn nun würde sie ihre Pflegemutter endlich wiedersehen! Ihr Blick schweifte zu dem Café, vor dem die Alpha Cru mit gerade mal drei Mitgliedern aufgetreten war, Sammy sie wegen ihrem Style angesprochen und die Jungs sich mit Tess Brote geteilt hatten. Wie Sammy barfuß mit schwer bepackten Einkaufstüten an ihr vorbeigelaufen war, er den Dartpfeil für ihr nächstes Ziel geworfen und Ben sie zum Nudelessen eingeladen hatte. Die Erinnerungen und damit verbundenen Emotionen hämmerten so eindringlich auf sie ein, sodass sie sich abwenden musste. Um sich abzulenken, half Alea den anderen, die Segel einzuholen, damit sie etwas zu tun hatte und nicht die ganze Zeit grübelte und in ihren Erinnerungen versank. Dabei wanderte ihr Blick über Hamburg, der Stadt, die für sie gleichzeitig Heimat und Fremde war. Eine leise Angst kroch in ihr hoch, die Angst, sie würde gezwungen sein, hierzubleiben und in eine neue Pflegefamilie geschickt werden. Doch da war Nelani. Und Alea hoffte, dass ihre leibliche Mutter sie vor diesem Schicksal bewahren konnte.

Nelani erzählte Lennox, dass es für einen Skorpionfisch nicht nur möglich war, Dinge vollständig unsichtbar zu machen, sondern sie auch wie ein Chamäleon verändern lassen konnten. Also ließ Lennox die Crucis nun wie ein gewöhnliches, modernes Segelschiff aussehen, die perfekte Tarnung. Während die Skorpionfische ihr Schiff veränderten, fiel das den wenigen Passanten gar nicht auf. Für sie war die Crucis schon immer so gewesen, ihre Wahrnehmung wurde so manipuliert, dass sie sich keine Gedanken darüber machten.

Nach einem kurzen Frühstück ging es los. Die Crew würde nacheinander und in Gruppen zum Krankenhaus kommen. Obwohl Lennox es anfangs nicht gewollt hatte, kamen alle mit. Ben musste mitkommen, da Marianne ihn eventuell sehen möchte und er hatte nicht gewollt, dass Tess und Sammy allein auf dem Boot blieben.
Es war früh morgens, nur kurz nach acht Uhr und um diese Zeit trieben sich wenige Passanten an dem Kai herum. Das Café mit dem Kiosk hatte gerade geöffnet. Es würde es schwer machen, unbemerkt daran vorbeizukommen, doch sie mussten es versuchen.

Als erstes waren Nelani und Sammy dran. Nelani hatte ein weißes T-Shirt, eine Jeans, einfache Stiefel, ihre Handtasche und Lennox' Lederjacke (die ihr zwar etwas zu kurz war, aber trotzdem sehr gut an ihr aussah) an. Ihre klargrünen Wandereraugen verbarg sie hinter einer Sonnenbrille und ihre Handknubbel mit sorgsam eingepuderten, transparent hautfarbenen Handschuhen, die aus diesem dünnen elastischen Stoff bestanden, den man normalerweise für Strumpfhosen verwendete. Man sah sie nur, wenn man direkt davorstand, aber ansonsten waren sie sehr unauffällig.
Sammy trug eins von Aleas Männerhemden, die er in eine ihrer abgeschnittenen Jeans gestopft hatte. Diese ging ihm bis zu den Knien und sah gar nicht so schlecht aus. Dazu ein Käppi, um seine roten Haare zu verbergen. Es ließ ihn auch etwas jünger wirken. Zu seinem Missfallen zog er dazu Schuhe an. Einfache Sandalen, wie sie viele Kinder trugen.

Nelani nahm ihn wie eine Mutter bei der Hand und sie sprangen – als der Cafébesitzer gerade nicht hinschaute – mit einem geübten Satz an Land. Dann begann Sammy, sehr schnell auf Holländisch seine „Mutter" zuzutexten. Dabei hüpfte er an ihrer Hand wie ein kleines Kind, was einen denken ließ, er sei einige Jahre jünger.
Um diesen Eindruck noch zusätzlich zu verstärken, überredete er Nelani auch noch, an dem Kiosk ein Eis zu kaufen. Das schmierte er sich beim Essen extra breit über den Mund, nun sah er wirklich aus wie sechs Jahre alt.

Einige Minuten später war Ben an der Reihe. Er trug zur Tarnung einen langen Mantel und einen Filzhut. Als er an Land sprang, nahm er einige Meter weiter sein Handy aus der Tasche und begann eindringlich, aber nicht zu laut, auf Portugiesisch zu telefonieren. Man könnte bei seinem Aussehen mit der gebräunten Haut denken, er wäre ein Geschäftsmann, der gerade wild mit einem seiner Mitarbeiter diskutierte. Er verschwand in der anderen Richtung.

Als letztes mussten Alea und Tess los. Lennox würde ihnen unauffällig folgen. Für Bens Tarnung war es besser, allein zu sein und wäre er direkt mit Alea gegangen, wäre es zu auffällig gewesen.
Alea trug einfache Kleidung, die sie sich von Tess geliehen hatte, außerdem eine schwarze Fleece-Jacke mit Taschen, in denen sie ihre Hände mit den Raffnarben verstecken konnte (leider hatte Nelani nur ein Paar ihrer Spezial-Handschuhe). Ihre dunklen Haare hatte sie zu einem tiefen Knoten gebunden, dazu die Strähnen so gekämmt, dass sie den größten Teil ihrer Kiemenknubbel verdeckten. Den Rest hatten sie mit etwas Schminke betupft, was zwar ein wenig brannte, aber wirksam war. Auch ihre Augen versteckte sie mit einer Sonnenbrille. Ihre Boots dazu, die sie zum Glück anziehen durfte, ließen sie größer und älter wirken. Auch etwas, was der Dutt bezweckte.

Tess verbarg ihre Dreadlocks mit einem Halstuch, welches sie wie ein Kopftuch einhüllte. Einfache, einfarbige Kleidung und dazu Schuhe mit höheren Absätzen, denn auch sie musste größer aussehen.

Mit einem mulmigen Gefühl sprang Alea über die Reling auf den Kai. Dieses Mal brauchte sie keine Gangway, dachte sie mit einem stillen Lächeln. Tess begann, mit ihr auf Englisch zu reden, ihr Handy in der Hand, als wären sie Touristinnen, die den Weg im Internet suchen mussten. Tess sprach über Sehenswürdigkeiten, Straßennamen und S-Bahn Linien, Alea gab höchstens einsilbige Antworten, damit einem ihr deutlich deutscher Akzent nicht auffiel.
Nach nur wenigen Metern hörte sie, wie Lennox beinahe lautlos auf das Pflaster sprang. Er würde ihnen – in unauffälliger Kleidung von Ben mit Sonnenbrille – folgen. Er würde von den Landgängern nicht entdeckt werden und sollten hier Meermenschen sein, würde ihnen Lennox nicht auffallen.

Ihre kleine Reise verlief relativ unproblematisch, bis ein Polizist, der zwei Straßen vor der Bahnstation anscheinend nach dem Rechten sah, auf sie aufmerksam wurde.

„Was tut ihr zwei denn hier, so an einem Freitagmorgen? Solltet ihr nicht in der Schule sein?", fragte er lächelnd, aber forsch. Er war Mitte fünfzig und hatte einen freundlichen, etwas strengen Blick. Das konnte ja heiter werden. Doch obwohl Alea es die Sprache verschlagen hatte, verlor Tess zum Glück nicht die Fassung.
Excuse me?", fragte sie. Perfektes Englisch, im Gegensatz zu ihrem Deutsch ziemlich akzentfrei.
Dem Polizisten war anzusehen, dass sein Englisch nicht das Beste war, doch er antwortete. „What are you doing here?", wiederholte er.

Class trip", meinte Tess gelassen. „We are meeting the others at the Elbphilharmonie"

Ah, sie schien den Polizisten überzeugen zu wollen, dass sie lediglich auf einer Klassenfahrt waren.

Without the others? On your own?", hakte der Polizist nach. Anscheinend schien er sie nicht überzeugend genug zu finden. „Maybe I'll take you to the Elphie, just in case"

Oh nein, das lief gar nicht gut... Der Polizist wollte sie dorthinbringen?

„Our teachers said that we should learn to travel on our own, without any help. It's very important to know how to deal with another type of train and ticket system", versuchte Tess ihn weiter zu überzeugen. Zum Glück ließ er sie gehen. Überflüssigerweise erklärte er ihnen den Weg zur Bahnstation. Schleunigst eilten die Mädchen davon.

Wie jeden Morgen war der Zug ziemlich voll, überfüllt mit Leuten, die zur Arbeit mussten. Lennox hatte Probleme, unentdeckt zu bleiben, aber irgendwie schaffte er es. Er war das einzige andere Bandenmitglied, das die Bahn nahm, Ben würde ein Taxi rufen und Nelani und Sammy mit dem Bus fahren.
Um ihre Tarnung zu decken tuschelten Tess und Alea während der Fahrt über imaginäre Mädchen in ihrer Klasse, die sie aufregten und sich wie Zicken benahmen, über süße Jungs und nervige Lehrer, Noten die sie geschrieben haben und was sie ihren Eltern mitbringen wollten. Nach einer schier endlosen Zeit und zweifachem Umsteigen kamen sie an die letzte Station und quetschten sich aus dem stickigen Zug. Von hier aus waren es nur noch einige Minuten Fußmarsch bis zum Krankenhaus.

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