"Hast du keine Freunde?"

Enes saß plötzlich wie schon so oft neben mir und fragte mir Löcher in den Bauch. Verwirrt schaute ich ihn an. "Was meinst du?" "Du sitzt immer alleine hier, also hast du keine Freunde. Oder sie gehen nicht auf unsere Schule", kombinierte er. Was erlaubte er sich bitte? Empört starrte ich ihn an. "Was meinst du, klar habe ich Freunde" "Wie heißen sie?" "Also..." Es war die traurige Wahrheit. Ich hatte keine Freunde. Früher im Kindergarten und in der Grundschule, da hatte ich ein paar Freunde, aber als sich alle auf verschiedene Schulen verteilt hatten, war der Kontakt abgebrochen. Und hier waren nur nett und witzig sein kein Faktor um beliebt zu sein. Hier ging es eher drum, wie du aussahst und welches Handy du dir leisten konntest. Traurig. 

"Siehst du. Aber ist nicht schlimm, ich bin jetzt einfach dein Freund", schlug er mir lächelnd fuhr. Gerührt lächelte ich zurück. Kinder waren einfach nur Engel. Plötzlich wandelte sich sein Gesichtsausdruck und er schaute ertappt rein. "Mist... Ähm, bis bald Dara, wir sehen uns", meinte er, sprang auf und rannte weg. Verwundert schaute ich ihm hinterher, bis mir plötzlich jemand auf die Schulter tippte. Ich drehte mich um und schaute geradewegs in das lächelnde Gesicht von Miriam.

"Hey Dara" "Hi" Sie setzte sich neben mich und schaute mich erwartungsvoll an. Was wollte sie hier eigentlich? "Ähm... Ich möchte jetzt nicht unhöflich oder so sein, aber was genau machst du hier? Also bei mir" Ihr Lächeln verschwand und sie schaute leicht geknickt aus. "Ich wollte dir Gesellschaft leisten. Du bist so oft alleine und ich dachte... naja..." "Danke", meinte ich ehrlich. Es war nett von ihr, dass sie trotz dem Hass ihrer Freunde auf mich sich mit mir unterhielt. Wir lächelten uns an und redeten den Rest der Pause über belangloses Zeug, während mein Herz sich nicht mehr einkriegte. 

Mochte sie mich? Oder tat sie das nur aus Mitleid? Was waren ihre Gedanken hinter dem Ganzen?