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Als ich unser Lokal betrat, herrschte eine ungewöhnliche Stille. Es roch, wie frisch geputzt.
Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Für die Mittagspause war es schon zu spät. Vermutlich kauften meine Eltern ein. Die Lager mussten immerhin gefüllt bleiben.

Die Ruhe gehörte der Vergangenheit an, als die mittlerweile nicht mehr so kleinen Pfötchen nach unten sprinteten.
„Dir auch einen guten Tag", empfing ich meinen kuscheligen Freund, der beim Hüpfen fast schon mein Gesicht erreichte.
„Haben dich alle alleine gelassen, hm?" Ich drückte mein Gesicht in das schwarze Fell. Guardiano stieß sich von mir ab und rannte weiter Richtung Tür. Seine Rute schwang ausgiebig hin und her, während seine Augen zwischen dem Ausgang und mir hin und her wanderten.
„Hast du denn gar kein Mitleid? Ich komme gerade von da draußen und dieser Welt ist kein schöner Ort. Wollen wir uns nicht einfach in unserem Zimmer verstecken?"
Mein vierbeiniger Begleiter wandte sich jaulend von mir ab. Also nein... „Ist gut. Ich hol nur deine Leine."

Als ob er prüfen müsste, dass ich mein Versprechen wirklich hielt, verfolgte mich mein Hund. Nein, er schob mich regelrecht an, so wie er sich zwischen meine Beine zwängte.
Ich bückte mich, oben angekommen gerade nach der Leine im Flur, die zwischen unseren ganzen Schuhen lag, da schoben sich ein paar Tennissocken in mein Sichtfeld.
„Hast du Anto gesucht, oder einfach Urlaub gemacht? Wo ist sie?"
Niemals hätte ich gedacht, dass Ardians Stimme, mich so zur Weißglut hätte bringen können, doch so weit waren wir mittlerweile gekommen.
„Verschone mich wenigstens heute mit deinen Suchtproblemen, okay?" Der Tag war ohnehin beschissen genug.

Als ich mich zu ihm umdrehte, erfuhr mich eine Wucht, die ich nicht erwartete. Mit seinen Armen hatte mein eigener Bruder mich gegen die Wand gestoßen.
Meine Schulterblätter prallten gegen den rauen Putz. Ich starrte Ardian mit weit aufgerissenen Augen an.
Vor Sekunden waren mir noch um die hundert Dinge eingefallen, die ich ihm gegen den Kopf hätte werfen können, doch nun herrschte Funkstille.
Er hatte mir eben wahrhaftig weh getan. Weil ich es kaum begreifen konnte, tastete ich nach der schmerzenden Schulter.
Ja, sie schmerzte.
Ardian schaute mich mit kugelrunden Augen an, so als würde selber kaum fassen, zu was seine Hände fähig waren.

„Hey, ihr zwei. Ist alles in Ordnung?" Meine Mutter erschien hinter meinem Bruder. Ihr Lächeln erhellte jeden Schatten. Ich wollte es niemals verschwinden sehen.
„Ja, Mamma", deswegen log ich und beugte mich schnell zu Guardiano, der meinem Bruder die Zähne zeigte.
„Ist gut, Kleiner", flüsterte ich, während ich seinen Hals ausgiebig krauelte. Er schenkte mir Halt, während ich den Boden unter den Füßen verlor.

Ardian rammte meine Mutter auf seinem Rückzug ins Zimmer.
„Er ist schon seit Tagen so..."
Mamma sah ihm hinterher und ich wettete darauf, dass er ihre anfängliche Freude auf seinem Weg mitgenommen hatte. So war es auch. Meine Mutter wirkte plötzlich wieder erschöpft, als sie sich zu mir umdrehte.
„Soll ich dir was aus dem Großhandel mitbringen?" Das Überspielen meiner Emotionen, erbte ich von ihr.
„Eine Packung Amarettinis. Die, mit dem Karamell-Aroma", orderte ich bei meiner Mamma, weil ich die kleinen Kekse schon liebte, seit mein erster Zahn gewachsen war. Und heute schmeckte er nicht nur nach süßem Gebäck, sondern nach besseren Zeiten.

„Wird gemacht, mein Schatz."
Meine Mutter streichelte über meinen Hinterkopf. Ihre Lippen drückte sie gegen meine Stirn. Am liebsten hätte ich geweint. Ich hatte niemanden mehr. Niemanden zum Reden. Niemanden zum Weinen. Niemanden zum Lachen. Ihre warme Hand glitt viel zu schnell aus meinen Haaren. Mein inneres Kind wollte nach ihr schnappen, doch die erwachsene Frau, die ich nun mal war, blieb stehen. Genau diese Frau, ertrug still und heimlich ihre Qualen.

Ein Stoß gegen den Oberschenkel beendete mein Selbstmitleid. Guardiano starrte mir in die Augen. Ich fragte mich, was er mit seinem intensiven Blick wohl mitteilen wollte. Auch wenn ich nur spekulieren konnte, mein loyalster Freund war bei mir.

Mit ihm gemeinsam zog ich über die Felder. Die untergehende Sonne benetzte jeden einzelnen Grashalm mit einem goldenen Schleier.
Es wurde friedlich in der kleinen Küstenstadt. Die Hektik der Arbeit hatten die meisten hinter sich gelassen und die Seelen, die ich auf meinem Weg noch traf, ließen sich baumeln.

Es zog mich auf geradem Weg hinter die Altstadt zu unserem Ufer.
Fast schon aus Gewohnheit, zog ich meine Sandalen auf dem noch harten Beton aus, um meine Zehen Sekunden später im noch warmen Sand zu versenken. Es gab noch Dinge, winzig kleine, die niemals an ihrer Schönheit verloren. Vor Genuss schloss ich die Augen, als die feinen Sandkörner meine Fußsohlen massierten.

Ich setzte mich auf den Baumstamm, auf dem ich sonst auch mit Anto saß, Kayden und Jesse uns Gegenüber auf dem Boden und Ardian zu unserer Linken auf dem großen Stein.
Doch nun verbrachte ich meine Zeit alleine hier. Die abgebrannten Zweige, die schwarze Asche, sie erzählten unvollendete Geschichten aus der Vergangenheit. Einer Zeit, die niemals mehr so werden würde.
Ich stocherte in den schwarzen Brocken herum, sah dabei zu, wie sie zu Staub zerfielen.

Am Freitag hätten wir hier sitzen müssen, doch da war ich mit Roel auf dem Weg zu Feliz gewesen. Es schien schon wieder eine Ewigkeit her zu sein.

Guardiano spazierte durch den Sand. Er jagte imaginäre Hasen und wälzte sich. Das einzige Geschöpf, über welches ich noch lachen konnte.

Eben spürte ich noch die Freiheit, breitete meine Beine aus und entspannte meine Muskeln, da engte mich mit dem nächsten Wimpernschlag von beiden Seiten etwas ein. Aus der einen Richtung sprangen mir rote Haare, wie eine Stichflamme ins Gesicht. Gleichzeitig stieg mir ein nur allzu bekannter Duft aus herber Männlichkeit und einer süßen Vanille in die Nase. Ich atmete tief ein und aus, doch ohne dabei ein Geräusch zu produzieren, oder mich zu bewegen.

„Wenn es um Verbrechen geht, die Vampire begehen, überlegen Menschen sich recht barbarische Konsequenzen... Plötzlich heißt es wieder Auge um Auge, Zahn, um Zahn... Wusstest du, dass es laut Vorschriften verboten ist, Waffen anzufertigen, die speziell gegen Vampire eingesetzt werden können?"
Nein, ich hatte keine Ahnung von den Regeln, die Fiamma erwähnte. Aber was hatte sie nun vor? Mich mit Rizin-Kugeln durchlöchern, wie ich es mit ihrem Leontes getan hatte?
„Willst du mich erschießen, oder in die nächste Mülltonne schmeißen? Übrigens, wie war deine Auszeit so, Leontes?", widmete ich mich an ihren Partner.

Ihm an jenem Tag in die farblose Iris zu schauen, wirkte befremdlich. Ich erkannte ihn nicht, oder doch zum ersten Mal so richtig. Vielleicht sah ich jetzt den Mann, der in der Lage war, eine verwirrte Frau zu bestehlen. Ja, ich erkannte den Mann, der mit seinen Küssen, für sich nützliche Informationen erkaufte. Selbst, wenn ich das Elixier nicht brauchte, so würde ich es selbst trinken, nur um es vor seinem Anblick verschwinden zu lassen. Die Wut überdeckte für einen kleinen Moment alles, selbst Darias Leiden.

„Willst du Leontes, oder soll ich?"
Sie schauten sich gegenseitig an.
Mir entwich ein Zischen, als sich Leontes kalte Hand, wie hartes Metall um mein Handgelenk legte.
Es schmerzte bereits jetzt.
Meine Knochen und die Haut quetschten das Fleisch dazwischen ein. Ich riss vergeblich an seinem Arm und auch, dass ich mich auf die Beine erhob, änderte nichts an seinem eisernen Griff. Er stand ganz langsam auf, so als würde mein Zappeln ihm nicht das Geringste ausmachen.
„Du hast meine Ängste benutzt,
bist mir näher gekommen und hast mich bestohlen. Du hast mit meinen Gefühlen gespielt. Findest du das jetzt fair? Dann los, tu mir weiter weh."

Er atmete tief ein und aus. Seine Pupillen wanderten vom Sand hinauf zu mir. Ich suchte in der Leere nach Sinn, doch fand nichts. Seine Muskeln spannten sich an. Aus einem drückenden Schmerz wurde eine stechender. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht zu wimmern.

Da rannte plötzlich Guardiano an. Mein kleiner Beschützer vergrub seine spitzen Zähne in der Wade meines Angreifers. Leontes trat ihn zur Seite. Das Jaulen meines Welpens drang mir durch Mark und Knochen.

Er hatte selbst gesehen, wie viel der Hund mir bedeutete und er hatte ihn mir gekauft. Wie konnte er Guardiano sowas antun? Dafür gab es nur eine Erklärung. Dieser Vampir besaß keine Seele und kein Herz.

Ich holte aus und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht.
Die rothaarige Hexe, die das Geschehen bisher belustigt beobachtet hatte, schoss hinauf,
wie eine Rakete, nur um nach meinem noch freien Arm zu greifen. Jetzt hätten sie mich in der Mitte zerreißen können.
„Merk es dir noch einmal. Kein dreckiger Mensch wird jemals wieder die Hand gegen einen Vampir erheben", drohte sie mir.

Auf ihr Kommando, drückte Leontes noch einmal zu. Mir wurde schwindelig. Ich schmeckte Blut, vermutlich von meiner Lippe, vielleicht waren meine Zähne aber auch auf meine Zunge abgerutscht. Wie in Trance hörte ich es knacken, spürte, wie meine Knochen sich durch mein Inneres schnitten.
Doch es war er, der mir das Herz brach. Sein Leid, es strömte durch meine Adern. Ich spürte es so klar, wie meine eigenen Gefühle.
„Mein Gesicht wird dich an jedem Tag bis in deine Träume verfolgen.
Du wirst mir nie wieder entkommen, egal wohin du gehst.
Und es wird so weh tun, wie noch nichts zuvor. Der Arm, den du eben gebrochen hast, soll dir dein Herz herausreißen. Das wird dein sehnlichster Wunsch sein."

Leontes und Fiamma,
sie verschwanden beide. So schnell, dass meine menschlichen Augen ihnen nicht folgen konnten.
Mein Arm fiel schlaff hinab.
Ich schaffte es nicht, meine Finger zu bewegen.
Er hatte mein Handgelenk zertrümmert und doch schockierten mich mehr die Worte, die eben meine Lippen verließen, aber dennoch nicht von mir stammten.

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