-𝟽𝚊-

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Für jeden Menschen gab es einen Vampir, oder umgekehrt. Der Geruch von Eisen lag in der Luft.
In meiner Nähe schrie ein Mann auf. Ich wusste nicht in welche Richtung ich mich drehen sollte, als mir plötzlich Blut direkt ins Gesicht spritzte. Sie saugten sie nicht aus, sie fraßen sie.
Ich wollte schreien, als Leontes Hand sich gegen meinen Mund presste. Mir wurde so schlecht, dass ich in seinen Armen zusammensackte.

Erst als wir den menschenleeren Flur betraten, fand ich wieder Kraft, um auf eigenen Beinen zu stehen. Mein Magen fuhr Achterbahn und weil es ihm alleine zu langweilig war, schnappte er sich noch mein Gehirn. Ich rannte auf die Vase zu und ließ die letzten drei Getränke Revue passieren.
Ohne ein Kommentar, nahm Leontes meine Haare in seine Hand. Zumindest vermutete ich, dass er es war. Ich hatte das Gefühl für Raum und Zeit komplett verloren. Der stumpfe Bass zerging unter seiner Stimme, die so laut in meinem Ohr dröhnte. „Es befinden sich Verlorene im Ballsaal." Was meinte er damit? Die Übelkeit las nach, also erhob ich mich wieder. Leontes steckte gerade sein Handy wieder weg.

Ich wischte mir über die verklebten Wangen, nur um festzustellen, dass mir nun Blut an den Fingerspitzen klebte. „Sieh nicht hin", befahl er streng und nahm meine Hand in seine. Zum ersten Mal fühlte sie sich wärmer an als meine eigene, aber härter, viel härter. „Wir gehen jetzt auf dein Zimmer, du steigst unter die Dusche und dann reden wir in Ruhe." Nein, eine menschliche Erscheinung wie ihn, hatte ich noch nie gesehen. Wie hypnotisiert von seinen hellen Iriden, nickte ich. Dieses Monster von damals war hier und ein anderes hielt mich an der Hand. Ich konnte mich nicht wehren, schon wieder.

Vor meinem Zimmer angekommen, schlug ich Wurzeln im Boden.
„Deine Karte, Nivia", erinnerte mich der große Mann neben mir, der meine Hand immer noch fest umfasste. Meine zittrigen Finger schafften es kaum den Drehverschluss der Clutch zu fassen. Nach einer unendlich langen Minute hielt ich das Stück Plastik zwischen den Fingern. Leontes beobachtete scheinbar mein Versagen, denn als ich den Schlitz nicht erwischte, nahm er sich die Zimmerkarte und schob sie ohne zu zögern durch den Spalt.
Ja, er musste ein Vampir sein, so sehr wie das Geschehen an ihm abprallte. Erschrocken stellte ich fest, dass ich es in Gedanken ausgesprochen hatte. Vampir...

Kaum öffnete sich die Tür, rannte ich auf meinen Rucksack zu. Ich öffnete das Taschenmesser, indessen ich mich wieder zurück wandte. Er stand völlig ungerührt an den Türrahmen gelehnt,
während ich kaum zu Luft kam.
„Du müsstest dich jetzt sehen."
Darauf lachte er kopfschüttelnd.
„Heute morgen noch die Anstand in Person und jetzt von Kopf bis Fuß mit Blut besudelt. Das Messer gerichtet auf einen einfachen Mann." Dabei betrachtete er mich von oben bis unten.
Mit jedem Wort kam er einen weiteren Schritt auf mich zu. Ich blickte kurz an mir herunter. Die roten Spritzer fanden sich überall wieder, auf meiner Brust, dem Kleid, sogar über meinen Schenkeln. Die aufkommende Magensäure schluckte ich runter. „Du gehörst zu ihnen!", beschuldigte ich ihn, wobei ich mit der Messerspitze zum Ausgang deutete. „Das tue ich nicht!", fuhr er mich ebenfalls mit gereizter Tonart an.

Wir boten uns ein Blickduell, dem ich nicht entfliehen konnte. Mein Herz schlug vor Aufregung schmerzhaft gegen meine Brust. Selbst wenn ich es gewollt hätte, hätte ich keine Ruhe gefunden. Er fand sie. Leontes rieb sich über die Nasenwurzel.
„Du bist übersät von A positiv bis B negativ. Wir sind alleine, was würde mich als Vampir davon abhalten, über dich herzufallen? Leg das Messer weg, außer du willst den ersten Unschuldigen auf deiner Liste haben", verlangte er mit erhobenen Händen.

Im Gegensatz zu mir, fand ich an ihm keinen einzigen roten Fleck. Sein Anzug saß wie frisch gebügelt. Er drang mit seinem Grau tief durch und räumte das Chaos in meinem Inneren ein wenig auf. Ich gab mich geschlagen. Mein Arm fiel schlapp hinab und mit ihm knallte das Messer auf den Boden.
Von nun an würde ich verrückt werden, mich einschließen und niemandem mehr trauen.
Mit Tränen in den Augen drehte ich meinen Kopf in Richtung des Spiegels, oder ich werde selbst zum Monster. Das würde niemals passieren!

Nüchterne Neuronen drangen endlich in meine Gedanken und ich versuchte an Leontes vorbei zu rennen, doch er packte nach meinem Arm. Sein Griff schmerzte, weil ich mich gegen ihn wehrte, nur ohne Erfolg.
„Wir müssen ihnen helfen! Sie werden ausgesaugt", schrie ich, während ich strampelte, wie eine Verrückte.
„Nivia! Die Menschen, die dort unten sind, sind freiwillig dort! Fiamma schaut nach den Rechten. Ich habe sie informiert. Es ist alles gut, beruhig dich endlich!", machte er mich blöd an, als würde einem jeden Tag Vampire, Zauberer und Feen über den Weg laufen.
„Geh jetzt erstmal kalt duschen und ich werde dir alles erklären. Bitte vertrau mir." Seine Mimik nahm wieder sanftere Züge an, genauso wie seine Hände.

Sie kannten sich scheinbar aus, nicht so wie ich. Und was sollte ich gegen eine Horde Monster aussetzen? Ich vertraute ihm nicht, keinem mehr. Yvette hatte mich stets belogen, dem war ich mir sicher und vielleicht steckten auch Kayden und Jesse mit drin.

„In Ordnung", sprach ich leise vor mich hin, was reichte, damit er ganz von mir ab ließ.
Leontes ging vor und setzte sich auf den Hocker vor dem Spiegel. Ich schloss die Tür und ging an ihm vorbei. Nachdem ich das Badezimmer abgeschlossen hatte, glitt das Kleid an meinem Körper herunter. Auf einmal konnte ich es kaum abwarten, den Dreck von mir zu spülen und vielleicht auch ein Stück dieses Abends.

Ich verdrängte all die Gesichter, die mich im Stich ließen und auch die unendliche Reihe an Fragen. Stattdessen konzentrierte ich mich genau auf diesen Moment und das Leontes womöglich der einzige war, der mir helfen konnte, damit zurecht zu kommen. Fakt war, dass er mich gewarnt und gerettet hatte und würde ich davon ausgehen, dass er auch einer von ihnen war, würde ich durchdrehen. Also redete ich mir vehement ein, dass er auf meiner Seite stand.

Nachdem ich völlig erschöpft aus der Dusche kletterte, existierte nur noch Leere in meinem Kopf. Ich zog mir den Pyjama über, der am Haken hing und schlenderte, begleitet vom Dampf aus dem Zimmer.

Leontes überfiel mich regelrecht mit seinen Ideen. „Das Schiff legt morgen in Kroatien an. Wir werden aussteigen und du nimmst drei Tage später die Fähre zurück nach Cesena. Sag Yvette Bescheid, sobald wir sicheren Boden unter den Füßen haben." Darauf entwich mir ein spöttischer Lacher. Sicheren Boden... Wo existierte sowas denn?
Außerdem spielte meine ach so tolle Vorgesetzte mit meinem Leben, obwohl ich sie manchmal als zweite Mutter betrachtete.

„Gefällt dir die Idee nicht?", fragte er, während er durch sein Smartphone scrollte. „Doch, doch...", sagte ich abwesend. Er kannte sich ja aus, während ich keine Ahnung mehr hatte, wie mein Leben nun laufen würde. Ich übergab ihm also das Steuer, einem Fremden.

In der Zeit, in der ich mich selbst bemitleidete, erschien mir immer wieder dieser eine Vampir.
„Wird es Tote geben?", wollte ich wissen, als ich unter meine Bettdecke schlüpfte. „Wahrscheinlich nicht. Vampire müssen sich an einen Kodex halten, wenn das Zusammenleben funktionieren soll." Sie hatten in meiner und vermutlich vieler anderer Unwissenheit schon ein ganzes System errichtet.

„Du hattest am Telefon irgendwas von den Verlorenen erwähnt. Was soll das sein?" Ich schaffte es nicht, den ganzen Abend innerlich durchzuspielen. Dafür blendeten sich einzelne Stücke ein.
„Normalerweise schließen Vampire sich an Gruppierungen an, zum Beispiel der unabhängigen Vereinigung 066. Hier lernen sie sich zu beherrschen und werden in ihr normales Leben zurück integriert. Andere Vampire finden allerdings keinen Weg und verlieren sich selbst, ihre ganze Vergangenheit. Feliz Zovko sammelt sie in letzter Zeit ein, aber verschlimmert deren Zustand nur. Sie halten sich nur noch an die Regeln, weil sie es müssen, nicht, weil sie wollen."

Zu viele Informationen an einem Tag.
Ich massierte meine von Schmerzen geplagten Schläfen. Nun wusste ich aber auch, dass ein Herr Ogliastra log. Die 066 hatte also keinen Zusammenhang mit der Blutentnahme...

Leontes lehnte mittlerweile mit dem Ellenbogen über dem kleinen Schminktisch. Ich meinte blaue Schatten unter seinen Augen zu erkennen und das stimmte wiederum mich selber noch müder.
„Du kannst ruhig gehen und dich ausruhen. Ich brauche keinen Babysitter", bot ich ihm an, weil ich spürte, wie meine eigenen Lider immer schwerer wurden.

„Danke für deine ehrliche Sorge, aber ich habe diese Fahrt organisiert und ich werde darauf Acht geben, dass keiner zu Schaden kommt." Vernahm ich da etwa Sarkasmus, vor allem in seinem ersten Satz? „Dann wird das hier eine Pyjamaparty, wundervoll", ließ der Sarkasmus zurück grüßen.

Mein Kopf versank in den Federn des Kissens. Eine Weile schaffte ich es, die toten Fliegen unter der Haube der Deckenleuchte zu zählen, doch dann nickte ich ein.
„Du, Nivia." Seine Stimme erklang in meinem Gehör, wie durch ein Megafon. Ich lehnte mich auf die Ellenbogen, um ihn anzusehen.

Ein freches Grinsen zierte sein Gesicht.
„Wie gefällt dir dein Beruf bisher?"
Ach, halt einfach die Klappe, Leontes.





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