-𝟾-

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Das erste, was ich mitbekam war, dass meine Schultern unheimlich brannten. Der Sonne sollte man nicht zu nahe treten. Danach realisierte ich nach und nach, dass ich seit gestern in einer Art Paralleluniversum lebte, die meiner Erde so gar nicht ähnelte. Ich fühlte mich einiger Freunde beraubt und langsam kämpfte sich neben Verwirrung und Angst, auch der Schmerz an die Oberfläche. Yvette hatte mich belogen und mich lebensgefährlichen Gefahren ausgesetzt. Sie hatte mich wie einen Narren vorgeführt. Die kleinen Nadeln piekten fiese Löcher in mein Herz.

„Guten Morgen, ich warte vor der Tür." Ich schreckte hoch, sah aber nur noch den Rücken des Mannes, den ich bis eben, vergessen hatte.
Den gab es ja auch noch. Leontes, mein Wegweiser...
Ausgeschlafen, aber immer noch erschöpft rutschte ich vom Bett und fast direkt in meine Jeansshorts. Um meine Haut nicht wieder zu verbrennen, zog ich mir ganz vorsichtig, ein weißes lockeres Hemd über. Nachdem ich die Knöpfe sorgfältig schloss, schob ich noch eine Seite unter den Hosenbund. Ich machte mir kaum Mühe bei dem Dutt und kaschierte das Durcheinander auf meinem Kopf letztendlich mit einer großen Sonnenbrille. Die Lust auf Parfüm hatte sich verflüchtigt. Es duftete zu süß, für die Umstände.

Ich ging hinaus, wo Leontes wieder an der Tür lehnte, diesmal ohne Fuß an der Wand und mit knittrigem Hemd. Ein Anblick, der mich fast so schockierte, wie der eines Vampirs. Die langen silbernen Strähnen fielen über seine Stirn, nachdem er leise Schritte neben meine setzte.

„Wir können oben auf dem Deck frühstücken", bot er mir freundlich an. Wenigstens machte er sich Gedanken. Das große Frühstück fand nämlich im Ballsaal statt. Diesen eigentlich wunderschönen Raum würde ich nur niemals wieder betreten.

Draußen wehte mir der seichte Wind den salzigen Duft des Meeres um die Nase. Der Gestank nach Eisen war verflogen. Ich blieb stehen und inhalierte den Duft unter verschlossenen Augen.
Der Tag begann wie gestern. Mein Leben schien das gleiche zu sein, doch meine Sehnsucht nach gestern Morgen, bewies mir, dass ein paar Stunden alles verändert hatten.
„Es ist alles nicht so schlimm, wie es jetzt für dich rüberkommt. Gib dir Zeit", ermutigte mich der Mann, dessen Perfektion immer noch durch sein faltiges Hemd und durch die wilde Mähne, hindurch schien.
Vielleicht gefiel er mir so sogar besser. Er wirkte nicht mehr ganz so, wie in Stein gemeißelt.
Ich nickte ihm stumm zu.

Auf dem Weg nach draußen, begegneten wir einigen Personen, die mir fast alle seltsame Seitenblicke zu warfen. Vermutlich kamen sie von ihrer morgendlichen Schwimmrunde, nachdem sie gestern alle pünktlich zu Bett gegangen waren. Natürlich, ich war auch die einzige Beamtin, die zur Happyhour der Vampire im Saal blieb. Sie wussten alle, was sich ereignen würde, doch mich hatte keiner aufgeklärt. Die Polizistin, die sich als Zwischenmahlzeit anbot, war gewiss mein neuer Spitzname. An Leontes prallten die Blicke ab. Seine stählerne Ausstrahlung blieb bestehen.

Als wir oben ankamen, hob sich die letzte ältere Frau aus dem Pool, um nach unten zu verschwinden. Wir blieben beinahe die einzigen hier oben. Unten gab es ja auch ein kostenloses Büffet, anstelle des teuren Kaffees, der hier serviert wurde.
„Setz dich schonmal, ich hole uns was." Dazu rückte er mir noch einen Stuhl an einem der runden weißen Tische nach hinten. Er bemutterte mich, aber ich hatte seltsamerweise nichts dagegen. Zuhause nervte es mich ja schon, wenn meine Mutter das tat, aber nachdem, was ich erlebt hatte, vermisste ich mütterlich Fürsorge.

Ich setzte mich hin und starrte auf das Wasser. Noch war kein Land in Sicht. Und so endlos wie das Meer, war die Leere in meiner Vorstellung, wie sich mein Leben von nun an gestalten würde.

Die Röstaromen erreichten mich noch, bevor der Kaffee auf dem Tisch stand. Leontes schob mir einen Teller herüber. Das Croissant wurde in der Mitte geteilt. Schinken und Käse wurden hübsch drapiert. Ein perfektes Frühstück. „Danke."
Ich zwang mich zu einem Lächeln.

Während es mir doch leichter fiel, dass Croissant zu verspeisen, lunzte ich zu dem Mann mir gegenüber.
Er hatte sich nur einen Kaffee mitgebracht. Ich hatte ihn noch nie essen sehen.
„Bist du wirklich keiner von ihnen?", schoss es aus mir heraus, nachdem ich abwechselnd ihn und seine Kaffeetasse betrachtete. Leontes schien zu verstehen, weshalb ich zweifelte.
„Wenn ich nicht gut schlafe, ist mir morgens übel", erklärte er seinen fehlenden Appetit und nippte wieder an seinem Kaffee. So ging es fielen Menschen. Anto, die Nachteule, ließ ihr Frühstück deswegen immer aus.

„Das gibt's ja nicht. Leonti, mein Hübscher, wie lang ist es her?"
Er, das Monster in Person, fiel auf den Stuhl neben mir. Ich rutschte sofort einen Stuhl weiter neben Leontes. „Darf sie nicht neben anderen Männern sitzen? Leonti, wir befinden uns im 21. Jahrhundert", kommentierte er mein Verhalten. Normalerweise würde es mich tierisch aufregen, doch ich erstarrte, merkte nichts mehr, außer mein schnell schlagendes Herz und meine Finger, die sich in meine Wange bohrten. Leontes reagierte nicht auf den Vampir. Sein Blick traf mich und seine Augen wanderten hinunter zu meiner Wange. Er legte seine Hand sanft über meine und entfernte sie von meinem Gesicht. Sein fester Griff führte unsere Hände unter den Tisch und so blieb es. Es tat mir leid, dass ich nun ihm meine Nägel ins Fleisch rammte.

„Ihr seid nicht eingeladen gewesen", wies er den Verlorenen zurecht. Ich zählte die Krümel auf dem Tisch, Hauptsache ich entfloh der Situation. „Ungeladene Gäste machen eine Party doch aus." Der Vampir schien vorlaut, aber schlagfertig.

„Na, was findet hier für eine Versammlung statt?" Nun setzte auch noch Fiamma sich auf meinen alten Platz. Konnte es eigentlich noch schlimmer werden? Ich vergrub meine Zähne in der Unterlippe.
„Ahhh die rote Königin. Dein Freund hier, ist ja sesshaft geworden. Er wollte mir gerade seine Freundin vorstellen." Er berührte die Menschen dort, wo es ihnen am meisten weh tat. Fiammas Bein rutschte aus, ob versehentlich, oder auch nicht. Ihr schmaler Absatz schlitterte über meinen Fuß und setzte damit meine Haut in Flammen.

Ich entriss mich Leontes, um nach der Verletzung zu tasten. Es wurde feucht zwischen meinen Fingern. Bevor ich überhaupt einen Blick darauf warf, schaute ich zu meinem Gegenüber. Wie ein Raubtier musste er das Blut noch vor mir erschnüffelt haben, denn sein gesamter Augapfel färbte sich wieder tiefschwarz.

Es war mir egal, welche Wunde diese Wahnsinnige mir zugefügt hatte. Ich musste hier weg. Meine Beine trugen mich davon, unwissend wohin, einfach nur wo anders hin. Nachdem ich die Treppe passiert hatte, griff ich wieder nach der Rehling seitlich des Schiffes und rannte bis zum Heck, wo es keine Fenster zum inneren des Schiffes gab.

Geschützt vor jeder Neugier, versuchte ich den Frust und die Angst zu veratmen. Was hatten sie für ein erfolgloses System geschaffen, wenn ein Tropfen Blut ihn so in Rage versetzte? Der erste Vampir, den ich traf, stellte eine Gefahr dar. Da gab es bestimmt noch schlimmere, oder auch bessere? Ich bezweifelte letzteres.

Meine Gedanken fuhren Karussell. Wie sollte ich jemals damit zurecht kommen? Als Polizistin musste ich Menschen beschützen, aber ich würde das Haus vermutlich selbst nie wieder ohne Begleitung verlassen können. Und meine Familie... Sie gingen dem ganz normalen Alltag nach, ohne zu wissen, dass Monster unter ihnen verweilten. Wir waren ihnen ausgeliefert, ohne das uns jemand beibrachte, wie man sich verteidigt. Das Rechtssystem verschwieg es doch sogar.

Ich atmete scharf ein. Ein betäubender Schmerz zog mir durch den Kopf, als jemand nach meinen Haaren packte. „Es ist unhöflich zu gehen, ohne sich zu verabschieden, Bellina", flüsterte der Vampir mir ins Ohr, ehe laute Rufe erklangen.

"Roel, lass sie gehen. Du kennst doch die verdammten Regeln. Sie ist Polizistin!", schrie Leontes, den zum ersten Mal jemand aus der Spur brachte. Seine grauen Iriden zuckten unruhig zwischen dem Vampir und mir hin und her. Er hob seine Hände in die Höhe, doch es beruhigte das Monster hinter mir nicht. Dieser Roel lehnte gelassen an der Rehling, während er mich wie einen Hund mit sich zog. „Regeln, die du mit den Menschen ausgehandelt hast, weil ihr euch für etwas Besseres haltet", entgegnete er.

„Sag, dass du es willst, Bellina und wir bringen es schmerzlos hinter uns, ohne Herrn Ogliastras Regeln zu missachten." Darauf zog er wieder, solange bis mein Hals frei vor ihm lag. Ich erschauderte, als seine Zunge eine Spur der Nässe über meiner empfindlichen Haut verteilte.
Meine Lider pressten sich zusammen und in der Dunkelheit, sah ich bereits mein Leben an mir vorbeiziehen.

„Roel, das ist meine letzte Warnung."
Leontes klang wieder beherrscht, fast schon ruhig. „Dieses Weib macht nur Probleme." Allein an ihrer Stimme, hörte ich heraus, dass es Fiamma nicht interessierte. Ihr wäre wahrscheinlich am liebsten gewesen, wenn Roel mich über die Planken, in das Gewässer warf. Dann hätte sie ein Problem weniger.

Mich überkam die blanke Wut. Jeder meinte, er könne mit mir machen, was er wolle, über mein Schicksal entscheiden. Dabei kannten sie mich nicht einmal. Und wieso stimmte ich ihnen zu, indem ich alles wehrlos hinnahm? Mein Körper zitterte. Ich sah vor mir, wie die Flasche vor mir zersplitterte und sich eine Scherbe in meine Wange fraß, wie Fiamma mich bei jeder Gelegenheit aufzog und mir nun grundlos eine weitere Wunde zufügte.

Meine Hand tastete langsam nach meiner Tasche, während Leontes und Roel eine hitzige Diskussion führten. Ich verstand deren Worte nicht. Nur mein eigenes Handeln stand im Fokus. Keine Ahnung, welche Fähigkeiten ein Vampir besaß, doch in ihrem Gesicht, strahlten noch die selben Augen eines Menschen. Mit den Fingern ertastete ich die kleine metallische Flasche, nur um mich Sekunden später loszureißen und sie vor Roels Gruselfassade zu halten.
Ich sprühte das Pfefferspray, ohne zu zögern und jubelte innerlich, als er sich vor Schmerzen beugte.

Er erholte sich viel schneller, als zum Beispiel ich es tun würde. Da schob sich nur Leontes schon zwischen uns. Ich sah nur noch, wie der Vampir über die eisernen Rohre flog und es irgendwann verdächtig plätscherte. Mein Herz setzte aus.
„Leontes, spinnst du? Wir haben uns auch an Regeln zu halten!", vernahm ich Fiammas schrillen Worte im Hintergrund. Sie packte den Mann am Ellenbogen zurück. „Du weißt, dass Feliz ihn einen seiner Söhne nennt", setzte sie ihre Tirade fort. „Und Yvette nennt sie ihren Schützling. Ein Krieg mit den Menschen ist genauso gefährlich. Das müsstest du doch am besten wissen!", schoss er zurück.

Ich schaltete ab, lief vor und begutachtete den Untergrund. Unter jeder Welle suchte ich nach Leben, doch da schäumte es nur vom Antrieb des Dampfers. Wir hatten jemanden auf dem Gewissen, von dem ich nur sicher wusste, dass er mal ein normaler Mensch war.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro