8.

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Eric

"Was war so schlimm an meinen SMS?"
Ich mache einen einnehmenden Schritt auf ihn zu.
"Ich war endlich mal wieder in Wisconsin und ..."
"Und wolltest mich sehen?"
Argwohn lässt seine Worte schwer wiegen.

Ich nicke.
"Und warum?"
Ich überlege.
"Weil ich dich sehen wollte."
Ben seufzt.

"Nun ... Am Samstag schien meine Schwester die bessere Gesellschaft für dich gewesen zu sein, schade, dass sie gerade nicht hier ist. Falls du sie sehen willst, ist das hier der falsche Ort auf sie zu warten. Sie wird mich nie im Leben besuchen kommen."
"Hör auf", befehle ich in hartem Ton.
Ben lacht und fährt fort: "Wenn überhaupt, würde sie hier reingestürmt kommen, um lebenserhaltende Maschinen abzustellen. Weil jetzt habe ich ihren Augenstern richtig geschrottet."

"Hör auf", knurre ich.
"Bin ich überhaupt an lebenserhaltenden Maschinen angeschlossen?", fragt er unbeirrt.
Ich schüttele den Kopf.
"So schlimm hat es dich nicht erwischt."
Er schiebt seine volle Unterlippe vor.

Ich mache noch einen letzten Schritt nach vorne und stehe nun neben seinem Bett. Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, setze ich mich. Nicht ans Fußende. Ich lasse mich auf Höhe seiner Hüfte nieder.
Sein schwarzes Haar ist strähnig. Getrocknetes Blut klebt in einigen Strähnen neben seiner Ohrmuschel.

"Was hast du dir nur dabei gedacht?"
"Bist du ernsthaft den ganzen weiten Weg gekommen, um mir diese Frage zu stellen? Du weißt, warum ich das gemacht habe. Aber du willst es nicht hören, wenn ich es ausspreche. Also verstehe ich wirklich nicht, warum du hier aufgekreuzt bist."
Sein Gesicht fällt.
"Oder hat dich mein Vater geschickt?"

Ich greife nach seiner Hand. Wir schnappen beide gleichzeitig und mit gleicher Intensität nach Luft, als sich unsere Haut berührt. Warm auf kalt.
Ich weiß, warum er es getan hat. Und ich weiß, wie es um seinen Kopf steht. Es war schon immer ein ... sehr dunkler Ort, den er da hinter deiner Stirn vor dem Rest der Welt abschirmt.

Es ist nicht so, dass ich nicht versucht hätte, zu ihm durchzubrechen. Mit jedem erdenklichen Mittel habe ich es versucht. Mit Zureden, Gewalt und sanft.
Ich lege meinen Daumen über seinen Handrücken und betrachte die Stelle, an der sich unsere Körper endlich wieder berühren.
Als ich den Kopf wieder hebe, sehe ich, dass Benny mein Gesicht studiert.

Seine braunen Augen scannen mich. Von einer Sekunde auf die andere beginnt mein Herz zu rasen. Ein Kribbeln breitet sich in meinem Nacken aus. Keiner von uns sagt auch nur ein Wort.
Wir haben uns so lange nicht gesehen. Es scheint in einem anderen Leben gewesen zu sein, dass ich seine Haut gespürt habe.

Letzte Woche war ich so nah dran und habe mich weggeduckt. Weil es das Beste war.
Wenn nicht gleich jemand in diesen Raum kommen wird, muss ich mich zu diesem Jungen vorbeugen. Ich muss es einfach tun. Das hier ist zu nah.
Ich entziehe ihm meine Hand und falte sie in meinem Schoß.

Eines meiner Beine ist locker abgespreizt und ruht auf der harten Matratze. Ich kann Bens Augen beinahe auf der Innenseite meines Oberschenkels spüren.
Seine Hand liegt immer noch an der gleichen Stelle, dort, wo ich sie zurückgelassen habe.
"Er hat dich also nicht geschickt", schlussfolgert er.

"Nein. Aber ohne ihn hätte ich nie erfahren, dass du im Krankenhaus bist."
Der neue Ausdruck auf seinen Zügen sagt mir, was er darüber denkt.
"Warum hast du nicht auf meine Nachrichten geantwortet?", versuche ich ein neues Thema anzuschneiden, obwohl wir uns im Kreis drehen. Das haben wir schon immer gemacht und ich weiß mit Sicherheit, dass wir diesen ewigen Kreislauf nicht unterbrechen werden. Wahrscheinlich nie.

"Warum sollte ich?", lautet die kühle Antwort.
Meine Formulierung war nicht gerade galant gewesen. Aber nachdem ich versucht habe, zehnmal zusammenzupuzzeln, was ich ausdrücken will, bin ich mit den direkten, ehrlichen Worten gegangen - anscheinend ein Fehler.

Ich blicke von seiner Hand auf den Gips an seinem Arm und von dort aus auf die Wunde über seiner Augenbraue, dann in seine Augen.
Der erste Blick ist immer wie tausend Elektrostöße, zentriert in einem Punkt in meinem Bauch.
"Ich wollte dich wirklich sehen", entkommt es meinen geteilten Lippen. "Ich wollte sehen, wie es dir geht, was du so machst. Ich wollte sehen, wie du aussieht, ob du deine Haare hast wachsen lassen, ob du sie immer noch färbst."

Unbemerkt strecke ich die Hand nach seiner Mähne aus und versuche meine Finger bis zu den Spitzen durchlaufen zu lassen, doch ab der Mitte muss ich aufgeben, sie sind zu verknotet.
"Ich wollte mich in dein Zimmer schleichen und sehen, ob da immer noch diese angsteinflößenden Poster hängen, unter denen du Nacht für Nacht schläfst. Und dort wollte ich ..."

Diesen Satz werde ich nie beenden. Nicht in seiner Gegenwart und seinem labilen Zustand.
Nur in der Privatsphäre meiner eigenen Gedanken führe ich diesen Satz aus.
Wenn ich es erstmal in sein Zimmer geschafft hätte, hätte ich meine Schuhe von den Füßen gekickt und mich unter seine Bettdecke gestohlen. Ich hätte ihn darunter festgehalten, bis wir beide erstickt wären oder Mirella hereingeplatzt wäre, um uns zu retten.

Ich wollte ihn küssen. Überall. Und nie wieder damit aufhören.
Ich wollte meinen Kopf auf seine Brust legen und die Augen schließen, mich halten lassen und so tun, als ob alles so wie früher ist.
"Sei froh, dass du meine Gedanken nicht hören kannst."

Seine Gegenwart ist wie eine Droge, bei der ich jede Selbstdisziplin verliere.
"Was, wenn -"
"Was, wenn was?", hake ich nach, doch der Dickschädel bleibt stumm.
Er ist so dünn und blass.

Ich beiße auf meine Unterlippe und will die Hand wieder nach ihm ausstrecken.
Was, wenn er sagen wollte, dass meine Gedanken sein sind? Was, wenn er sich genau wie ich am Samstag zurückgehalten hat, nicht durch das Haus zu stürmen und mich zu finden?
Beinahe lache ich auf. Meine Wunschvorstellung wird weit ab von der Realität sein. Es wäre schön zu wissen, dass er sich genauso quält wie ich.

Ich weiß, dass er sich quält, aber nicht meinetwegen. Die Vergangenheit scheint nur noch in mir zu wohnen.
Wie Ophelia wird er weitergemacht haben, auf seine Weise.
Aber allein hier bei ihm sitzen zu dürfen, ihn sehen zu dürfen und ihn für die paar Sekunden gespürt zu haben, ist meine Belohnung, die Vergangenheit am Leben gelassen zu haben.

"Bist du länger hier in Fitchburg?", fragt Ben.
Er wird mir nie beantworten, wie sein Satz geendet hätte. Ich denke, in diesem Punkt sind wir quitt.
"Ja."
Nein. Eigentlich nicht. Aber ich glaube, ich sollte eine Weile länger bleiben als bisher geplant.

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Song: Hourglass - Catfish & The Bottlemen

Heute war leider ein schrecklicher Tag. Unser Pony, Hanni, musste eingeschläfert werden. Ich will auch wirklich gar nichts mehr schreiben, also ... bis morgen.

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