am Tag des Falls - 06.06.

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Jungkook und ich gingen einfach nur ein wenig raus. Die frische Luft atmen. Genießen, dass das Wetter im Frühling mild und sonnig war. Genießen, dass wir zusammen waren.

Zumindest im Moment wollte ich nicht daran denken, wie ich das meinen Eltern beibringen würde. Ich würde mir später Gedanken darüber machen. Eher früher als später, aber dennoch nicht jetzt.

Dass ich es ihnen sagen würde, stand außer Frage.

Ich liebe Jungkook mit allem was ich hatte und er hatte es nicht verdient geheim gehalten zu werden. Ich wollte zu ihm stehen, denn sonst war ich seiner nicht würdig. Er war mein Licht. Und Licht, versteckt an einem dunklen Ort machte keinen Sinn. Sollte man mich doch dumm nennen. Wir kannten uns noch nicht lange. Wir waren erst ein paar Tage zusammen. Doch das mit ihm war etwas anderes. Ich war mir sicher, dass er das Zahnrad war, dass meinen Mechanismus erst wirklich in Gang setzte. Er ergänzte mich. Er machte mich komplett.

Dementsprechend gern schob ich meine Finger zwischen seine, nachdem er schüchtern meine Hand ergriff. Er war so süß manchmal. Auf der einen Seite konnte er so schnippisch sein, auf der anderen dann wieder war er einfach nur zum Knuddeln. Ich führte unsere Hände zu meinem Mund und hauchte ihm einen Kuss auf den Handrücken.

Er lächelte sanft und wir setzen unseren Weg fort, redeten über alles und gar nichts, ließen unsere Gedanken gemeinsam schweifen. Es war ein guter Tag und ich war ausgelassen. Ich war zufrieden, wie selten. Es war dieser ausgelassenen Stimmung zu schulden, dass ich auf das Geländer der Brücke sprang, die wir überquerten.

"Tae, komm da runter!", beschwerte sich mein scharzhaariger Freund sogleich. Ein leises Lachen verließ meine Lippen. "Keine Angst Jungkook, die Brücke eignet sich nicht wirklich, um sich umzubringen", entgegnete ich und grinste. Tatsächlich hatten es schon einige versucht, aber keiner geschafft. Jungkook sah nervös zu mir auf. "Ich sagte komm runter", forderte er erneut. Ich wollte nicht, dass er sich sorgte, also nickte ich leicht. "Sag mir, dass du mich liebst, dann komm ich runter", meinte ich also und er streckte mir die Hand entgegen. "Ich liebe dich und jetzt komm da runter, Tae..."

Ich ging runter auf seine Höhe und blieb auf dem Gelände hocken, wie der Prinz von Persien. Wer das Spiel mal gespielt hatte, wusste was ich meinte. "Küss mich", verlangte ich mit einem süffisanten Lächeln und Jungkook verdrehte die Augen. "Du fühlst dich wieder ganz cool, was Taehyung?", stellte er belustige fest, versuchte aber sich genervt zu geben. Mit der einen Hand drehte ich seinen Kopf zu mir, den Zeigefinger der anderen legte ich mir verschwörerisch auf die Lippen und zufrieden stellte ich fest, wie er meiner Hand mit dem Blick folgte und nervös zu werden schien, jetzt wo meine Lippen erst mal in seinem Fokus waren.

"Wenn du ihn mir nicht gibst, dann stehle ich ihn mir, ich bin ein Assasine~", sagte ich dunkel und er lachte. "Du Irrer", sagte er nur und trat näher an mich ran. "Du solltest echt..."

"Na wen haben wir denn hier?", wurde er von einer männlichen Stimme unterbrochen. "Senchun!", entfuhr es Jungkook und er stellte sich halb vor mich. Senchun soso. Da sah ich ihn jetzt auch mal in live. Eine unbestimmte Wut flammte in mir auf. "Was willst du?", fuhr Jungkook den anderen jungen Mann an. "Was ist denn das für ein Ton, den du da anschlägst? Du solltest wissen, wem dein Arsch gehört, du..."

"Ähm, Entschuldige bitte, aber sein Arsch gehört mir", unterbrach nun ich diesen wirklich widerlichen Dummkopf. Wir wollten doch mal sehen, wer hier der Sassmaster war. Jungkook warf mir einen Blick zu, der mir wohl sagen sollte, dass ich im Moment nicht gerade hilfreich war. Sorry Jungkook. "Hör zu, du jämmerliche Missgeburt", begann ich in einem freundlichen Ton. Ich konnte mich auch gerade nicht zurück halten, denn dieser Typ sorgte dafür, dass Jungkook in der Schule Probleme hatte. Nicht, dass ich nicht schon ein paar Sachen in die Wege geleitet hatte, die ihn in die selbe Hölle bringen würden. Irgendwo musste es ja Vorteile haben, ein reicher Bastard zu sein, einer mit Kontakten.

Sicherlich hatte Senchun schon festgestellt, dass sein Leben schwieriger geworden war. Doch ich tat das ohne Jungkook mit reinzuziehen. Ich sorgte einfach nur dafür, dass er selbst genug Scheiße an den Hacken hatte, dass keine Zeit übrig war, um meinen Freund zu drangsalieren. "Ich informiere dich gern darüber, dass dein wertloser Arsch hier gerade nicht so gern  gesehen ist, also verpiss dich." Ich neigte den Kopf ein wenig. Ich hatte Lust ihm die Meinung zu sagen. Ich hatte Lust ihn auf die Palme zu bringen. Das war nicht der schlauste meiner Charakterzüge und weiß Gott nicht der stärkste, aber manchmal konnte ich mir nicht helfen. Außerdem rückte Jungkook vielleicht aus seinem Fokus, wenn ich diesen auf mich lenkte. Sollte er sich mal mit mir anlegen, ich hatte keine Angst vor ihm. Das war ein Spiel, dass er nur verlieren konnte.

"Menschen wie du sind schuld daran, dass die Welt so ein hässlicher Ort geworden ist. Ich würde dich bitten, deinen kleinen Schwanz woanders zu kompensieren." "Was hast du gesagt?!", er trat näher an mich ran. Jungkook wollte zwischen uns gehen, doch der Typ schob ihn wieder zur Seite. "Wiederhole was du gesagt hast, du Arschloch", knurrte er.  "Weil du es nicht beim ersten Mal schnallst, oder was?" Ich war genervt. "Ach, da fällt mir ein, ich soll dir ausrichten, dass du dich ficken sollst."

Ich wollte gerade von dem Gelände herunter gleiten, doch diese Schießbudenfigur war schneller als ich. Er stieß mich kräftig und ich verlor das Gleichgewicht. Es war eine Sache, wenn man von einem Punkt aus ins Wasser sprang, aber eine Andere, wenn man unkontrolliert fiel. Instinktiv machte ich mich klein, in der Hoffnung, dass ich mir nicht alle Gräten brach, weil ich komisch auf der Wasseroberfläche aufkam.

Das hätte auch gut funktioniert, doch dann spürte ich einen dumpfen Schlag an meinem Hinterkopf. Ob es weh tat konnte ich nicht sagen. Ich bekam gar nichts mehr mit.





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