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Verkohltes Holz, weiße Asche und Ruß waren alles, was vom Lagerfeuer übrig war. Von den vier Freunden nur Kian. Er saß im Schneidersitz neben der Feuerstelle im Laub und hatte einen Block auf dem Knie und einen Bleistift in der Hand. Als Jannis sich näherte hob er den Blick.

„Jannis", grinste er und streckte ihm die Faust entgegen.

Jannis hob den linken Arm und schlug seine Faust gegen die von Kian, dann ließ er sich mit etwas Abstand neben ihm auf dem Boden nieder.

„Na, geht's dir wieder besser?", fragte er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen.

Kian schaute ihn einen Augenblick lang an, dann lachte er.

„Achso, ja. Der Tag nach dem Tag. Ja, ich hab's überlebt. Leo auch, gerade so." Er senkte seinen Blick wieder auf das Büchlein auf seinem Schoß und begann ein paar Linien nachzuziehen. Das Lachen erstarb sofort wieder, stattdessen legte sich eine gewisse Härte um seine Mundwinkel.

„Zeichnest du dein nächstes Graffiti?"

Jannis schaute auf das Papier, saß aber zu weit weg, um etwas erkennen zu können.

Kian legte seine Hand an die obere Kante seines Skizzenbuchs.

„Ist noch nicht fertig", sagte er und zog das Knie etwas an. Jetzt konnte Jannis nur noch den schwarzen Rand des Einbands erkennen.

„Keine Sorge, ich guck nicht", sagte er und wandte den Blick zur ausgebrannten Feuerstelle.

„Kannst gern eins machen, wenn du willst", meinte Kian, der seinem Blick folgte.

„Ich hab' noch nie ein Feuer gemacht. Keine Ahnung wie das überhaupt geht."

Kian schüttelte den Kopf und das Grinsen löste erneut die Härte um seine Mundwinkel ab.

„Jannis, aus dir muss mal jemand einen richtigen Mann machen. Dieser jemand werde ich sein!"

Er klappte das Buch zu, sicherte es mit einem am Einband befestigten Gummiband und klemmte den Stift in die dafür vorgesehene Halterung.

„Das war ziemlich sexistisch", meinte Jannis, während Kian aufstand und sich die trockenen Blätter vom Hintern wischte.

„Richtige Frauen können auch Feuer machen", erwiderte Kian. Er streckte Jannis die Hand hin und zog ihn auf die Füße. „Pass auf, zuerst sucht du dir ein paar Stöcke, so daumendick etwa. So wie der." Er hob einen vom Boden auf und präsentierte ihn Jannis. „Okay? Such mal 'n paar."

In gebückter Haltung liefen sie beiden den näheren Umkreis ab und klaubten ein paar Stöcke zusammen, mit denen sie sich um die Feuerstellte hockten. Kian wischte verkohlte Überreste beiseite und legte dann einige der Stöcke in eine Reihe, eine zweite Reihe in die andere Richtung darüber.

„Das ist deine Basis. Damit das Feuer erstmal vom feuchten Boden weggehalten wird, verstehste?" Er schaute Jannis an und der nickte. „Gut, dann brauchen wir Zunder. Dafür nehmen wir einfach trockene Blätter, davon liegen hier ja genug." Er streckte sich und griff sich eine Hand voll, die er auf die Basis häufte. „Dann noch Stöcke drumherum, so hier." Er nahm noch mehr von den gesammelten Stöcken und baute eine kleine Pyramide, indem er sie beinahe senkrecht aneinander stellte. An einer Seite ließ er eine kleine Lücke. Aus seiner Hosentasche holte er ein Feuerzeug hervor, entzündete es und führte es durch die Lücke an die trockenen Blätter. Langsam fingen sie Feuer und Kian ging auf die Knie. Er beugte sich vor und pustete gleichmäßig in die Glut.

Jannis beugte sich ein wenig zur Seite, um beobachten zu können, wie das Feuer langsam zu brennen begann. Die Flamme wurde größer, streckte ihre Zunge nach den Stöcken der Pyramide aus und leckte an ihnen. Verschlang sie.

Kian richtete sich wieder auf und stellte ein paar dickere Stöcke dazu.

„Tada, Feuer", grinste er und strich sich das blonde Haar aus der Stirn. Er schaute noch einen Augenblick in die Flammen, dann setzte er sich zurück zu seinem Skizzenbuch.

Auch Jannis nahm wieder auf dem Boden Platz, schaute genau wie Kian dem Lagerfeuer beim Wachsen zu.

„Wie geht's dir?", unterbrach Jannis die Stille.

Kian wandte ihm den Blick zu.

„Mir?", fragte er nach.

„Ja", sagte Jannis und erwiderte seinen Blick.

Kian zuckte mit den Schultern und schaute wieder ins Feuer.

„Ich hab dir doch letztes Mal schon von Isi erzählt, meiner Freundin. Eigentlich wollte ich heute bei ihr pennen, weißte, aber sie hat wieder nur rumgestresst. Auf der einen Seite will sie die ganze Zeit, dass ich das Sprayen lasse, weil sie sich Sorgen macht und das ist ja illegal und nachher komm' ich in' Knast und keine Ahnung, so 'ne Scheiße alles. Auf der anderen Seite sagt sie dann, ich könnte ja mal was Romantisches für sie machen, ein Graffiti oder so. Wie die Kerle in den Büchern und Filmen und so, die sie mag. Die würden sowas machen. Fünf Minuten vorher durfte ich mir noch anhören, dass ich aufhören soll mit Sprayen und plötzlich soll ich ihr irgendein Kunstwerk machen. Nein, einfach nein."

Er presste die Zähne aufeinander, der harte Ausdruck um seine Lippen verstärkte sich.

„Gibt's auch etwas an ihr, das du magst?"

„Klar. Ihren Arsch." Kian lachte kurz auf, dann schüttelte er den Kopf. „Nee, ohne Scheiß, sie ist mir ja wichtig. Sonst wär' ich nicht mit ihr zusammen, ist ja auch oft schön mit ihr. Aber wieso kann sie mich nicht einfach mein Ding machen lassen? Ich hab nicht gestern mit dem Sprayen angefangen, ich mach das seit Jahren, länger, als ich mit ihr zusammen bin. Ich werd' für sie nicht damit aufhören. Sie beschwert sich auch immer, weil sie denkt, dass Sprayen ist mir wichtiger als sie."

„Ist es denn?"

Kian schaute Jannis wieder an, schaute ihm in die Augen.

„Klar ist es. Aber das braucht sie nicht wissen."

Jannis nickte.

„Ich denke immer noch, dass du einfach ehrlich sein solltest. Dass euch das am weitesten bringt", meinte er. Die beiden schauten einander noch immer in die Augen, dann schüttelte Kian den Kopf.

„Nein, du hast keine Ahnung von Beziehungen. Ehrlichkeit ist der letzte Scheiß, als ob sie nicht sofort Schluss macht, wenn ich ihr sage, jo, Isi, das Sprayen ist mir wichtiger als du. Leb damit."

Jannis zog die Schultern hoch und wandte den Blick wieder ab.

„Du wirst es wissen", sagte er.


André kam vorbei, als die Sonne lange untergegangen war. Er hatte einen violetten Bluterguss unterhalb seines linken Auges, etwa faustgroß.

„Habt ihr Bier da?", fragte er statt einer Begrüßung.

„Nein, André, wir können dich lediglich mit unserer Anwesenheit beehren", erwiderte Kian mit einem sehr breiten Lächeln.

„Scheiße", erwiderte André. Mit einem kräftigen Tritt schleuderte er einen Haufen alte Blätter und kleine Stöcke in die Luft, beugte sich hinab und schmiss eine Hand voll ins Feuer. „Habt ihr wenigstens Kohle?"

„Du bist der mit dem lukrativen Nebenjob", meinte Kian und warf seinerseits einen Stock ins Feuer.

„Sei kein Hurensohn jetzt, echt. Komm, mein Tag war scheiße, ich will saufen, lass mal Alkohol besorgen", forderte André. Er verschränkte die Arme vor der Brust und schaute zu Kian hinunter, der Schein des Feuers fing sich in seinem Gesicht und unter dem Schirm seiner schwarzen Kappe.

„Mein Tag war auch scheiße", erwiderte Kian.

„'n Grund mehr zu saufen, jetzt kommt!"

„Belgleitest du uns?", wendete Kian sich an Jannis, während er sein Skizzenbuch aus den Blättern hob und in seinen schwarzen Rucksack steckte.

„Wer bist du nochmal?", mischte André sich ein, bevor Jannis antworten konnte.

„Jannis. Ein Kumpel von Leo."

André musterte ihn mit einem schnellen Blick.

„Eigentlich häng ich nicht mit Kindern ab", meinte er dann.

„Und ich nicht mit Idioten", erwiderte Jannis und stand auf, auch Kian erhob sich. Er schaute André ins Gesicht und wich nicht zurück, als dieser einen großen Schritt auf ihn zumachte.

„Hast du mich beleidigt, du kleiner Pisser?", zischte er und beugte sich zu Jannis runter. Er war nicht viel größer als er, brachte den Unterschied aber deutlich zur Geltung.

„Wenn du dich angesprochen fühlst", erwiderte Jannis. Er wich nicht zurück, während Kian neben ihm das Feuer löschte.

André starrte ihn an.

Starrte weiter, bis Kian sich zwischen sie schob, einen Arm um André und einen um Jannis legte und sie Richtung Wanderweg drehte.

„Entspannt euch mal, Jungs", sagte er.

„Lass den Scheiß!" André befreite sich sofort und spuckte auf den Boden.

„Er's korrekt", meinte Kian zu ihm und warf Jannis ein freundschaftliches Lächeln zu.

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