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Jannis schlief bis Mittags und kam erst gegen Zwölf in seinen schlabberigen Schlafklamotten in die Küche geschlurft. Seine Mutter putzte gerade das Ceranfeld und warf den Schwamm beiseite, als er eintrat.

„Kai, komm mal bitte", rief sie von der Küchentür aus Richtung Wohnzimmer.

Jannis trat an den Küchenschrank heran und nahm sich eine Schüssel heraus.

Sein Vater kam in die Küche und trat an ihn heran.

„Hallo, Jannis", sagte er mit einem Lächeln und wuschelte seinem Sohn durchs Haar.

„Wie war's in der Kneipe?", fragte Jannis. Er stellte die Schüssel auf die Anrichte und öffnete den benachbarten Schrank, in dem die Cornflakes in Plastikbehälter umgefüllt standen.

Sein Vater trat an seine Mutter heran, die das Gespräch unterbrach bevor es richtig entstehen konnte.

„Jannis, wir haben was mit dir zu besprechen", sagte sie. „Dein Vater und ich möchten nicht, dass du die ganze Nacht alleine draußen rumläufst. Dir könnte was passieren und wir müssen wissen, wo du dich aufhältst!"

Jannis stellte die Cornflakes auf die Anrichte neben seine Schüssel und biss einen Moment lang von innen auf seine Unterlippe, dann drehte er sich um. Sein Vater hatte sich am Küchentisch niedergelassen und sah nicht überzeugt aus.

„Papa?", fragte er.

Sein Vater hob ein wenig hilflos die Hände.

„Sie hat schon Recht, Jannis. Es ist nicht ganz ungefährlich, wenn du dich irgendwo rumtreibst", sagte er.

„Wir müssen wieso wo du bist und wann du nach Hause kommst. Und du musst pünktlich kommen, darauf müssen wir uns verlassen können!", warf seine Mutter mit Nachdruck ein.

Der Vater legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm, aber sie trat einen Schritt beiseite.

Jannis schaute noch einmal zwischen seinen Eltern hin und her, dann ließ er Schüssel und Cornflakes auf der Ablage zurück und den Schrank offen stehen. Den Blick fest auf die Tür gerichtet verließ er die Küche.

„Jannis", rief seine Mutter, aber er reagierte nicht. Er lief in sein Zimmer und zog sich um. Schnell putzte er seine Zähne und sprang dann die Stufen wieder hinunter.

„Kommst du bitte wieder in die Küche?"

„Nein", rief Jannis. Er schlüpfte in seine Vans und stopfte die Schnürsenkel an der Seite hinein. Als seine Mutter in den Flur trat, zog er gerade die Haustür auf und verschwand. Er rannte die Straße runter und hielt erst wieder an, als er das Mehrfamilienhaus erreicht hatte, in dem Lesz mit seiner Familie lebte.

Außer Atem blieb Jannis vor dem großen, weiß gestrichenen Gebäude stehen. Treffsicher drücke er auf das Klingelschild mit dem Namen Jablonski und nur wenig später summte die Tür. Jannis warf sich mit seinem ganzen Körpergewicht dagegen, drückte sie auf und lief in den ersten Stock hoch. Leszs Mutter erwartete ihn in der Tür.

„Hallo, Jannis, das ist aber eine Überraschung", begrüßte sie ihn mit einem warmherzigen Lächeln. „Leszek ist in seinem Zimmer."

„Dankeschön", sagte Jannis und ging an ihr vorbei in die ziemlich vollgestellte Wohnung. Eine Menge Jacken und Mäntel an der Garderobe erschwerten den Durchgang im engen Flur, an den Wänden hinten lauter von Kinderhand gemalte Bilder.

Jannis lief zu Leszs Zimmer und stieß die Tür auf.

„Kannst du nicht anklopfen?", wurde er ziemlich unwirsch von Janina empfangen, die sich nicht mal die Mühe machte von ihrem Handy aufzustehen. Auf dem Rücken lag sie auf ihrem Bett, ein Bein auf das andere gestützt und den Fuß in die Luft gestreckt.

„Nee, geht nicht", erwiderte Jannis und grinste Lesz an, der ebenfalls auf seinem Bett lag und in einem Lustigen Taschenbuch las.

Janina schaute nun doch an ihrem Handy und Bein vorbei und verdrehte die Augen.

„Du schon wieder", stöhnte sie und sah dann zu ihrem Bruder. „Geht draußen spielen und nervt mich nicht."

„Geh du doch raus", gab Lesz zurück, legte das Buch aufgeklappt mit dem Gesicht nach unten auf sein Bett und stand auf. Er umarmte Jannis und setzte sich mit ihm zusammen wieder auf seine Matratze.

„Das ist mein Zimmer", erwiderte Janina.

„Das ist auch mein Zimmer", sagte Lesz.

„Ja, aber ich bin älter, also war es zuerst mein Zimmer."

„Eigentlich haben wir dich auch echt gerne bei uns", sagte Lesz und stand wieder auf. Er trat an Janinas Bett heran und furzte ihr gleich darauf ins Gesicht.

„Bah, Leszek, du bist so widerlich!", schrie sie. Sie sprang auf sich auf und schubste Lesz weg, dann verzog sie sich aus dem Zimmer.

„Mama!", rief sie, aber Lesz warf einfach die Tür hinter ihr zu. Grinsend kam er wieder zu Jannis aufs Bett.

„Was geht?", fragte er.

„Meine Mutter", erwiderte Jannis und pustete Luft aus seiner Nase. „Die geht mir auf die Nerven."

„Was ist los?" Lesz streckte seine Beine an Jannis vorbei aus und stützte sich mit dem Ellbogen in der Matratze auf.

„Die stresst voll rum, weil ich gestern noch mit Leo unterwegs war. Sie hat sich Sorgen gemacht und so'n Scheiß und will mir jetzt verbieten rauszugehen. Und Papa hat natürlich nichts dagegen gesagt, obwohl ich genau weiß, dass er das nicht so sieht wie sie. Er weiß, dass ich auf mich aufpassen kann."

Jannis biss auf die Innenseite seiner Unterlippe, die Augenbrauen wütend zusammengezogen. Er zupfte an Leszs Bettdeckenbezug, auf dem pinke Prinzessinnen und ein ebenso pinkes Schloss waren, herum.

Durch die Tür drang Janinas schrille Stimme in den Raum.

„Boah, du bist voll scheiße, ey, danke! Dann geh ich jetzt fernsehen. Daria, ich bin jetzt dran mit Fernsehen!"

„Was machst du jetzt?", fragte Lesz.

Jannis zuckte mit den Schultern.

„Nichts. Mir doch egal was sie sagt."

„Richtig so", grinste Lesz.

Es klopfte zwei Mal, dann wurde die Tür aufgeschoben.

„Ich hab euch ein paar Brote gemacht. Kakao hab ich auch", lächelte Leszs Mutter. Sie trug ein Tablett bei sich, auf dem zwei dampfende Tassen und ein großes Brettchen voller Schnittchen standen.

Lesz zog die Beine ein, damit sie Platz hatte es abzustellen, Jannis legte das Lustige Taschenbuch ans Fußende.

„Danke", lächelte er, erntete noch ein warmes Lächeln, dann ging Leszs Mutter wieder.

„Was habt ihr gestern noch gemacht?", fragte Lesz und während sie Kakao tranken und Brote aßen erzählte Jannis von dem Abend mit Leo und von seinen Freunden.


Sie blieben noch bei Lesz bis Janina vom Fernseher verscheucht wurde und ins Zimmer zurückkam, dann gingen sie nach draußen. Sie liefen den Nachmittag im Wald rum, fochten einen Schwertkampf mit Stöcken aus und machten Wettspucken von einem Baum runter. Als Lesz nach Hause ging, machte sich auch Jannis auf den Weg. Ohne seiner Mutter zu beachten ging er direkt in sein Zimmer. Sein Vater war auf der Arbeit.


Am Sonntagmorgen wurde Jannis davon wach, dass jemand sein Zimmer betrat. Verschlafen öffnete er die Augen und erblickte seine Mutter, die einen Teller mit Broten und ein Glas mit Orangensaft auf seinen Schreibtisch stellte.

„Dein Frühstück", sagte sie. „Wenn du damit fertig bist, machst du bitte deine Hausaufgaben." Sie hob den Finger. „Keine Widerrede", sagte sie scharf. „Bevor du deine Hausaufgaben nicht gemacht hast, gehst du nirgendwo hin."

Jannis blieb liegen bis sie sein Zimmer wieder verlassen hatte. Nur langsam stand er auf und suchte sich eine CD raus, die er einlegte. Fahnenflucht – Schwarzmaler. Sie war erst in diesem Jahr raus gekommen und Jannis hatte sie von dem Geld gekauft, das er im Mai zum Geburtstag bekommen hatte.

An seinem Schreibtisch frühstückte er, ging ins Bad und duschte ausgiebig. Er putzte sich die Zähne und zog sich frische Klamotten an, dann fand er den Schreibtisch zurück.

Die CD war durchgelaufen, er legte eine neue ein.

Alarmsignal – Fahneneid.

Er sang den ersten Song mit und den zweiten. Starrte aus dem Fenster. Holte sein Hausaufgabenheft aus seinem Rucksack und schaute nach, was er für morgen zu machen hatte.

Mathe. Natürlich hatten sie wieder mindestens zwei Seiten im Buch aufbekommen, weil die Kraus eine scheiß Sadistin war und ihre Schüler hasste.

Reli. Nichts.

Geschichte. Auch nichts. Herr Apfelbaum war der einzig coole Lehrer, was bestimmt nicht zuletzt an der Vergangenheit seiner jüdischen Familie lag. Der Mann hatte wenigstens was zu erzählen, im Gegensatz zu der Kraus.

Deutsch. Wieder der Pohl. War er in Reli zurückhalten mit den Hausaufgaben, sah das in Deutsch ganz anders aus. Eine Zusammenfassung zu den letzten Kapiteln der Novelle, die sie gerade lasen. Von der Jannis noch keine einzige Seite gelesen hatte. Die Zusammenfassung aus dem Internet hatte bisher auch gereicht, aber heute raffte er sich nicht mal dazu auf.

Er schlug seinen Collegeblock auf einer beliebigen leeren Seite auf und legte ihn vor sich auf den Tisch, dann schaute er wieder aus dem Fenster. Stützte seinen Kopf auf seiner Hand auf und sang das nächste Lied mit.

Und das nächste.

Legte Blumen im Müll von Normahl ein, als Schwarzmaler durchgelaufen war.

Keine Frage von S.i.K.

Das Blatt blieb weiß, die Hausaufgaben blieben ohne Strich durch ihre Mitte im Hausaufgabenheft stehen.


Am nächsten Morgen holten Vroni und Lesz Jannis wie immer auf dem Weg zur Schule ab. Ihr Lächeln erwiderte Jannis nicht. Er umarmte sie ohne eine Miene zu verziehen und vergrub seine Hände dann in den Hosentaschen.

„Ist alles gut?", fragte Vroni sofort.

Jannis zuckte mit den Schultern.

„Deine Mama?", fragte Lesz und Jannis nickte.

Die drei setzten sich in Bewegung, Vroni lief in der Mitte.

„Möchtest du drüber reden?", fragte sie.

Jannis schüttelte den Kopf.

Er schwieg auf dem Weg zur Schule, schwieg im Matheunterricht. Schaute aus dem Fenster und stellte sich vor auf dem Schulhof unter den Bäumen zu sitzen statt im Klassenzimmer.

Leo fehlte. Wieso wusste keiner und Frau Kraus trug sein Fehlen ins Klassenbuch ein. Unter dem Tisch schickte Jannis ihm eine Nachricht.

kommst du heute?

Leo antwortete einige Minuten später.

bin krank

was hast du?

Jannis schaute hoch, achtete darauf, dass die Kraus nichts von seinem Handy mitbekam.

kater, schrieb Leo.

ich hab voll kein bock auf schule.

komm vorbei bin bei kian, schrieb Leo und nannte Jannis dann noch eine Adresse, die im Süden der Stadt lag.

Nach den zwei Stunde Mathe packte Jannis seine Sachen zusammen.

„Was wird das?", fragte Marti.

„Was?", fragte Jannis und schob seinen Collegeblock in seinen Rucksack.

„Warum packst du, Reli ist hier."

„Ich hau ab." Er warf einen Blick nach vorne, um sich zu vergewissern, dass die Kraus den Klassenraum verlassen hatte. Auch die meisten Schüler stürmten schon in die Pause.

„Wohin?", fragte Vroni. Mit ihrem Käsebrot in der Hand blieb sie vor Jannis' Tisch stehen.

„Zu Leo. Wollt ihr mitkommen?"

Jannis schulterte seinen Rucksack.

„Willst du schon wieder schwänzen?", fragte Vroni.

„Ist doch scheiß egal, ich hab keine Lust heute. Ich fühl mich einfach nicht nach Schule, dann bringt das Ganze doch nichts", sagte Jannis. „Also, kommt ihr mit?"

Vroni und Marti schüttelten den Kopf, auch Lesz lehnte ab.

„Sorry", sagte er. „Aber mach dir'n schönen Tag, ja?"

Er lächelte Jannis brüderlich an und zog ihn dann in eine Umarmung.

„Danke", lächelte Jannisund strich über Leszs Rücken, ehe er auch die anderen zum Abschied umarmte undsich dann an der Pausenaufsicht vorbei aus dem Schulgebäude schlich.

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