7

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Kian wohnte in einem der beiden großen Plattenbauviertel und obwohl der Großteil der Gebäude gleich aussah, erkannte Jannis Kians noch bevor er die Hausnummer erblickte. Ein verdammt riesiges Graffiti zierte die Fassade. Den Großteil der Fassade. Mehrere Stockwerke hoch. Eine stürmische Nacht auf See, riesige schwarze Wellen und ein winziges Boot, das hilflos hin und her geworfen wurde. Im unteren Bereich, dort wo man ohne Hilfsmittel drankam, waren Tags ins Meer geschmiert worden, aber sie sahen einfach nur verloren aus in der Imposanz des Kunstwerks.

Jannis klingelte bei Schaffrath und fuhr mit dem Fahrstuhl in den achten Stock. Oben angekommen schaute er sich kurz um und entdeckt dann Kian, der ihn nur in rot-weiß karierten Boxershorts in einer Wohnungstür erwartete.

Er hatte ein sehr schwaches Lächeln auf den Lippen und war ziemlich blass um die Nase. Er war schlank, seine Muskeln fein definiert.

„Immer rein", sagte er und trat beiseite. „Letzte Tür."

Jannis lächelte ihn an und ging an ihm vorbei in die Wohnung. Es war dunkel, alle Vorhänge waren zugezogen. Die Wärme stand trotzdem hier direkt unter dem flachen Dach, ein muffiger Geruch hatte sich innerhalb der geschlossenen Fenster gesammelt.

Jannis durchquerte die kleine Wohnung und trat dann in Kians Zimmer. Es war nicht groß. Neben der Tür stand ein großes Bett, auf dem Leo in den Kissen lag. Matt hob er die Hand und zeigte Jannis ein Peacezeichen, auch er trug nur Boxershorts.

Hinter dem Bett stand eine Kommode mit einem Plasma Fernseher, auf dem gerade ein stumm gestellter Horrorfilm lief, und einer xBox 360 auf der Ablagefläche, daneben ein Fenster und die Wand neben der Tür war mit einem Graffiti verziert. Die langen Äste eines Baumes zogen sich über eine grüne Wiese, Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch den Regen. Nebel lag über dem Boden.

„Hast du das gemacht?", fragte Jannis, der vor dem Kunstwerk stehen geblieben war.

Kian rollte sich hinter ihm wieder auf sein Bett.

„Is' geil, 'ne?", fragte er. Der Stolz in seiner Stimme war nicht zu überhöhen, da konnte auch sein Kater nicht drüber weg täuschen.

„Verdammt geil!", sagte Jannis. Er drehte sich zum Bett um und ließ seinen Rucksack auf den Boden fallen.

„Pscht, nich' so laut", beschwerte Leo sich sofort mit rauer Stimme.

„Was habt ihr gestern gemacht?", fragte Jannis grinsend. Er ließ sich auf der freien Bettkante nieder.

„Das wüsst' ich auch gern", murmelte Kian. Er hatte die Augen geschlossen.

Leo atmete flach und stöhnte dann.

„Ich muss kotzen", brachte er hervor und Jannis schaute ihn einen Augenblick lang an, ehe er sich nach Leos Kutte umschaute.

„Wo ist dein Tabak?", fragte er.

„Is' viel zu warm zum Rauchen", murmelte Leo.

„Soll ich mal das Fenster aufmachen?", fragte Jannis.

„Halt' ich für 'ne schlechte Idee", meinte Kian.

„Sag mal jetzt, Leo", forderte Jannis ihn auf.

„Keine Ahnung."

Jannis stand auf und schaute sich auf eigene Faust in der Wohnung um. Er entdeckte den pinken Samt in der Badewanne. Er holte den Zigarettenbaukasten heraus und nahm alles mit in Kians Zimmer, wo auf dem Fernseher gerade eine leicht bekleidete Frau abgestochen wurde. Er setzte sich und drehte.

„Machst mir auch eine?", murmelte Leo.

„Ich dachte is' zu warm zum Rauchen", erwiderte Kian.

„Pscht."

Jannis reichte Leo die fertige Zigarette und drehte eine weitere.

„Rauchen auf'm Balkon", murmelte Kian.

„Dein Ernst?", stöhnte Leo, der sich die Zigarette im Liegen zwischen die Lippen gesteckt hatte.

„Ich schlaf hier, du Penner."

„Wichser."

Leo brachte sich schwerfällig in eine sitzende Position. Blieb sitzen und starrte geradeaus. Er streckte sich, kletterte über Kian hinweg. Dann fiel er kopfüber vom Bett und blieb einen Augenblick lang einfach liegen, ehe ein trockenes „Aua" über seine Lippen kam.

Sofort brach Jannis in lautes Lachen aus und auch Kian konnte nicht an sich halten. Lachend drückte er sein Gesicht in seine Bettdecke.

„Mein Kopf", lachte er leidend.

Jannis erhob sich und streckte Leo immer noch grinsend die Hand hin.

„Ihr Penner", murmelte Leo und ließ sich dann auf die Füße ziehen. Gemeinsam mit Jannis durchquerte er das abgedunkelte Wohnzimmer, zog den Vorhang beiseite und kniff die Augen zusammen, ehe er die Balkontür öffnete. Draußen standen weder Tisch noch Stühle, also setzten die beiden sich auf den Boden und lehnten ihre Rücken an die Hauswand. Sie zündeten ihre Zigaretten an.

Ein paar Augenblicke lang rauchten sie schweigend, dann lehnte Leo sich zur Seite und legte seinen Kopf auf Jannis' Schulter ab.

„Scheiß Alkohol", murmelte er. „Wenn du dich das nächste Mal besaufen willst, nimm nicht den billigsten Wodka. Echt. Is'n heißer Tipp."

„Merk ich mir", lächelte Jannis und fuhr mit seiner Hand durch Leos Haar. Er kraulte ihn sanft. Mit der anderen Hand führte er die Zigarette an die Lippen und inhalierte den Rauch.

Leo schloss die Augen und rauchte seine Zigarette auf. Er drückte sie auf dem Boden des Balkons aus und ließ den Stummel und seinen Kopf liegen.

Ein leiderfülltes Stöhnen verließ Leos Lippen. Er drehte den Kopf, um ihn an Jannis Schulter zu verbergen.

„Ich werd' nie wieder saufen", murmelte er.

„Morgen sieht die Welt wieder besser aus", lächelte Jannis. Auch er drückte seine Zigarette aus und legte Leo die frei gewordene Hand auf die Schulter, während er mit der anderen noch immer seinen Kopf kraulte.

„Morgen bin ich tot", erwiderte Leo.

Sie verbrachten noch ein wenig Zeit auf dem Balkon, dann verzog Leo sich eilig nach drinnen, weil er laut eigener Aussage jetzt wirklich kotzen musste. Jannis ging in Kians Zimmer zurück.

„Leo ist jetzt wirklich kotzen", erzählte er grinsend und setzte sich wieder aufs Bett, wo noch Leos Tabak lag.

„Ich hab schon alles ausgekotzt", erwiderte Kian matt. Er wandte seinen Blick nur kurz vom Fernseher ab, wo noch immer der stumme Horrorfilm lief. Oder schon wieder ein neuer.

Jannis griff sich Leos Tabak und steckte sich gleich zwei Filter zwischen die Lippen, dann drehte er zwei Zigaretten.

„Ich hau mal wieder ab", sagte er zu Kian und stand auf. Er schulterte seinen Rucksack und steckte sich eine der Zigaretten hinters Ohr, die andere warf er in das vordere Fach seines Rucksacks, in dem nur Kleinkram rumflog.

„Tschau", murmelte Kian.

Jannis klopfte noch an die Badezimmertür und verabschiedete sich von Leo, der als Antwort würgte. Ein leises Plätschern erklang gleich darauf und Jannis grinste, ehe er die Wohnung verließ und die Stufen runtersprang. Er verließ das Haus, warf noch einen Blick auf das Graffiti an der Außenwand und machte sich dann zu Fuß auf den Weg in die Stadt zurück. Er rauchte eine Zigarette und versuchte an einem Kiosk Bier zu kaufen, wurde aber nach seinem Ausweis gefragt und verzog sich wieder.

Er lief durch die Stadt und kam auch am leerstehenden Haus vorbei, wusste aber nicht, wie er das Schloss knacken sollte, also ging er nicht rein.

Die Zeit verging quälend langsam.

In einem Getränkemarkt packte Jannis zwei Flaschen Perlenbacher in seinen Rucksack und verließ unbehelligt den Laden, dann schrieb er Lesz und verabredete sich mit ihm für nach der Schule im Park.


„Wie geht's Leo?", fragte Vroni, als sie zusammen mit Lesz, Jannis und Marti auf der Wiese im Park saß.

„Ziemlich scheiße", sagte Jannis und holte die beiden Bierflaschen aus seinem Rucksack.

„Geil, wo hast du das her?", fragte Lesz, während Vroni fragte: „Wieso?"

Jannis reichte Lesz die eine Flasche und drehte den Deckel der anderen ab. Er trank einen Schluck, ehe er zu Lesz „Geklaut" sagte und sich dann an Vroni wandte: „Er und Kian haben gestern gesoffen und dabei scheinbar ziemlich übertrieben."

„Man sollte denken, er lernt daraus schon zwei mal sitzen geblieben zu sein und gibt sich vielleicht ein bisschen Mühe. Aber scheinbar nicht", sagte Marti.

Lesz reichte seine Flasche nach zwei Schlucken an Vroni weiter, die kostete und dann mit offenem Mund ein wenig schmatzte.

„Schmeckt gar nicht schlecht", stellte sie fest und nahm noch einen tieferen Schluck.

Jannis zuckte mit den Schultern. „Gibt Wichtigeres als Schule", sagte er und trank noch einen Schluck aus der Flasche, ehe er sie Marti gab.

„Und saufen ist wichtiger?", fragte er und trank seinerseits einen Schluck.

„Alles kann wichtiger sein", sagte Jannis. Aus seinem Rucksack holte er die Zigarette hervor und strich sie glatt, ehe er sie sich zwischen die Lippen steckte und anzündete.

„Wenn er noch mal sitzen bleibt, fliegt er von der Schule", sagte Vroni. Sie reichte die Bierflasche an Jannis weiter.

„Ist nicht unsere Sache", erwiderte der und reichte Lesz die Kippe.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro