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Als Jannis an diesem Abend nach Hause kam, hörte er die Stimmen seiner Eltern schon wieder durch die Tür. Dieses Mal war es nicht nur seine Mutter, die laut wurde, nein, sein Vater ebenso. Zuerst klang es als stritten sie wegen ihm, dann aber doch auch wegen allem anderen.

Er blieb ein paar Minuten stehen, dann schloss er auf, machte die Tür anschließend aber leise wieder zu.

Im Wohnzimmer ging das Geschreie weiter.

„Du bist eh nie hier, du kriegst gar nicht mit wie es hier Zuhause ist!", rief seine Mutter.

„Entschuldige, dass ich versuche Geld zu verdienen und meine Familie zu ernähren!", brüllte Jannis' Vater.

„Richtig, du versuchst es. Klappen tut es nicht besonders gut!"

„Wir haben doch alles, was wir brauchen. Ein Haus, drei Mahlzeiten auf dem Tisch und genug Geld, um einmal im Jahr in den Urlaub zu fahren und uns auch mal was zu leisten."

Jannis zog sich seine Schuhe aus.

„Was leisten wir uns denn?", keifte seine Mutter. „Ich wünsche mir seit Jahren eine neue Küche und was ist passiert? Nichts!"

„Weißt du was eine neue Küche kostet? Das bezahlt man nicht mal eben so!"

Jannis stellte seine Schuhe ins Regal und ging auf Zehenspitzen die Treppenstufen zu seinem Zimmer hoch. Schloss die Tür hinter sich. Er warf Rucksack und Sportbeutel in die Zimmerecke und nahm From protest to resistance von ZSK aus dem Regal und legte die CD ein. Drehte sie so laut, dass er seine Eltern nicht mehr verstand, aber nicht so laut, dass sie etwas davon mitbekamen, dass er nach Hause gekommen war.


Der nächste Tag begann mit Deutsch und den Hausaufgaben, die Jannis nicht gemacht hatte. Als hätte Herr Pohl es gerochen, nahm er natürlich ausgerechnet ihn dran und Jannis redete geschlagene zehn Minuten ohne irgendeine Ahnung zu haben. Zufrieden schien der Pohl am Ende trotzdem und Jannis lehnte sich mit einem selbstgefälligen Grinsen zurück.

Leo schwänzte auch noch Mathe, für Geografie war er dann plötzlich da. In der Fünf-Minuten Pause schneite er in den Raum, kurz nachdem die Kraus ihn verlassen hatte.

„Was geht?", grinste er und trat an das kleine Grüppchen um Jannis heran.

„Du so gut gelaunt in der Schule?", lache Vroni und hob eine Augenbraue, während sie Leo der Reihe nach mit einem Handschlag begrüßten.

„Ich bin erfüllt von außerordentlicher Freude", erwiderte Leo nasal und lachte. Er holte sein Monokel raus und steckte es sich in die rechte Augenhöhle, dann spitzte er die Lippen und setzte wieder das Rattengesicht auf.

„Bescheuert bist du, mehr nicht", lachte Vroni und auch die anderen grinsten breit.

„Ich hab 'ne Überraschung dabei, freut euch auf die Pause", verkündete Leo, dann schlenderte er zu seinem Platz und schob einen im Weg stehenden Stuhl beiseite.


Geografie ging vorbei, die Pause kam. Gemeinsam gingen die fünf nach draußen und Leo steuerte die Jungstoiletten an.

„Kommt mit", sagte er.

„Die Überraschung ist aber nicht dein Schwanz, oder?", fragte Marti nach.

Leo lachte auf.

„Nein, keine Sorge, auch wenn ich einen ausgesprochen hübschen Schwanz hab", grinste Leo.

„Danke, kein Interesse", erwiderte Lesz.

Leo stieß ihnen voran die blau gestrichene Tür auf, von der bereits die Farbe abblätterte. Nacheinander folgten sie ihm in den Toilettenraum, Vroni trat als letzte ein.

Leo lief bis ans Ende des Gangs durch, stieß die Kabinentür auf und trat ein, dann machte er für die anderen Platz. Jannis kam zu ihm, dann Lesz. Marti quetschte sich dazu und Jannis kletterte auf die Klobrille, damit auch Vroni noch reinpasste. Einen Klodeckel gab es nicht mehr.

Unter einiger Anstregung schob Leo die Tür zu und schloss ab, dann zog er aus der Innentasche seiner Kutte einen Flachmann hervor. Er steckte in einer Hülle, die aussah als sei sie aus Schlangenleder.

„Was ist da drin?", fragte Jannis.

„Korn", grinste Leo. Er drehte den Flachmann auf und nahm einen Schluck, dann reichte er ihn an Jannis weiter.

Jannis schnüffelte kurz an der kleinen Öffnung, dann setzte er den Flachmann an die Lippen und kippte ebenfalls einen Schluck seine Kehle runter. Es schmeckte bitter, ein Pelz bildete sich auf seiner Zunge und scharf lief der Alkohol seine Kehle hinab.

Jannis verzog das Gesicht und reichte den Flachmann an Lesz weiter. Der machte sich erst gar nicht die Mühe zu riechen, sondern trank gleich einen Schluck. Auch er verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf, dann reichte er den Flachmann an Marti weiter, der vorsichtiger nippte und an Vroni weitergab. Auch sie trank.

Sie machten noch eine Runde, dann steckte Leo den leeren Flachmann wieder ein und begann eine Zigarette zu drehen.

„Glaubt mir, gleich ist selbst Chemie der geilste Scheiß", grinste er.

Nacheinander marschierten sie aus dem Klo auf den Schulhof und nahmen ihren Stammplatz in der Raucherecke ein, wo sie bis zum zweiten Klingeln blieben und sich dann langsam zum Chemieraum bequemten.

„Vor 'ner Woche has' du mir hier Kippen drehen beigebracht", grinste Jannis. Er merkte, dass die Worte nicht ganz so aus seinem Mund kamen, wie er sie formulierte und lachte darüber.

„Das waren noch Zeiten, als'n paar Schlucke aus'm Flachmann noch geknallt haben", erwiderte Leo und schubste Jannis grinsend gegen den Türrahmen, als sie gerade in den Chemieraum traten.

„Der Herr Engel und der Herr Bloch", begrüßte ihr Chemielehrer sie. „Na, fühlt ihr euch diesmal in der Lage, am Unterricht teilzunehmen oder muss ich euch wieder vor die Tür schicken? Ich zähle das übrigens als Fehlstunde."

„Ich bin mir da nich' so sicher", grinste Jannis und machte mit der Hand eine abwiegelnde Bewegung. „Aber draußen war auch echt schön!"

Leo schob ihn grinsend am Pult vorbei in den Mittelgang.

„Die Herren Jablonski und Hartmann, Frau Grossmann, kommt doch rein. Die Klasse wartet nur auf euch."

Vroni knickste lachend vor dem Weiss, ehe sie Lesz und Marti zu ihrem Tisch folgte. Jannis und Leo nahmen in der letzten Reihe Platz und schmissen ihre Taschen unter den Tisch.

Es wurde wirklich eine verdammt witzige Stunde. Jannis bekam zwar nicht viel von den Molekülen und chemischen Reaktionen und worüber der Weiss sonst noch so redete mit, aber das war nicht weiter schlimm. Dafür nutzte er die Reli-Stunde, um mit Herrn Pohl über Gott zu diskutieren und mindestens eine 1+ im mündlichen abzusahnen.

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