Kapitel 2, Yua

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Eis nach der Schule zu holen, tue ich wirklich selten, nur wenn ich von Himari dazu angestiftet werde – so wie jetzt gerade. Das Gute daran ist, dass ich Zeit mit ihr verbringen kann und Haruki mich nicht nach Hause begleitet. Himari strahlt immerzu – bis sie etwas aufregt und sie sich lange darüber beschwert. Ihr Eis ist doppelt so groß wie meines, sie ist eine echte Naschkatze.

„Ich bin ganz aufgeregt wegen morgen, das ist unser erstes großes Konzert", freut sie sich erneut.

Bevor ich etwas dazu sagen kann – was ich sowieso nicht will – fährt sie schon fort: „Ich weiß, es ist eigentlich dasselbe wie immer, aber auf einer großen Bühne ist es schon etwas anderes...aber ich bin auch gleichzeitig so froh, dass wir es so weit geschafft haben, wir werden tatsächlich berühmt."

Ihre hellgrünen Augen strahlen, ihre Mundwinkel sind wie so oft ganz oben. Ich hingegen nicke nur. Plötzlich nimmt sie meine Hand und rennt mit mir los, aus Schock fällt mir mein Eis fast aus der Hand.

„Wohin gehst du?", frage ich zögerlich, Himari lacht mich über ihre Schulter an, „Tanz mit mir, Yua!"

„Tanzen?"

„Ja! Unsere Choreographie!"

Und schon hört sie auf zu rennen, lässt meine Hand los und tanzt. Unseren Tanz für morgen, mit einem Eis in einer Hand. Sie sieht so frei und glücklich aus, als sie belanglos dahintanzt, dabei hin und wieder von ihren Eis nascht.

„Komm schon", fordert Himari mich auf, „Tanz, bis du umfällst!"

„Ja."

Ich liebe es zu tanzen, ich liebe es frei zu sein, genauso wie jetzt. Nur meinen Körper zu bewegen, nichts anderes wahr zu nehmen. Und zu singen. Also singe ich. Die einzigen zwei Aktivitäten bei denen ich herzhaft lachen kann. Bei denen ich loslassen kann.

Jedes Mal fühle ich mich schwerelos, frei. Wie die glückliche Yua.

Tossender Applaus ist zu hören, als ich aufhöre zu tanzen. Ich befinde mich auf einer Bühne, vor mir unsere Zuschauer, mehr als wir je zuvor hatten. Himari war zu Recht diesbezüglich aufgeregt gewesen. Wo ist Himari? Ein paar Meter von mir entfernt, fröhlich wie eh und je und das in ihren von ihr entworfenen und gemachten Idol-Outfit. Etwas hinter ihr Haruki. Lebendig und gutgelaunt. Ich lache laut auf, woraufhin mich Ayaka, im Zentrum der Bühne fragend ansieht. Ichigo wird etwas hinter mir stehen. Wir haben gerade unseren großen Auftritt gehabt. Und ich weiß nichts davon, ich weiß nicht, wann oder wie ich hergekommen bin. Ich weiß nur, dass ich gelebt, dass ich getanzt, gesungen habe und diese Gefühle sind die Wichtigsten für mich. Und dass Haruki glücklich, wirklich glücklich ist, wie er es sein soll. Wie kann ich da nicht lachen? Tränen treten mir in die Augen, als ich meinen Bauch halte und auf meine Knie falle.

Ayaka zeigt dramatisch auf mich und spricht zum Publikum: „Lachanfall des Todes, Lampenfieber hat sie irre gemacht! Wer will eine Zugabe?"

Langsam schaffe ich es zum Lachen aufzuhören und bemerke, wie Ichigo beruhigend über meinen Rücken streicht. Er hilft mir hoch und fragt leise: „Alles wieder okay?"

Lächelnd nicke ich. Alles ist in bester Ordnung. Ich liebe es ein Idol zu sein, für eben diese Momente. Für dieses Glück. Ich liebe mein Leben in diesen Momenten. Ich liebe Haruki in diesen Momenten. Ich liebe mich selbst in diesen Momenten.

Nach unserem Konzert kündigt Ayaka an, uns alle zum Abendessen einzuladen – in ihren Lieblingsrestaurant selbstverständlich.

„Können wir nicht mal wo anders hin gehen?", meint Himari, die sichtlich davon genervt ist, immer am gleichen Ort einen Erfolg zu feiern.

Ayaka stemmt ihre Hände auf ihre Hüften und schüttelt energisch den Kopf: „Auf keinen Fall! Meine Gruppe, meine Entscheidung!"

„Egozentrisch wie eh und je", gibt Himari zurück.

„Nur weil ich weiß, wie toll ich bin."

„So toll, dass mir der Appetit bei deinem Anblick vergeht."

„Du kannst auch deinen Abend allein woanders verbringen, wenn dir meine Einzigartigkeit zu viel ist."

„Die Einzige, die allein den Abend verbringen wird, ist das kleine Biest mit der verdrehten Selbstwahrnehmung."

„Und auf ein weiteres Mal", seufzt Haruki neben mir und beobachtet den Beginn eines neuen Streits. Wie Ayaka und Himari befreundet sein können ist mir ein wahres Rätsel, beide Mädchen sind recht temperamentvoll und es vergeht kaum ein Tag an dem sie nicht miteinander zoffen. Jedoch legen sich diese recht schnell und werden sofort vergessen. Ichigo hat inzwischen seine Kopfhörer aufgesetzt und zeigt somit demonstrativ, dass er nichts von diesem Wortgefecht mitbekommen will. Entspannt wie eh und je.

„Glaubst du, sie werden aufhören, bis wir beim Restaurant sind?", fragt Haruki mich. Seine Augen leuchten noch immer. Ich liebe es, wie seine Augen jetzt aussehen. Gleichzeitig habe ich vor dem Moment Angst, an dem sie wieder alle Lebensfreude verlieren werden.

„Ich weiß es nicht", antworte ich und sehe wieder vor mich hin.

„Wie war das Konzert für dich?", wechsle ich das Thema.

„Der Wahnsinn! Ich war gar nicht aufgeregt, ich bin mir wie eine wirkliche Berühmtheit vorgekommen und wollte gar nicht, dass dieser Auftritt endet. Ich habe gehofft, dass das Publikum noch eine Zugabe will, damit dieser Abend nie aufhört, dieses Gefühl wie Reiji..."

Er redet und redet, kann gar nicht aufhören seine eigene Version unseres Auftrittes zu beschreiben. Ich liebe ihn so. Er soll für immer so bleiben. Bis ich ihn auf ein weiteres Mal töte. Bei diesen Gedanken vergeht mein Lächeln beinahe.

„Woah!", Ayaka streckt ihre Arme in die Luft und grinst breit, sie ist wie immer energiegeladen, selbst nach so einem großen Auftritt. Ihre Kleidung und Frisur sehen immerzu rebellisch aus, wie jetzt mit ihrem provokanten, karierten Minirock, dem enganliegenden Top mit Kapuze und schwarzen Choke. Die Kniestrümpfe lassen sie noch skandalöser wirken. Ihre rosa Haare reichen ihr knapp über den Nacken und sehen oft so aus, als wäre sie gerade erst aufgewacht, ihr Pony ist das Einzige, was immer am Platz ist, neben ihren dunklen Perlenohrringen. Skandalös und rebellisch, wie ihre laute Persönlichkeit.

Ayaka erzählt lautstark von einem neuen Projekt. Himari wechselt ihren Blick hin und zurück, von ihrem Handy und auf Ayaka. Sie hört Ayaka nicht wirklich aufmerksam zu. Himaris blonde Haare sind deutlich länger, mit viel Volumen, und sind so gut wie immer zusammengebunden, in diversen Stilen, meiste Zeit zu zwei lockeren Zöpfen. Ihre Augen sind grün wie meine, aber in einen helleren Ton. Auch sieht ihr Gesicht viel sanfter und freundlicher als meines aus. Ihre Nägel sind immerzu lackiert, immerzu passend zu ihrem Outfit, über welches sie sich jeden Tag viele Gedanken macht. Heute trägt sie ein weites, gelbes, bauchfreies und schulterfreies Oberteil, dazu helle Shorts. Ihre selbstgemachte Bauchtasche hat sie wie immer dabei, bestehend aus ebenso hellen Jeansstoff, etwas grün und einen simplen Perlenmuster. Als Accessoires trägt sie goldene Armbänder und wie so oft auch High Heels, wodurch sie noch größer wirkt. Ayaka trägt so gut wie immer hohe Stiefeln, heute pinke mit rosa Bommeln.

Haruki sitzt neben mir, wie immer. Seine wuscheligen, violetten Haare reichen ihn über den Nacken und beinahe über ein Auge, bei seinem langen Pony. Er orinetiert sich bei seinen Kleidungsstil sehr stark bei seinen Idol Reiji, wie er trägt er jeden Tag ein Piercing am Ohr, dass er glaube ich nie ablegen wird. Er trägt ein violett und weiß gestreiftes Shirt mit einer beigefarbene Sommerjacke, die er etwas aufgestrickt hat, genauso wie er seine gleichfarbige Jeans wie immer über seinen Knöcheln aufgestrickt hat. Seine Sommerschuhe sind in einen hellen Braun, ungewohnt zu seinen sonstigen Basketballschuhen. Ein leuchtend grünes Halstuch ziert seinen Nacken, dazu eine silberne Kette mit einen Sichelmond als Anhänger und ebenso silberne Fußkettchen, die er immerzu trägt.

Ichigo sitzt am anderen Ende des Tisches und diskutiert von dort lautstark mit Ayaka, deren Stimme noch lauter wird. Wie immer sind seine Haare eine Mischung aus Gerade-Erst-Aufgestanden und Gewagt-Gestylt. Dass ihn seine losen Strähnen im Gesicht nicht stören, oder seine Kopfhörer, die beinahe immerzu um seinen Hals hängen. Seine silbernen Ohrpiercings und Ohrringe leuchten unter den schwarzen Haaren hervor, dass seine Eltern ihm erlauben sich in dem Alter piercen zu lassen. Meine würden bereits die Beherrschung verlieren, wenn ich einen Goth-Stil wie seinen nur ausprobieren würde oder Plateau-Stiefel wie seine auch nur ansehen würde. Ohne diese ist er kaum größer als ich. Seine Lippen und Gesicht sind so schmal wie meine, dafür besitzt er schärfere Züge und seine tiefroten Augen strahlen pure Freundlichkeit aus. Rot wie die chaotische Aufschrift „Sick" auf seinen schwarzen Shirt, ebenso schwarz wie seine zerrissene Jeans. Wie immer trägt er ein blickdichtes Netzoberteil drunter, welches seinen Hals und Arme bedeckt. Dazu noch etliche Accessoires, wie das schwarze Armband mit Stacheln und Totenköpfen, passend zu seinen Piercings, die Kette mit einen Totenkopf heute, den schwarzen Gürtel mit Ketten und Stacheln. Sogar seine Lippen und Nägel sind komplett schwarz, passend zu seinen Lidschatten und Wimperntusche.

„Sprecht leiser", ermahne ich die Beiden, „Das ist deutliche Lärmbelästigung."

Ayaka beginnt schlichtweg zu lachen, Ichigo setzt sich näher zu uns und beginnt in einem leiseren Ton weiterzureden. In normaler Lautstärke, wie es sich gehört. Wie es geregelt sein soll. Harukis Hand legt sich zögernd auf meine Schulter, zieht mich langsam zu ihm heran. Ich spüre seinen Blick auf mir. Und ich spüre eine andere Hand, die die meine nimmt und mich mit sich zieht, wie gestern.

„Sorry, brauche 'ne Begleitung für die Toilette", meint Himari mit einem Zwinger und zieht mich mit sich zur Toilette. Sie wirkt wie so oft bewundernswert elegant und...behandelt mich so, als wäre ich kein Fehler. Was für eine Lüge. Ihre Schritte sind zielsicher, ihr Lächeln authentisch und ihre Sorge real.

Du verdienst es nicht, du bist nichts wert.

„Hast du einen Streit hinter dir?", fragt Himari mich auf der leeren Toilette.

„Nein", kommt es prompt von mir.

Schmale Augenbrauen ziehen sich zusammen, sie beißt sich auf die Unterlippe, wie immer, wenn sie nachdenkt. Sie soll damit aufhören, sie wird ihre Lippen noch endgültig ruinieren.

„Ich spüre, dass etwas nicht stimmt. Du kannst mit mir reden."

Nein, kannst du nicht. Vertraue keinem.

„Du redest immer über irrelevante Dinge."

„Yua!", Himaris Stimme und Haltung wird von einer Sekunde auf die andere wütend, ich muss mich zusammenreißen, nicht aus Furcht zusammenzuzucken „Was genau ist an dir irrelevant? Ich versuche nur dir zu helfen!"

Darin liegt dein Fehler.

„Ich brauche keine Hilfe." Habe ich diese Worte eben ausgesprochen? Sie kamen aus meinem Mund, aber nicht von mir selbst.

Die ersten Tränen beginnen sich in Himaris leuchtenden Augen zu sammeln, sie weint recht schnell, aber meistens vor Freude. Nicht so wie jetzt.

„Warum bist du nicht glücklich?", ihre Stimme beginnt zu brechen. Keine Reaktion zeigen, stumm bleiben, keine Emotionen. „Warum kannst du so herzhaft als Idol lachen, aber verlernst es, sobald du aufhörst zu tanzen?" Ruhig atmen, ruhig Blickkontakt aufrechterhalten, ruhig die aufsteigende Panik runterschlucken. „Ich verstehe dich nicht, aber ich will versuchen dich zu verstehen", Himari streckt ihre Hand aus. Sie nimmt nicht wieder meine, sondern hält mir ihre Handfläche hin. Sie lässt mir die Entscheidung, dieses Mal.

„Bitte hilf mir dich zu verstehen", bittet sie mit einer Stimme, die ungewohnt schwach auf meiner Haut liegt. Ansonsten ist ihre Stimme stark genug, meine Haut zu wärmen, wie die Sonne selbst.

Es wäre leicht ihre Hand zu nehmen. Es ist verlockend, weil sie dann aufhören würde zu weinen. Aber es ist unmöglich, alles was darauffolgen würde durchzustehen.

„Es tut mir leid, Himari. Ich benötige keine Hilfe, du musst etwas falsch aufgenommen haben."

„Yua, lüge mich nicht an", versucht es Himari noch einmal, aber ich drehe mich bereits um und verlasse die Toilette. Dieser Abend sollte angenehm sein. Himari sollte Spaß haben und nicht verzweifeln. Haruki sollte ebenso an einem Gespräch teilnehmen, wie Ayaka und Ichigo, nicht meine Gegenwart ertragen müssen. Dieser Abend sollte perfekt sein. Ich habe ihn zerstört.

Du hast alles ruiniert.

„Du bist ein Fehler", flüstere ich zu mir selbst.

Bevor ich an unseren Tisch ankomme, bleibe ich stehen und beobachte die Szene. Lachen, ein aufgeregtes Gespräch, Harmonie. Und ich werde es erneut zerstören. Ayaka bemerkt mich und winkt mir grinsend zu: „Yuuuuuuaaaaaaaa! Komm her und lass das Spießersein! Komm, komm, heute wird gefeiert!" Wie lebensfroh. Ich hoffe, sie wird diese Eigenschaft nie verlieren.

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