31 ✴ Unbändiger Schmerz

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Verzweifelt versuchte ich Silija und Slytha nachzurennen - doch spürte durch den langen Spaziergang immer wie mehr, dass ich noch nicht wirklich wieder ganz fit war.

"Scheisse, verdammt...",hauchte ich und sah mich schliesslich alleine in der Höhle um. Keuchte atemlos.
Ich trat auf eine Scherbe und zuckte sogleich zurück - verhing mich in Spinnenweben und stiess einen verzweifelten Schrei aus.

Ich sah Silija's Licht nirgens mehr. Auch Slytha war weg.
Die Angst kroch in mir hoch - wie eine unsagbare Kälte. Stolperte immer wieder über die Schienen weiter.

Ich war in der Hölle angekommen. Alleine in dieser stickigen Dunkelheit - voller Panik. Verlassen.

Irgendwann kam ich an eine Abzweigung mit gleich vier verschiedenen Wegen - worüber ich nur noch mehr Angst bekam.
Wenn ich hier irgendwie wieder rausfinden wollte - konnte ich nicht weitergehen.
Aber ich musste!

Ich konnte doch Silija nicht hier drinn alleine lassen.
Mit Slytha - welche uns verraten hatte. Newell hatte warscheinlich hier gar nie sein Lager gehabt - es war alles eine verdammte Falle gewesen!
Ich kam mir so unfassbar dumm vor.

Ich hörte Kampfschreie - wusste nicht, ob diese nun von Slytha oder Silija waren. Wusste ebenso wenig, aus welcher Richtung sie kamen - denn überall hallten sie nach und schienen trotzdem weit entfernt.

Panisch sah ich umher, meine Taschenlampe paranoid in jede Ecke leuchtend.
Mein ganzer Körper zitterte wie Espenlaub.

Dann ein noch lauterer Kampfschrei - und ich war mir ziemlich sicher, dass dieser von Slytha stammte.
Immer wie lauter werdende Schritte waren dann zu hören - ängstlich sah ich umher.

Keuchen war zu hören - ehe nach einer gefühlten Ewigkeit ganz links eine Taschenlampe anzutanzen kam.

Es war Slytha. Hielt sich während sie rannte, ihre rechte Schulter - sah total verängstigt aus, als ich sie mit meiner Taschenlampe anleuchtete.

"Lauf!",hauchte sie verzweifelt und fast schon entschuldigend sah sie mich für eine Sekunde an - ehe sie einfach an mir vorbeirannte und mich dabei kurz anrempelte.

Wie in Trance sah ich zum linken Gang - mein Atem ging stockweise.
"Ayleen!" Silija schien gefühlt kilometerweit entfernt zu sein - ich sah kein Licht. Ihre Stimme war fast nicht zu hören. Hatte ich sie mir vielleicht sogar bloss eingebildet?

Die Schritte von Slytha verhallten - doch ein neues Geräusch kam mir in die Ohren, als ich nach links Richtung Silija rennen wollte.

Ein leises Ticken. Ein mechanisches Ticken.
Das durfte doch nicht wahr sein!

"Shit!",stiess ich verzweifelt aus und kniete mich sogleich hin und hielt mir panisch die Ohren zu.

Eins.
Zwei.
Ein lauter Knall ertönte - vom linken Gang her. Hörte weit entferntes Steinebröckeln.

Danach aber hörte ich einen Moment nur ein lautes, unangenehmes Pfeifen - rappelte mich taumelnd von den Schienen wieder hoch.
Für einen Augenblick sah ich verschwommen - musste blinzeln, damit ich wieder in der Realität zurück kam.

"Silija..." Meine Stimme klang weit entfernt - in Nebel gehüllt.
Zitternd stolperte ich in den Gang. Musste zu ihr. Hatte die Taschenlampe zum Glück aus Reflex wieder hochgehoben - aber dafür meine Axt liegengelassen.

Es kam mir vor, als vergingen Stunden des Pfeifens - während ich immer weiter durch den dunklen Höhlengang lief. Oder eher strauchelte.
Nur langsam fühlte ich meinen Körper wieder komplett.

"Silija!" Ich hörte meine Stimme mit der Zeit wieder etwas besser. "SILIJA!" Nun hallte meine quietschende, panische Stimmen durch den Höhlengang.

Das durfte nicht sein.
Das durfte einfach nicht wahr sein!

Von weitem sah ich, wie der Gang weiter vorne eingebrochen war - hörte noch einige Steine runterkullern.

Gerade wollte ich mich bereit machen, um näher zu der Explosionsstelle zu gehen - als ich aus dem Augenwinkel ein schmerzhaftes Stöhnen hörte.

Und dann fand ich sie; Auf dem Bauch liegend an der Seite des Ganges.

Sofort kniete ich mich zu ihr.
"Silija? Hey!" Sie lebte - hörte ein weiteres, schmerzvolles Stöhnen ihrerseits, als ich sie an der Schulter berührte.

Ich drehte sie vorsichtig auf den Rücken - die Taschenlampe in der anderen Hand haltend.

Ihr Blick war trüb - als wäre sie halbohmächtig.
Und was ich noch sah, liess mich entsetzt aufatmen.
Blut rann aus ihren beiden Ohren - verklebte sich in ihren blonden Haaren.

"Scheisse...scheisse!",hauchte ich zittrig und sah hilfesuchend in der leeren Höhle umher.
Ich hörte keine Schritte mehr - nur noch das benommene Wimmern von Silija und meine geschockten Atemzüge.

"Fuck!",fluchte ich und schüttelte den Kopf, ehe ich meine ganze Kraft zusammenkratzte - und Silija stützend auf die Beine half.

Seufzend musste ich sie sogleich komplett festhalten, damit sie nicht wieder zu Boden sank.
Wir mussten hier raus.
Wusste nicht, ob irgendwo noch Newell oder Slytha herumgeisterten.

Stolpernd stützte und zog ich Silija halb durch den Gang zurück. Doch schon bei der nächsten Abzweigung verlor ich meine Kraft, wusste zwar noch wo ich durchgehen musste - aber konnte Silija nicht mehr länger halten.

Schluchzend liess ich sie so gut es ging sanft zu Boden gleiten, sodass sie sich an die Steinwand anlehnen konnte.
Unsicher sah ich umher - leuchtete in jede Richtung mit meiner Taschenlampe.

Was sollte ich tun? Was musste ich tun?
Ich wusste es nicht. In diesem Moment war ich komplett ausgeliefert in dieser kalten Dunkelheit.

Dann hörte ich, wie Silija verzweifelte Laute von sich gab - sie wollte etwas sagen. Doch hörte es nicht mehr.
Beruhigend kniete ich mich zu ihr - konnte sie aber in ihrer Panik nicht beruhigen.

Ihre türkisen Augen wurden glasig - sie schluchzte ängstlich.
So viel ich durch das Licht der Taschenlampe sah, schien ihr Gesicht die ganze Zeit schmerzverzerrt.

Mir wurde auf einmal ebenso klar, dass auch wenn ich Silija hier rausschaffen hätte können - mittlerweile draussen Nacht sein musste.

Es hiess also diese Dunkelheit hier - oder die draussen.
Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte.

Als hätte jemand meine Gedanken gehört - gingen flackernd die Lichter an.
Die Augen zuerst erschrocken und wegen der abrupten Helligkeit zukneifend - sah ich dann verwirrt im nun erhellten Höhlengang umher.

Die Lampen, die oben noch hingen - leuchteten. Trotzdessen, dass so gut wie alle kaputt und alt aussahen - strahlten sie nun ein mattes Licht aus.

Als hätte jemand einfach so einen nicht existierenden Lichtschalter gedrückt. Und mir war sofort klar, dass dieser jemand das Kapitol gewesen war.
Die Spielemacher.
Die Leute in Panem würden ja sonst nichts mehr vom Schauspiel sehen.

Ich seufzte kopfschüttelnd und drehte mich wieder zu Silija um. Ich stockte und starrte sie geschockt an.

Erst jetzt sah ich das schlimme Ausmass ihrer Verletzungen; es genügte nicht, dass ihre Trommelfelle geplatzt waren. Ihre linke Seite war blutig - aufgerissen.
Am Hals hatte sie ebenso Kratzspuren, welche jedoch nicht so stark bluteten.
Ebenso waren ihre Knie blutig - ihr linker Fuss lag etwas verdreht.

Was mir aber am meisten das Blut in den Adern gefrieren liess - war eine grosse Wunde an ihrem Bauch.
Sie musste vom Aufprall der Zeitbombe gegen einen spitzigen Stein geschleudert worden sein.
Was wäre, wenn die Bombe noch näher bei ihr gezündet geworden wäre?

Verzweifelt musste ich mir die Frage stellen, welche der beiden Möglichkeiten Silija nun wählen würde.
Was für ein schlimmer Gedanke dies doch war.

Überfordert sah ich die demolierte Silija an - welche natürlich die ganze Zeit schmerzverzerrt und panisch zu mir schaute.

Ihr Atem war stockweise und schwach. Immer wieder wimmerte sie panisch und versuchte irgendetwas zu sagen.

Ich schluckte leer und sah zu meinem Rucksack. Wusste aber, dass ich niemals genug Arznei besass, um alle ihre vielen Wunden an zu heilen.

Ich war ausgeliefert - wollte helfen. Ich wollte die Zeit zurückdrehen, und Silija festhalten, bevor sie Slytha nachgerannt war.
Einfach irgendetwas anders machen.
Und ich wusste, dass solche Gedanken in diesem Moment komplett unnötig waren. Sie brachten überhaupt gar nichts.

"Okay...okay...ich...",begann ich hauchend, auch wenn ich wusste, dass Silija mich ja gar nicht mehr hören konnte.
Zittrig sah ich umher - als hoffte ich darauf, dass von irgendwo her jemand angelaufen kam, der uns helfen würde.
Doch es kam niemand.
Natürlich kam niemand.

Silija wurde immer wie bleicher - ihr Gesicht immer schmerzverzerrter. Sie versuchte immer noch, wenn auch schwächer, etwas zu sagen - was sich ähnlich wie "Bitte" anhörte.
Sie hatte solch unbändige Schmerzen. Auch meine Augen wurden dadurch glasig.

Ich stiess ein Schluchzen aus, als sie auf ein Messer - das letzte Messer an meinem Gurt - zeigte.
Mir wurde übel. Mir wurde schwindelig.

"Nein...nein, Silija...",flüsterte ich - immer noch so total von Emotionen überflutet, sodass ich noch nicht abgespeichert hatte, dass sie mich nicht hören konnte.
Ich schüttelte entsetzt den Kopf.

Silija verzog verzweifelt das Gesicht und sah mich so unendlich bittend an.
Ich wusste nicht mehr wo unten oder oben war.
Sie bat mich, ihr ein Ende zu setzen. Wie sollte ich dies tun? Wie?

Wir würden einen Weg finden, dass sie überlebte - aber dies spielte mir mein Herz bloss vor.
Mein Kopf stellte sich sofort dazu und flüsterte mir die Wahrheit ein.

Silija würde nicht überleben.
Und auch wenn dieses unrealistische Wunder passieren würde - dann würde sie für ihr ganzes, weiteres Leben taub sein.

Keine Möwen würde sie mehr hören können zu Hause - kein Wellenrauschen. Keine lieben Worte mehr von ihrer Familie oder ihrer grossen Liebe.
Keine Musik mehr - gar nichts.

Ich war keine Heldin.
Wusste nicht, was nun das Richtige zu tun war.
Ich wusste es wirklich nicht.

Silija griff mit schwachen Schluchzern nach meinem Messer am Gurt - ich zuckte sogleich zurück, sodass sie es nicht in die Finger kriegen konnte.

Sie stiess ein unzufriedenes, verzweifeltes Stöhnen aus - sah mir mit glasigen Augen wütend ins Gesicht.

Ich wusste, dass ich egoistisch handelte - aber wusste auf einmal nicht mehr, was nun egoistisch war und was nicht.
In diesem Moment wusste ich gar nichts mehr.

Silija fing schwach und wimmernd an zu husten - wodurch sogleich Blut an ihren Lippen klebte.
Ich musste abermals schluchzen, als sie ein unfassbar schmerzhaftes Stöhnen ausstiess - und sich mit zittrigen Fingern die Wunde am Bauch hielt.

Meine eigenen Finger fühlten sich taub an, als ich das Messer von meinem Gurt zog.
Liess es fast wieder fallen - konnte selbst nicht glauben, was ich da tat.

Als Silija meine Tat bemerkte, lenkte sie ihre schwache Aufmerksamkeit wieder auf mich.
Ihre so schönen Ozeanaugen schienen nicht mehr lebendig - so voller Schmerz waren sie. So voller Verzweiflung.

Ein Nebel aus unzähligen Gefühlen umhüllte uns in diesem Moment. Ich setzte mich nahe zu ihr - das Messer in meiner rechten, zittrigen Hand.

In Silija's Blick lag nun so viel mehr als der Schmerz und die Verzweiflung.
Da war Mitgefühl - entschuldigendes Mitgefühl.
Sie wollte mir mitteilen, dass es nicht schlimm war - aber das war es.
Wie konnte ich sie bloss töten?
Ich konnte das nicht!

Als würde es unfassbar viel Kraft beanspruchen, lehnte sie sich schwach in meine Richtung - und küsste mich auf meine Lippen.

Sie waren trocken und schmeckten nach Blut und Tränen - durchfluteten mich mit so viel gegensätzigen Gefühlen, dass ich es gar nicht in Worte fassen konnte.

Ich atmete verzweifelt die Luft ein, als sie sich von dem gleichzeitig so innigen und doch so schwachen Kuss löste - und stiess ein wimmerndes Schluchzen aus.

Mein ganzer Kopf rebellierte - und ich wusste nicht, gegen welche Seite ich in mir drinn ankämpfte.

Silija blieb mit ihrem Gesicht ganz nahe bei meinem - ehe sie ein lautloses Wort mit ihren zittrigen Lippen formte;
Bitte.

Als die Kanone ertönte - gingen alle Lichter wieder aus.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro