Du findest mich unwiderstehlich?

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„Wo fahren wir hin, Ashley?"

Zusammen mit Keila, Riley, Bianca und Louise teilte ich mir die kleine Rückbank von Ashleys großen Wagen.

Falls ich jemals in meinem Leben Platzangst bekommen sollte, dann hoffentlich nicht heute, dies wäre gerade jetzt nicht angebracht. Da hatten es Kate und Ashley vorne viel bequemer.

„Ich und Kate haben gedacht, es wäre eine gute Idee unseren Mädelsnachmittag und Abend nicht bei mir Zuhause zu beginnen sondern im tollen Terice."

Oh nein, ich hatte so gehofft die Zeit, die ich absitzen musste, wenigstens nur bei Ashley zuhause verbringen zu können. Da hatte ich die Rechnung wohl ohne die Idee der beiden gemacht.

Das Terice war eine kleine Bar am Strand, welche sich gar nicht weit von meinem Zuhause befand. Normalerweise gingen dort nur Surfer, Badegäste und Leute, die auf der Promenade gelaufen sind, etwas trinken.

Warum mussten wir also auch dort hin?

War denn der Ausflug dorthin nicht völlig unnötig?

„Ich find's eine super Idee von euch."

Natürlich musste mir Bianca so in den Rücken fallen, was anderes war ich ja von ihr in letzter Zeit nicht gewohnt.

„Wisst ihr was? Alles, was ihr dort trinken werdet, geht heute auf mich."

Riley war schon immer ein sehr großzügiger Mensch gewesen. Ihre Eltern waren stinkreich, noch reicher als die von Betty, welche sowieso schon verdammt viel Geld besaßen.

Komischerweise machte Riley sich nichts daraus. Sie kaufte weder einen schicken Wagen noch teure Markenklamotten oder was weiß ich noch.

Aufgrund dessen wurde sie von den Lehrern ausgesucht, einen der vielen Plätze der Vorsitzenden des Eventkomitees zu übernehmen, was ihr ziemlich viel Spaß machte.

Die Austauschschüler guckten ziemlich perplex, weil sie nicht damit gerechnet hatten, dass sich jemand bereit erklären würde, die Getränke zu bezahlen.

Da kannten sie wohl Riley schlecht. Sie war eben nun mal ein großzügiger Mensch, manchmal viel zu großzügig, um genau zu sein.

„Das ist echt nett von dir Riley, danke."

Louise war ein Fall für sich. Sie hatte kurze hellblonde Haare, trug ein Baseball T-Shirt ihrer Lieblingsmannschaft und dazu kurze schwarze Hosen. Ihre Arme besaßen mindestens doppelt so viel Muskeln wie meine.

Wenn man sie von weiten sah, dachte man vermutlich nicht, dass es sich bei ihr um ein Mädchen handelte. Sie hatte uns erzählt, dass sie regelmäßig in London an Triathlonwettbewerben teilnahm.

Wirklich weibliche Charaktereigenschaften schien sie nach meiner eher oberflächlichen Beurteilung nicht zu besitzen.

Sie war Rileys Austauschschülerin, sie konnte das Ganze also bestimmt viel besser beurteilen als ich. Ich nahm mir vor, sie das mal gelegentlich zu fragen.

„Ist es noch weit?"

Keila presste ihren Kopf Richtung Fenster, damit sie ja nichts von der Landschaft verpasste. Sie war ziemlich neugierig, was an sich eine gute Eigenschaft ist.

Aber was auch nervig werden kann. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie Bianca es mit ihr aushalten konnte, aber anscheinend war es möglich.

Sie wirkten nicht, als würden sie sich am liebsten zerfleischen wollen, im Gegenteil. Sie wirkten eher wie gute Freunde, die sehr vieles gemeinsam zu haben schienen.

„Wir sind gleich da, an der nächsten Einfahrt ist's soweit."

Ashleys großer Van kam auf einem freien Parkplatz zum Stehen. Wir öffneten die Autotüren und machten uns auf den Weg zur besagten Strandbar.

***

„Hey Mädels. Was für ein Zufall, dass ihr auch hier seid."

An einem der vielen Tische saß eine Gruppe von Austauschschülern aus unserer Jahrgangsstufe, darunter auch Josh. Er saß am äußersten Rand des Tisches, wobei er nur eine Badehose trug und nasse Haare hatte, welche ihm überall ins Gesicht fielen.

Ich wollte es nicht zugeben, aber er wirkte irgendwie schon süß, aber nur ein wenig. Er grinste mich an, als er mich entdeckte. Ich grinste zurück.

„Setzt euch doch zu uns mit euren Gastgebern an den Tisch, wir rücken etwas zusammen."

Gesagt getan, sie machten für uns etwas Platz und wir rutschten zu ihnen rein. Bianca war die erste, die sich setzte.

Nach ihr kamen Kate, Riley und Louise. Keila, Ashley und ich setzten uns auf die gegenüberliegende Seite des Tisches. Der Kellner kam und wollte unsere Bestellung aufnehmen.

Wir bestellten alle eine grüne Kokosnuss. Wenn man schon extra in eine Strandbar geht, dann sollten wir uns wenigstens etwas Besonderes gönnen.

Ashley begann zu mir über ihre Lieblingsserie The Unbelievable zu berichten und schwärmte mir vor wie toll Mike Gumbles doch sei, aber ich hörte ihr nicht richtig zu, weil mir ein anderes Gespräch meine ganze Aufmerksamkeit abverlangte, weswegen ich mit dem einem Ohr ganz woanders war.

„Du musst Josh sein, richtig?"

Biancas Wangen färbten sich zu einem leichten Rosaton, als er sie anschaute. Ich hatte sie noch nie so aufgeregt gesehen wie jetzt gerade. Das passte gar nicht zu ihr und erschreckte mich.

„Ja bin ich und du bist?"

„Ich heiße Bianca."

„Ah hübscher Name, bist du einer von Selinas Freunden?"

Er schenkte ihr sein schönstes Lächeln.

„Ja bin ich, eine ihrer besten Freundinnen sogar. Du musst, wenn ich mich nicht irre, ihr Austauschschüler sein, richtig?"

Er lehnte sich mit dem Körper noch mehr in ihre Richtung, um ihr so noch näher zu sein. Wenn ich richtig abgeschätzt hatte, befanden sie sich nur eine Nasenspitze durch das Näherheranrücken von Josh voneinander entfernt.

„Gut erkannt, schade, dass sie mir gegenüber nie erwähnt hat, dass sie eine so eine hübsche Freundin hat.''

Ich sitze doch nur ein paar Sitze auf der gegenüberliegenden Seite weit weg von euch. Du könntest mich auch persönlich fragen, wenn du eine Antwort auf deine Frage haben möchtest.

Hätte mich auch überrascht, wenn es anders wäre.

„Ja, dich hat sie jedenfalls schon erwähnt. Sie hat gemeint, dass du wahnsinnig gut aussiehst."

Ich musste mich echt beherrschen, um nicht das Kokosnusswasser aus meinem Mund laufen zu lassen. Von wegen, dass ich Bianca gegenüber erwähnt hätte, dass ich ihn gutaussehend fand. Das dachte sie wahrscheinlich nur selbst. Mich zu ihnen umdrehen und dies klarstellen, konnte ich aber auch nicht, weil es wahrscheinlich komisch rübergekommen wäre, wenn ich das getan hätte.

„Hey, alles okay bei dir, Sel?"

Ashley schenkte mir einen ihrer ,,ich bin besorgt um dich'' Blicke. Ich versuchte meine Gesichtszüge zu entspannen und stotterte so was wie: „Ja, alles gut, erzähl doch bitte weiter." Das ließ Ashley sich nicht zweimal sagen, sie begann wieder einfach drauf los zu quatschen, während ich ihr nur halb zuhörte.

„Ach ja, hat sie das wirklich erwähnt?"

„Oh, ja mehrmals sogar."

„Und findest du sie hatte recht?"

„Ja, das kann man schon sagen, du scheinst keine schlechte Partie herzugeben."

„Dann darf ich das als Kompliment nehmen?"

„Durchaus."

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Sekunden vergingen, bis sie aufhörten sich tief in die Augen zu schauen und wieder darauf aufmerksam gemacht wurden, dass sie nicht alleine an diesem Tisch saßen.

„Sel, hast du mir zugehört, ich habe dich was gefragt."

Ungeduldig trommelte Ashley mit ihren Fingern auf den Holztisch.

„Kannst du die Frage bitte wiederholen?"

„Ich habe dich gefragt, wer Jasper deiner Meinung nach umgebracht hat."

„Ich habe keine Ahnung."

„Ach komm schon Sel, das kann doch nicht so schwer sein, überleg mal, wer könnte ein Motiv gehabt haben?"

„Ich weiß es wirklich nicht, Ash."

Meine Worte ließen Ashley frustriert aufseufzen.

„Man, das ist so einfach. Amy natürlich, wer denn sonst? Schließlich hat er sie betrogen.''

„Oh ja stimmt, wie offensichtlich, wie konnte ich nicht darauf kommen?"

Wenn es sein musste, konnte ich gut schauspielern, das war manchmal ziemlich praktisch.

„Sicher, dass alles okay bei dir ist?"

„Ja, mir geht's blendend. Wieso fragst du überhaupt?"

War es so offensichtlich, dass ich gerade vollkommen neben der Spur war?

„Naja, du benimmst dich ziemlich eigenartig, passt gar nicht zu dir.''

„Das bildest du dir nur ein, mir geht es wirklich gut, glaub mir'' versuchte ich ihr zu versichern.

„Wenn du meinst, du musst es wissen."

„Ey, Louise hast du gleich Lust Volleyball mit uns zu spielen?"

Ein Junge, den ich nicht kannte, holte einen Volleyball aus einem der Rucksäcke, welche überall neben ihren Tisch auf dem Boden verstreut lagen.

„Warum nicht, Leute habt ihr etwas dagegen auf mich zu warten?"

Man konnte ihr direkt in ihrem Gesicht ansehen was für eine Lust sie hatte beim Spiel mitzumachen.

„Spiel ruhig mit, ich habe nichts dagegen."

Ashley hatte immer nichts einzuwenden. Sie wollte halt nie jemanden von etwas abhalten, hätte ich mir auch denken können, dass sie zustimmte.

„Hab Spaß, Louise, und mach mit."

„Wir gucken gerne zu."

Keila war also auch dafür. Das konnte ein langer Nachmittag werden.

„Ja, mach nur"

Wenn alle zustimmten, hatte ich wohl keine andere Wahl.

***

,,Hey, Püppchen."

Ich drehte mich um, um zu sehen wer von hinten auf mich zu kam, es war niemand geringeres als Josh.

„Selber hey."

Er schien nicht den Anschein zu machen, nachdem er mich begrüßt hatte, weiter gehen zu wollen. Stattdessen blieb er einfach aus irgendeinem Grund neben mir stehen.

Meine Füße waren nicht in der Lage, weiter zu gehen, was ich in diesem Augenblick wahrscheinlich lieber hätte tun sollen.

Sie blieben wo sie waren und schienen sich keinen einzigen Zentimeter rühren zu können, was für mich ein völlig neues Gefühl war. Es war überhaupt nicht angenehm, zu wissen, dass ich mich gerade nicht unter Kontrolle hatte.

„Du siehst echt angespannt aus."

Okay, es war also offensichtlich, dass ich mich nicht gerade in Bestform befand. Was für ein Mist.

„Nein ich bin ganz locker, mir geht's super."

Ich zauberte ein unechtes Lächeln auf meine Lippen.

„Du bist eine schlechte Lügnerin."

Wenigstens betrüge ich nicht meine erst neu gewonnene Freundin, so wie du.

„Betty wird enttäuscht von dir sein, wenn sie erfährt, dass du mit anderen Mädchen flirtest."

Ich wollte mich am liebsten ohrfeigen für die Worte, die gerade aus Versehen meinen Mund verlassen hatten.

Warum zum Teufel hatte ich meine Gedanken laut ausgesprochen?

Es war zu spät, ich konnte sie nicht mehr zurücknehmen. Vergiss nicht, dass es hier um Bianca geht, versuchte ich mir ins Gewissen einzureden.

Selbst wenn wir uns der letzten Zeit nicht so gut verstanden, doch sie war immer noch meine Freundin, dies hatte ich nicht vergessen.

Und als eine sehr gute Freundin von ihr wollte ich nicht, dass Josh, der größte Macho sich überhaupt an Bianca ranmachte. Er sollte sie bloß in Ruhe lassen, bevor sie sich noch Ärger mit Betty einhandeln würde.

Ich wollte ihm nur klar machen, was ich über ihn vorher in der Strandbar dachte, wenn auch nicht so direkt, wie ich es ihm schlussendlich an den Kopf geworfen habe.

„Erstens, ich bin nicht mit Betty zusammen, wenn du darauf hinauswillst. Zweitens, ich bin nicht ihr Eigentum und kann tun, was ich will. Das beinhaltet auch mit jedem Mädchen meiner Wahl zu flirten. Und wieso verteidigst du Betty, obwohl du sie eigentlich doch gar nicht leiden kannst?"

„Weil es meine Freundin ist, der du durch dein Flirten Ärger mit Betty einhandelst, wenn sie von heute erfährt. Und das wird sie, schließlich konnten viele Leute an euren Flirtereien teilhaben. Also bitte, such dir gefälligst jemand anderen für deine Bedürfnisse aus, klar?"

„Woher willst du überhaupt wissen, dass ich mit Bianca geflirtet habe und nicht sie mit mir?"

„Ich bin ja nicht blöd, schließlich habe ich Augen im Kopf, Idiot. Ich habe doch gesehen, wie groß dein Interesse an ihr war. Okay, sie hat mit dem Flirten angefangen, aber trotzdem heißt es nicht, dass du das Gleiche tun musst."

Ich holte tief Luft, damit ich nicht meine geballte Wut aufgrund seines vorigen Verhaltens an ihm ausließ.

„Du hattest noch nie einen Freund, oder?"

„Warum?"

,,Sonst wäre dir längst aufgefallen, dass ich dich unwiderstehlich finde, vor allem wenn du dich aufregst und eifersüchtig bist." Was hatte er da gerade gesagt? Dass ich unwiderstehlich bin?
Wollte er mich durch Aussagen wie diese verwirren? Meinen Mund ließen zumindest seine Worte nicht unverschont. Dieser war nämlich plötzlich staubtrocken. Auch mit meinem Herzen machten sie etwas. Denn es schlug, ohne, dass ich dagegen etwas machen konnte, um einige Takte schneller. ,,Ist dir schon mal ein Typ so nahe gekommen?''

Ich zuckte zusammen, als seinen warmen Atem an meinem Ohr spüren konnte.

Wie konnten seine Worte und seine Nähe einen so großen Einfluss auf mich haben und so aus der Verfassung bringen?

Das war falsch.

,,Das geht dich nichts an.'' Er war doch ein arroganter Typ, der meinte, mit nur ein paar schwachen Anmachsprüchen die Mädchen für sich zu gewinnen und sich gerade einen Spaß mit jemanden wie mir erlaubte. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du ein Mädchen nur mit ein paar schmeichelnden Worten und deinem Aussehen von dir überzeugst. Und nur fürs Protokoll: Ich bin nicht eifersüchtig."

„Ach nein? Wenn das so ist, warum erwähnst du dann Bianca gegenüber, dass du mich gutaussehend findest?"

Meine Knie wurden so weich wie Wackelpudding und ich bekam Angst jeden Moment zu stolpern.

„Das habe ich gar nicht. Das hat sie nur erfunden, weil sie selber von dir so hin und weg ist, es aber nicht zugeben wollte."

„Das glaube ich dir nicht, sonst würdest du dich gegenüber mir nicht so verhalten."

Was hatte er vor?

Warum benahm er sich auf einmal so eigenartig mir gegenüber?

„Du findest also, dass ich kein bisschen attraktiv bin?"

Wollte er sich selbst beweisen, wie toll er war oder was?

Wollte er mir zeigen, dass er so gut wie jedes Mädel um den Finger wickeln konnte und dies nur durch seinen Charme?

Vielleicht hatte er es vollbracht, mich ein bisschen durcheinanderzubringen, doch nicht, dass ich auch wie die Anderen etwas mit ihm haben wollte. Schließlich gab es bessere Jungs als ihn. Zum Beispiel Brice.

„Nein, finde ich nicht."

Na gut, das stimmt so nicht ganz. Er sah nicht wirklich schlecht aus mit seinem dunklen Haar und seinen dunklen Augen.

Natürlich war er keine Konkurrenz zu Brice, der eine Millionen Mal besser aussah als Josh, aber er war auch nicht ohne, selbst wenn es für mich schwer war, das zuzugeben. Dennoch. Auf keinen Fall würde ich ihm den Gefallen tun, sein Ego noch mehr zu pushen.

,,Das muss doch anstrengend sein."

Auf was spielte er mit diesem Satz an?

,,Was muss anstrengend sein?"

,,So zu tun, als ob du mich nicht wollen würdest."

Wie bitte, ihn wollen?

Niemals. Das war so gut wie ausgeschlossen. Obwohl, vielleicht tat ich es ja doch. Vielleicht wollte ich ihn ja sogar. In meinen schlimmsten Albträumen.

,,Ich will dich ganz sicher nicht."

,,Du musst es mir gegenüber nicht mal zugeben. Ich weiß, dass es so ist, Selina.''

,,Es ist ganz sicher nicht so'', versicherte ich ihm.

,,Als ich gesagt habe, dass ich dich unwiderstehlich finde, ist dein Mund trocken geworden oder? Ich konnte es hören. Dein Puls hat bei meinen Worten schneller geschlagen und deine Knie sind weich geworden. Ich weiß, dass meine Nähe und meine Worte eine Wirkung auf dich haben, Püppchen.''

War es so offensichtlich gewesen, dass mein Körper so heftig auf ihn reagiert hatte?

„Glaub doch was du willst."

,,Du hast keine Ahnung, wie gut du dich durch mich fühlen könntest.''

Das Blut in meinen Andern kochte wild. Er musste geradewegs aus der Irrenanstalt kommen, wenn er glaubte, dass ich meine Hose für ihn runterlassen würde.

,,Zu blöd, dass wir niemals herausfinden werden, wie gut du mich fühlen lassen könntest.''

Hoffentlich reichten diese Worte aus, um dem ganzen endlich ein Ende zu setzten.

,,Das werden wir noch sehen.''

Sein Blick, mit dem er mich bedachte, war so stechend, dass ich mich vorkam, als würde ich ihm gerade entblößt gegenüberstehen, obwohl es absolut nicht der Fall war.

,,Lass das.''

Ich wollte mich nicht so in seiner Gegenwart fühlen. Ich wollte nicht, dass er den Eindruck bekam, er könnte mich umstimmen, dass ich eines Tages doch etwas von ihm wollen würde.

,,Was soll ich lassen? Dich durcheinanderzubringen?''

,,Du sollst aufhören, nun mit mir zu flirten. Ist es denn nicht schon genug, dass du Betty und Bianca bereits hast und ihnen falsche Hoffnungen machst? Du musst nicht gleich das nächstbeste Mädchen nehmen und dasselbe mit ihr tun, weißt du.''

„Keine Sorge, ich werde die Finger von dir lassen. Ich wollte dir nur eine kleine Kostprobe davon geben, wie richtiges Flirten geht. Das, was ich mit Bianca getan habe, war nichts weiter als harmloser Smalltalk, der ohne jeglichen Hintergedanken war, nur damit du es weißt."

Alles nur Demonstration und ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass er tatsächlich an mir Interesse hatte. Die Erkenntnis, dass es so nicht war, ließ mich erleichtert aufatmen und ungemein besser fühlen.

„Du kannst tun was du willst, Macho. Ich wollte dir nur bewusst machen, dass deine Handlungen nicht nur eine Auswirkung auf dich haben können, sondern auch auf andere wie Bianca."

„Josh, kommst du? Wir wollen mit dem Spiel beginnen." Einer der englischen Austauschschüler stand plötzlich neben uns und deutete mit einer Handbewegung, ihm zu den anderen zu folgen. „Na los, lasst uns schon zum Spiel gehen, sonst müssen die anderen noch so lange warten." Ich hielt mit meinen Augen Ausschau, ob ich irgendwo meine Freunde ausfindig machte, damit ich mich während des Spiels zu ihnen gesellen konnte. Sie waren gerade dabei den kleinen Pfad, der zum Strand führte, hinter sich zu lassen, um sich zum Spiel, welches in Kürze starten sollte, zu begeben. Sie schienen wohl nicht zu bemerken, dass ich mich von ihnen abgeseilt hatte. „Ich bin übrigens Luke", stellte sich der unbekannte Junge bei mir vor.

„Selina, freut mich."

Luke trug ein weißes T-Shirt und eine schwarze Short. Seine Haare waren bräunlich, etwas gelockt und standen ihm rechts und links vom Kopf ab.

Er strahlte eine solche Lockerheit, die ihn irgendwie noch sympathischer machte. Er sah nicht aus, wie einer der Typen, der gerne angibt und sich so oft wie möglich versucht in den Vordergrund zu stellen.

Im Gegenteil, er wirkte ziemlich bodenständig. Kaum zu glauben, dass Josh auch mit ganz normalen Leuten befreundet ist.

„Ah Selina, bist du nicht das Mädchen, das Joshs Kleidung aus dem Fenster geschmissen hat und eigentlich total nervig sein soll?"

„Doch, ich schätze, das bin ich. Zu meiner Verteidigung, ich habe seine Sachen nur als Rache dafür, dass er seine schmutzigen Klamotten auf mein sauberes Bett geworfen hat, aus dem Fenster geschmissen. Und ich bin nicht nervig!"

„Du bist witzig. Josh bekommt es nicht auf die Reihe, die Dinge richtig zu erzählen, wie sie sich abgespielt haben. Tut mir leid für die falsche Anklage."

„Hey, du weißt schon, dass ich direkt neben dir stehe, Luke."

Josh boxte ihn brüderlich in die Rippen. Die Zwei schienen sich gut zu verstehen und sich lange zu kennen. Es waren jetzt nur noch ungefähr fünf Meter zum Spielraum.

„Hey Sel, da bist du ja endlich."

Ashley kam sofort auf mich zu gerannt, als sie mich mit Josh und Luke entdeckte.

„Wir haben dich, seit wir aus der Bar rausgegangen sind, nicht mehr gesehen, wo warst du?"

„Sie war mit mir unterwegs. Entschuldige, dass ich sie aufgehalten habe."

Ich hätte nicht gedacht, dass Josh für mich Ashleys Frage beantworten würde. Ich hatte angenommen, ich müsste mir eine kurze aber sinnvolle Ausrede einfallen lassen.

Aber jetzt brauchte ich es erst gar nicht erst versuchen. Bestimmt würde sie mich bei der nächsten Gelegenheit nur so mit Fragen löchern, soviel ist sicher.

„Achso, na dann, du bist Josh oder?"

Mach bitte nichts Peinliches, Ashley.

„Ja bin ich und du?"

„Ashley, eine sehr enge Freundin von Selina."

„Josh und Luke, wo bleibt ihr?"

Louise deutete mit einem genervten Gesichtsausdruck auf ihre Armbanduhr. Die Zwei gesellten sich zu ihren Klassenkameraden und das Spiel konnte endlich beginnen.

***

Der erste Punkt fiel schon nach der ersten Minute. Luke hatte Josh den Ball zugepasst und dieser hatte den Ball mit so einer schnellen Geschwindigkeit über das Netz platziert, dass die gegnerische Mannschaft keine Möglichkeit bekam, ihn aufzuhalten. Somit kam dann das 1:0 zustande, nicht schlecht.

„Habt ihr das gesehen! Josh ist der Wahnsinn."

Bianca warf ihm ein paar lange, bewundernde Blicke zu, die meiner Meinung nach einfach sehr unnötig waren.

Was fand sie an ihm so unwiderstehlich?

„Betty wäre bestimmt beeindruckt von ihm, wenn sie jetzt zugucken würde."

„Wieso kommst du jetzt auf Betty, wenn ich fragen darf?"

„Schließlich scheint sie nicht gerade nicht an ihm interessiert zu sein und er nicht an ihr, soweit ich mitbekommen habe."

„Ach, Gerüchte entsprechen doch meistens eh nicht der Wahrheit. Außerdem ist er nicht ihr Eigentum oder?"

Ja, da hat sie schon recht, nur sah dies eine Betty leider ganz anders.

„Wie du meinst, Bianca." Die anderen hörten unserem Gespräch nicht zu. Sie waren so sehr im Spiel vertieft, dass ein Rockkonzert nebenan stattfinden hätte können und es ihnen nicht aufgefallen wäre. Der nächste Punkt fiel schon, während ich mir Gedanken darüber machte, wie ich Bianca von ihrem Joshrausch abbringen konnte. Josh behandelte ein Mädchen weder wie eine Lady, noch hatte er ein langes Interesse für eine. Nach spätestens zwei Wochen würde er sie sowieso verlassen und sich eine andere suchen, die dann auch irgendwann von ihm abserviert werden würde. Ashley, Riley und ich würden dann schlussendlich diejenigen sein, die ihr über die Trennung hinweghelfen mussten. „Ashley?"

Ich stupste sie leicht an ihrer Schulter an, damit sie auf mich aufmerksam wurde.

„Was ist denn, Sel?"

„Was habt du und Kate eigentlich geplant nach dem Spiel zu unternehmen?"

Ich wollte auf keine weiteren Überraschungen stoßen und auf das vorbereitet sein, was wir nachher machen werden.

„Wir wollten danach mit euch noch ein Lagerfeuer hier am Strand machen und werden Marshmallows grillen. Abschließend gehen wir zu mir nach Hause, bestellen eine Pizza und schauen uns einen Film an."

Das klang gar nicht mal nach einem so schlechten Abend, musste ich eingestehen.

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