Von unerwarteten Gefühlen 3

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,,Ja, ich möchte mit dir in einer Beziehung sein, Josh Harrison.''

Ich war gerade erst nach Hause gekommen und hatte zwei Stimmen gehört, die aus dem Garten zu kommen schienen. Dort saßen Josh und Bianca und waren dabei sich gegenseitig abzuschmatzen.

Dabei machten nicht den Anschein, als würden sie jemals aufhören wollen. Den Anblick auf das Bild, welches mir gerade geboten wurde, hätte ich mir am liebsten erspart.

Nicht, weil es ekelig war, die beste Freundin mit dem Macho schlechthin rumknutschen zu sehen. Die beiden wirkten ernsthaft glücklich miteinander und dies ließ mein Herz in tausende von Einzelteilen zerspringen.

Und das ergab keinen Sinn, weil es bedeuteten würde, dass ich eifersüchtig war und das konnte einfach nicht sein. Ich war doch diejenige gewesen, die ihm geraten hatte, ihr seine Gefühle zu gestehen, und die vorgab, nicht zu verstehen, warum Bianca gerade an Josh so großes Gefallen hatte.

Wäre es irgendein anderes Mädchen gewesen, wie diese Sandy oder Mindy (wie auch immer sie hieß) hätte es mir wahrscheinlich nichts ausgemacht.

Aber bei Bianca war das etwas anderes. Sie war nicht mehr irgendein Mädchen. Sie war nun offiziell seine Freundin.

Hatte ich vielleicht nicht zulassen wollen, dass er sich an sie ranmacht, weil ich geahnt hatte, dass sie so gut zueinanderpassen würden?

Und wenn es der Fall war, wieso störte es mich so, dass die zwei ihr Glück miteinander gefunden hatten?

Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

Du hast dich Hals über Kopf in Josh Harrison verknallt.

***

Nein, das konnte einfach nicht sein. Niemals war es möglich, dass ich mich in Josh verliebt hatte. Er sah nicht mal so gut aus wie Brice Stephens, noch war er ein Gentleman, nett, witzig, sexy oder klug.

Er war Josh, der mich beleidigend Nerd oder Püppchen nannte, seine schmutzigen Sachen auf mein Bett geworfen hatte, sich nicht mal merken konnte, am Badezimmer anzuklopfen, bevor er es betrat und mich als Niete im Flirten bezeichnet hatte. In so jemanden konnte ich doch nicht verliebt sein.

,,Püppchen, was ist los? Du bist heute so eigenartig schweigsam.''

Warum hatte ich dann aber diese große Eifersucht gespürt, als ich ihn zusammen mit Bianca gesehen hatte?

,,Glückwunsch, dass du mit Bianca zusammen gekommen bist.''

,,Danke, dass du mich dazu überredet hast, ihr zu gestehen, was ich für sie empfinde.''

,,Gern geschehen. Ich habe mich übrigens mit Ashley wieder vertragen.''

,,Echt? Das ist toll. Ich hab's dir doch gesagt, dass ihr euch wieder versöhnen werdet. Das freut mich.''

Ich stocherte in meiner Lasagne herum. Er war derjenige, der mir ehrlich erzählte, was er dachte, der mich aufmunterte, wenn es mir nicht gut ging, dem ich mittlerweile alles anvertrauen konnte und mich zum Lachen brachte. Das war nicht einfach zu ignorieren.

,,Hey, ihr beiden. Tut mir leid, dass ich erst so spät komme, heute war echt viel los.''

Meine Mutter stand auf einmal im Hausflur.

,,Wir haben gerade erst mit essen angefangen, es gibt Lasagne.''

,,Lecker.''

Sie zog sich die hohen Stiefel aus. Die hatte ich ja noch nie an ihr gesehen.

,,Sind die Stiefel neu?''

Eine leichte Rosafärbung machte sich auf ihren Wangen breit.

,,Gefallen sie dir? Ich habe sie heute neu gekauft für das Date, was ich nachher haben werde.''

Meine Augen wurden rund wie Pfirsiche.

,,Mit wem geht du den auf eine Date?''

Verlegen kratzte sie sich am Arm.

,,Mit Pascal, dem Kellner, der uns im San Gerano bedient hat.''

Dem Pascal! Meine Kehle schnürte sich bei der Erwähnung seines Namens zu.

,,Mach mir keinen Vorwurf, Selina. Ich bin seit 9 Jahren Single. Da ist es wohl doch nicht viel verlangt, wenn ich nach dieser langen Zeit mal ausgehen möchte.''

,,Ich mache dir doch keinen Vorwurf.''

Habe ich denn einen blöden Kommentar gemacht?

Nein!

,,Ach komm schon, ich bin deine Mutter und kenne dich schon seit 18 Jahren. Ich weiß, wie du guckst, wenn dir etwas nicht passt.''

,,Du kennst ihn doch gar nicht wirklich, du bist ihm doch nur einmal in deinem Leben begegnet.''

,,Wie soll ich ihn denn kennenlernen, wenn ich nichts mit ihm unternehme?''

,,Ich find es toll von Ihnen, dass sie die Chance ergreifen und es wagen, endlich wieder mit jemanden auszugehen, Mrs. Maynard.''

Wir drehten zum gleichen Zeitpunkt unsere Köpfe zu Josh. Ich aus Empörung, weil er die Seite meiner Mutter gewählt hatte und sie, weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass er sich zu diesem Thema äußern würde.

,,Da ihr euch anscheinend so gut versteht, geh ich jetzt einfach. Tschüss Mom, viel Spaß bei deinem Date.''

Ich war so was von raus, sie sollte machen, auch immer sie wollte. Ich hörte noch, wie meiner Mutter mir noch ,,Jetzt lass uns das klären, Selina'' hinterher rief, als meine Zimmertür zufiel. Ich hatte absolut miese Laune.

***

,,Hey Selina, darf ich reinkommen?'', kam es von draußen auf dem Flur von einer Person, bei der es sich der Stimme nach nur um Josh handelte.

Ohne auf eine Antwort abzuwarten kam er rein.

,,Was willst du?''

Griesgrämig saß ich auf den Boden meines Teppichs und starrte die Decke an. Er setzte sich zu mir.

,,Schauen, wie es dir geht.''

Wie es mir ging?

Wonach sah das Ganze für ihn aus?

Es ging mir beschissen.

,,Geh am besten lieber, Josh.''

,,Wir sind doch Freunde, du kannst mit mir über alles reden.''

Er wusste über die Trennung meiner Eltern Bescheid, über mein manchmal noch mangelndes Selbstbewusstsein, über meine Gefühle für Brice, über mein fehlendes Wissen in Flirten, über den Streit mit Ashley.

Er war momentan die Person, mit der ich am meisten Zeit verbrachte und der ich die meisten Dinge erzählte. Zwischen uns war nicht mehr ein ,,Wir verstehen uns nun gut und hassen uns nicht mehr'' Verhältnis.

Man konnte das, was wir miteinander hatten, fast schon eine frische, aber dafür als eine enge Freundschaft betiteln. Doch genau das laut auszusprechen, fiel mir gerade in dieser Situation unglaublich schwer.

,,Dann fangen wir doch am besten damit an, dass wir keine Freunde sind, ist das klar!?''

,,Hatten wir das nicht schon längst an dem Abend, an dem ich meine Hand mit heißem Wasser verbrannt hatte, geklärt?''

,,Ich habe gemeint, dass aus uns so etwas wie Freunde werden könnte, aber nicht, dass wir es sind!''

Ich war geladen und konnte nicht neben ihm sitzen und stand auf.

,,Hör auf, wieder diese Karte zu spielen!''

Er stand auf und war mir dicht auf den Fersen als ich im Zimmer herumtigerte.

,,Welche Karte denn?''

,,In der du alle um dich herum hasst und am liebsten alles kurz und klein schlagen möchtest.''

,,Das mache ich nicht.''

,,Ich weiß, dass es nicht einfach ist, zu sehen, dass deine Mutter über deinen Vater hinwegkommen kann. Aber es ist möglich und ich find's gut, dass sie sich der Aufgabe stellt.''

Es war leicht für ihn, das zu sagen, wenn er nur wüsste, wie sehr sie darunter gelitten hatte, als er uns verlassen hat.

,,Du warst nicht dabei in den Nächten, als sie vor Kummer nicht schlafen konnte und nicht aufgehört hat zu weinen, den ganzen Tag zuhause war und nichts gemacht hat, außer betrübt auf der Couch zu sitzen. Oder Bilderrahmen mit Fotos von uns zu zerschmettern und die ganze Zeit dabei geschrien hat ,,Ich habe alles für ihn gemacht, Essen, seine Wäsche gewaschen und gebügelt, das Zimmer aufgeräumt. Und wie dank er mir?! Er verlässt mich für eine andere, wie kann er nur, dieses Arschloch!'' Er war ihre große Liebe. Sie konnte Hausarbeit nie ausstehen, aber ihm zur Liebe hat sie es gemacht. Was passiert, wenn der nächste ihr ebenfalls das Herz bricht? Das wird sie nicht verkraften können.''

Er wich nicht zurück, als der aufgebaute Abstand sich zwischen uns verkleinerte, als er aufstand.

,,Es gibt mehr als nur eine große Liebe. Menschen sind in der Lage, mehrere zu haben in ihrem Leben. Vielleicht wird es genau die sein, die sie wieder vollständig und glücklich macht. Aber wie soll sie den ersten Schritt machen, wenn du sie bei ihrem Vorhaben nicht unterstützt und ihr Mut zusprichst? Du bist ihre Tochter, deine Meinung ist ihr wichtig. Sie kann nicht ewig an jemanden festhalten, der nicht mehr nach Hause kommen wird.''

,,Soll ich etwa akzeptieren, dass in ein paar Jahren ein Mann mit uns wohnen wird und versucht meinen Vater zu ersetzen? Man kann auch einfach glücklich sein und gar niemanden lieben.''

,,Du denkst so, weil du Angst davor hast, jemand anderen an seinem Platz zu sehen. Du bist es gewohnt, entweder mit oder ohne ihn auszukommen. Du solltest dir aber dennoch im Klaren sein, dass zum Schluss deine Mutter das letzte Recht darüber hat zu entscheiden, wie sie ihr Leben gestalten will.''

,,Sie hat aber kein Recht darauf mein Leben mit zu beeinflussen, indem sie einem wildfremden Mann hinterherrennt."

,,Willst du ihr denn kein Glück und einen Mann, mit dem sie alt werden kann, gönnen? Willst du nicht, dass sie auch einmal nach Jahren wieder jemanden lieben kann und glücklich ist? Ich verstehe ja, dass du dir sorgen machst. Wenn ich an deiner Stelle wäre, hätte ich erst einmal wahrscheinlich genauso reagiert wie du. Aber du darfst etwas nicht vergessen: Es tut einem auf Dauer nicht gut, nur an die unzähligen Sorgen zu denken, anstatt die Chance zu ergreifen und dabei das Risiko einzugehen, am Ende vielleicht doch von der anderen Person enttäuscht zu werden. Das gehört alles zur Liebe dazu. Bitte leg deiner Mutter keine unnötigen Steine in den Weg, Selina.''

Ich ließ mir Joshs Worte durch den Kopf gehen und musste zugeben, dass er gar nicht mal unrecht hatte.

Jeder hatte es verdient, Liebe in seinem Leben zu bekommen. Auch meine Mutter. Ich musste die Erinnerungen an meinen Vater, bezüglich meiner Mutter loslassen und ihr Platz geben sich entfalten zu können. Sie tun lassen, was auch immer sie wollte.

Sie hatte so lange schon nicht mehr so sehr gelacht und so gestrahlt, bevor sie Pascal begegnet war und heute erzählt hatte, dass sie mit ihm auf ein Date gehen wird.

,,Na schön, du hast ja recht. Ich werde jetzt zu meiner Mutter gehen und mich für mein vorheriges Verhalten entschuldigen. Hoffen wir mal, dass Pascal ihr nicht das Herz brechen wird.''

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